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ναοὶ δέ εἰσιν ἐπὶ τῆς ἀγορᾶς Καίσαρος, ὃς μοναρχίας πρῶτος ἐν Ῥωμαίοις ἐπεθύμησεν καὶ ἀρχὴν τὴν καθεστηκυῖαν πρῶτος ἐκτήσατο, ὁ δὲ Αὐγούστῳ πεποίηται παιδὶ ἐκείνου τήν τε βασιλείαν βεβαιωσαμένῳ μᾶλλον καὶ ἀξιώματος καὶ δυνάμεως ἐς πλέον ἢ ὁ πατήρ οἱ προελθόντι: τὸ δὲ ὄνομα ἦν τούτῳ

Αὔγουστος, ὃ κατὰ γλῶσσαν δύναται τὴν Ἑλλήνων σεβαστός637. Aus dem überlieferten Pausaniastext kann erschlossen werden, dass der Kaiserkult in Sparta bereits in augusteischer Zeit eingeführt wurde. Sowohl ein Tempel für C. Iulius Caesar (Kaisareion) als auch einer für seinen Adoptivsohn Augustus (Sebasteion) werden genannt638. Beide naoi sind jedoch weder identifiziert noch ausgegraben, daher lässt sich über ihre architektonische Form nur spekulieren. Von V. Evangelidis kommt der Vorschlag, dass es sich bei den beiden Tempeln um eine „twin cella“

gehandelt haben könnte, zumindest aber um einen Baukomplex639. Die antike Agora der Polis konnte bisher nicht genau lokalisiert werden. Es wird diskutiert, ob sie sich in dem Gebiet südöstlich unterhalb der Akropolis befand, wo sich die Überreste einer römischen Stoa erhalten haben640, bei der es sich vielleicht sogar um die bei Pausanias641 erwähnte wiederaufgebaute persische Stoa handeln könnte (Abb. 49).

Demnach standen die zwei nahe beieinander gelegenen Tempel auf dem Plateau des Palaiokastro im Norden oder im Süden der römischen Stoa, wo sich wahrscheinlich die Agora befand. Westlich der Agora, am Südhang der Akropolis, liegt das noch heute sichtbare und ebenfalls bei Pausanias genannte Theater, welches etwa um 30-20 v. Chr. entstanden und in vespasianischer Zeit erneuert worden ist642.

Sparta war, genau wie Athen, civitas libera643. In der Schlacht von Actium kämpfte die Polis als eine der wenigen griechischen Städte auf der Seite von Octavian, was ihr im

637 Paus. 3, 11, 4.

638 Trummer 1980, 27f., 153; Hänlein-Schäfer 1985, 164 A 24 (Augustus); 263 C 2 (Caesar); zum Kaisareion bzw. Sebasteion s. Anm. 597.

639 Evangelidis 2008, 131.

640 Waywell – Wilkes 1994; die Halle entstand um 130 n. Chr., als Kaiser Hadrian die Stadt besuchte.

641 Paus. 3, 11, 3; Vitr. 1, 1, 6; zur Akropolis: Paus. 3, 17, 1.

642 Paus. 3, 14, 1; Waywell – Wilkes 1995; 1999; Di Napoli 2010, 254.

643 Plin. nat. 4, 16; Strab. 8.5.5.365; vgl. Böhme 1995, 77.

Nachhinein zugute kam und weswegen sie unter dem Schutz der Claudier gestellt wurde644. Es war Caius Iulius Eurykles, der eine spartanische Flotte gegen M.

Antonius anführte und dafür vom Princeps zum Dank Gebietsschenkungen, z.B. die Insel Kythera, sowie die Leitung der im Jahr 28 v. Chr. eingerichteten Actischen Spiele übertragen bekam645. Augustus selbst besuchte im Jahr 21 v. Chr. Sparta646, nachdem seine Frau Livia bereits 40 v. Chr. nach der Schlacht von Philippi dort mit ihrem ersten Mann, Tib. Claudius Nero, und ihrem Sohn, dem späteren Kaiser Tiberius, Zuflucht fand647.

