EINE HANDVOLL PACHOMIANISCHER TEXTE
Von Hans Quecke, Rom
Im Verlauf der letzten Jahre hatte ich mehrfach Gelegenheit, die Chester
Beatty Library in Dublin zu besuchen, und obwohl ich dabei keinen vollstän¬
digen Überblick über die griechischen und koptischen Texte gewinnen konn¬
te (l), bin ich dort auf mindestens fünf Texte pachomianischer (2) Herkunft
gestoßen. Einer dieser Texte ist inzwischen schon veröffentlicht, das kop¬
tische Fragment der Pachombriefe aus einem Papyruskodex des 6. Jahrhun¬
derts (3). Ein weiterer Text ist im Druck und wird bald erscheinen, näm¬
lich der griechische Text der Pachombriefe aus einer Pergamentrolle des
4. Jahrhunderts (4); darauf konnte ich schon auf dem Orientalistentag in
Lübeck eingehen (5). Zu diesen beiden Texten kommen noch drei weitere hin¬
zu, die bis heute völlig unbekannt waren. Einer von ihnen wird auch in Bälde
erscheinen (6), und auf diesen werde ich gleich ausführlich zu sprechen kom¬
men. Ich meine die Nr. Ac. 1486, einen kürzeren koptischen Text, der auf
Pergamentabfall geschrieben ist. Die beiden letzten Texte, Nr. Ac. 1494 und
Ac. 1495, sind koptische Papyrusrollen von drei bzw. vier Kolumnen, beide
stärker beschädigt, letztere sogar in sehr schlechtem Zustand. Die Ausgabe
dieser beiden Rollen bereitet Herr Tito Orlandi vor. Die erste, besser er¬
haltene, enthält einen Text des Horsiese. Der Titel ist auf der Außenseite der
Rolle an deren Anfang teilweise erhalten. Der Name des Autors ist dort gleich¬
falls beschädigt, kann aber nur als Horsiese gelesen bzw. ergänzt werden.
Es ist zu vermuten, daß die fünf Stücke zusammengehören, also sozusagen
einen "Hortfund" pachominanischen Materials darstellen. Die fünf pachomi¬
anischen Stücke können ja kaum zufällig in der Chester Beatty Library zusam¬
mengekommen sein.
Kodikologisch ist das neue Material ganz verschiedenartig und äußerst in¬
teressant. Allein das koptische Fragment der Pachombriefe stammt aus einer
Handschrift gewöhnlicher Art, nämlich einem Papyruskodex. Ein Stück Per¬
gamentabfall, wie es für einen der Texte gebraucht wurde, wurde nur gele¬
gentlich zur Aufnahme kleinerer Einzeltexte oder Textstücke verwendet. Wir
haben hierzu eine engere Parallele gerade im pachomianischen Bereich in den
beiden Kölner Blättern mit drei Pachombriefen in koptischer Sprache (7). Bei
dem Dubliner Blatt handelt es sich um die Haut vom Bein eines Tieres, und
die äußere Form ist sehr unregelmäßig. Die drei Blätter, das Dubliner und
die beiden Kölner, haben gemeinsam, daß das Verhältnis von Höhe zu Breite
ungewöhnlich groß ist. Und selbstverständlich sind sie alle drei einkolumnig,
also parallel zu den Schmalseiten beschrieben. In diesem Zusammenhang muß
man m.E. auch die Pergamentrolle mit dem griechischen Text der Pachom¬
briefe sehen, also den dritten unserer fünf Texte. Diese Rolle ist aus fünf
Blättern zusammengenäht und war ursprünglich gut 1 m lang. Auch sie ist ein¬
kolumnig parallel zu den Schmalseiten beschrieben, ein für das 4. Jahrhun¬
dert seltener Fall (8), der noch weitere Untersuchung erfordert. Meine Ver-
mutung geht dahin, daß solche Rollen aus der Vergrößerung von Einzelblät¬
tern entstanden sein könnten. Interessant ist, daß echte Einzelblätter, die
selbstverständlich auch gerollt waren (9), teilweise vor der Rollung in Längs¬
richtung gefaltet wurden. Dies trifft gerade für das Dubliner Pergamentblatt
zu, wo es insofern besonders auffällig ist, als dieses Stück nicht sehr breit
ist (10). Nicht weniger ungewöhnlich sind die beiden letzten Stücke, Papyrus¬
rollen klassischer Form, also in mehreren Kolumnen beschrieben, die Zei¬
len parallel zu den Langseiten. Solche Rollen sind im koptischen Bereich äu¬
ßerst selten (l^ ). Bei der besser erhaltenen Rolle (Nr. Ac. 1494) ist auch
der Titel, obgleich beschädigt, erhalten, der auf der Außenseite am Rollen¬
anfang steht. Dem Alter nach steht die Rolle mit dem griechischen Text der
Pachombriefe an erster Stelle; sie gehört noch ins 4. Jahrhundert. Die üb¬
rigen Stücke sind um mindestens ein Jahrhundert jünger. Drei von ihnen möch¬
te ich ins 6. Jahrhundert setzen: das koptische Papyrusfragment der Pachom¬
briefe, die noch nicht identifizierte Papyrusrolle und das Pergamentblatt.
