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4.2 Durchführung

4.2.1 Feldphase

Die technische Umsetzung aller Fragebögen erfolgt mit der Enterprise Feedback Suite (EFS) Survey der Firma Questback GmbH. Für das Produkt kann die Institutslizenz der Technischen Hochschule Köln, Institut für Informations- und Kommunikationswissenschaften genutzt werden. EFS Survey wird als rein webbasierte Technologie im

Application-Service-Providing(ASP)-Verfahren betrieben. Die Server sind vom Bundesamt für Sicherheit und In-formationstechnik(BSI)-zertifiziert und in Deutschland angesiedelt. (Questback GmbH, 2017) Die Ansprache dieser speziellen Zielgruppe stellt eine Herausforderung dar: weder Wissen-schaftliche Bibliotheken im Allgemeinen, noch Mitarbeiter im Zeitschriftenmanagement sind als Teil der Berufsgruppe der Bibliothekare gesondert oder gar in den verschiedenen Ländern vergleichbar organisiert. Aus diesen Gründen erfolgt die Ansprache der Bibliotheksmitarbeiter über Mailinglisten, die zum Austausch über einen der zentralen Prozesse des Zeitschriftenma-nagements, das Lizenzmanagement, dienen. Mailinglisten bieten bereits seit Mitte der Siebzi-gerjahre des 20. Jahrhunderts die Möglichkeit, E-Mails in einem Diskussions- und Gesprächs-forum zu einem bestimmten Themengebiet an eine Gruppe von Abonnenten zu richten. (Peez, 2001, Abschnitt 2ff) Es werden in allen Ländern Mailinglisten ausgewählt, in denen Lizenzie-rung generell oder idealerweise die operative DurchfühLizenzie-rung von LizenzieLizenzie-rung thematisiert wird.

In Deutschland kommt die Mailingliste der sog. Nationallizenzen infrage. Nationallizenzen sind ein Teil des Förderprogrammes der DFG für „Überregionale Literaturversorgung und Nationallizenzen“. Sie sollen Wissenschaftlern, Studierenden und wissenschaftlich interessier-ten Privatpersonen Zugang zu elektronischen Publikationen zu ermöglichen. Dabei wird der aktuelle bzw. Archiv- Zugang zu Datenbanken, elektronische Zeitschriften oder E-Books ganz oder teilweise gefördert. (Verbundzentrale des GBV (VZG), 2017, o. S.) Auch wenn der Zu-gang zu elektronischen Zeitschriften nur einen Teil des Programmes ausmacht, erfolgt die Verhandlung der Verträge sowie die Organisation der Teilnahme durch Mitarbeiter des Zeit-schriftenmanagements64. Über diesen Weg können ca. 700 Mitarbeiter in deutschen Institutio-nen erreicht werden. Ergänzt wird dies durch eine Verteilung des Befragungslinks über die Mailingliste der German, Austrian and Swiss Consortia Organisation (GASCO). Diese Ar-beitsgemeinschaft koordiniert die strategische Zusammenarbeit der Bibliotheken zum Erwerb von elektronischen Zeitschriften, Datenbanken und E-Books. Mitglieder sind neben Vertretern der nationalen österreichischen und schweizerischen Konsortien, Teilnehmer aus jedem deut-schen Bundesland und der Forschungs-Gesellschaften. (Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz), 2016b, o. S.) In vielen Fällen wurden so zwar gleiche Institutionen doppelt angesprochen, jedoch vermutlich auf verschiedenen Hierarchieebenen.

Die Mitglieder der GASCO werden meist von Führungsmitarbeitern vertreten, während über

64 Die Bestätigung dieses Sachverhalts und die Verschickung erfolgten durch Frau Dr. Hildegard Schäffler, u. a.

Leitung Zeitschriften und elektronische Medien, Bayerische Staatsbibliothek.

die Mailingliste zu Nationallizenzen vor allem Informationen für Mitarbeiter auf der operati-ven Ebene verteilt werden.

