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Förderung von Lernprozessen durch die Neuro-Linguistische Programmierung im Kontext der Erwachsenenbildung. Masterarbeit

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Academic year: 2022

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Förderung von Lernprozessen

durch die Neuro-Linguistische Programmierung im Kontext der Erwachsenenbildung

Masterarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz

vorgelegt von Isabella PICHLMAIR

am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft Begutachter: Univ.-Prof. Dr. phil. Rudolf Egger

Graz, 2011

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II

Danksagung

Ein besonderes Dankeschön geht an meine Eltern, die mich stets in all meinen Entscheidun- gen unterstützt haben und mir diesen Bildungsweg ermöglichten.

Außerdem möchte ich mich an dieser Stelle bei meinen Freundinnen bedanken, die mir Kraft und Motivation gaben, wenn der Weg zur Bergspitze holprig und steil wurde.

Danke Claudia, dass du mich bei meinem Aufstieg gesichert hast.

Liebe Julia und Gerti, danke für die schönen Pausen am Weg, die mir Energie gaben.

Meiner Muse Edith danke ich dafür, dass sie mich aus der Ferne tatkräftig anfeuerte.

Muchas gracias también a tí, Eduardo, por todos los abrazos que me has dado cuando más los necesitaba.

Besonders bedanken möchte ich mich bei meinen Interviewpartnern Stephen Molnar und Thomas Jaklitsch, die sich bereit erklärten, mir ihre Zeit zu schenken und damit einen erhebli-

chen Beitrag zur vorliegenden Arbeit leisteten.

Mein Dank gilt auch meinem Betreuer, Herrn Prof. Rudolf Egger, der mir stets mit fachlicher Beratung zur Seite stand.

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III

Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG ... 1

1. DARSTELLUNG UND BESCHREIBUNG DER NEURO-LINGUISTISCHEN PROGRAMMIERUNG ... 4

1.1 BEGRIFFSKLÄRUNG ... 4

1.2 ENTSTEHUNGSGESCHICHTE ... 5

1.2.1 Parallele Entwicklungen und Vorarbeiten ... 5

1.2.2 Anfänge des NLPs ... 6

1.2.3 Neuartiger Ansatz zur Psychotherapie ... 7

1.2.4 Verbreitung des NLPs und seine erweiterten Anwendungskontexte ... 7

1.3 GRUNDANNAHMEN DES NLPS ... 9

1.3.1 Ganzheitlicher Ansatz der Persönlichkeit ... 9

1.3.2 Wechselwirkung von Körper und Geist ... 9

1.3.3 Bewusstsein und Unterbewusstsein ... 10

1.3.4 Innere Landkarte als subjektive Wirklichkeit ... 11

1.3.5 Lernen am Modell ... 11

1.3.6 Flexibilität als wertvolle Fähigkeit ... 11

1.3.7 Empfängerorientierte Kommunikation... 12

1.3.8 Wahl des bestmöglichen, verfügbaren Verhaltens ... 12

1.3.9 So einfach wie möglich, so komplex wie nötig! ... 13

1.4 SCHLÜSSELBEGRIFFE DES NLPS ... 13

1.4.1 Basisfähigkeiten ... 13

1.4.1.1 Rapport ... 14

1.4.1.2 Pacing ... 15

1.4.1.3 Leading ... 16

1.4.1.4 Repräsentationssysteme ... 16

1.4.2 Spezifische Methoden des NLPs... 18

1.4.2.1 Ankern ... 19

1.4.2.2 Reframing ... 19

1.4.2.3 Future Pace ... 20

1.4.2.4 Story Telling ... 20

1.5 KRITISCHE BETRACHTUNG ... 21

1.5.1 Fehlentwicklungen in der Geschichte des NLPs ... 21

1.5.2 Ergebnisse empirischer Studien zur Wirksamkeit von NLP ... 22

1.5.3 Gründe für den Erfolg des NLPs ... 25

2. NEURO-LINGUISTISCHES PROGRAMMIEREN AUS LERNPÄDAGOGISCHER SICHT – GEGENÜBERSTELLUNG DER ANNAHMEN DES NLPS MIT BEDEUTENDEN LERNTHEORIEN ... 26

2.1 LERNEN AUS DER SICHT DES NEURO-LINGUISTISCHEN PROGRAMMIERENS ... 26

2.2 LERNEN AUS KONSTRUKTIVISTISCHER SICHT ... 29

2.2.1 Konstruiertes Wissen und die Bedeutung von Lerninhalten ... 30

2.2.2 Aufgabenbereiche der Lehrenden ... 30

2.2.3 Selbst gesteuertes Lernen in der Erwachsenenbildung ... 32

2.2.4 Konstruktivistische Methoden ... 33

2.2.5 Differenziertes Denken als konstruktivistisches Lernziel ... 34

2.2.6 Gegenüberstellung der konstruktivistischen Lerntheorie mit den Annahmen der NLP ... 34

2.3 LERNEN AUS SUBJEKTWISSENSCHAFTLICHER SICHT ... 36

2.3.1 Grundbegriffe subjektwissenschaftlicher Lerntheorie ... 37

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IV

2.3.1.1 Lernende als Subjekte ... 38

2.3.1.2 Handlungsproblematik als Lernvoraussetzung ... 39

2.3.1.3 Expansives versus defensives Lernen ... 40

2.3.2 Subjektwissenschaftlicher Ansatz im Kontext der Erwachsenenbildung ... 41

2.3.3 Gegenüberstellung der subjektwissenschaftlichen Lerntheorie mit den Annahmen der NLP ... 44

2.4 SITUATED LEARNING -THEORIE DES SITUIERTEN LERNENS ... 45

2.4.1 Anfänge und Grundüberlegungen der situierten Lerntheorie ... 46

2.4.2 Lernen als legitimierte periphere Partizipation ... 47

2.4.3 Sozialer Charakter des Lernens ... 48

2.4.4 Lernende im Kontext soziokultureller Gemeinschaften ... 49

2.4.5 Bedeutung von Lernprozesse in der Community of Practice ... 50

2.4.6 Gegenüberstellung der Theorie des situierten Lernens mit den Annahmen der NLP ... 51

3. METHODOLOGISCHER TEIL... 53

3.1 METHODE ... 53

3.1.1 Charakteristika des Qualitativen Interviews... 53

3.1.2 Das Problemzentrierte Interview ... 55

3.1.2.1 Phasen des Problemzentrierten Interviews ... 56

3.1.2.2 Techniken der Datenerfassung ... 57

3.1.3 Leitfadenkonstruktion ... 57

3.1.4 Interviewleitfaden ... 58

3.2 SAMPLE ... 59

3.2.1 Auswahl des Samples ... 60

3.2.2 Beschreibung des Samples ... 60

3.3 AUSWERTUNG ... 61

3.3.1 Inhaltsanalytisches Ablaufmodell ... 61

3.3.2 Bestimmung der Analysetechnik und Kategorienbildung ... 63

4. INTERPRETATION DER INTERVIEWS ... 65

4.1 LERNBIOGRAFIE ... 65

4.1.1 Lernerfahrungen mit formaler Bildung... 65

4.1.2 Informelle Lernerfahrungen ... 68

4.1.3 Die Rolle von Vorbildern in der Lerngeschichte ... 71

4.2 ERSTE BEGEGNUNG UND LERNERFAHRUNGEN MIT NLP ... 74

4.3 ZUGRUNDELIEGENDE LERNZIELE DER NLP-SEMINARE ... 76

4.4 DEFINIERTE LERNZIELE IN DER NLP... 79

4.5 UNTERSTÜTZUNG DES LERNPROZESSES DURCH NLP ... 83

4.6 UMGANG MIT KRITIK ... 88

4.7 NLP IN DER ERWACHSENENBILDUNG ... 91

5. ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE ... 94

6. CONCLUSIO ... 96

LITERATURVERZEICHNIS ... 100

ANHANG ... 102

Interviewleitfaden ... 102

Interview 1 (Stephen Molnar) ... 103

Interview 2 (Thomas Jaklitsch) ... 125

Transkriptionsschlüssel ... 133

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1

Einleitung

Der Professor fragt am Ende des Seminars: „Gibt es noch Fragen?“ Seitens der Studierenden ein verneinendes Kopfschütteln als Antwort.

Am nächsten Tag meint der Professor gegen Ende des Seminars: „Welche Fragen gibt es noch?“ Die Studierenden fangen an untereinander zu diskutieren, zeigen schließlich auf und stellen noch einige Fragen zu den Inhalten des Seminars.

Mein Cousin ist Professor auf der technischen Universität in Wien und hat neben seiner beruf- lichen Tätigkeit bereits zahlreiche Ausbildungen im Bereich des Neuro-linguistischen Pro- grammierens (NLP) absolviert. Da ich schon immer neugierig auf seine Seminare war, lud er mich für ein Wochenende zu einem Blockseminar ein. Gespannt beobachtete ich seine didak- tische Vorgehensweise und notierte mir Dinge, die mir im Rahmen des Seminars besonders aufgefallen sind. Unter anderem bemerkte ich die unterschiedlichen Verläufe der oben darge- stellten Situationen. Am Abend fragte ich ihn schließlich, was es mit den beiden Fragestellun- gen denn auf sich hatte. Daraufhin antwortete er: „Das ist NLP. Je nachdem welche Absichten du gerade verfolgst, kannst du mit dem gezielten Einsatz von Sprache dein Gegenüber steu- ern.“

Das weckte mein Interesse an dem Konzept der Neuro-linguistischen Programmierung (NLP).

