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Politischer Handlungsbedarf

Im Dokument 2008 Qualität in Schule und Betrieb (Seite 50-54)

Ein besonders wichtiger Handlungsbedarf, der im Rahmen der Fachtagung intensiv diskutiert wurde und sich direkt auf die Qualitätsentwicklung im Bereich der Medientechnik auswirkt, ist die Aus- und Fortbildung des Bildungspersonals.

Die geringe Ausbildungstradition der Medienbranche schlägt sich besonders bezogen auf die Lehrkräfte an den beruflichen Schulen nieder. Sie verfügen in aller Regel über kein medientechnisches Lehramts-studium, sondern müssen sich als fachfremde Berufsschullehrer in die medientechnischen Bereiche einarbeiten oder treten als Quereinsteiger, denen in der Regel die pädagogische und didaktische Erfah-rung fehlt, in den Schuldienst ein. Für diese Lehrkräfte müssen zur VerbesseErfah-rung der Ausbildungsquali-tät Fortbildungsangebote erstellt werden, die sich vor allem darauf beziehen, wie sich systematisch die sich ständig verändernden Arbeitsprozesse auf der Facharbeiterebene erschließen und für den Unter-richt fruchtbar machen lassen.

Zugleich ist eine grundständige Ausbildung von Berufsschullehrern notwendig, die die Entwicklung die-ser pädagogischen Kernkompetenzen ermöglicht. Um dieses Ziel zu erreichen, wird seit 2005 von der Technischen Universität Hamburg-Harburg in Kooperation mit der Universität Hamburg das Lehramts-studium „Oberstufe/Berufliche Schulen, Fachrichtung Medientechnik“ angeboten.

Das Studium besteht aus drei Fächern, der beruflichen Fachrichtung Medientechnik sowie der Erzie-hungswissenschaft und einem wählbaren zweiten Unterrichtsfach und ist berufswissenschaftlich aus-gerichtet (Pahl/Rauner 1998). Im Bachelorstudium wird zunächst die Medientechnik als Gegenstand von beruflichen Arbeitsprozessen thematisiert. Hierbei werden vier fachliche Schwerpunkte in ihrer arbeits- und bildungsbezogenen Perspektive angeboten: Computergenerierte Digital- und Printmedien, Audio-visuelle Medien, Veranstaltungstechnik sowie die Informations- und Kommunikationstechnik. Da-rauf aufbauend werden im Masterstudium die Analyse von beruflichen Arbeitsprozessen sowie die Ge-staltung von Bildungsprozessen an schulischen oder betrieblichen Bildungseinrichtungen behandelt (Knutzen, S. 318, f.) (weiterführende Informationen unter: www.lehramt-medientechnik.de).

Abb. 2: Struktur des Hamburger Medientechnik-Lehramtsstudiums

Es zeigt sich, dass der in dieser Form bundesweit einmalige Studiengang in der regionalen Bildungs-politik, der Medienwirtschaft, den Bildungseinrichtungen im Medienbereich sowie bei den Studieren-den eine außerorStudieren-dentlich positive Resonanz erzeugt. Es ist zu prüfen, ob sich das Hamburger Modell der Lehrerausbildung in der beruflichen Fachrichtung Medientechnik auf weitere Studienstandorte in Deutschland übertragen lässt, um die qualitativen und quantitativen Anforderungen an das Bildungs-personal an Medienschulen decken zu können.

Forschungsfragen

Bezüglich des Qualitätsmanagements in der Ausbildung der Medienberufe wurden vorrangig zwei For-schungsfragen intensiv diskutiert, die als typisch für die Medienbranche angesehen werden können:

- Wie kann die Berufsschule ihrem Bildungsauftrag angesichts der hohen Innovationsgeschwindigkeit gerecht werden? Auf der einen Seite muss eine berufliche Handlungskompetenz gefördert werden, die Kenntnisse und Fähigkeiten im Bezug zu aktuellen technologischen Ausprägungen beinhaltet. Auf der anderen Seite muss die Berufsschule einen eher methodischen Zugang zu Technologie gewähren, damit die Auszubildenden auch noch in mehreren Jahren handlungskompetent in den jeweiligen

Me-Fachtagung Medientechnik

dienberufen agieren können. Hier gilt es didaktisch-methodische Ansätze weiterzuentwickeln, die sich auf das situative und exemplarische Lernen in der Berufsbildung beziehen.

- Was bedeutet die hohe Zahl an Selbstständigen in der Medienbranche für die berufliche Bildung?

