• Keine Ergebnisse gefunden

4.3 Ergebnisse

4.3.2 Mögliche Einflussfaktoren

4.3.2.3 Zufriedenheit

Die Hypothese VI wird bestätigt d. h. für die positive Bewertung des Zeitschriftenmanagements ist eine Berücksichtigung von Zugangsmöglichkeiten mittels OA nicht notwendig.

Der Hintergrund für diese Hypothese stammt von einem bekannten Modell des sog. Verände-rungsmanagements. Der Psychologe Claes F. Janssen entwickelte in seiner Dissertation über das Verhältnis von Außenseitertum und Integrationswunsch innerhalb einer Persönlichkeit als Ne-benergebnis ein Modell für die Beschreibung der inneren Zustände in Veränderungssituationen.

(Janssen, 1981) Dieses wird heute als Standardwerkzeug im Veränderungsmanagement von Be-trieben eingesetzt. (Stöckl et al., 2011, S. 187ff) Das Modell des ursprünglich sog. 4-rooms-appartements151 beschreibt vier Phasen von Veränderungsprozessen, die zwingend in dieser Rei-henfolge durchlaufen werden müssen um eine Veränderung umzusetzen: Raum der Selbstzufrie-denheit, Raum der Ablehnung, Raum der Verwirrung, Raum der Erneuerung. In der Phase der Selbstzufriedenheit ist das Verhalten der Mitarbeiter von Konzentration auf sich selbst und Ver-nachlässigung der Außenwelt geprägt. Es besteht das Gefühl der Sicherheit, alles unter Kontrolle zu haben und gut durchzuführen. (Bartscher et al., 2012, S. 457) In Hypothese VI wird überprüft, ob die Mitarbeiter von Bibliotheken sich in dieser (ersten) Phase befinden, also mit dem Zeit-schriftenmanagement zufrieden sind und Einflüsse von außen für nicht wesentlich erachten. Da-für wird zunächst erfragt, welche Faktoren Da-für die Bewertung von gutem Zeitschriftenmanage-ment wesentlich sind (Frage 9). Dies wird dann der Einschätzung der Erfolgsfaktoren von wis-senschaftlichen Publikationen gegenübergestellt (Frage 16). So wird ermittelt, ob die Indikatoren für gutes Zeitschriftenmanagement tatsächlich den aktuellen Anforderungen an wissenschaftliche Literaturversorgung entsprachen. Im Anschluss wird erhoben, welche der Ziele im Zeitschrif-tenmanagement erreicht werden (Frage 10).

Bei der Frage nach den relevanten Indikatoren für ein gutes Zeitschriftenmanagement wurden nutzerorientiere Daten (Zufriedenheit der Nutzer, Nutzung) mit Abstand am häufigsten als rele-vant eingestuft (siehe Abbildung 23). Diese Bewertung deckt sich mit den Ergebnissen aus der Befragung der Verlagsvertreter, die nach ihrer Einschätzung von Einflussfaktoren für die Sub-skriptionsentscheidung der Bibliotheken befragt wurden.152 Der JIF hingegen wurde aus der Ver-lagsperspektive wesentlich höher, bereits an dritter Stelle, eingeordnet.

151 Später auch Haus der Veränderung bzw. Change House / House of Change / House of 4 rooms

152 Siehe Frage 7 der Verlagsbefragung im Anhang B.

Abbildung 23: Indikatoren für ein gutes Zeitschriftenmanagement (Frage 9)

Die unterschiedliche Einstufung der Relevanz des JIFs ist ein weiterer Hinweis auf die unter-schiedliche Priorisierung des Bedarfes von Autoren und Lesern für Bibliotheken bzw. Verlage.

Denn bereits bei der Ermittlung der Gründe für eine Berücksichtigung von OA (siehe Hypothese IV) wurde ermittelt, dass für Verlage der Wunsch der Autoren ausschlag-gebend war, während für Bibliotheken der Leser im Fokus stand. Dieses Ergebnis bestätigte sich in der Bewertung der Indikatoren für ein gutes Zeitschriftenmanagement.