Das eingangs beschriebene Beispiel zeigte, dass der Professor am ersten Tag noch keine Fra- gen erwartete oder dachte, dass ungeklärte Dinge womöglich im Laufe des zweiten Tages behandelt werden. Daher wollte er noch nicht weiter vorgreifen. Am Ende des Seminars war es ihm allerdings wichtig, offene Fragen zu besprechen und diese in der Gruppe zu diskutie- ren.

Doch ist es wirklich möglich Lernende mithilfe spezieller Methoden des NLPs zu „steuern“?

In diesem Zusammenhang habe ich mich als Erwachsenenbildnerin gefragt, ob durch den Ein- satz des NLPs Lernprozesse von Individuen gezielt beeinflusst werden können. Dabei interes- siert mich insbesondere, ob NLP zum Vorteil der Lernenden eingesetzt werden kann, sodass

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2 Lernprozesse ermöglicht beziehungsweise unterstützt werden. Aus diesen Überlegungen her- aus entwickelten sich schließlich die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit.

Im Rahmen meiner Masterarbeit richte ich meinen Fokus nun insbesondere darauf, wie Lern- prozesse durch NLP ermöglicht beziehungsweise unterstützt werden können. In diesem Kon- text interessiere ich mich also dafür, wie Lernen aus der Sicht des NLPs verstanden wird.

Darüber hinaus möchte ich der Frage nachgehen, welche Gemeinsamkeiten, Unterschiede oder sogar Gegensätze zwischen den Annahmen des NLPs und wissenschaftlich bedeutenden Lerntheorien bestehen. Im weiteren Sinne stellt sich außerdem die Frage, ob NLP im Kontext der Erwachsenenbildung eingesetzt werden kann, um Lernprozesse gezielt zu ermöglichen beziehungsweise zu unterstützen. Die Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit sind dem- nach also folgende:

- Wie wird Lernen aus der Sich des NLPs verstanden?

- Wie werden Lernprozesse durch NLP ermöglicht beziehungsweise unterstützt?

- Wie sind die Annahmen des NLPs in Bezug auf Lernprozesse aus lernpädagogischer Sicht zu verstehen?

- Vergleicht man das Konzept des NLPs mit bedeutenden, wissenschaftlich fundierten Lerntheorien, welche Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Gegensätze lassen sich er- kennen?

- Führt der Einsatz des NLPs im Kontext der Erwachsenenbildung zur Ermöglichung beziehungsweise Unterstützung von Lernprozessen?

Die Masterarbeit wurde nun dementsprechend aufgebaut, um die Forschungsfragen Schritt für Schritt zu beantworten. Das erste Kapitel dient einer Einführung in die Neuro-linguistische Programmierung und beschreibt die Entstehungsgeschichte, Grundannahmen und Schlüssel- begriffe des Konzeptes. Am Ende des ersten Kapitels folgt außerdem eine kritische Auseinan- dersetzung mit den Grundüberlegungen und Methoden des NLPs. Demnach liefert das erste Kapitel bereits implizit Inhalte dazu, wie Lernen aus der Sicht des NLPs verstanden wird.

Nach der Beschreibung und Darstellung dieses Konzeptes werden im zweiten Kapitel in ei- nem ersten Schritt die Annahmen des NLPs in Bezug auf Lernprozesse explizit zusammenge- fasst und diskutiert. Außerdem wird versucht, aufgrund der Inhalte des ersten Kapitels abzu- leiten, wie Lernprozesse aus der Sicht des NLPs ermöglicht beziehungsweise unterstützt wer-

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3 den können. In einem weiteren Schritt werden wissenschaftlich bedeutende Lerntheorien her- angezogen und den Annahmen des NLPs gegenübergestellt. Dabei werden die konstruktivisti- sche und subjektwissenschaftliche Lerntheorie und die Theorie des situierten Lernens vorge- stellt und jeweils mit den Annahmen des NLPs verglichen. Durch die Betrachtung der An- nahmen des NLPs aus lernpädagogischer Perspektive lassen sich Gemeinsamkeiten, Unter- schiede und Gegensätze im Zusammenhang mit anderen Lerntheorien aufzeigen.

Im Rahmen des ersten und zweiten Kapitels wird versucht, mithilfe der Literatur sich an die Beantwortung der Forschungsfragen heranzutasten. Nach diesem theoretischen Teil folgt nun der praktische Teil der Arbeit. Das dritte Kapitel beschreibt die methodologische Herange- hensweise. Dabei werden die ausgewählte Methode, das Sample und die Art der Auswertung, die zur Beantwortung der Forschungsfragen herangezogen wurden, genauer beschrieben.

Im vierten Kapitel folgt die Interpretation der Interviews. Hier werden relevante Inhalte aus den geführten Interviews in Bezug auf die vordefinierten Kategorien und Unterkategorien zusammengefasst und interpretiert.

Im fünften Kapitel werden die bedeutendsten Ergebnisse der Interviews im Hinblick auf die Forschungsfrage, wie Lernprozesse durch NLP ermöglicht beziehungsweise unterstützt wer- den, zusammengefasst und diskutiert.

Abschließend folgt in der Conclusio eine Zusammenführung des theoretischen und prakti- schen Teils. Auf der Grundlage der Ergebnisse aus den beiden Abschnitten, werden im sechs- ten Kapitel die Forschungsfragen anhand der erarbeiteten Inhalte beantwortet. In diesem Zu- sammenhang wird unter anderem auch diskutiert, ob im Kontext der Erwachsenenbildung Lernprozesse durch den Einsatz des NLPs ermöglicht beziehungsweise unterstützt werden können.

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4

1. Darstellung und Beschreibung der Neuro-linguistischen Pro- grammierung

Ziel des ersten Kapitels ist es, einen umfassenden Überblick über das Konzept des NLPs zu geben. Zu Beginn wird im Rahmen einer kurzen Begriffsklärung, die ursprünglich englische Bezeichnung „Neuro-Linguistic Programming“ in ihre einzelnen Aspekte zerlegt und deren Bedeutung erläutert. In einem nächsten Schritt werden die Entstehung und historische Ent- wicklung des NLPs genauer beschrieben. Daraufhin folgt eine Darstellung der Grundannah- men des NLPs. Des Weiteren werden Schlüsselbegriffe des NLPs vorgestellt, die Basisfähig- keiten und spezifische Methoden des NLPs behandeln. In einer abschließenden kritischen Betrachtung wird das Konzept des NLPs unter Berücksichtigung historischer Fehlentwicklun- gen, sowie Ergebnisse empirischer Studien und Erfolge des NLPs kontrovers diskutiert.

1.1 Begriffsklärung

NLP. Was genau steckt eigentlich hinter diesen drei Buchstaben? NLP steht für „Neuro- Linguistic Programming“, in der deutschen Übersetzung also Neuro-linguistisches Program- mieren.

- Von „Neuro“ lässt sich das deutsche Wort „Nerv“ ableiten. So bezieht sich der erste Begriff auf das menschliche Gehirn, insbesondere das Zentralnervensystem. Unsere Sinne, also das Sehen, Hören, Riechen, Tasten und Fühlen ermöglichen es uns, mit der Umwelt zu kommunizieren. Darüber hinaus spielen sie auch eine bedeutende Rolle bei kognitiven Prozessen, wie beispielsweise der Erinnerung und Vorstellung.

- Der Begriff der „Linguistic“ beinhaltet die verbale, als auch non-verbale Sprache und gilt als essentieller Bestandteil der Kommunikation und des menschlichen Denkens.

- Bei „Programming“ denkt man zu allererst, dass es sich um einen Begriff aus der Computersprache handelt. In Zusammenhang mit NLP geht es allerdings darum, nach welchen „Programmen“ das Verhalten und bestimmte Gewohnheiten des Menschen ablaufen. Hier ist insbesondere das unbewusste Verhalten gemeint. Demnach könne

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5 man also die Denkweise und Sprache des Menschen so „programmieren“, dass Kom- petenzen in allen Lebensbereichen entwickelt oder gestärkt werden.

Bei allen mentalen Prozessen wie beispielsweise der Wahrnehmung, dem Erinnern oder dem Lernen handelt es sich laut Begründer des NLPs um neuro-linguistische Programme. Diese Programme bestimmen das menschliche Verhalten und haben in Folge einen Einfluss darauf, wie beziehungsweise ob Menschen ihre gesteckten Ziele erreichen (vgl. Alder 2002, S. 5).

1.2 Entstehungsgeschichte

Betrachtet man die Ursprünge des NLPs, so fällt auf, dass die historische Entwicklung des NLPs mehrere Etappen durchlief. Im Folgenden werden nun in einem ersten Schritt kurz die parallelen Entwicklungen beziehungsweise die Vorarbeiten skizziert. Weiters werden die An- fänge des NLPs beschrieben und der neuartige Ansatz Richard Bandlers und John Grinders zur Psychotherapie genauer diskutiert. Abschließend folgt eine Darstellung der Verbreitung des NLPs, darüber hinaus werden auch erweiterte Anwendungskontexte besprochen.