In Großbritannien wurde bereits vor über 20 Jahren mit JISC (früher Joint Information Sys-tems Committee) ein öffentlich finanzierter Dienstleister für die Wissenschaftsstrukturen und –einrichtungen gegründet. Dies wurde zu einer komplexen Organisation zur Unterstützung von IT-Infrastruktur, aber auch organisatorischen Aufgaben von Wissenschaftseinrichtungen ausgebaut. (JISC, o. J.b, o. S.) JISC Collections, als Teil der JISC-Gruppe, ist dabei auf die Unterstützung von Verhandlung und Lizenzierung von digitalen und elektronischen Inhalten für Hochschulen und Universitäten spezialisiert. (Jisc Services Limited, 2017, o. S.) In diesem Rahmen werden Mitarbeiter aus dem Zeitschriftenmanagement in Initiativen wie NESLi2 (National Electronic Site Licensing Initiative, Phase 2 JISC, 1998), vergleichbar mit den Na-tionallizenzen in Deutschland, oder JUSP (Journal Usage Statistics Portal), ein Online-Portal zur Bereitstellung von Nutzungsstatistiken elektronischer Zeitschriften und Bücher (JISC, o.

J.a, o. S.), aktiv angesprochen. Durch die Kooperation mit JISC Collections können ca. 300 Mitarbeiter aus dem Zeitschriftenmanagement britischer Bibliotheken über mit den Projekten verbundenen Mailinglisten direkt angesprochen werden. In Ergänzung dazu konnten über 2600 Abonnenten einer offenen Informations-Mailingliste der UKSG65, einer britischen Or-ganisation zur Forschung und Unterstützung des Austausches der Akteure der Wissenschafts-kommunikation, erreicht werden. Hier sind zwar überwiegend Institutionen aus Großbritanni-en Mitglied, jedoch wurde die länderspezifische Ausrichtung der UKSG zu GunstGroßbritanni-en eines internationalen Austausches aufgegeben, so dass sich auch zahlreiche Institutionen aus aller Welt eingeschrieben haben (UKSG, 2017). Einschränkend gilt hier, dass Beschäftigte in der Wissenschaftskommunikation generell angesprochen werden, so dass die für die Befragung interessante Zielgruppe nur einen Teil der Abonnenten ausmacht.

Die Problematik der zielgruppenunspezifischen Ansprache ist für die Stichprobe der Mitarbei-ter aus Institutionen in den USA noch stärker ausgeprägt. Da in den USA keine nationalen Lizenzierungsstrukturen für elektronische Zeitschriften existieren, kann die Befragung aus-schließlich über insgesamt sieben frei einschreibare Mailinglisten zu den Themen Lizenzie-rung, elektronische Ressourcen oder Wissenschaftskommunikation verbreitet werden (siehe Tabelle 5). Die Listen LibLicense-L (Center for Research Libraries, o. J.), die von der Biblio-thekarin Ann Okerson initiiert und in einem Projekt organisiert wird, die Mitgliederliste von

65 Früher: United Kingdom Serials Group. Aufgrund der zusätzlichen Berücksichtigung von E-Books und weite-ren elektronischen Formaten, wird jedoch auf eine Auflösung der Abkürzung heute verzichtet.

NASIG66, einer Organisation zum Austausch des Managements von Informationsressourcen (NASIG, 2017b) sowie die Mailingliste SERIALST, gegründet zum Austausch über Prozesse bei elektronischen Zeitschriften und mittlerweile ebenfalls betrieben von NASIG (NASIG, 2017a), werden moderiert und die Inhalte erst nach einer Kontrolle durch einen Moderator an alle Abonnenten verschickt. Die Liste ERIL-L entstand aus der Konferenz „Electronic Re-sources and Libraries“ (Electronic ReRe-sources and Libraries, 2017), während die Listen SCHOLCOMM, acts-eres und coll-assess von verschiedenen Untergruppen der American Library Associaton (ALA) gegründet wurden (American Library Association (ALA), 2017).