Berufliche Bildung hat in der Regel die Ausbildung eines Arbeitnehmers zum Ziel. Der Weg zur Selbst-ständigkeit führt zumeist über die Meister- oder Ingenieurausbildung. Typisch für die Medienbranche ist dagegen die sehr hohe Zahl an freien Mitarbeitern und Freelancern, die oftmals direkt im Anschluss an ihre Ausbildung selbstständig ihre Arbeitskraft anbieten. Während auf soziologischer Ebene Fragen nach dem Leittypus des „Arbeitskraft-Unternehmers“ breit diskutiert werden (vgl. u.a. Pongratz/Voß 2003), bleibt die berufliche Bildung diesbezüglich Antworten weitgehend schuldig. Erste theoretische Arbeiten dazu (vgl. Elster 2007) bedürfen der Fortführung und Konkretisierung besonders mit Blick auf die Aufgaben beruflicher Schulen. An den Antworten auf die Fragen ist auch die Qualität der Beruf-lichen Bildung im Medienbereich zu messen.

Zusammenfassung

Hinsichtlich der Berufsausbildung in der Medienbranche und deren Qualität lassen sich unterschied-liche Trends zusammenfassen. Zunächst ist mit der Stabilisierung der Ausbildungszahlen eine Etablie-rung des dualen Systems in der Branche zu konstatieren. Ein wesentlicher Grund hierfür ist auch in dem Zuschnitt der neu geschaffenen, bzw. neu geordneten Medienberufe zu sehen.

Hinsichtlich der Qualität der Berufsausbildung im Medienbereich stellen sich einerseits traditionelle Herausforderungen der Beruflichen Bildung, wie die Organisation von Lernortkooperationen, die Aus-gestaltung des Lernfeldkonzepts und die damit verbundenen Fragen des situierten und exemplarischen Lernens. Zudem zeigen sich Problemlagen, die als spezifisch für die Medienbranche gesehen werden können. Beispiele hierfür sind die extreme Heterogenität der Betriebe und damit verbunden auch die Heterogenität der Qualifikationsanforderungen auf Facharbeiterebene, die hohe Zahl an Selbstständi-gen in der Medienbranche und damit verbunden die Frage nach Struktur und Inhalten der Berufsbildung sowie die extreme Innovationsgeschwindigkeit in der Medienbranche mit den damit verbundenen Her-ausforderungen.

Literaturverzeichnis

Eicker, Friedhelm (2007): Perspektive Berufspädagoge - Neue Wege in der Aus- und Weiterbildung von betrieblichen und berufsschulischem Ausbildungspersonal. Rostock

Elster, Frank (2007): Der Arbeitskraftunternehmer und seine Bildung. Bielefeld

Issing, Ludwig/Klimsa, Paul (Hrsg.) (2002): Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim (3. Auflage)

KMK (2000) - Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland: Handreichung für die Erarbeitung von Lehrplänen der Kultusministerkonferenz (KMK) für den berufsbezogenen Unterricht in der Berufsschule und ihre Abstimmung mit Ausbildungsordnungen des Bundes für anerkannte Ausbildungsberufe. (Stand 15.09.2000). Berlin

Knutzen, Sönke (2007): Inhalte und Struktur des Lehramtsstudiums in der beruflichen

Fachrichtung „Medientechnik“. In: Eicker, Friedhelm (Hrsg.): Perspektive Berufspädagoge - Neue Wege in der Aus- und Weiterbildung von betrieblichen und berufsschulischem Ausbildungspersonal. Rostock. 318-334 Krämer, Heike (2004).: Evaluation Mediengestalter/Mediengestalterin für Digital- und Printmedien. Bonn Michel, Lutz (2002): Ausbildung und Berufe im Multimediabereich. In: Issing, Ludwig/Klimsa, Paul (Hrsg.)

Information und Lernen mit Multimedia und Internet. Weinheim (3. Auflage). 495-505

Pahl, Jörg-Peter/Rauner, Felix (1998) (Hrsg.): Betrifft: Berufsfeldwissenschaften. Beiträge zur Forschung und Lehre in den gewerblich-technischen Fachrichtungen. Bremen.

Pongratz, Hans.-J./Günther G. Voß (2003): Arbeitskraftunternehmer. Erwerbsorientierungen in entgrenzten Arbeitsformen. Berlin: edition sigma. (2. Auflag.)

Fachtagung Pflege

Selbstgesteuertes Lernen zwischen

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