Insgesamt waren jedoch fast alle Indikatoren wichtig, wie Abbildung 23 zeigt, denn nur zwei der genannten Indikatoren (Anzahl von Drittmittelprojekten in der Einrichtung; Anzahl von For-schungspreisen der Nutzer) wurden von der Mehrheit der Befragten nicht mind. als Etwas rele-vant eingestuft. Insgesamt vier Indikatoren (Zufriedenheit der Nutzer, Nutzung der lizenzierten Zeitschriften, Anzahl von Sucheinstiegen und Konstanz in der Zeitschriftenauswahl) wurden von über 50 Prozent der Befragten als uneingeschränkt relevant gewertet. Dieses Ergebnis zeigt an vielen Stellen deutlich auf, warum OA und Zeitschriftenmanagement eine sinnvolle Kombination sein könnte. Während das eher junge Zugangs- und Publikationsmodell „Open Access“ zum Fak-tor Konstanz in der Zeitschriftenauswahl nur in geringem Maße beitragen kann, können die an-deren Indikatoren direkt oder indirekt durch eine Berücksichtigung von OA-Publikationen oder – Prozessen unterstützt werden. Besonders deutlich wird dies bei dem Indikator Anzahl von

Such-einstiegen. Durch z. B. das Angebot von Repositorien können Zweitveröffentlichungen über ei-nen zusätzlichen Weg gefunden werden.

Auch die Nutzung von lizenzierten Zeitschriften könnte sich erhöhen. Durch die Möglichkeit OA-Zeitschriften von Verlagen abzurufen oder aber auf hybride Veröffentlichungen zuzugreifen, steigt die Möglichkeit für Nutzung weiterer (lizenzierter) Inhalte. Auch die Zufriedenheit der Nutzer, ein von den meisten Befragten (94 Prozent) als relevant eingestuftes Kriterium, könnte durch die Möglichkeit auf OA-Publikationen zuzugreifen erhöht werden. Wie eine Vielzahl von Studien belegt (siehe u. a. (Vondracek, 2007), (Niu et al., 2010), Connaway et al., 2011)) und in Kapitel 3.4 erläutert, ist für den Nutzer in erster Linie der direkte Zugriff auf Volltexte bei gleichzeitig geringem Aufwand ausschlaggebend für den Grad der Zufriedenheit. Beiden An-sprüchen entsprechen OA-Veröffentlichungen in hohem Maße.

Die große Relevanz der leserbasierten Indikatoren erfolgt unabhängig von Land, Position und Bibliothekstyp.

In den Einschätzungen der anderen Indikatoren konnten keine Unterschiede nach Bibliothekstyp und nur wenige nach Position (Sachbearbeiter halten Niedrige Kosten für sehr signifikant weni-ger relevant)153 gefunden werden. Dahingegen unterscheidet sich das Antwortverhalten deutscher Teilnehmer auch bei dieser Frage in vielen Fällen. Während für Deutschland die Anzahl der Sucheinstiege häufiger relevant war, wurden Impact, Anzahl von Zitaten in den Publikationen der Nutzer, Anzahl von Forschungspreisen für Nutzer, Anzahl von Drittmittelprojekten für die Einrichtung und Niedrige Kosten als weniger relevant bewertet. 154 Die eher zurückhaltende Be-wertung dieser Faktoren durch deutsche Teilnehmer setzte sich bei der BeBe-wertung der Indikato-ren für den Erfolg von wissenschaftlichen Publikationen vor allem gegenüber Nordamerika in Frage 16 in fast allen Punkten fort (siehe Abbildung 24). 155 In dieser Frage werden im Vergleich

153 Niedrige Kosten (H(5) = 13,11 p = 0,022. Diese hielt der Sachbearbeiter für sehr signifikant weniger relevant als Abteilungsleiter. Anzahl Drittmittel (H(5) = 11,96, p = 0,035), signifikant, jedoch war der paarweise Vergleich ohne signifikantes Ergebnis.