Schwer zu beurteilen ist das letzte Stück, die Papyrusrolle mit dem Horsiese-
Text. Die Schrift ist eine sehr gekünstelte Unziale, die man noch erheblich
später ansetzen möchte. Sprachlich zeigt der Text aber einige auffällige Züge,
die am ehesten in die Richtung des Achmimischen weisen, und es ist eigen¬
artig, daß gerade das jüngste Stück solche Besonderheiten bewahrt haben soll.
Die Identifizierung der in den neuen Dokumenten niedergelegten Texte ist
nicht überall sicher. Sie beruht auf verschiedenen Kriterien. Die beiden Stük-
ke mit den Briefen Pachoms sind durch den Text der schon immer bekannten
lateinischen Ubersetzung des Hieronymus sicher bestimmt. Eine der Papyrus¬
rollen zeigt, wie schon gesagt, den Namen des Horsiese im Titel, und es be¬
steht zunächst kein Grund, an der Richtigkeit dieser Zuweisung zu zweifeln.
Der Text ist nicht mit einem der schon (in koptischer oder lateinischer Spra¬
che) bekannten Horsiese-Texte identisch. Die andere Papyrusrolle dürfte
schwerer zu bestimmen sein. Ebensowenig wie Herr Orlandi sehe ich bisher
eine Möglichkeit, sie einem bestimmten Autor zuzuweisen. Der Inhalt scheint
auch nicht besonders charakteristisch. In dem stark zerstörten Text fallen
vor allem zahlreiche Schriftzitate ins Auge. Für Herkunft aus dem Kreis der
Pachomianer spricht nicht zuletzt eben die Tatsache, daß diese Rolle sich
heute in der Chester Beatty Library befindet, also zusammen mit einigen si¬
cher pachomianischen Stücken, und daß sie sich mit einem dieser sicher pa¬
chomianischen Stücke in der für koptische Handschriften ganz seltenen Form
der klassischen Rolle trifft. So wie es ein ganz unerklärlicher Zufall wäre,
wenn die verschiedenen pachomianischen Texte aus verschiedenen Funden stam¬
men sollten und erst nachträglich in der Chester Beatty Library vereinigt wor¬
den wären, so wäre es schwer vorstellbar, daß sich zwei Vertreter der ganz
seltenen koptischen Rollen rein zufällig in der Chester Beatty Library zusam¬
mengefunden haben sollten. Andererseits spricht nichts im Inhalt gegen die
Autorschaft Pachoms oder einer seiner Schüler. Den ausgiebigen Schriftge¬
brauch kann man sogar als in gewisser Weise typisch dafür ansehen.
Mit dem letzten Stück, dem Pergamentblatt, wollen wir uns nun eingehen¬
der beschäftigen. Zu dem Argument, daß ich schon bei dem letzten Text be¬
müht habe, kommen hier noch stärkste inhaltliche Indizien hinzu. Allerdings
bleiben auch manche Fragen offen, deren Lösung erst noch zu suchen ist. Von
großer Bedeutung ist das Toponym Pbau, das einmal im Text (Z. 59) als der
Ort vorkommt, an dem sich die Adressaten im Monat Mesore versammeln
sollen. Der Name ist zwar etwas beschädigt, aber eine andere Ergänzung als
Pbau scheint mir nicht möglich. (Das Y ist ganz verloren, das ^ zwar be¬
schädigt, aber noch eindeutig als K auszumachen. ) Damit ist m.E. die pa¬
chomianische Herkunft schon gesichert, und es bleibt nur noch zu sehen, wie
sich die übrigen Angaben unseres Schriftstücks dieser Feststellung einord¬
nen lassen.
Als Autorität wird zweimal "unser Vater" angerufen (Z. 49 und 81 f. ), wo¬
mit im vorliegenden Zusammenhang nur Pachom gemeint sein kann. Der Na¬
me selbst kommt aber im gesamten Text nicht vor. Daraus, daß man sich auf
Pachom beruft, ist zugleich klar, daß nicht Pachom selbst der Verfasser sein
kann. Eine der gemeinten beiden Stellen spricht von den "Geboten ( evtoX^ )
und Befehlen und Satzungen unseres Vaters" (Z. 49 f. ).
Im Inhalt des Schreibens steht ein konkretes Faktum im Mittelpunkt: die
Versammlung in Pbau im Monat Mesore zum Zwecke des "Erlasses" ( o^ht ).
Auch das steht, wenigstens grob, in bestem Einklang mit dem, was wir sonst
über die Gebräuche der Pachomianer wissen. Die jährliche Versammlung im
Monat Mesore ist zumindest als Tatsache gut bekannt, mag auch ihr genauer
Sinn nicht hundertprozentig klar sein (12). Daß auch in unserem Dokument
von dieser Versammlung die Rede ist, ist mir nicht im mindesten zweifel¬
haft, mögen sich auch im einzelnen manche Schwierigkeiten ergeben.