1.2.1 Parallele Entwicklungen und Vorarbeiten

Seit Ende der 50er Jahre versuchte man in der Psychotherapieforschung, die Wirkfaktoren der Psychotherapie zu ergründen. Aufgrund der Ergebnisse zahlreicher Experimente und Studien, die im Rahmen naturwissenschaftlicher Forschung durchgeführt wurden, kam man allerdings zu keinen auf die Praxis übertragbaren Erkenntnissen.

Einen anderen Zugang zu psychotherapeutischen Fragen wählte Gregory Bateson über die Bedeutung der Kommunikation für das menschliche Erleben und Verhalten. Ende der 40er Jahre entdeckte er zusammen mit den Psychiatern Jay Haley, Don D. Jackson und dem Che- motechniker John H. Weakland einen neuen Aspekt der Schizophrenie. Gregory Batesons Forschungsgruppe beschrieb Schizophrenie in diesem Zusammenhang als Ergebnis destrukti- ver Interaktionsmuster, was wiederum als „Double-Bind“-Hypothese in der Klinischen Psy- chologie bekannt wurde. Diese Überlegungen legten zugleich den Grundstein für den psycho- therapeutischen Bereich der „Familientherapie“.

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6 Don D. Jackson lernte Ende der 50er Jahre Virginia Satir kennen, die als erste Therapeutin mit ganzen Familien arbeitete. Gemeinsam mit Jules Riskin gründeten sie das Mental Rese- arch Institute (MRI) in Palo Alto, um herauszufinden, wie das gesundheitliche Wohlbefinden oder auch Krankheiten mit familiären Interaktionsmustern zusammenhängen. Gregory Bate- son, Jay Haley und John H. Weakland standen dem Institut als Berater zur Verfügung. Zu dieser Forschungsgruppe gesellte sich ein paar Jahre später auch Paul Watzlawick. Auf der Grundlage systemischer Konzepte und beeinflusst von den Ideen des Hypnotherapeuten Mil- ton H. Ericksons versuchte man bedeutende therapeutische Strategien zu entwickeln. Dabei spielten Theorien aus der formalen Logik, mathematische und biologische Konzepte und die Kybernetik eine entscheidende Rolle (vgl. Walker 2010, S. 2).

1.2.2 Anfänge des NLPs

Im Jahre 1972 begann eine junge Forschergruppe an der University of California in Santa Cruz (UCSC) zu hinterfragen, auf welche Art und Weise Menschen kommunizieren oder ler- nen. Dabei richteten sie ein besonderes Augenmerk darauf, wie man in diesem Kontext den Prozess der Veränderung beeinflussen beziehungsweise herbeiführen könne. Diese Gruppe setzte sich aus ForscherInnen unterschiedlicher Disziplinen zusammen, unter denen sich auch Richard Bandler und John Grinder, die Hauptbegründer des NLPs befanden.

Richard Bandler war damals 22 Jahre und studierte Mathematik und Computerwissenschaften an der UCSC. Darüber hinaus galt sein Interesse der Psychotherapie. Da er den Präsidenten des Verlagshauses Science & Behaviour Books, Robert S. Spitzer persönlich kannte, hatte er damals schon Beziehungen zu Menschen, die über eine Expertise in diesem Bereich verfüg- ten.

John Grinder war Supervisor, Assistenzprofessor für Linguistik und arbeitete zusammen mit dem Anthropologen Gregory Bateson am Kresge College. Außerdem war er früher auch als Undercoveragent für die CIA tätig. Als er Richard Bandler kennenlernte, veröffentlichte er gerade ein linguistisches Lehrbuch über die Transformationsgrammatik Noam Chomskys.

Gemeinsam mit zahlreichen interdisziplinären ForscherInnen, darunter beispielsweise Robert Dilts und Stephen Gilligan, entwickelten sich die ersten Grundzüge des NLPs. Diese Entwick- lungen wurden darüber hinaus durch einen jungen und interdisziplinären Campus der UCSC begünstigt (vgl. ebd., S. 1f).

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7 1.2.3 Neuartiger Ansatz zur Psychotherapie

Ausgehend von den zu Beginn beschriebenen Vorarbeiten fokussierten sich Richard Bandler und John Grinder auf die unmittelbare Interaktion zwischen TherapeutIn und KlientIn. Thera- peutInnen wandten teilweise dieselben Verfahren an, kamen aber zu unterschiedlichen Ergeb- nissen. Daher nahmen Bandler und Grinder an, dass der Erfolg einer Psychotherapie vielmehr von dem/der jeweiligen Therapeuten/Therapeutin abhängt als von dem Verfahren, das in der Therapie zur Anwendung kommt. Aus diesem Grund haben sich Bandler und Grinder dazu entschlossen, erfolgreiche TherapeutInnen auf ihre kommunikativen Fähigkeiten und Verhal- tensweisen hin zu beobachten, um daraus grundlegende Regeln und Muster für eine erfolgrei- che Therapie ableiten zu können.

Durch das Bestimmen von Wirkfaktoren einer erfolgreichen Therapie, sollte es in einem wei- teren Schritt möglich sein, diese therapeutischen Fertigkeiten weiter zu vermitteln bezie- hungsweise zu lehren. Aus diesem Grund studierten Bandler und Grinder PsychotherapeutIn- nen unterschiedlicher Schulen. Darunter waren Fritz Perls aus der Gestalttherapie, die Famili- entherapeutin Virginia Satir und Miltion H. Erickson als Meister der Hypnosetherapie. Au- ßerdem standen die kybernetische Kommunikationstheorie von Gregory Bateson und die lin- guistischen Theorien von Noam Chomsky und Alfred Korzybski im Zentrum der Aufmerk- samkeit. Den ethischen Überlegungen und humanistischen Werten der TherapeutInnen schenkten Bandler und Grinder allerdings keine Beachtung.

Neben linguistischen Analysen der Sprachmuster versuchte die beiden außerdem nonverbales Verhalten beschreiben zu können. Demnach waren sie immer mehr daran interessiert, das subjektive Erleben zu erforschen. In diesem Zusammenhang existierten nun zahlreiche Mo- delle zur Beschreibung menschlicher Wahrnehmung, subjektiver Informationsverarbeitung, Handlungssteuerung und der Kommunikation. Im Laufe der Jahre fanden diese NLP-Modelle, die zu Beginn in erster Linie für den Einsatz in der Psychotherapie entwickelt worden waren, auch in vielen anderen Bereichen Anwendung (vgl. ebd., S. 2f).

1.2.4 Verbreitung des NLPs und seine erweiterten Anwendungskontexte

Aufgrund Richard Bandlers und John Grinders therapeutischen Veränderungsmethoden schienen therapeutische Erfolge nun kalkulier- und wiederholbar. Daher erhielt NLP bald den

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8 Ruf als ultimative Therapiemethode. Seit 1976 wurden NLP-Seminare öffentlich angeboten und deren Nachfrage war auch dementsprechend groß. Die Modelle und Techniken des NLPs versprachen nämlich tiefgreifende und dauerhafte Veränderungen, die ohne viel Anstrengung erzielt werden könnten. So sollte NLP beispielsweise dabei helfen, Phobien zu behandeln,

„Lernstörungen“ zu beheben, unerwünschte Gewohnheiten wie zum Beispiel Rauchen oder Trinken loszuwerden oder aber auch um menschliche Interaktionen in einer Paarbeziehung, Familie oder Organisation maßgeblich zu verbessern. Außerdem behaupteten die Anwende- rInnen, dass der Einsatz von NLP auch körperliche Beschwerden kurieren könne.

Was das NLP damals so besonders machte und von allen anderen psychotherapeutischen Glaubenssystemen unterschied, war, dass das subjektive Erleben eine besondere Anerkennung erfuhr. Demnach wurde die Vorstellung des idealen Menschen entschieden abgelehnt und die Einzigartigkeit des Individuums gewürdigt. Daher gibt es laut NLP auch kein allgemeingülti- ges Modell für das menschliche Verhalten und Erleben. Das therapeutische Ziel der damali- gen NLP-VertreterInnen war die Linderung von Leid, wobei man den Schlüssel dazu in der Selbstverwirklichung des Menschen und Ausbalancierung all seiner Interessen sah.

Ende der 70er Jahre erweiterte man das Forschungsfeld und versuchte die Techniken des NLPs auch auf andere Gebiete zu übertragen. Deshalb beobachtete man nun auch Menschen aus anderen Disziplinen, die aufgrund herausragender Leistungen aufgefallen waren. So wur- den beispielsweise die Denkprozesse von PhysikerInnen, KünstlerInnen, VerkäuferInnen und LehrerInnen untersucht und modelliert. Das heißt, man erforschte Kommunikationsstrategien dieser Menschen und beobachtete ihre Motivations- und Entscheidungsfindungsprozesse. Das daraus erworbene Wissen wurde sowohl durch Publikationen veröffentlicht, als auch im Rahmen von Workshops weitergegeben.