In augusteischer Zeit hatte C. Iulius Eurykles eine führende Rolle in Sparta inne, er übernahm als erster das neu eingerichtete Priesteramt für den Kaiser Augustus und höchstwahrscheinlich die Initiative zum Bau der Kaiserkulttempel648. Seine Familie war sehr einflussreich, sie erhielten das römische Bürgerrecht sowie diverse

Ehrungen, z.B. als Wohltäter. Sein Sohn C. Iulius Lakon wurde sogar in Olympia geehrt649. Lakon und dessen ebenso bekannter Sohn C. Iulius Spartiatikos, Enkel des Eurykles, waren römische Ritter und letzterer auch Kaiserpriester und erster

Oberpriester für den Achaierbund, beide erhielten Ehrungen in Korinth, die ihren cursus honorum aufzählen650. Eurykles, obwohl zwischenzeitlich verbannt, wurde nach seinem Tod gegen 2 v. Chr. in Gytheion mit nach ihm benannten Spielen, den zweitägigen Eurykleia, geehrt, die in Verbindung mit den sechstägigen Kaisareia zu Ehren des Augustus und Tiberius stattfanden651. Obgleich für das 1. Jh. n. Chr. keine Zeugnisse zur Organisationsstruktur des Kaiserkults in Sparta überliefert sind, konnte A. Hupfloher in ihrer Studie zu den Kaiserpriestern Spartas nachweisen, dass die Familie des Eurykles, die eine dynastische Stellung inne hatte, als Organisator

644 Cass. Dio 48, 39, 1; Suet. Tib. 6, 2; zur Geschichte Spartas in römischer Zeit: Clauss 1983, 89-94; Böhme 1995, 76-79; Kennell 2010, 181-194; grundlegend: Cartledge – Spawforth 1989.

645 Plut. Ant. 67, 2; Strab. 7.7.6.325 (zu den Spielen); vgl. Bowersock 1961, 116; Clauss 1983, 89.

646 Cass. Dio 54, 7, 2; vgl. Halfmann 1986, 23f., 158.

647 Clauss 1983, 89; Kantiréa 2007, 160.

648 Cartledge – Spawforth 1989, 99.

649 IvO 426; s.o. Kap. 3.3.

650 Corinth 8,2, 68; zu Spartiatikos s.o. Kap. 3.2.2 sowie Kap. 3.2.5.

651 z.B. IG V,1 71b, Z. 54-55 (Mitte 2. Jh. n. Chr.); s.u. Kap. 3.6; vgl. Clauss 1983, 90; zu den Eurykleia s.

Kantiréa 2007, 163; zu Kaisareia und Eurykleia s. Camia 2011, 115-118.

des städtischen Kaiserkults für diese Zeit angesehen werden kann652. Spartiatikos hatte sein Amt auf städtischer Ebene ausgeführt und war für den Achaierbund tätig.

Eine attische Inschrift neronischer Zeit ehrt ihn, ebenso wie eine aus Korinth

stammende653. Einer der frühesten Oberpriester für den Kaiserkult in Sparta ist dann allerdings erst seit spättrajanischer Zeit bezeugt. Dabei handelt es sich um den zukünftigen Senator C. Iulius Eurykles Herculanus, der Sohn des oben genannten C.

Iulius Spartiatikos654. Es ist in Sparta also eine Familie für Ein- und Fortführung des Kaiserkultes verantwortlich.

Pausanias erwähnt, gleich nachdem er die beiden Kaisertempel auf der Agora genannt hat, einen Altar für Augustus655. Ein bescheidener augusteischer Altar aus Marmor (IG V 1, 373)656, der südlich des Theaters gefunden wurde, trägt die Inschrift Σεβαστῶι | Καίσαρι, ein anderer (IG V 1, 378) ist den theoi sebastoi aufgestellt

gewesen und entstand am Ende des 1. oder Anfang des 2. Jh. n. Chr.657. Neben den Altären sind es Ehrenmonumente und Statuenbasen, die den Kaisern und ihren Familienangehörigen aufgestellt wurden658. Einige wenige Porträts haben sich erhalten und sind im Museum von Sparta aufbewahrt. Darunter befinden sich ein männliches Porträt, vermutlich des C. Iulius Caesar659, ein weiblicher Porträtkopf660 sowie ein umgearbeiteter Porträtkopf des Kaisers Claudius661 im Typus capite velato (Abb. 50-52). Da es sich z.T. um Privatporträts handelt, kann eine Aufstellung aller Köpfe im Sebasteion ausgeschlossen werden.