Schwierigkeiten macht schon das genaue Datum. Nach den bisher bekann¬
ten Quellen war das Datum der Versammlung im Mesore der 20. dieses Mo¬
nats. Näherhin stellt sich die Quellenlage so dar: In der saidischen Pachom-
Vita S'l ist ebenso wie im 71. Kapitel der bohairischen Vita das genannte Da¬
tum angegeben (13). Dasselbe Datum steht im Titel der lateinischen Uber¬
setzung von Pachoms 7. Brief (14). Allerdings lassen schon diese Angaben
manches zu wünschen übrig. Zunächst zu den Viten. Wo die Viten von dersel¬
ben Bestimmung unter Theodor und Horsiese sprechen, fehlt das Datum. Er¬
steres ist in der sa'idischen Vita S^ der Fall, wo nur ganz unbestimmt von "den
Tagen am Ende des Jahres" ( Nt2.o'»Y MnjdwK NTtpo»*nt ) die Rede ist (15),
letzteres in der säldischen Vita S"^*-*, wo jede Andeutung eines Datums fehlt (16).
Ganz ähnlich verfährt die erste griechische Vita. Bei Pachom selbst (17) er¬
wähnt sie nur den Monat Mesore (18), während später bei Horsiese (Kap. 122)
wiederum jede Andeutung eines Datums fehlt (19). Außerdem ist die Angabe
im 71. Kapitel von S4 und Bo sprachlich eigenartig. Es heißt übereinstimmend
in beiden Texten, daß man "bis zum ( ) 20. Mesore kommt". Mit der¬
selben Präposition'^*- heißt es nun auffälligerweise auch in unserem neuen
Text, daß man "bis zum 1. Mesore an ein und denselben Ort nach Pbau kommt"
(Z. 58 f. ) (20). Einerseits dürfte durch die Ubereinstimmung in diesem Ge¬
brauch der Präposition sichergestellt sein, daß die betreffenden Texte
korrekt überliefert sind, andererseits stellt sich umso schärfer die Frage,
wie die Divergenz in der Datumsangabe zu deuten ist. Zum 7. Brief Pachoms
ist zu sagen, daß die Titel der Briefe insgesamt nicht ursprünglich sind, wie
sich durch die neuen Zeugen eindeutig herausgestellt hat (21). Selbst die Uber¬
einstimmung im Datum mit den Angaben der Viten kann der Angabe des Brie¬
fes kein zusätzliches Gewicht verleihen. Der nachträglich fabrizierte Titel
des Briefes kann nur zu leicht von den Angaben der Viten abhängig sein. Eine
klare Lösung für die Datumsfrage sehe ich noch nicht. Vielleicht wurde das
Datum im Laufe der Zeit verschoben. Vielleicht war das Datum, wenigstens
von einer bestimmten Zeit an, auch gar nicht fix, sondern wurde jedes Jahr
eigens festgesetzt. Vielleicht ist aber auch der Sinn der Präposition in
derartigen Ausdrücken (2;0 nu;.it eindeutig und kann sowohl den Termin an¬
geben, zu dem man sich versammeln muß, an dem also die Versammlung be¬
ginnt, als auch den Termin, bis zu dem die Versammlung dauert. Die letzte
Möglichkeit, die hier rein als Hypothese in Erwägung gezogen wird, würde
dann darauf hinauslaufen, daß die Versammlung im Mesore alljährlich vom
1. bis zum 20. Mesore gedauert hätte. Eine Dauer von beinah drei Wochen
scheint mit aber etwas lang.