Zu den damals zentralen Anwendungsbereichen zählten unter anderem das Gesundheitswe- sen, die Bildung und die Erziehung. Auch Wirtschaft und Militär fanden schließlich Gefallen daran, NLP in der Werbung und dem Verkauf, für Führungs- und Verhandlungstrainings oder zum Piloten- und Scharfschützen Drill einzusetzen (vgl. ebd., S. 3f).

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1.3 Grundannahmen des NLPs

Im folgenden Abschnitt werden nun die Annahmen des NLPs, die jeder NLP-Technik zu- grunde liegen dargestellt und beschrieben. Diese Grundannahmen werden im NLP keines- wegs als klare Vorstellungen der Wirklichkeit gehandhabt, sondern sollten lediglich eine Hil- festellung in der praktischen Anwendung sein. Die Grundannahmen basieren auf einem hu- manistischen Menschenbild und betonen die Entwicklungsmöglichkeiten des Individuums. Da in der Literatur keine einheitliche Gliederung der Grundannahmen existiert, werden im Fol- genden nun wesentliche Punkte präsentiert, die inhaltlich die Hauptannahmen des NLPs wi- derspiegeln (Birker/Birker 1997, S. 16f).

1.3.1 Ganzheitlicher Ansatz der Persönlichkeit

Der ganzheitliche Ansatz der Persönlichkeit bezieht sich darauf, dass bei der Veränderung bestimmter Verhaltensweisen oder der Förderung spezieller Fähigkeiten immer alle Persön- lichkeitsaspekte mit einbezogen werden sollten. So werden einzelne Aspekte im Gesamtzu- sammenhang betrachtet und individuell angepasst, um das gewünschte Ziel besser zu errei- chen. Ob es nun der Erwerb einer neuen Fähigkeit oder das Ablegen einer negativen Ge- wohnheit ist, alle Persönlichkeitsfacetten des Individuums spielen eine Rolle auf dem Weg der Veränderung. Voraussetzung dafür ist ein respektvoller Umgang mit dem Individuum (vgl. ebd., S. 18f).

1.3.2 Wechselwirkung von Körper und Geist

Im Rahmen des NLPs wird der inneren Befindlichkeit und dem körperlichen Zustand eine wechselseitige Wirkung zugeschrieben. Das bedeutet, dass einerseits der innere Zustand Auswirkungen auf das körperliche Wohlergehen hat, andererseits aber auch die körperliche Verfassung die innere Befindlichkeit bestimmt. Körper und Geist werden also als zwei Aus- drucksformen desselben Zustandes verstanden. Daher könne man aufgrund von körperlichen Beschwerden auch auf ein inneres Ungleichgewicht schließen. Mit dem Wissen, dass sich der innere und äußere Zustand wechselseitig beeinflussen, werden Techniken des NLPs so einge-

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10 setzt, dass sich eine Verbesserung der inneren Befindlichkeit positiv auf das körperliche Wohlbefinden auswirkt (vgl. ebd., S. 19).

1.3.3 Bewusstsein und Unterbewusstsein

Der Mensch verfügt über bewusstes und unbewusstes Wissen, wobei die Grenzen teilweise fließend sind. So ist es möglich, Unbewusstes in das Bewusstsein zu rufen indem das Indivi- duum seine Aufmerksamkeit darauf richtet. Andererseits können Dinge, die dem Menschen gerade noch bewusst waren auch sogleich in das Unterbewusstsein übergehen.

Im Rahmen des NLPs wird Bewusstsein und Unterbewusstsein auch mit der Funktionsweise eines Computers verglichen. Dabei würde der Arbeitsspeicher das Bewusste abbilden, also das, was gerade zur Verfügung steht und die abgespeicherten Dateien würden das Unbewusste widerspiegeln, was wiederum durch Befehle abgerufen werden kann.

Im Zusammenhang mit den Zielen des NLPs bedeutet dies, dass unbewusst ablaufende Ver- haltensweisen und Handlungen in das Bewusstsein gerufen werden, um sie in Folge analysie- ren und verändern zu können. Neben dem unbewussten Wissen, das man in das Bewusstsein rufen kann, gibt es allerdings auch Dinge im Unterbewusstsein, die der Mensch nicht bewusst wahrnehmen kann. So ist das Unbewusste auch zuständig für lebenswichtige Funktionen des Menschen wie beispielsweise für die Verdauung oder den Herzschlag. Dieser unzugängliche Bereich des Unterbewussten könnte mit dem Betriebssystem eines Computers verglichen werden. Dies bleibt für den/die BenutzerIn unzugänglich, da die Funktionsweise des Compu- ters verändert werden könnte.

So geht man in der NLP davon aus, dass beispielsweise Phobien als bewusst unerklärliche Angst trotz allem zu Handlungen führen, die unbewusst gesteuert werden. In solchen Fällen ist das unzugängliche Unbewusste stärker als das Bewusstsein und das Verhalten wird vom Unterbewusstsein geleitet.

Die Absichten des Unbewussten und Bewussten stimmen also nicht immer überein, da sie teilweise von unterschiedlichen Informationen ausgehen beziehungsweise anderen Wertesys- temen zu Grunde liegen. Demnach stehen zu bestimmten unbewussten Verhaltensweisen, die bereits in der Kindheit entstanden sind, im Erwachsenenalter mehr Informationen zur Verfü- gung. Daher ist es wichtig, im Rahmen einer Verhaltensänderung die Absichten des Verhal- tens zu hinterfragen und die Werte, die dahinter stecken, abzuklären (vgl. ebd., S. 20-28).

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11 1.3.4 Innere Landkarte als subjektive Wirklichkeit

„Die Landkarte ist aber nicht das Gebiet“ (ebd., S. 28)

Die individuelle Sichtweise beziehungsweise Abbildung der Welt wird im NLP als innere Landkarte bezeichnet. Dabei geht man davon aus, dass das individuelle Weltbild unvollstän- dig ist und von Mensch zu Mensch auch unterschiedlich aussieht. Das Individuum nimmt also nur bestimmte Teile der Wirklichkeit wahr und lässt andere Dinge dabei völlig außer Acht.

Diese subjektive Realität, die dadurch entsteht, leitet wiederum das individuelle Verhalten.

Aufgabe des NLPs ist es nun, dem Menschen zu helfen, seine innere Landkarte zu erkennen, um diese in einem weiteren Schritt auch verändern zu können (vgl. ebd., S. 28f).

1.3.5 Lernen am Modell

Wie bereits aus der Entstehungsgeschichte des NLPs hervorgeht, bildet das Lernen am Mo- dell, das so genannte „Modeling“ die Grundannahme des NLPs. Denn NLP ist prinzipiell aus der Überlegung entstanden, dass die Fähigkeiten eines Vorbildes studiert und auf andere über- tragen werden können. Wenn man also genau beobachtet, auf welche Art und Weise jemand etwas macht, kann man in einem weiteren Schritt Menschen dazu anleiten, dies zu wiederho- len, zu üben und schließlich zu lernen (vgl. ebd., S. 29f).

1.3.6 Flexibilität als wertvolle Fähigkeit

„Wenn das, was du bisher tust, nicht erfolgreich ist, dann tue etwas anderes“ (ebd., S. 30)

„Wer als Werkzeug nur den Hammer kennt, für den muss jedes Problem ein Nagel sein“

(ebd., S. 30)

Wie diese Zitate bereits andeuten, sollte man Verhaltensweisen, die nicht zielführend sind, ablegen und sein Verhalten auf die jeweilige Situation und Aufgabe anpassen. Bei der NLP spricht man in diesem Zusammenhang auch von einem Werkzeugkoffer des Menschen, den es ständig zu erweitern gilt. Flexibles Handeln ist also nur möglich, wenn man über ein gewisses Verhaltensrepertoire verfügt und mit diesem auch richtig umgehen kann.

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12

„Auch in den Bergen wird das Echo sich nur ändern, wenn der Rufer flexibel ist“ (ebd., S.

31)

Diese Metapher spricht die notwendige Flexibilität in Bezug auf die Kommunikation zwi- schen zwei Menschen an. Dabei sollte man bei der Kommunikation darauf achten, welches Verhalten welche Reaktion beim Gegenüber auslöst. Reagiert das Gegenüber anders als er- wartet, muss man flexibel genug sein, um sein Verhalten dementsprechend zu ändern (vgl.

ebd., S. 30f).

1.3.7 Empfängerorientierte Kommunikation

Eine erfolgreiche Kommunikation hängt weniger davon ab, welche Absichten und Kenntnisse seitens des Senders dahinter stehen. Viel entscheidender ist, welche Botschaft schließlich beim Empfänger ankommt. Daher ist es auch wichtig, sich auf den Empfänger einzustellen, indem man Rücksicht auf seine Stimmung beziehungsweise Verfassung nimmt und diese bei der Kommunikation im Hinterkopf behält. Außerdem spielt in diesem Zusammenhang auch die non-verbale Kommunikation eine bedeutende Rolle.

