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Im Bürgerkrieg stand Athen zuerst auf der Seite des Pompeius, wechselte dann aber zu Caesar über. Im Jahr 51 v. Chr. schenkte Caesar der Stadt – genau wie zehn Jahre vor ihm Pompeius für Wiederaufbaumaßnahmen – 50 Talente für die Errichtung des Römischen Marktes147. Anscheinend bemühte sich Caesar darum, genauso beliebt zu sein wie Pompeius, was ihm nicht recht gelang, wenn man bedenkt, dass die Athener

140 DNP 1 (1996) 609 s. v. Amphiaraos (A. Schachter); Paus. 1, 34, 1; Liv. 45, 27, 10.

141 IG VII 264 = Petrakos 1997, Nr. 442.

142 Siedentopf 1968, 127.

143 RE 3,1 (1897) 1234-1235 s. v. C. Metella (F. Münzer); Kajava 1990, 82f.

144 IG VII 372.

145 Plut. Sulla 6, 11.

146 Plut. Sulla 35.

147 Cic. Att. 6, 1, 25; die Geldspende Caesars wird in der Dedikationsinschrift der Portikus des römischen Marktes (Kat. A 14 = IG II2 3175) erwähnt. Der Vorgang der Geldspende wird von Graindor und Kirchner (Kommentar im Corpus) in die Zeit nach der Schlacht von Pharsalos 47 v. Chr. datiert.

Entweder eines der beiden Daten (51 und 47 v. Chr.) ist nicht richtig oder es hat zwei Geldspenden des Caesar (davon ist die in IG II2 3175 unzweifelhaft auf die Agora zu beziehen) gegeben. Näheres zur römischen Agora in Kap. 3.1.5; allg. zu Caesar und Athen s. Hoff 1989, 271f.

den Caesarmördern Marcus Brutus und Caius Cassius auf der Agora bronzene Standbilder neben denen der Tyrannenmörder Harmodius und Aristogeiton errichteten148. Brutus besuchte Athen gegen Ende des Jahres 44 v. Chr. und

interessierte sich laut Plutarch für die Philosophie149. Obwohl Caesar in hohem Maße Geld von der Stadt eintrieb150, wurde er öffentlich geehrt. Zwei derartige Ehrungen lassen sich für ihn in Athen mit Sicherheit feststellen. Dabei handelt es sich zum einen um eine große Basis mit Inschrift, die eventuell eine kolossale Statue Caesars trug und ihn inschriftlich als ‚Diktator’ bezeichnet151. Diese Statuenbasis, die vor der Attalosstoa auf der Agora stand und zu der noch weitere Blöcke gehört haben können, wird in Zusammenhang mit Caesars kurzem Besuch 47 v. Chr. in Athen gebracht. Dass Caesar in der Inschrift auch ‚Soter’ und ‚Euergetes’ genannt wird, könnte darauf zurückgeführt werden, dass er die Stadt nach dem Sieg über Pompeius verschont hatte152.

Zum anderen handelt es sich um eine Basis mit Inschrift aus hymettischem Marmor, mit der Caesar ebenfalls vom Demos als σωτhρ καὶ εὐεργέτηv geehrt wird153. Der Block wurde bei Ausgrabungen auf der Agora gefunden. Auch hier möchte man denselben Entstehungszeitraum (nach der Schlacht von Pharsalos) annehmen, als Caesar zum zweiten Mal das Amt des Konsuls inne hatte. Eine weitere, weniger gut erhaltene Inschrift, deren Stifter nicht bekannt ist, ehrt Iulius Caesar154. Gefunden wurde der Block auf der Akropolis und könnte ebenfalls um 48 v. Chr. datieren.

Nicht nur in Athen, sondern auch auf Delos erhielt der Machthaber Caesar Ehrungen

148 Cass. Dio 47, 20, 4; Plut. Brutus 24, 1; vgl. Judeich 1931, 97; auf der Agora wurde ein marmornes Fragment einer Statuenbasis gefunden, welches einer Statue des Brutus zugewiesen werden kann:

Agora I 3366; SEG 17, 1960, 75; Raubitschek 1957, 5; Raubitschek 1959, 15f., 21.

149 Plut. Brutus 24, 1; vgl. Raubitschek 1957.

150 Cass. Dio 42, 48, 1; zu den Ehrungen Caesars in Griechenland, den Griechischen Inseln und Kleinasien s. Raubitschek 1954, der 20 Ehrungen aufzählt.

151IG II2 3222: ὁ δῆμος | [Γ]άιον Ἰούλιον Καίσ[αρα | ἀ]ρχιερέα καὶ δικτά[τορα τὸν | ἑα]υτοῦ σωτῆρα κα[ὶ εὐεργέτην]; Raubitschek (1954) 68f. Nr. P, Taf. 3; = SEG 14, 1957, 122.