Von besonderer Bedeutung ist, was sich aus unserem Text eventuell für die
Versammlung der Pachomianer im Monat Mesore und für den Zustand der
Kongregation zur Zeit, aus der das Schriftstück stammt, erheben läßt. Wich¬
tig ist schon das Vorkommen des Wortes o^-ht , das auch in den Viten zur
Erklärung dessen, was bei der Versammlung im Mesore geschieht, gebraucht
wird. Die Deutung des Wortes und der Zweck der Versammlung im Mesore
sind bekanntlich umstritten (23). Die Frage ist, ob es dabei nur um die Re¬
gelung wirtschaftlicher Angelegenheiten ging oder ob auch eine Art Bußfeier
gehalten wurde, bei der die Mönche sich gegenseitig verziehen und die Sün¬
den nachgelassen wurden. Veilleux will die Versammlung im Mesore auf den
ersten Punkt beschränkt wissen und versteht, wenn ich es recht sehe, auch
das Wort oynT als "Abrechnung" (24). Auf Einzelheiten kann ich hier nicht
eingehen. Meiner Meinung nach ist es aber keineswegs sicher, daß oyytr die
von Veilleux vorausgesetzte Bedeutung (25) haben kann, die praktisch allein
aus dem Kontext der Pachom-Stellen erschlossen ist (26). Ich beschränke
mich hier aber auf die Frage, ob der neue Text etwas zur Klärung der Bedeu¬
tung von oyHT beitragen kann. Das Wort kommt hier zweimal vor. Ich be¬
ginne mit dem zweiten Vorkommen, einem Schriftzitat (Dtn 15,9). Das Wort
steht hier in dem Ausdruck "Erlaß-Jahr" (Z. 71). Die Septuaginta hat dafür tToi^ Tt^5 2;<f)iGli^j , und das t^fiSi^ ist in der saidischen Uberset¬
zung nach den beiden uns bekannten Zeugen (27) durch <w £.8o\ wieder¬
gegeben. Es kann in keiner Weise zweifelhaft sein, daJ3 das oyht an dieser
Stelle unseres Textes "Erlaß, Erstattung" heißen muß und nicht etwa "Abrech¬
nung" (o.ä. ) bedeuten kann. Natürlicht folgt daraus noch nicht, daß das Wort
letzteren Sinn unter keinen Umständen haben kann. Das andere Vorkommen
(Z. 52) bezieht sich direkt auf die pachomianische Praxis. Der Autor spricht
davon, daJJ die Mönche "für den 'Erlaß' Sorge tragen" sollen, "wie unser Va¬
ter es uns aufgetragen hat"(Z. 52 f. ) und gibt dann eine nähere Bestimmung zu "Erlaß": "welcher ist x>-t-^ ov^MycTHpioM zu Nachlaß (Ktofeftox),
Reinigung ( = Heiligung) und heilem Gewissen ( ^uvi^fi^^i^ )" (z. 53-55).
Ein genauer Sinn für oyt^T im vorliegenden Kontext ergibt sich daraus m.E.
nicht, wie auch schon der Sinn der Eingangsworte mindestens so vieldeutig ist
wie ein griechisches ( ^ 'iift<i\^ ... ) ^ Kari ^o(frt(^ioVj
das ihm entsprechen könnte. Wie immer es hiermit aber im einzelnen auch
stehen mag, es scheint mir schwer annehmbar, daJ3 oynr im vorliegenden
Kontext "Abrechnung" bedeuten könnte, falls das Wort diese Bedeutung über¬
haupt haben kann. Mag man in der beigefügten Erklärung mit dem Wort wycrw-
piaN nun eine Beziehung zu sakramentalem Geschehen, konkret also zum Bu߬
sakrament, hergestellt sehen oder nicht, diese Erklärung scheint mir schlecht
zu einer Abrechnung über die wirtschaftlichen Unternehmungen der Klöster zu
passen. Daß die Bedeutung "Abrechnung" für oyH-r hier schlechthin ausge¬
schlossen wäre, wage ich indessen nicht zu behaupten. Für viel wahrschein-
licher halte ich es aber, daß oynr hier "Vergebung" bedeutet. Vielleicht
ist damit dann schon der sakramentale Sündennachlaß selbst gemeint. Eher
könnte man m.E. darin aber - gegen Veilleux - wirklich die Vergebung
sehen, die die Mönche für ihre Verfehlungen erhalten bzw. sich gegenseitig
gewähren. Diese wäre dann mit der sakramentalen Sündenvergebung in Be¬
ziehung gesehen, vielleicht auch konkret durch diese gekrönt worden.
Eine weitere Frage wäre, ob und wieweit uns der neue Text etwas über die
Situation der Pachomianerkongregation eine gewisse Zeit nach Pachoms Tod
lehren kann. Muß man die eindringlichen Mahnungen, die der Verfasser aus¬
spricht, als Hinweis auf ernstere Mißstände verstehen, oder ist das nur die
Sprache, die der Obere beim Appell an seine Mönche, ihrem Ideal treu zu
bleiben, gebraucht, ohne daß man daraus etwas über gröbere Verstöße gegen
die Klosterdisziplin ableiten dürfte ? Ist beispielsweise die deutliche Anspie¬
lung auf Jo 2,15 nicht mehr als eine Warnung, auch der kleinsten Gefsihr zu
unangebrachten wirtschaftlichen Aktivitäten von vornherein und rechtzeitig
entgegenzutreten, oder läßt der Verfasser damit etwa durchblicken, unter