Dabei gilt die Reaktion des Empfängers als Feedback beziehungsweise Rückmeldung für den Sender. Reagiert der Empfänger beispielsweise widersprüchlich oder zögerlich, kann der Sender diese Reaktion als hilfreiche Information nutzen, um sein Verhalten danach anzupas- sen (vgl. ebd., S. 31f).

1.3.8 Wahl des bestmöglichen, verfügbaren Verhaltens

Eine weitere Grundannahme des NLPs ist, dass der Mensch in Anbetracht seines aktuellen Wissensstands und inneren Weltbildes das bestmögliche Verhalten wählt, das ihm im Ge- samtzusammenhang zur Verfügung steht. So kann es passieren, dass sich Menschen zwar für das - individuell gesehen - beste Verhalten, das ihnen zur Verfügung steht, entscheiden, aber beispielsweise die Situation falsch einschätzen. In diesem Fall sollten NLP Methoden helfen, um den Menschen Alternativen zum bereits bestehenden Verhaltensrepertoire aufzuzeigen und so zusätzlich mehr Handlungsmöglichkeiten zu schaffen. NLP geht also von einem posi-

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13 tiven und entwicklungsfähigen Menschenbild aus und betont zusätzlich die Einzigartigkeit des Individuums (vgl. ebd., S. 34f).

1.3.9 So einfach wie möglich, so komplex wie nötig!

Dieser Leitsatz des NLPs weist darauf hin, dass man immer das angestrebte Zielergebnis im Auge behalten und sich zusätzliches Analysieren ersparen sollte. Falls es sich um den Erwerb komplexer Fähigkeiten oder eine bedeutend große Verhaltensänderung handelt, teilt man das Vorhaben im NLP in einzelne Teilschritte auf. Dabei kann man den Erfolg der einzelnen Etappen erkennen, was wiederum motivierend auf den Menschen wirken kann. Allerdings sollte man auch bei einzelnen Teilschritten immer das Gesamtvorhaben beziehungsweise das Endziel fokussieren (vgl. ebd., S. 35f).

1.4 Schlüsselbegriffe des NLPs

In der Literatur findet man eine fast schon unüberschaubare Menge an NLP Techniken. Im Folgenden wird nun ein kurzer Auszug aus dieser großen Sammlung an Methoden vorgestellt.

Dabei handelt es sich um die grundlegendsten Begriffe, die fast immer in Verbindung mit NLP genannt werden. Um einen gewissen Überblick zu wahren, werden die Schlüsselbegriffe im Folgenden in zwei unterschiedliche Bereiche eingeordnet. In einem ersten Schritt werden Basisfähigkeiten, die man laut NLP im Rahmen einer Kommunikation beherrschen sollte, präsentiert. Im zweiten Schritt folgt die Darstellung spezifischer Methoden des NLPs, die aufbauend auf die Basisfähigkeiten eingesetzt werden können (vgl. Kobler 1995, S. 21).

1.4.1 Basisfähigkeiten

Grundvoraussetzung für eine zielführende Kommunikation ist es, eine Verbindung zum Ge- genüber aufzubauen, sodass dieser dem anderen vertraut beziehungsweise sich wohl in dessen Gegenwart fühlt. Dieser erste Prozess, in dem eine Beziehung zum Gegenüber entsteht, nennt

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14 man im NLP Rapport. Ist dieses Fundament geschaffen, kann durch das wechselseitige An- gleichen von Ausdrucksweisen ein kommunikativer Regelkreis entstehen, in dem beide KommunikationspartnerInnen ähnliche Bewegungsmuster aufweisen. Das Spiegeln von Aus- drucksweisen wir im NLP als Pacing bezeichnet und kann in einem weiteren Schritt Lernpro- zesse ermöglichen. Dabei versucht der/die NLP-AnwenderIn die Verhaltensweisen des Ge- genübers zu ändern, in dem er/sie sein/ihr Verhalten in eine bestimmte Richtung lenkt. Lässt sich der/die Lernende führen, ist die Grundlage für Lern- und Veränderungsprozesse vorhan- den. Dies entspricht der NLP Methode des Führens, also dem Leading. Darüber hinaus geht NLP davon aus, dass die Körpersprache des Menschen innerliche Denkprozesse zum Aus- druck bringt. Daher sollte man den Körperausdruck des Gegenübers beobachten, um innere Vorgänge erkennen und sich danach orientieren zu können. Für ein besseres Verständnis der körperlichen Ausdrucksweise, bedient man sich in der NLP den Repräsentationssystemen.

Die erwähnten Methoden werden nun im Folgenden genauer besprochen (vgl. ebd., S. 21f).

1.4.1.1 Rapport

Der Begriff des Rapports beschreibt die Verbindung zwischen zwei Menschen, die miteinan- der in Interaktion stehen. Dabei bildet eine positive Beziehung zwischen den interagierenden Menschen die Grundlage einer funktionierenden Kommunikation. Ein guter Rapport zeichnet sich nun durch ein offenes aufeinander Zugehen, eine gewisse Vertrauensbasis und emotiona- le Verbindung der Interagierenden aus. Dies kann man daran erkennen, dass die Gesprächs- partnerInnen ihre Bewegungen aufeinander beziehen und der Informationsfluss natürlich und lebendig wirkt. Begegnen sich die Interagierenden allerdings nicht offen oder misstrauen ei- nander sogar, ist die Beziehungsebene gestört. Als Folge würden die PartnerInnen aneinander vorbei reden, was wiederum Konflikte auslösen könnte. In diesem Falle ist es dann von essen- tieller Bedeutung wieder einen Rapport zum Gegenüber aufzubauen. Eine Möglichkeit, um guten Rapport herzustellen ist das Pacing, also das Angleichen der Körpersprache oder das Betonen von Gemeinsamkeiten.

Da der Rapport im Coaching eine fundamentale Rolle spielt, ist das Pacing eine Methode, um zielführendes Arbeiten zu ermöglichen. Falls trotz Pacing kein Rapport hergestellt werden kann, könnten gegensätzliche Interessen, die unterbewusst mitwirken und so die Kommunika- tion stören, verantwortlich dafür sein. In diesem Fall baut das Gegenüber einen gewissen Wi- derstand auf und reagiert mit einer verschlossenen und abwehrenden Körperhaltung. Um ent-

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15 stehenden Blockaden entgegenzuwirken, sollten Coaches oder Lehrende in der Lage sein, der Problematik flexibel zu begegnen. Dabei können eine Reflexion der eigenen Ziele und Inte- ressen und ein anschließendes aufmerksameres Pacing wieder zu einer positiven Beziehungs- basis führen (vgl. Rückerl 1994, S. 171f).

1.4.1.2 Pacing

Im Alltag kann man unbewusstes Pacing in fast allen sozialen Interaktionen wiederfinden.

Wenn man einander sympathisch ist und gemeinsame Interessen teilt, geschieht das Pacen unbemerkt und es entsteht eine positive Stimmung im Rahmen der Kommunikation. Es gibt sogar zahlreiche soziale Rituale, die auf das Pacing abzielen. Vom gemeinsamen Zigaretten rauchen über das Zuprosten beim Trinken bis hin zu Fußballfans, die ihre Kleidung aneinan- der angleichen und synchron dieselben Emotionen zeigen.

Wie nun bereits mehrmals beschrieben, wird das Pacing im NLP eingesetzt, um eine vertrau- ensvolle und offene Gesprächsbasis zum Gegenüber aufzubauen. Der Begriff Pace bedeutet ursprünglich Gangart oder Schritt. Haben Menschen also denselben Pace, ist ihr Rhythmus und Tempo aneinander angepasst, sie gehen also im Gleichschritt. Im übertragenen Sinne bedeutet dies, dass zwei Menschen innerhalb einer Kommunikation ihr Verhalten aneinander angleichen. Im NLP wird Pacing auch als Spiegeln bezeichnet, da es von der/dem NLP An- wenderIn verlangt, die Körperhaltung des Gegenübers einzunehmen beziehungsweise zurück zu spiegeln. Dies setzt wiederum Einfühlungsvermögen und Verständnis voraus. Grundsätz- lich kann man auf verschiedenen Ebenen pacen. Zur Mikro-Ebene zählt beispielsweise das Angleichen der Körperhaltung, der Mimik und Gestik oder aber auch der Sprechweise oder Stimmlage. Auf Makro-Ebene können Bereiche der menschlichen Persönlichkeit gepaced werden, wie beispielsweise Überzeugungen, Einstellungen und Werte. Erfolgreiches Pacen auf dieser Ebene hat einen stärkeren Einfluss auf die Vertrauensbasis als jenes auf der Mikro- Ebene. Pacing als vertrauensbildende Maßnahme geht dem Leading voraus. Das bedeutet, nachdem man den/die GesprächspartnerIn dort abgeholt hat, wo er/sie steht und Vertrauen zu ihm/ihr aufbauen konnte, wird es in einem weiteren Schritt möglich, ihn/sie in ressourcenvol- le Zustände zu führen (vgl. ebd., S. 153f).