154 Impact (H(3) = 14,52, p = 0,002) hält Deutschland für sehr signifikant weniger relevant als Nordamerika. Anzahl Sucheinstiege (H(3) = 10,42, p = 0,015) hält Nordamerika für sehr signifikant weniger relevant als Deutschland und signifikant relevant als Europa (ohne D). Anzahl Zitate (H(3) = 22,62, p = 0,000) hält Deutschland für sehr signifi-kant weniger relevant als Nordamerika und signifisignifi-kant als Europa (ohne D). Anzahl Forschungspreise (H(3) = 25,69, p = 0,000) hält Deutschland für sehr signifikant weniger relevant als Nordamerika und Europa (ohne D).

Anzahl Drittmittel (H(3) = 18,89, p = 0,000) hält Deutschland für sehr signifikant weniger relevant als Nordamerika.

Niedrige Kosten (H(3) = 8,67 p = 0,034) hält Deutschland für sehr signifikant weniger relevant als Nordamerika.

155 Die Publikationskultur des Fachgebietes (H(3) = 8,79, p = 0,32), die Reputation (H(3) = 12,98, p = 0,005), Peer Review (H(3) = 40,60, p =, 000), das Ansehen der Autoren (H(3) = 11,86, p = 0,008), die Publikationsgebühren (H(3) = 20,05, p = 0,000), Ablehnungsrate (H(3) = 9,45, p = 0,24) und Schnelle Veröffentlichung (H(3) = 15,01, p = 0,002) wurden von deutschen Teilnehmern mind. signifikant weniger wichtig eingeschätzt als in Nordamerika. Re-putation und Ablehnungsrate werden in Nordamerika als signifikant wichtiger eingeschätzt als in Europa (ohne D).

Peer Review wird in Deutschland als signifikant weniger wichtig eingeschätzt als in Europa (ohne D).

zu der Bewertung der Erfolgsfaktoren für Zeitschriftenmanagement, die Erfolgsfaktoren für wis-senschaftliche Publikationen ermittelt. So wird auch geprüft, ob die Vorstellungen für ein gutes Zeitschriftenmanagement auf den inhaltlichen Kriterien der wissenschaftlichen Publikationskul-tur basierten oder z. B. eher organisatorischen Zwängen gehorchten. Grundsätzlich wiederholt sich die bereits oben gezeigte Verteilung. Zugang und Verfügbarkeit sind wichtig, während Kos-ten und rein inhaltliche Kriterien wie Ansehen der Autoren als eher weniger wichtig gewertet wurden. Die Kriterien für gutes Zeitschriftenmanagement entspringen somit eher den Bedarfen der Wissenschaftskommunikation als institutionellen Rahmenbedingungen.

Abbildung 24: Erfolgsfaktoren für wissenschaftliche Publikationsorgane (Frage 16)

Die Faktoren Auffindbarkeit, Direkter Zugang, Kosten für Zugang, Höhe der Nutzung und Ga-rantie von langfristiger Verfügbarkeit zeigen keine signifikanten Unterschiede bzw. Zusammen-hänge mit den unabhängigen Variablen. Bemerkenswert ist zudem, dass für OA-Publikationen charakteristische Merkmale wie Direkter Zugang oder auch Kosten für Zugang stabil als (sehr) wichtig genannt wurden. Da Zufriedenheit der Nutzer und Nutzung als wichtigste Indikatoren für ein gutes Zeitschriftenmanagement genannt wurden (siehe Abbildung 23), scheint es an dieser Stelle naheliegend OA-Publikationen in großem Maße im Zeitschriftenmanagement zu berück-sichtigen. Die Ursache dafür, dass die Berücksichtigung von OA im Zeitschriftenmanagement