den Mönchen sei schon ein Händlergeist mächtig geworden, den der Herr, wenn
er leiblich unter ihnen wäre, mit der Geißel austreiben würde wie bei der Tem¬
pelreinigung ? In der Anspielung auf diese Schriftstelle fällt auch das erste
Mal das Wort "verkaufen" ( £8o\ ), das hier einen eindeutig negativen Sinn
hat. Weniger klar ist der genaue Sinn eines anderen Ausdrucks aus der Han¬
delssphäre, nämlich desjc"© fegoXauf Z. 60. Schon die folgende Lücke bringt
ein Element der Unsicherheit mit sich, so daß nicht einmal sicher ist, daß
dieser Ausdruck überhaupt vorliegt (28). Wenn das Adverb «-SoX zur folgen¬
den Präposition zu ziehen sein sollte, bliebe nur das Verb Xo = "säen",
was ich indessen für sehr unwahrscheinlich halte. Ich glaube, daß "ausge¬
ben, aufwenden" gemeint ist, und das kann hier wohl nur einen positiven Sinn
haben; es muß eine Anweisung an die Mönche zu bestimmten Ausgaben ge¬
meint sein. Auf Z. 63 taucht dann erstmals der Doppelbegriff "Kaufen und
Verkaufen" (29) auf - hier vielleicht noch ohne besondere Qualifizierung -,
den wir dann gegen Schluß des Textes (Z. 74 und 78) noch zwei weitere Male
antreffen und der so zweifellos einen gewissen Nachdruck erhält. Wenn auch
wieder aufgrund von Lücken und einer mehrdeutigen Partikel keine volle Sicher¬
heit zu erreichen ist, so scheint der Grundgedanke doch der zu sein, daß das
Kaufen und Verkaufen den Mönch ins ewige Verderben stürzen kann. Man möch¬
te dabei an Geschäfte denken, die die Mönche mit Leuten außerhalb des Klosters
zum Vertrieb ihrer Produkte und zum Erwerb ihres Lebensunterhaltes abwik-
kelten. Unklar ist auch wieder, welchen Sinn in diesem Zusammenhang die bei¬
den Zitate aus Dtn 15,9 (Z. 68-71) und 7 (Z. 72 f. ) haben. Sollte das erste
nur angeführt sein, weil darin das Wort "Erlaß" vorkommt? Muß man nicht
annehmen, daß auch der ursprüngliche Sinn des Schriftwortes, sich nicht ge¬
gen die Bestimmung des alttestamentlichen Erlaß-Jahres seinen persönlichen
Vorteil zu sichern, intendiert war? Das zweite könnte einfach auf eine Auf¬
forderung zur Mildtätigkeit gegenüber Armen hinauslaufen. In jeden Fall aber
dürfte es um Fragen der klösterlichen Armut gehen, und es scheint nun auch
in der Tat wirtschaftlicher Reichtum gewesen zu sein, der die Pachomianer¬
kongregation bald nach Pachoms Tod an den Rand einer lebensbedrohenden
Krise brachte. Ich kann auf diesen Punkt hier nicht näher eingehen, sondern
begnüge mich stattdessen mit einem summarischen Hinweis auf die Angaben
bei H. Bacht (30), der positiv der Auffassung ist, daß allzugroßer Reichtum
der Pachomianer zu den Schwierigkeiten unter dem Superiorat des Horsiese
führte, die auch dessen Rücktritt im Gefolge hatten. Es sei nur noch zusätz¬
lich auf den leider fragmentarischen Passus in den von Lefort für Horsiese
in Anspruch genommenen koptischen Texten hingewiesen (31), der dem lan¬
gen Abschnitt über die klösterliche Armut (Kap. 21 ff. ) im nur lateinisch er¬
haltenen Liber Orsiesü an die Seite zu stellen ist.
Läßt sich schließlich der Autor unseres Schreibens bestimmen? Der gera¬
de genannte Horsiese wäre meiner Meinung nach auch der Mann, der am ehe¬
sten als Verfasser in Frage käme. Sehr auffällig ist, daß wir in unserem
Schreiben, in dem es um die Stellung zu den materiellen Gütern geht, zwei
Schriftzitate finden (Jes 65,13 f. auf Z. 7 ff. und Jer 31,37 [38,35] auf Z.
28 ff. ), die am Anfang und gegen Schluß in dem entsprechenden langen Ab¬
schnitt im Liber Orsiesü stehen (32). Die Ubereinstimmung in diesen Schrift¬
zitaten würde wenig beweisen, wenn diese Stellen einen direkten Bezug zum
behandelten Thema hätten. Das ist aber in keiner Weise der Fall. Unser neu¬
er Text kommt dann weiterhin mit dem Liber Orsiesü darin überein, daß so¬
wohl dort (Z. 84) wie hier (33) Pachom als Mittler zwischen seinen Mönchen
und Gott angesehen wird. In unserem Text heißt es: "damit unser Vater für
uns im anderen Aion Zeugnis ablegt: so habe ich es ihnen befohlen" (Z. 81-
83), womit wohl sogar zwei Stellen im Liber zu vergleichen sind, jedenfalls
"ut pater, qui prius instituit coenobia, gaudens pro nobis loquatur ad deum:
sicut tradidi eis, sie vivunt" (34), wohl aber auch noch "(pater noster) glo- rians de nobis atque apud sanctos loquans: isti filii mei sunt" (35).