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16 1.4.1.3 Leading

Leading beziehungsweise das Führen von Menschen wird also durch Pacing initiiert, wobei ein guter Rapport wiederum als Grundvoraussetzung gegeben sein muss. So wie beim Pacing, spielt auch beim Leading die Flexibilität seitens des/der Lehrenden eine entscheidende Rolle, denn derjenige/diejenige, der/die in der Kommunikation flexibler agiert, wird diese auch füh- ren. Des Weiteren ist eine erfolgreiche Führung auch abhängig von der Involvierung des/der Lehrenden. Je weniger dieser/diese nämlich im System des Gegenübers mit einbezogen ist, umso besser kann er/sie führen. Als Lehrende/Lehrender sollte man sich über das Ziel des Leadings im Klaren sein oder wenigstens eine gewisse Intuition für die Richtung haben, damit man den Menschen zielorientiert durch den Lern- beziehungsweise Veränderungsprozess be- gleiten kann. Leading kann nun auf verschiedene Arten von statten gehen. Ein direkter Weg des Leadings wäre beispielsweise der Appell, also das konkrete Ansprechen der Verände- rungsmaßnahme, wohingegen es sich bei Prozessinstruktionen um einen subtilen Appell han- deln würde. Darüber hinaus verwendet man beim Leading auch gezielte und konstruktive Fragen, um innere Zustände des Menschen besser zu steuern und Lernprozesse zu ermögli- chen (vgl. ebd., S. 119).

1.4.1.4 Repräsentationssysteme

Im NLP geht man davon aus, dass der Mensch seine individuellen Erfahrungen in fünf ver- schiedenen Systemen repräsentiert. Demzufolge werden Informationen über den visuellen, auditiven, kinästhetischen, olfaktorischen oder gustatorischen Sinneskanal wahrgenommen und auf der inneren Landkarte repräsentiert. In diesem Zusammenhang nimmt man an, dass jeder Mensch einem bestimmten Sinneskanal bevorzugt vertraut, um sich in der Welt zu Recht zu finden. Je nach individueller Lerngeschichte greift der Mensch also zu unterschiedli- chen Strategien, um die Realität zu erfassen und innerlich abzubilden. Die individuelle Be- vorzugung eines bestimmten Wahrnehmungssystems ist aber auch situationsspezifisch be- dingt. Sitzen Menschen beispielsweise im Kino, werden sie ihre Erlebnisse bevorzugt über das visuelle System repräsentieren. Im Gegensatz dazu, vertraut ein Mensch in Stresssituatio- nen allerdings auf seinen bevorzugten Sinneskanal, um sich zu orientieren. Wenn der Mensch sich an bestimmte Situationen erinnert, werden die Erlebnisse auch im bevorzugten Repräsen- tationssystem aktiviert und dementsprechend wiedergegeben. Um also herauszufinden, um

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17 welchen Wahrnehmungs-Typ es sich handelt, gilt es den Menschen und insbesondere seine Wortwahl zu beobachten. Der Mensch wählt beim Schildern von Erfahrungen nämlich unbe- wusst ganz bestimmte Worte, die in Verbindung mit dem bevorzugten Sinneskanal stehen (vgl. ebd., S. 178).

Neben der Wortwahl, kann man das aktuelle Repräsentationssystem laut NLP auch erkennen, indem man die Augenbewegungen des Menschen beobachtet. Demnach spiegle die Blickrich- tung der Augen das momentan eingesetzte Repräsentationssystem wider. Ein Blick nach rechts oben würde beispielsweise bedeuten, dass der Mensch Bilder konstruiert, ein Blick nach links oben hingegen würde auf das visuelle Erinnern hindeuten. Blickt der Mensch nach rechts oder links außen konstruiert oder erinnert er Dinge mithilfe des auditiven Repräsentati- onssystems. Beim Blick nach rechts unten, geht man davon aus, dass der Mensch sich anhand kinästhetischer Empfindungen orientiert. Der Blick nach links unten deutet auf einen inneren Dialog hin, das heißt es werden verbale Gedanken helfen formuliert, um Informationen zu verarbeiten (vgl. ebd., S. 30-33).

Die meisten Menschen repräsentieren ihre Wirklichkeit visuell, auditiv oder kinästhetisch.

Dass das olfaktorische oder gustatorische Repräsentationssystem vorherrscht, kommt hinge- gen eher selten vor. Im Folgenden werden nun die drei häufigsten Typen einzeln vorgestellt, für deren Charakteristika in der Wortwahl Beispiele angeführt und deren Bedeutung in Bezug auf das Lernen diskutiert.

- Visueller Typ

Ein visueller Typ sieht die Welt in Bildern und verwendet Verben wie „ausmalen, beobach- ten, sehen“, Adjektive wie „hell, leuchtend, verschwommen“, Nomen wie „Aussicht, Perspek- tive, Fokus“ und Redensarten wie „Es macht sein Leben bunter“ oder „Es geht ihm ein Licht auf“. In Bezug auf das Lernen würde das bedeuten, dass für diesen Typ die Visualisierung der Lerninhalte, also die Verwendung von Flipcharts, Videos usw. bei der Gestaltung der Lernsi- tuation im Vordergrund stehen sollte. Der/Die Lehrende sollte also mit vielen Bildern arbei- ten, um den Lernprozess des visuellen Wahrnehmungs-Typen zu unterstützen.

- Auditiver Typ

Ein Mensch, der die Wirklichkeit bevorzugt über den auditiven Sinneskanal repräsentiert, hat eine langsame und deutliche Art zu sprechen, da er seine Worte mit Bedacht wählt. Dieser

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18 Wahrnehmungs-Typ verwendet vorwiegend Verben wie „diskutieren, betonen, verstehen“, Adjektive wie „monoton, harmonisch, stimmig“, Nomen wie „Rhythmus, Einklang, Ankün- digung“ und Redensarten wie „Das klingt wie Musik in meinen Ohren“ oder „Das klingt viel versprechend“. Demnach sollte man in diesem Fall bei der Gestaltung der Lernsituation da- rauf achten, dass neben Vorträgen auch durch Diskussionen ein Teil der Inhalte vermittelt wird. Eventuell könnte man hier auch Musik, Klangschalen oder Ähnliches einbauen, um das Seminar zu gestalten und so auch den auditiven Typen anzusprechen.

- Kinästhetischer Typ

Ein kinästhetischer Typ greift gerne zu Metaphern und Beispielen, um etwas zu beschreiben.

Für diesen Typ ist das Konkrete und Greifbare wichtig. Jemand, der seine Welt bevorzugt kinästhetisch repräsentiert, verwendet nun Verben wie „fühlen, begreifen, anfassen“, Adjekti- ve wie „sensibel, gespannt, stark“, Nomen wie „Kontakt, Gewicht, Intensität“ und Redensar- ten wie „Etwas in Angriff nehmen“ oder „Wir drehen uns im Kreis“. Im Lernsetting kann man den kinästhetischen Typen fördern, indem man praktische Übungen und Experimente durchführen lässt. Dieser Typ bevorzugt es also, Lerninhalte praxisnahe zu erarbeiten, was man beispielsweise in Form von Gruppenarbeiten oder Rollenspiele ermöglichen kann.

Im Kontext des Lernens spielt die Theorie der Repräsentationssysteme also vor allem in Be- zug auf die Gestaltung der Lernsituation eine bedeutende Rolle. Um alle Wahrnehmungs- Typen anzusprechen, sollte man versuchen, Lerninhalte auf eine vielfältige Art und Weise zu vermitteln. Es gilt also möglichst viele Materialien zur Anschaulichkeit zu verwenden, Dis- kussionen anzuregen, Töne und Klänge einzubauen und die Lerninhalte praxisnahe zu erar- beiten (vgl. Hebenstreit/Mernyi/Niedermair 2001, S. 22-25, 122f).

1.4.2 Spezifische Methoden des NLPs

Neben den beschriebenen Basisfähigkeiten, gibt es nun eine Vielzahl an Methoden, die im Laufe der Jahre im Rahmen des NLPs entstanden sind. Um ein paar Beispiele zu geben, wer- den nun im Folgenden vier Methoden vorgestellt, die häufig im Zusammenhang mit NLP er- wähnt werden und unter anderem auch in Beziehung mit Veränderungs- und Lernprozessen stehen.

(23)

19 1.4.2.1 Ankern

Das Ankern ist eine sehr bekannte und vielfältig eingesetzte Methode des NLPs. Dabei geht es darum, äußere Reize mit inneren Zuständen oder Reaktionen zu assoziieren, sodass durch die Darbietung eines Reizes, den man in diesem Fall als Anker bezeichnet, bestimmte innere Zustände hervorgerufen werden. Als wissenschaftliche Grundlage des Ankerns gilt die Pawlowsche Konditionierung. Das Ankern geschieht vor allem unbewusst und wird im NLP eingesetzt, um gewünschte innere Zustände zu steuern. Im Coaching arbeitet man mit der Me- thode des Ankerns, um Ressourcen und positive Zustände der Lernenden wachzurufen. So wird beispielsweise ein kinästhetischer Anker gesetzt, indem eine bestimmte Körperstelle genau zu dem Zeitpunkt berührt wird, wenn die inneren Reaktionen am Intensivsten auftreten.

