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4. INTERPRETATION DER INTERVIEWS

4.3 Z UGRUNDELIEGENDE L ERNZIELE DER NLP-S EMINARE

Interview 1

Im Rahmen der Frage nach den Seminarinhalten, erklärt Stephen Molnar, dass NLP einen sehr manipulativen Charakter habe und vor allem in der Werbung und der Politik zum eige-nen Vorteil (aus)genutzt wird. Als seine Mission beziehungsweise Berufung sieht er, Men-schen dieses Wissen zu vermitteln, sodass sie sich vor dieser Manipulation schützen können.

In diesem Zusammenhang berichtet er, dass es keinen Sinn hätte sich über Menschen aufzu-regen, die NLP zu manipulativen Zwecken heranziehen, stattdessen meint er:

„man kann dem entkommen oder aussteuern indem man andere Wege mit einschreitet und für sich dann halt äh wie das so eines der NLP Begründer beschrieben hat, eine Welt zu kreieren in der es sich dann zu leben lohnt“ (Interview 1, Z. 324-327)

Seiner Meinung nach, ist es also nicht zielführend direkt gegen Menschen vorzugehen, die NLP zur Manipulation der Gesellschaft einsetzen. Diesen Kampf würde man womöglich auch

77 nicht gewinnen können. Stattdessen sollte man die Menschen über NLP und seinen manipula-tiven Charakter in Kenntnis setzen. In Folge kann sich jeder einzelne - mit diesem Wissen bewaffnet – vor der Manipulation durch Politik und Werbung schützen. Wenn also alle über dieses Wissen verfügen, wird der manipulative Hintergedanke durchschaut und die eingesetz-te NLP Methode verfehlt seine Wirkung.

Laut Stephen Molnar sollte man noch über die Wissensvermittlung hinausgehen und „andere Wege mit einschreiten“. Was genau er damit meinte, ist unklar. Durch seine weiteren Ausfüh-rungen kann man jedoch annehmen, dass er „Wege“ anspricht, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Mit dem Verb „mit einschreiten“ meint er höchstwahrscheinlich, dass es bereits Menschen gibt, die dies mit ihrem Handeln versuchen. Daraufhin spricht er auf einen Leitsatz von Richard Bandler an, nämlich „Get the life you want“. Diesen Satz trägt unter anderem auch eines seiner Bücher als Titel „Get the life you want: The secrets to quick and lasting life change with Neuro-Linguistic Programming“. Richard Bandler verspricht im Rahmen dieses Buches eine gewünschte Lebensveränderung durch NLP schnell erreichen und aufrechterhalten zu können. Betrachtet man also die Ausführungen Stephen Molnars im Kon-text der Überlegungen von Richard Bandler, kann man festhalten, dass man der Manipulation nur entgegensteuern kann, indem man sich auf sein eigenes Leben konzentriert und Lebens-veränderungen anstreben sollte, die zu einem besseren Wohlbefinden führen.

Da er im Rahmen seiner NLP Ausbildungen zahlreiche Seminare bei Richard Bandler absol-vierte, berichtet Stephen Molnar viele Diskussionen mit ihm geführt zu haben. Aus diesen Gesprächen zieht er folgenden Schluss für die Entstehung des NLPs:

„es geht um persönliche Freiheiten und dafür hat Bandler damals dieses Ding über-haupt erst als Vehikel als Werkzeugkasten dahin gestellt, so nach dem Motto, jeder der sich daraus bedient der mag es bitteschön für seine persönlichen Freiheiten tun“ (In-terview 1, Z. 334-336)

Damit hält er folgende Aufgabe für seine SeminarteilnehmerInnen fest:

„Kleinfreiheiten für sich im Leben zu finden und für sich so privat“ (Interview 1, Z.