Schwerer mit der Autorschaft des Horiese zu vereinen sind einige andere
Züge in unserem Dokument, so die häufig vorkommende stark abgekürzte Ein¬
führung von Schriftzitaten (Z. 28, 39, 44, 83 f. ), die sich in den übrigen bis¬
her veröffentlichten koptischen Horsiese-Schriften nicht findet. Sie kommt
aber - neben zahlreichen Vorkommen anderer Ausdrücke für diesen Fall -
zweimal in der Papyrusrolle Ac. 1495 der Chester Beatty Library vor, deren
Zuweisung noch unklar ist, die aber nach dem oben Gesagten gleichfalls aus
Pachomianer-Kreisen stammen muß. Ebenso ist das bei uns zweimal vorkom¬
mende einfache "unser Vater" für Pachom (Z. 49 und 81 f. ) in den anderen
bisher veröffentlichten koptischen Horsiese-Schriften nicht nachzuweisen. Dort
drückt Horsiese sich im Gegenteil immer sehr umständlich aus, wenn er Pa¬
chom nennt. Aber schon im nur lateinisch erhaltenen Liber Orsiesü findet sich
mehrfach einfaches "pater noster" (36), und neuestens haben wir sogar den
koptischen Ausdruck in der Papyrusrolle der Chester Beatty Library (Ac. 1494),
die einen Horsiese-Text enthält (2 Vorkommen auf Kol. 2). Es besteht also
zumindest eine gute Wahrscheinlichkeit dafür, daß unser Text von Horsiese
stammt.
Anhangsweise sei der vollständige Text des hier ausführlicher behandelten
Dokumentes wenigstens in Ubersetzung gegeben (37): Da doch nun die Zeit
gekommen ist, daß Juda seine Feste feiert und seine Gelübde erfüllt (Nah 2,1),
damit der Teil des Herrn mit seinem Volke Jakob sei und der Bezirk seines
Erbes (mit) Israel, damit er ihnen in der Wüste in brennendem Durst genüge
(Dtn 32,9 f. ), wie er gesagt hat: Siehe, die, die mir dienen, werden essen,
ihr aber werdet hungern. Siehe, die, die mir dienen, werden trinken, ihr aber
werdet Durst leiden. Siehe, die, die mir dienen, werden sich freuen, ihr aber
werdet beschämt werden. Siehe, die, die mir dienen, werden jubeln vor Freu¬
de, ihr aber werdet wegen der Betrübnis eures Herzens aufschreien und wegen
des Hinschwindens eures Geistes schreien (Jes 65,13 ff. ). Da wir also wis¬
sen, daß er zu (?) jeder (?) Zeit eine Geißel aus Stricken machen und jeden,
der im Tempel verkauft, hinausjagen (vgl. Joh 2,15) muß. Da wir also erken¬
nen, daß Gott das Geschlecht Judas nicht vergessen wird, mit dem er schon
einen Bund geschlossen hat, wie (er gesagt hat): Wenn der Himmel sich höher
erhebt, sprach der Herr, und das Trockene zum Grund der Erde absinkt, ich
werde das Geschlecht Israels nicht wegen all dessen, was sie vor mir getan
haben, verstoßen (Jer 38,35 31,37 ). Danach werden auch sie sagen: Wenn
der Herr unsere Gefangenschaft wendet, werden wir wie Getröstete werden.
Dann wird sich unser Mund mit Freude füllen und unsere Zunge mit Jubel (Ps
125,1 f. ). Wie (er) ferner (gesagt hat): Nicht werden Wasserquellen aus dem
Felsen verschwinden noch der Schnee vom Libanon, und nicht wird Wasser zu¬
rückweichen, wenn es gewaltsam vom Winde getrieben wird (Jer 18,14). Wie
(er gesagt hat): Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden
nicht vergehen (Mk 13,31 parr). Laßt uns dies bedenken und dreimal erfor¬
schen: Die Macht ist des Herrn und sein das Erbarmen (Ps 61,13). Stellen al¬
so jetzt auch wir die Gebote unseres Vaters und seine Befehle und Satzungen
auf, die er uns aus den Uberlieferungen der Heiligen gegeben hat. Nachdem
wir für den Erlaß Sorge getragen haben, wie er uns befohlen hat, der im Hin¬
blick auf ein Mysterium zu Vergebung und Heiligung und heilem Gewissen be¬
steht. Damit wir uns also anstr ;ngen, uns miteinander nach dem Brauch aller
festgelegten Regeln (?) an ein und demselben Ort zu versammeln und zum (?)