Wird diese Körperstelle nun wieder berührt, wird der/die Lernende wieder in diesen ge- wünschten Zustand versetzt. Das Ankern kann über alle Sinneskanäle laufen. Je mehr Sinne dabei angesprochen werden, desto intensiver erlebt man den geankerten Zustand (vgl. Rückerl 1994, S. 23f).

1.4.2.2 Reframing

Reframing bedeutet übersetzt „Umdeuten“ und bezieht sich auf das Schaffen eines neuen Bezugsrahmens für eine Verhaltensweise, die für den Menschen als störend erlebt wird. In diesem Zusammenhang geht man davon aus, dass Teile der Persönlichkeit des Unterbewusst- seins für die Verhaltensweise verantwortlich sind, grundsätzlich aber positive Absichten da- mit verfolgt werden. Im Zuge des Reframings versucht man diese positiven Aspekte zu er- gründen, um dem Verhalten so eine neue Bedeutung geben zu können (vgl. Kobler 1995, S.

27-29).

Eine solche Neubewertung des Verhaltens wird laut den Begründern in sechs Schritten mög- lich, wobei die Anzahl der Schritte je nach Literatur zwischen sechs und neun Schritten vari- iert. Was jedoch allen zu Grunde liegt, ist die gezielte Kommunikation mit dem Unterbe- wusstsein. Reframing als Interventionsmethode dient also dazu, die Wahrnehmung des Men- schen zu erweitern und Alternativen für die als störend empfundene Verhaltensweise zu schaffen. So könne man beispielsweise einer Konzentrationsschwäche mithilfe des Refra-

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20 mings auf den Grund gehen, um die positiven Absichten des Unterbewusstseins zu verstehen und alternative Wege für diese Absichten zu finden (vgl. Rückerl 1994, S. 192f).

1.4.2.3 Future Pace

Der Future Pace oder auch das Brückenschlagen in die Zukunft ist Bestandteil jeder NLP Technik und bezeichnet das Sichern von Lernergebnissen nach einer Intervention. Ziel der Future Pace ist es, die Ergebnisse eines Lern- und Veränderungsprozesses auch außerhalb des Lernsettings zugänglich zu machen. Um erworbene Fähigkeiten auch in der Praxis anwenden zu können, müssen diese aus der Lernsituation in den Alltag transferiert werden. Dafür gibt es nun mehrere Möglichkeiten. Eine davon wäre beispielsweise sich vorzustellen, wo die neuen Fertigkeiten genutzt werden könnten. Dabei versucht man sich intensiv in die Situation hin- einzuversetzen, um die Fähigkeiten in zukünftigen Situationen leichter abzurufen. Eine weite- re Option wäre, einen Auslöser festzulegen, der im Alltag dazu führt dass die Fähigkeit mobi- lisiert wird. So könne man beispielsweise ein bestimmtes Gefühl mit der Fähigkeit verbinden.

Darüber hinaus besteht noch die Möglichkeit, die Lernenden in die reale Lebenssituation zu führen. Hierbei handelt es sich fast schon um einen Test, ob die Lernenden die erworbene Fähigkeit oder die veränderte Verhaltensweise in realen Alltagssituationen abrufen können (vgl. Kobler 1995, S. 34f).

1.4.2.4 Story Telling

Das Story Telling wurde durch Milton Erickson geprägt, da dieser durch das Erzählen von Geschichten therapiert und gelehrt hatte. Im NLP nimmt man an, dass die Verwendung von Geschichten eine bestimmte Wirkung beim Gegenüber zeigt. Dabei sollten Geschichten dazu dienen, den/die Lernenden auf indirekte Art und Weise Lösungsansätze aufzuzeigen. Durch Metaphern oder das Schildern eigener Erlebnisse werden der Lern- und Veränderungsprozess angeregt beziehungsweise unterstützt. Darüber hinaus werden in der NLP auch erfundene Geschichten von anderen Menschen verwendet, die genau zu den Erlebnissen des/der Lernen- den passt. Damit versucht man zwischen den Zeilen eine Botschaft an die unbewusste Ebene der Persönlichkeit zu erreichen. Wenn man dem/der Lernenden nun beispielsweise eine Ge- schichte von jemand anderen erzählt, der/die in einer ähnlichen Lage war wie er/sie und dies-

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21 bezüglich einen Lernerfolg hatte, kann man damit Hoffnung bei dem/der Lernenden auslösen.

Der/die Lernende wird die Erlebnisse des/der anderen auf seinen/ihren eigenen Lernprozess ummünzen und mit einer positiven Einstellung an die Problematik herantreten (vgl. ebd., S.

35).

1.5 Kritische Betrachtung

Nach einer reinen Darstellung und Beschreibung des NLPs, folgt in diesem Abschnitt nun eine kritische Auseinandersetzung mit der NLP. Zu Beginn werden Fehlentwicklungen in der Geschichte des NLPs besprochen, die zu berechtigten Kritikpunkten des NLP Konzeptes führ- ten. Des Weiteren folgt ein Überblick an empirischen Ergebnissen, die die Wirksamkeit der Methoden des NLPs untersuchten. Dieser Abschnitt zielt jedoch nicht nur darauf ab, kritische Stimmen wiederzugeben, sondern im Gegenzug auch aufzuzeigen beziehungsweise zu hinter- fragen, weshalb das NLP trotz der Flut an Kritik so erfolgreich wurde.

1.5.1 Fehlentwicklungen in der Geschichte des NLPs

Es scheint fast so als hätte NLP bei seiner Entstehung in den 70er Jahren den Nerv der Zeit getroffen. Auf den ersten Blick versprach dieses neue Konzept, dass eine einfache, schnelle und zielführende Veränderung des Verhaltens möglich sei. Es war lern- und lehrbar, simple in der Anwendung und interventions- beziehungsweise ergebnisorientiert. Was jedoch schon von Beginn an fehlte und bis heute ausblieb, ist eine wissenschaftliche Fundierung und empi- rische Bestätigung des Konzeptes. Eine Überprüfung der Theorien und Annahmen wurde bis heute abgelehnt. Außerdem blieben Forschungen entwicklungspsychologischer Aspekte und das Wissen über Psychodynamik unbeachtet. Lediglich die Vorbilder, die zur Modellierung herangezogen wurden, verfügten über ein solides Wissen psychodynamischer Prozesse und hielten an humanistischen Werten fest.

Anfang der 80er Jahre wandten sich Gregory Bateson und Virginia Satir von ihren einstigen Schülern Bandler und Grinder ab. Sie begründeten ihre Entscheidung damit, dass die Begrün-

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22 der des NLPs zentrales Wissen über beispielsweise Psychodynamik schlichtweg ignorierten und dass das NLP durch die Machtgier der Begründer einen manipulativen Charakter bekam.

In den 90er Jahren versuchten Grinder und Bandler – getrieben vom Erfolg des Konzeptes – Spitzenleistungen in allen Bereichen zu modellieren und haben es bis zu diesem Zeitpunkt verabsäumt, ihr grundlegenden Projekt auf eine empirische Basis zu stellen und bedeutende wissenschaftliche Inhalte mit zu berücksichtigen. Nachdem das ursprüngliche Projekt auf- grund des Erfolges zum Stillstand kam, entwickelte sich nach der Zeit auch ein gewisses Konkurrenzdenken zwischen den Begründern. Grinder zog sich schließlich für einige Jahre aus dem NLP Geschäft zurück, währenddessen Bandler andere Wege im NLP einschlug.

Diesen Überlegungen nach, waren sich Bandler und Grinder aufgrund ihres Erfolges ihrer Sache so sicher, dass sie die therapeutische Forschung bereits gleich nach der Entstehung des NLPs hinter sich ließen ohne jedoch eine konsistente therapeutische Theorie und Praxis zu formulieren (vgl. Walker 2010, S. 1-4).

1.5.2 Ergebnisse empirischer Studien zur Wirksamkeit von NLP

Aufgrund der fehlenden empirischen Untermauerung des NLPs, wurden im Rahmen einer Metaanalyse Arbeiten herangezogen, die innerhalb der letzten 35 Jahre in der Forschung zum Thema NLP durchgeführt wurden. Insgesamt wurden 33 Studien dahingehend untersucht, ob sich aufgrund ihrer Ergebnisse das Konzept des NLPs empirisch begründen lässt beziehungs- weise ob eine Wirksamkeit der Methoden des NLPs empirisch nachgewiesen werden kann oder ob gegenteilige Ergebnisse überwiegen. Die Tatsache, dass NLP bereits in die Curricula von einigen Universitäten in Polen aufgenommen wurde, NLP Trainings in bekannten Orga- nisationen und Firmen wie McDonalds, der U.S. Army und der NASA abgehalten werden und dennoch keine empirische Grundlage des Konzeptes vorliegt, bewegte den Wissenschaftler Tomasz Witkowski dazu, diese Metaanalyse durchzuführen. Dabei wählte er nur Studien aus, die im Rahme der Master Journal List des ISI (Institute for Scientific Information) angeführt werden.