331-332)

In diesem Kontext möchte ich wiederum ein Buch von Richard Bandler erwähnen, das diese Thematik behandelt. Es trägt den Titel „Conversations: Freedom is everything and love is all the rest“, was Richard Bandler zusammen mit Owen Fitzpatrick geschrieben hat. Die folgende

78 Aussage von Richard Bandler ist aus diesem Buch und gibt Aufschluss darüber, in welchem Zusammenhang er von persönlichen Freiheiten spricht: „Seit 30 Jahren hat mein Lebenswerk nichts mit Therapie oder Geschäft oder Ausbildung zu tun. Es geht um persönliche Freiheit.

Wenn Sie persönliche Freiheit haben, haben Sie Zeit für die Liebe. Das ist meine Philosophie - Freiheit ist alles und Liebe ist der Rest.“ (Bandler/Fitzpatrick, 2008, S. 446).

Das Ziel der NLP Seminare ist es also, dass die Lernenden persönliche Freiheiten für sich entdecken, um als Folge Zeit für die Liebe zu haben. Es geht wiederum, um positive Verände-rung der Lebensgewohnheiten durch den Einsatz von NLP. Stephen Molnars Lernende sollten also mithilfe des NLPs für sich selbst Freiheiten schaffen. Damit ist womöglich gemeint, dass der Mensch Zeit für sich selbst braucht, um in sich zu gehen. Im weiteren Sinne spricht er also von Selbsterfahrung, die laut Richard Bandler nötig ist, um in Folge Liebe zu erfahren.

Interview 2

Bei der Frage nach den Inhalten, die Thomas Jaklitsch in seinen Seminaren vermitteln möch-te, beschreibt er folgenden Grundsatz zu haben:

„ich möchte den Menschen die Fähigkeit geben, sich selber am eigenen Schopf aus der Predulie ziehen zu können ja also ich möchte eigentlich (…) Menschen die Fähig-keit geben, sich unabhängig von mir und selbstbestimmt wohin auch immer bewegen oder verändern zu können“ (Interview 2, Z. 147-152)

Thomas Jaklitsch möchte also erreichen, dass seine TeilnehmerInnen lernen sich selbst helfen zu können. Dabei sollten sie in der Lage sein, ohne Unterstützung des Lehrenden, schwere Lebenssituationen zu meistern. Der Lehrende selbst hilft ihnen dabei lediglich diese Fähigkeit zu entwickeln, den weiteren Weg sollten sie allerdings befähigt sein allein zu gehen. Außer-dem fordert er von seinen Lernenden selbstbestimmt zu handeln. In diesem Zusammenhang spricht er außerdem von Veränderung und Bewegung. Daraus kann man ableiten, dass es auch hier wieder um Lebensveränderungen geht, die man durch den Erwerb bestimmter Fähigkei-ten beziehungsweise den Einsatz von NLP ermöglichen kann.

Fazit

Vergleicht man Stephen Molnars zugrundeliegende Lernziele mit denen von Thomas Jakl-tisch fällt auf, dass bei beiden das Individuum, also der Mensch selbst im Vordergrund steht.

Dabei sollte NLP dem/der Lernenden dabei helfen, persönliche Freiheiten zu finden. Man

79 sollte sich also Zeit für einen selbst nehmen, um in sich zu gehen und an sich selbst arbeiten zu können. Der/die Lehrende hält sich in diesem Fall eher zurück, er/sie ist vielmehr für den anfänglichen „Anstoß“ zuständig beziehungsweise steht er/sie während dem Lernprozess als Hilfestellung zur Verfügung, bleibt ansonsten aber im Hintergrund. Darüber hinaus wird bei beiden Ausführungen deutlich, dass es eine Grundidee des NLPs ist, Fähigkeiten zu entwi-ckeln, um sein Leben positiv zu verändern. Doch was bedarf es, um sein Leben dauerhaft und positiv zu verändern? Laut Stephen Molnar und Thomas Jaklitsch können diese Lernziele durch Selbsterfahrung, dem selbstbestimmten Lernen und der Hilfe zur Selbsthilfe erreicht werden.