652 Hupfloher 2000, 147-153; zur Familie des Eurykles s. Kantiréa 2007, 159-166.

653 IG II2 3538; vgl. Hupfloher 2000, 154; Korinth: West 1931, 50-53 Nr. 68; s. Anm. 449.

654 IG V,1 380 (115 n. Chr.); 971; 1172; Cartledge – Spawforth 1989, 110-112; Hupfloher 2000, 149 setzt noch den Priester Soixiteles Eudamou vor Herculanus; Balzat 2008, 346-348; Camia – Kantiréa 2010, 390;

Camia 2011, 145-147.

655 Paus. 3, 11, 5: τοῦ δὲ Αὐγούστου δεικνύουσι πρὸς τῷ βωμῷ χαλκῆν εἰκόνα Ἀγίου. [...].

656 Benjamin – Raubitschek 1959, 69 Nr. 17; Trummer 1980, 28, 154.

657 Vgl. Hupfloher 2000, 155 (mit Auflistung der Monumente bis in antoninische Zeit).

658 Für das 1. Jh. v. Chr.: IG V,1 374 (M. Agrippa); für das 1. Jh. n. Chr.: IG V,1 375 (Germanicus); 376 (Nero); 377; SEG 11, 761 (L. Caesar); SEG 11, 762 (C. Caesar); SEG 41, 315 (Statue Nero).

659 Sparta Mus. Inv. 3371; Datsouli-Stavridi 1987, 13f. Abb. 3-4.

660 Sparta Mus. Inv. 10995; Datsouli-Stavridi 1987, 14 Abb. 5-8.

661 Sparta Mus. Inv. 10812; Datsouli-Stavridi 1987, 14f. Abb. 9-10; Kantiréa 2007, 245 Nr. 45.

Neben den archiereis für den Kaiserkult lassen sich auch Priester für den Kult der thea Rhome nachweisen, der vielleicht schon in augusteischer Zeit in Sparta eingerichtet wurde, genau wie in Messene662. Ebenso in augusteischer Zeit kann mit der

Einrichtung der Kaisareia gerechnet werden, deren Ausgestaltung in die Hände der Kaiserpriester fiel663. Neben den Kaiserfesten gab es auch eine Feierlichkeit für die Kaiserin Livia, die Liviai, die sich bis in die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. erhielten664. Die Feste wurden wahrscheinlich im Theater ausgetragen, wo sich auch Basen für Kaiserstatuen fanden665. Ein bis heute nicht identifiziertes und ausgegrabenes Kaisareion erwähnt Pausanias für das in Lakonien am Meer gelegene Städtchen Asopos: τάδε μὲν ἀπὸ Ἀκριῶν ἄνω πρὸς ἤπειρον: τὰ δὲ πρὸς θαλάσσῃ, πόλις Ἀσωπὸς Ἀκριῶν ἀπέχει σταδίους ἑξήκοντα. ἐν αὐτῇ δὲ ναός τε Ῥωμαίων βασιλέων καὶ ἀνωτέρω τῆς πόλεως ὅσον τε σταδίους δώδεκα καὶ ἱερόν ἐστιν Ἀσκληπιοῦ [...]666. Auch dieser Tempel für die römischen Kaiser stand auf der Agora, wie ἐν αὐτῇ und der Hinweis, dass sich das Asklepieiosheiligtum ‚oberhalb der Stadt’ befand, aussagen. Und abermals gibt es eine Verbindung zu C. Iulius Eurykles: die Stadt Asopos nämlich ehrte ihn als ‚Wohltäter’, da er ihr Spenden zukommen ließ667.