Abbildung 1 zeigt die Anzahl der publizierten Studien zwischen 1974 und 2009, die zum Thema NLP durchgeführt wurden. Die durchgezogene Linie beschreibt alle Studien, die in diesem Zeitraum publiziert worden sind, wohingegen die unterbrochene Linie nur Publikatio- nen einschließt, die im Rahmen der Master Journal List aufgelistet sind. Eine quantitative

(27)

23 Betrachtung der publizierten Studien über die Jahre hinweg zeigt, dass in den 80er Jahren die größte Menge an Studien zum Thema NLP publiziert wurde. Um 2001 ist nochmals ein klei- ner Anstieg zu erkennen, die Entwicklung der letzten Jahre weist allerdings darauf hin, dass Studien zur NLP eher abnehmen. Die Publikationen der Master Journal List folgen diesem Trend. Das größte Interesse galt dem NLP also kurz nach seiner Entstehung.

Abbildung 1: Anzahl aller Publikationen und Publikationen der Master Journal List zum Thema NLP von 1974-2009

Die Artikel, die für diese Studie herangezogen wurden, sind in Zeitschriften aus den unter- schiedlichsten Disziplinen publiziert worden. Die meisten Artikel zur NLP finden sich aller- dings in psychologischen Zeitschriften wie beispielsweise im Journal of Counseling Psycho- logy oder Psychological Reports.

Nach der Durchsicht von 63 Studien, blieben schließlich 33 relevante Artikel übrig, die in die folgenden Kategorien unterteilt wurden:

- Neun Arbeiten beziehungsweise 27.3% konnten Ergebnisse vorweisen, die das Kon- zept des NLPs unterstützen.

- Achtzehn Studien oder 54.5% zeigen Ergebnisse, die die Wirksamkeit des NLPs wi- derlegen.

- Die restlichen sechs Arbeiten, also 18.2% kommen zu unklaren beziehungsweise wi- dersprüchlichen Ergebnissen.

Demnach sprechen also mehr als die Hälfte der Studien gegen eine empirische Begründung des NLPs. Weniger als ein Drittel der Publikationen weisen Ergebnisse auf, die das Konzept des NLPs empirisch begründen. Da der Vergleich der Anzahl der Publikation jedoch wenig

(28)

24 über den Inhalt und die Qualität der durchgeführten Studien aussagt, wurden die Studien an- schließend auf ihre Relevanz hin geprüft.

Bei genauerer Betrachtung der Publikationen, die NLP unterstützende Ergebnisse lieferten, behandeln nur wenige dieser Studien die zugrundeliegenden Annahmen des NLPs, die meis- ten beschäftigten sich damit, ob eine allgemeine Anwendung des NLPs die gewünschte Wirk- samkeit zeigt. Bei diesen Studien ist außerdem zu bemängeln, dass sie keine Kontrollgruppe als Vergleichsmaßstab herangezogen haben und meist nur eine Pre- und Post-Untersuchung beziehungsweise Befragung durchgeführt wurde. So könnte eine gemessene Veränderung nach einer Intervention oder einem Training also auch auf den Placebo Effekt zurückzuführen sein. Deshalb ist es in diesen Fällen schwer zu sagen, ob nun beispielsweise sozialer Kontakt einen positiven Einfluss auf das Verhalten und Erleben der ProbandInnen hatte oder ob tat- sächlich die Anwendung des NLPs diese Veränderung bewirkte.

Im Gegensatz dazu, weisen Studien mit Ergebnissen, die gegen eine empirische Grundlage des NLPs sprechen, eine qualitativ höhere methodische Vorgehensweise auf als die NLP un- terstützenden Studien. Diese Studien zogen eine Kontrollgruppe als Vergleich heran und nahmen mehr Indikatoren und Variablen in den Versuchsplan auf. Darüber hinaus behandelte der Großteil der Studien grundlegende Annahmen des NLPs. So zeigten Ergebnisse bei- spielsweise, dass die Theorien zu den Repräsentationssystemen nicht bestätigt werden konn- ten. Folglich gibt es also keine individuelle Präferenz eines bestimmten Repräsentationssys- tems. Darüber hinaus konnten die Annahmen zur Bedeutung der Augenbewegungen auch nicht bestätigt werden.

Ähnliche Analysen in diesem Bereich führten zum selben ernüchternden Ergebnis. Zusam- mengefasst kann man also festhalten, dass das Konzept des NLPs und seine Grundannahmen nicht empirisch belegt werden konnten. Das eindeutige Ergebnis der quantitativen Betrach- tung der Studien, wird durch die qualitative Überprüfung nur noch verstärkt. Es scheint, dass die wissenschaftliche Forschung nach zahlreichen Studien in den 80er Jahren aufgrund deren Ergebnisse NLP als pseudowissenschaftlich deklarierten und als Folge das Interesse daran verloren haben (vgl. Witkowski 2010, S. 58-66).

Tomazs Witkowski sagt über seine Forschung zur NLP: „Today, after 35 years of research devoted to the concept, NLP reminds one more of an unstable house built on sand rather than an edifice founded on the empirical rock“(ebd., S. 65).

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25 1.5.3 Gründe für den Erfolg des NLPs

Doch weshalb ist das NLP trotz fehlenden empirischen Belegen so erfolgreich? Eine Annah- me dazu ist, dass Menschen, die beruflich mit anderen Menschen zu tun haben und mit ihren Problemen konfrontiert werden, auf der Suche nach pragmatischen Lösungen sind. Insbeson- dere Menschen, die in der pädagogischen und psychologischen Praxis tätig sind, seien anfällig für die breite Angebotspalette an alternativen Konzepten, die schnelle und unkomplizierte Verfahren und Methoden anbieten, da die Wissenschaft der Psychologie ad hoc keine eindeu- tigen Lösungen aufzeigen kann.

Für die Erfolge der Wirksamkeit der Methoden spricht, dass jede Beschäftigung mit einem Problem auf der Meta-Ebene erfolgreich sein kann. Das heißt, sobald sich ein Mensch von seinem Problem etwas distanziert, kann er/sie es auf einer objektiveren Ebene betrachten, was wiederum hilfreich für die Behebung des Problems beziehungsweise eine Veränderung des Verhaltens sein kann. NLP bietet in diesem Zusammenhang also nur einen Rahmen, in dem man sich mit seinem Problem intensiv beschäftigen kann.

Darüber hinaus hat die optimistische Einstellung des NLPs eine Auswirkung auf die Anwen- derInnen. Die Überlegung, dass man für sein eigenes Schicksal selbst verantwortlich sei, ist Teil des NLPs und sorgt dafür, dass der Mensch selbst tätig wird und sein Problem in die Hand nimmt. Ein weiteres Ziel des NLPs ist die Stärkung zwischenmenschlicher Beziehun- gen, was sich zusätzlich positiv auf das individuelle Leben auswirkt.

Abschließend ist noch zu erwähnen, dass das Engagement der AnhängerInnen des NLPs auch sehr stark zu seiner Popularität beitrug (Bördlein 2001, S. 117-127).

(30)

26

2. Neuro-linguistisches Programmieren aus lernpädagogischer Sicht – Gegenüberstellung der Annahmen des NLPs mit bedeu- tenden Lerntheorien

Das erste Kapitel lieferte eine umfassende Darstellung und Beschreibung des Konzeptes der Neuro-linguistischen Programmierung. Dabei wurden die Grundüberlegungen des NLPs vor- gestellt und teilweise bereits dessen Konsequenzen für Lernprozesse aufgezeigt.

Das folgende Kapitel zielt nun darauf ab, Lernen aus der Sicht des NLPs mit den Sichtweisen bedeutender Lerntheorien zu vergleichen. In einem ersten Schritt wird Lernen aus der Sicht des NLPs vorgestellt. Dafür werden die Inhalte des ersten Kapitels herangezogen und relevan- te Aspekte, die in Zusammenhang mit dem Lernen stehen, aufgegriffen und diskutiert.

Im nächsten Schritt werden drei unterschiedliche Lerntheorien beschrieben und jeweils den Annahmen des NLPs gegenübergestellt. Bei der Beschreibung der konstruktivistischen Lern- theorie finden sich noch einige Parallelen zu den Annahmen des NLPs. Im Rahmen der sub- jektwissenschaftlichen Lerntheorie gibt es allerdings nur noch wenige Berührungspunkte mit den Grundüberlegungen der NLP. Der abschließende Vergleich zwischen der Theorie des situierten Lernens und den Annahmen des NLPs zeigt, dass Lernen im Kontext des Situated Learning aus einer völlig anderen Perspektive betrachtet wird. Demnach werden Lernprozesse immer im sozialen Kontext gesehen. So bestehen in diesem Zusammenhang fast keine Ge- meinsamkeiten zwischen den beiden Sichtweisen.

2.1 Lernen aus der Sicht des Neuro-linguistischen Programmierens

Bereits der Begriff der NLP verrät uns einiges darüber, wie Lernen im Kontext der NLP ver- standen wird. Man geht davon aus, dass es sich bei mentalen Prozessen wie beispielsweise Wahrnehmen, Erinnern und Lernen um neuro-linguistische Programme handelt. Diese Pro- gramme bestimmen wiederum das menschliche Verhalten. Betrachtet man den Begriff neuro- linguistisches Programm genauer, wird klar, dass Lernen in Zusammenhang mit der Sprache,

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