1. Mesore an ein und denselben Ort nach Pbau zu kommen, damit wir also an¬
fangen, aufzuwenden (?) in (?) (Lücke?) dem, was uns festgesetzt ist. Nach¬
dem ihr ... geschlossen habt zum (?) 1. Mesore in jeglicher Sache, sei
es Kaufen, sei es Verkaufen. Damit wir beginnen ... 1. Mesore zum neuen
Jahr. Und bemüht euch nun, laßt keine Nachlässigkeit aufkommen, haltet eure
Bräuche wie gewohnt ein. Wir aber nehmen uns vor diesem großen Wort Moses
in acht, wie er gesagt hat: Schau, laß kein verborgenes Wort in deinem Herzen
aufkommen, nämlich ein böses Wort, so daß du sagen würdest: das Erlaß-Jahr
hat sich genaht (Dtn 15,9). Wenn (?) man also nicht auch uns sagen wird:
Hindere deine Hand nicht, deinem armen Bruder und dem Bedürftigen zu geben
(Dtn 15,7), sondern uns vielmehr sagen wird: Euer Kaufen und Verkaufen
gerecht vor Gott und den Menschen, (so geschieht das, ) damit wir, wenn man
uns fragt, schwören, ohne uns zu fürchten, damit wir am Tage der Heimsu¬
chung nicht wegen Verkaufens und Kaufens vor Gott dem Gericht verfallen
sein werden, sondern euer Bekenntnis, das ihr sprechen werdet, in eurem Ge¬
wissen vor Gott wahrhaftig sei, welches das Siegel der Sündenlosigkeit ist,
damit unser Vater im anderen Äon für uns zeuge: So habe ich es ihnen befoh¬
len. Wie (gesagt ist): Er ist unser Mittler vor Gott, damit wir gerettet wer¬
den vor jeglicher Sünde (vgl. 1 Joh 2,1 f. ) durch die Wahrheit
uns und unserem Samen bis ans Ende.
Anmerkungen
1. Eine Ubersicht über die koptischen Stücke der Chester Beatty Library will
in Bälde Herr Tito Orlandi in einer Fachzeitschrift geben.
2. Das Adjektiv "pachomianisch" ist hier absichtlich mit einem Doppelsinn ge¬
braucht, nämlich sowohl auf Pachom selbst bezogen als auch auf (die) Pa¬
chomianer.
3. In Orientalia 43 (1974) 66-82.
4. Inzwischen erschienen: Hans Quecke, Die Briefe Pachoms. Griechischer
Text der Handschrift W. 145 der Chester Beatty Library. Anhang: die
koptischen Fragmente und Zitate der Pachombriefe (Textus Patristici
et Liturgici 11; Regensburg 1975).
5. 18. Deutscher Orientalistentag (Zeitschrift der Deutschen Morgeniändi¬
schen Gesellschaft, Suppl. 2; Wiesbaden 1974) 96 - 108; vgl. speziell S.
97 - 100.
6. In Orientalia 44 (1975), 426-433.
7. Inv. Nr. 3286 und 3287 der Kölner Papyrussammlung, veröffentlicht von
A. Kropp und A. Hermann in Demotische und Koptische Texte (Wissen¬
schaftliche Abhandlungen der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Lan¬
des Nordrhein-Westfalens. Papyrologieca Coloniensia 2; Köln und Opla¬
den 1968) 69 - 85. Vgl. dazu H. Quecke, Briefe Pachoms in koptischer
Sprache. Neue deutsche Ubersetzung, in Zetesis. Album Amicorum ...
E. de Strycker (Antwerpen und Utrecht 1973) 655 - 663.
8. Später sind bestimmte byzantinische (und andere) liturgische Texte in
dieser Art auf Rollen geschrieben. Eine ältere Papyrusrolle dieser Art
siehe bei K. Preisendanz, Ein Wiener Papyrusfragment zum Testamen¬
tum Salomonis, in Eos 48,3 (1957) 163, Anm. 12, und 164.
9. Oder wenigstens gefaltet. Ich sehe bisher nicht, wie sich das im Einzel¬
fall sicher unterscheiden ließe.
10. Größte erhaltene Breite 15,5 cm, größte ursprüngliche Breite keines¬
falls viel größer; Höhe 57 cm. Ein anderes Blatt, diesmal Papyrus und
merklich breiter als unseres, das ebenfalls vor dem Rollen (oder Fal¬
ten) längs gefaltet wurde, ist P. Yale Inv. 1779, vgl. J. Vergote und
G.M. Parässoglu, Les psaumes 76 et 77 en copte-sahidi que d'apres le
P. Yale Inv. 1779, in Le Museon 37 (1974) 531. Vgl. auch den Catalogue
105 ("A Collection of Papyri ... ") von H.P. Kraus, New York (1964)
Nr. 41 (mit Reproduktionen in Originalgröße).
11. Vgl. Paul E. Kahle, Bala'izah (London 1954) 275 f. Mohammed A. Hus¬
sein, Vom Papyrus zum Codex. Der Beitrag Ägyptens zur Buchkultur
(Leipzig 1970), erwähnt solche Rollen nicht einmal. Nach ihm kennt das
koptische Buch von Anfang an nur die Form des Kodex (S. 79).
12. Vgl. A. Veilleux, La liturgie dans le cenobitisme pachomien au quatrieme
siecle (Studia Anselmiana 57; Rom 1968) 366 - 370.
13. L.Th. Lefort, S. Pachomii vitae sahidice scriptae (Corpus Scriptorum
Christianorum Orientalium. Script, copt., ser. tertia, tom. 8; Paris
1933 und 1934) 238, 16, und ders. S. Pachomii vita bohairice scripta
(ebd. Bd. 7; 1925) 73,22.