Alle diese Listen können von Interessierten in aller Welt abonniert werden, allerdings ist die Verbreitung durch die Anbindung an US-amerikanische Organisationen oder Konferenzen in den USA am stärksten ausgeprägt.

Tabelle 5: Übersicht Mailinglisten für Befragung in Bibliotheken

Nr. Name Beschreibung Adresse Anzahl

66 Früher: North American Serials Interest Group, Inc. Heute wird die Abkürzung ohne Aufllösung verwendet.

67 Anzahl zum Zeitpunkt der Befragung im März 2014

Nr. Name Beschreibung Adresse Anzahl

10 NESLi2 Teilnehmer der

„national

Nr. Name Beschreibung Adresse Anzahl Abonnen-ten67

Herkunft

chischer und Schweizer Kon-sortien

Die Mailinglisten umfassen zum Zeitpunkt der Befragung in der Summe 16.695 E-Mail-Adressen. Durch eine hohe Anzahl von Postings gleichen Inhalts bzw. gleicher Personen ist erkennbar, dass eine Vielzahl der Akteure mehrere Mailinglisten abonniert haben. Würden die Mailadressen tatsächlich durchgängig von verschiedenen Personen stammen, wären 40 Pro-zent aller Beschäftigten in den Mailinglisten eingeschrieben68. Vor dem Hintergrund, dass max. fünf bis 17 Prozent (siehe auch Kapitel 4.1.3) im Zeitschriftenmanagement arbeiten, ist diese Annahme eher unwahrscheinlich. Somit kann nicht bestimmt werden, wie viele ver-schiedene Mitarbeiter aus dem Zeitschriftenmanagement Wissenschaftlicher Bibliotheken in Deutschland, Großbritannien und den USA über die Möglichkeit zur Teilnahme an der Befra-gung informiert werden.

Für die Befragung der Verlagsvertreter werden, um dem heterogen Anbietermarkt gerecht zu werden, Verlage unterschiedlicher Größe in Umsatz und Anzahl von veröffentlichen Zeit-schriften sowie verschiedene Umsetzungen von Open Access ausgewählt. Die Ansprache der entsprechenden Experten erfolgt über einen Erstkontakt mit dem Vertriebspersonal auf Mes-sen und Konferenzen, durch direkte Empfehlung von zentralen Akteuren und über die welt-weite Vereinigung wissenschaftlicher Verlage STM mit über 120 Mitgliedern (STM Associa-tion, o. J., o. S.). Trotz vielfachem Kontakt, auch mit hohen Führungskräften von Reed Else-vier, als größten wissenschaftlichen Zeitschriftenverlag, haben sich die Verantwortlichen des Unternehmens entschieden nicht an der Befragungen teilzunehmen. Dies wird mit dem Um-stand begründet, dass der Verlag als global tätiges Unternehmen keine generalisierenden Aus-sagen zum eigenen Vorgehen gehen kann, sondern dies in den jeweiligen Ländern oder Unter-abteilungen unterschiedlich gehandhabt wird.

Die Beantwortung der Befragung der Bibliotheksmitarbeiter begann am 24.03.2014 und war bis zum 14.04.2014 zur Beantwortung offen. Nach zehn Tagen wurde eine Erinnerung ver-schickt.

68 Selbstverständlich sind in den internationalen Mailinglisten auch Teilnehmer aus anderen Staaten als Großbri-tannien und den USA, jedoch nur zu einem geringen Anteil.

Die Befragung der Verlagsvertreter wurde zwischen August und Oktober 2014 durchgeführt.

Da diese Befragung personalisiert erfolgt, wurde auf individuelle Urlaubs- und Terminpläne Rücksicht genommen und dadurch ein insgesamt langer Befragungszeitraum benötigt. Die Befragten wurden, falls die Befragung nach zehn Tagen nicht abgeschlossen wurde, in regel-mäßigen Abständen an die Teilnahme zur Befragung erinnert.