152 App. bell. civ. 2, 13, 88; Cass. Dio 42, 14, 1-3.

153 SEG 14, 1957, 121 = Raubitschek 1954, 65f. Nr. F: [ὁ δῆμος] Γάϊον Ἰούλιον Γαΐου [υἱὸν Καίσαρα, τὸν ἀρχιερέα καὶ] αὐτοκράτορα ὕπατό[ν τε τὸ δεύτερον, τὸν σωτῆρα] καὶ εὐ[εργέτην].

154 IG II2 3223 [Ἰ]ούλιο[ν ]# Καίσαρα; Aneziri 2010, 289 Tab. AV.

vom Demos von Athen155. Nur wenige Jahre später, gegen Ende des Jahres 44 v. Chr., wurde auch Brutus vom Demos Athen auf dieser Insel geehrt156. Brutus’ Beliebtheit äußert sich schließlich noch in einer Ehrung im Amphiaraion von Oropos in Attika157. Die attisch-böotische Grenzstadt Megara, die 146 v. Chr. von den Römern besetzt wurde, ergriff im römischen Bürgerkrieg Partei für Pompeius und hatte daher unter Vergeltungsmaßnahmen Caesars zu leiden. Nach der Schlacht bei Pharsalos jedoch wurde Caesar dort eine Ehrenstatue aufgestellt, von der sich die marmorne

Statuenbasis erhalten hat158.

Bis zum Sieg Caesars über Pompeius waren offizielle göttliche Ehrungen für einen lebenden Menschen nicht gängig, hingegen lassen sich Dankbarkeitsbekundungen finden. Erst in den letzten Jahren der Republik wurde es mehr und mehr üblich, die Wohltäter zu ehren, indem man sie in einen engeren Bezug zu den Göttern setzte159. Verdeutlichen lässt sich diese Entwicklung an Caesar, der zuerst nach seinem Sieg über Pompeius bei Pharsalos (48 v. Chr.), dann nach der Schlacht bei Thapsus (46 v.

Chr.), danach bei der Schlacht bei Munda (45 v. Chr.) und schließlich in seinem letzten Jahr, als er zur Staatsgottheit Divus Iulius erklärt wurde, solche Ehrungen erhielt160. Caesar wurde mit dem Titel pater patriae161, Vater des Vaterlandes, geehrt und die Menschen huldigten von da an seinem genius162.

Der Kaiserkult hat seinen Ursprung in Caesars Ehrungen und bei ihm selbst. Nicht nur der Kult des Genius zeigt dies, sondern auch die öffentliche Geburtstagsfeier für Caesar, für ihn eingerichtete Spiele oder auch der nach ihm benannte Monat Iulius163. Noch vor Caesars Ermordung beschloss der Senat, dem Alleinherrscher einen

155 ID 1587; SEG 14, 502; Raubitschek 1954, 65 Nr. B; Dat. 48 v. Chr.

156 ID 1622; Plut. Brutus 26, 2; vgl. Raubitschek 1959, 17; Habicht 1995, 355 Anm. 90: die Inschrift war Teil einer Exedra von vier Statuen, wovon eine M. Brutus dargestellte.

157 IG VII 383; SEG 17, 209; Petrakos 1997, Nr. 451; Statuenbasis aus weißem Marmor, Dat. 44-42 v. Chr.

158 IG VII 62; s. auch SEG 14, 380; Raubitschek 1954, 67, L; ὁ δᾶ[μος] Γάϊον Ἰούλιον Γαΐου υἱὸν Καίσαρα ἀρχιερέα κα[ὶ δικτάτορα, τὸν ἑαυτοῦ εὐεργέτ]αν καὶ σωτῆρα.

159 Vgl. Wlosok 1978, 19; Fishwick 1987, 55.

160 Vgl. Gradel 2002, 54-72.

161 App. civ. 2, 106, 442; Cass. Dio 44, 4, 4; Suet. Iul. 76, 1; vgl. Alföldi 1971; Weinstock 1971, 165.

162 Cass. Dio 44, 6, 1.

163 Vgl. Weinstock 1971.

Tempel zu errichten164. Ebenfalls noch zu Lebzeiten sollten ihm außerdem ein

Götterstandbild samt Priester und ein Haus mit Tempelgiebel errichtet werden165. All diese Maßnahmen zeigen, dass Caesar bereits zu Lebzeiten in Rom wie ein Gott verehrt wurde, es lässt sich allerdings nur schwer nachweisen, ob es zu Lebzeiten bereits eine offizielle Konsekration gab166.

Aus Demetrias in Thessalien hat sich eine Inschrift erhalten, die Caesar noch zu Lebzeiten, nach 48 v. Chr., als theos verehrt167. Diese ursprünglich einer anderen Ehrung dienenden Basis wurde für Caesar kurz nach der Schlacht von Pharsalos wiederverwendet. Im römischen Bürgerkrieg waren die Thessalier Verbündete Caesars, weshalb sie ihn als Befreier betrachteten168. Diese Ehrung Caesars als imperator und theos ist etwa zeitgleich mit einer Ehrung aus Karthaia auf der Insel Keos, die Caesar ebenfalls zu Lebzeiten als Staatsgott bezeichnet169.