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Zusammenfassung und Ergebnisse der Diskussionen

Im Dokument 2008 Qualität in Schule und Betrieb (Seite 147-150)

Qualität Beruflicher Bildung durch kooperatives Lernen

4 Zusammenfassung und Ergebnisse der Diskussionen

Nach jedem Vortrag wurde das jeweilige Referat durch Fragen und Diskussionen im Plenum vertieft. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit dieses Beitrags werden nachfolgend die Kristallisationspunkte aller Diskussionen des gesamten Workshops im Überblick dargestellt.

Ein wesentliches Ergebnis der Diskussionen war die Erkenntnis, dass jedes der Beispiele von der Grundannahme ausging, dass kooperatives Lernen grundsätzlich erlernt und gefördert werden kann.

In keinem der Beiträge fand dies ausdrücklich Erwähnung, jedoch wurde es auch von keinem der Vor-tragenden, ebenso wenig wie von den Teilnehmern des Workshops, in Zweifel gezogen. Gleichwohl be-steht Einigkeit darüber, dass der Einsatz von Gruppenarbeit alleine noch nicht Teamfähigkeiten begüns-tigt, sondern es didaktischer Überlegungen zur Gestaltung der Lernumgebungen und professioneller Begleitung seitens der Lehrenden bedarf, um kooperatives Lernen fördern zu können.

Kooperatives Lernen hat eine Vielfalt von Zielbezügen. Die beiden wesentlichen sind die Fähigkeit, im Verbund einer Gruppe lernen zu können sowie die Vorbereitung auf kooperative Arbeitsprozesse in der Praxis. Darüber hinaus erfordert kooperatives Lernen aber nicht nur die Kooperation der Lehrenden, es kann diese auch initiieren und fördern, was im Rahmen der Diskussion um die Lernfeldgestaltung rele-vant werden kann. Schließlich hat kooperatives Lernen auch Bezüge zur Kooperation der Lehrenden mit externen Stellen, wie beispielsweise im Rahmen von Lernortkooperation.

Kooperatives Lernen erfordert die Reflexion des gesamten didaktischen Entscheidungs- und Bedin-gungsfeldes. Es genügt nicht, Lernvoraussetzungen, Lernprozesse und Lernergebnisse zu bedenken, auch Lehrprozesse sowie die räumlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen des Lehrens und Lernens müssen zur Gestaltung von kooperativen Lernumgebungen in Betracht gezogen werden. So ist ko-operatives Lernen nicht einfach eine austauschbare Methode, lässt sich aber dennoch in bestehende Settings integrieren.

Kooperatives Lernen erfordert damit auch die Teamfähigkeit der Lehrenden. Dies nicht nur aus Gründen der Glaubwürdigkeit gegenüber der Lernenden. Ebenso wie bei Fachkompetenzen sollten sie wissen,

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wovon sie sprechen und was sie ihren Schülern vermitteln wollen. Dazu müssen sie auf eigene Erfahrun-gen in Teams, gute und weniger gute Praxisbeispiele zurückgreifen können.

Kooperatives Lernen bedarf neuer Formen des Assessments. Individualprüfungen, bei denen der Ein-zelne im Wettbewerb mit seinen Mitschülern steht, laufen dem Lernziel der Kooperation zuwider. Wenn die Prüfung den Wettbewerb fördert, wird kooperatives Lernen ad absurdum geführt.

Die Interaktionsformen der Lernenden entscheiden darüber, ob kooperatives Lernen gelingt oder nicht.

Eine einfache Aufgabenstellung, die nun im Team und nicht individuell bearbeitet wird, reicht hier nicht aus. Die Problemstellung muss so gestaltet sein, dass deren Bewältigung das Zusammenspiel der ein-zelnen Lernenden nicht nur ermöglicht, sondern erfordert. Eine Aufgabe, die einfach aufgeteilt, in Einzel-arbeit bewältigt werden kann und bereits gelöst ist, wenn die Teillösungen aneinandergefügt werden, erfordert keine wirkliche Kooperation, sondern maximal ein paar Absprachen innerhalb der Gruppe.

Um die Interaktionen der Lernenden zu begünstigen, bedarf es zudem einer professionellen Betreuung durch den Lehrenden. Er ist mehr als nur Initiator und Beobachter des Gruppengeschehens. Einerseits muss er Einfluss nehmen, wenn die Gruppe in ihrer Arbeit auf unfruchtbare Abwege gerät. Andererseits muss er gewisse Umwege (die ggf. zunächst als Irrwege erscheinen), aus denen die Gruppe lernen kann und die deren Selbständigkeit fördert, zulassen. Dieses Gleichgewicht zwischen Einflussnahme und Zurückhaltung in jeder Situation der Lernprozessbegleitung immer wieder neu auszutarieren, stellt hohe Anforderungen an die Lehrenden.

Unabdingbar für kooperatives Lernen ist die Reflexion des Lernprozesses. Die Qualität der Reflexion bestimmt schließlich den Lernerfolg. Sie kann vielfältig gestaltet werden beispielsweise durch Beob-achtungs- und Feedbackbögen, die von Lehrenden ebenso wie Lernenden gegenseitig eingesetzt wer-den können oder auch durch freie und angeleitete Reflexionen der erlebten Kooperationssituation. Ein fruchtbares Feedback bedarf aber einer entsprechenden Grundlage, d. h. das Erlebte muss vor dem Hintergrund einer geeigneten Theorie betrachtet werden. Hier ist wiederum der Lehrende gefragt, der über diese theoretischen Kenntnisse verfügen muss, sie situativ auf Erlebnisse beziehen können muss.

Schließlich muss er das Lehrgespräch mit den Lernenden so gestalten können, dass letztere diesen Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis erkennen können und damit die Reflexion auch wirklich gewinnbringend für ihren Lernprozess ist.

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