14. A. Boon, Pachomiana Latina (Bibliotheque de la Revue d'histoire eccle-
siastique 7; Löwen 1932) 95,10.
15. Lefort, S. Pach. vitae sahid. 279,25 f.
16. Ebd. 304 a 16 ff. Nicht einmal der Monat ist genannt. Der Bezug auf die
Versammlung im Mesore ist allein aus den inhaltlichen Angaben zu er¬
sehen.
17. Also Parallelbericht zu S^ = Bo 71; Kap. 83 der 1. griech. Vita.
18. Fr. Halkin, Sancti Pachomii vitae graecae (Subsidia Hagiographica 19;
Brüssel 1932) 56,19.
19. 79,7 Halkin.
20. Eine zweite Stelle mit demselben Ausdruck "bis zum (?) 1. Mesore"
steht leider in beschädigtem Kontext (Z. 62), doch scheint der Ausdruck
dort von dem Verb "schließen" abhängig.
21. Siehe Quecke, Die Briefe Pachoms (Regensburg 1975) 16 f.
22. Eine Schenute-Stelle spricht vom Versammeln einer Synode t^b. nc^6aw.T0(s<
1. Leipoldt, Sinuthii archimandritae vita et opera omnia 3 (Corp. Script.
Christ. Orient. Script, copt., ser. sec, tom. 4; Paris 1908) 25,17.
23. Vgl. wiederum Veilleux (oben Anm. 12).
24. Veilleux, Liturgie 367 ("reddition des comptes").
2 5. Im Anschluß an Spiegelberg, Koptisches Handwörterbuch (Heidelberg
1921); auch übernommen in die Neubearbeitung von W. Westendorf (Hei¬
delberg 1965 ff. ).
26. Es ist mir unverständlich, wie Veilleux (Liturgie 101) zu der Auffassung
kommt, das oyHT y^^oroc von S^b (304 a 16 f. Lefort) "donne un tres
bon sens" im Gegensatz zur griechischen Parallele ^i^t'S'ij twv X'j-uiv
aus G^ 122 (79,7 Halkin). Das andere Vorkommen in pachomianischem
Material S^ (279,27 Lefort).
27. A. Ciasca, Sacrorum Bibliorum fragmenta copto-sahidica Musei Bor-
giani 1 (Rom 1885), und E.A.W. Budge, Coptic Biblical Texts in the
Dialect of Upper Egypt (London 1912).
28. Der Ausdruck kommt im Zusammenhang mit der Versammlung im Mo¬
nat Mesore vor S'^'^ (304 a 19 f. Lefort). Zwei Vorkommen in den vom Her¬
ausgeber dem Horsiese zugeschriebenen Fragmenten: L.Th. Lefort,
CEuvres de S. Pachome et de ses disciples (Corp. Script. Christ. Orient.
159. Script, copt. 23; Löwen 1956) 86,20 (vom Hrsg. als "säen" mi߬
verstanden) und 90,25.
29. Die hier gebrauchten Verben isfi und \ bedeuten zwar zunächst nur "neh¬
men" und "geben", ihre Kombination ist aber ein geläufiger koptischer Ausdruck für "kaufen und verkaufen" bzw. "handeln". In dem genannten
Horsiese-Text (s. vorige Anm. ) haben wir einmal die Kombination "f" t^oV
— tA^ton (90,11 Lefort).
30. H. Bacht, Das Vermächtnis des Ursprungs. Studien zum frühen Mönch¬
tum I (Studien zur Theologie des geistlichen Lebens 5; Würzburg 1972)
19, 22f., 39 ff., 48 und 232 f.; hier findet man selbstverständlich auch
Verweise auf die Quellen.
31. 90,4 - 91,5 Lefort.
32. 124, 18 - 22 und 134,14 - 17 Boon.
33. 131,1 f. Boon.
34. 116,18 f. Boon.
35. 138,31 f. Boon.
36. Beispielsweise 116,17 und 138,15.19 Boon.
37. Sowohl Doppeldeutigkeiten des Koptischen als auch die Lücken machen
mehrfach Schwierigkeiten, auf die hier nicht eingegangen werden kann.
Einige Hinweise finden sich oben, weitere in der Ausgabe Orientalia 44
(1975). Zu einem genauen Verständnis ist Rückgriff auf den koptischen
Text unerläßlich.
ESSAI D'UNE TYPOLOGIE DE L'ARIANISME DANS L'HISTOIRE DES
"MODERNISMES" THEOLOGIQUES: HIER ET AUJOURD'HUI
Par Martiniano Pellegrino Roncaglia, Beyrouth
L'arianisme a assez souvent, suscite l'interet des theologiens, des philo¬
sophes, des patrologues et des historiens de l'Eglise. Toutefois, tous ceux
qui se sont penches sur les courants renovateurs, sur les "modernismes" a
1' Interieur d'un groupe religieux n'ont pas encore pris en consideration la
necessite d'un eclaircissement et d'une definition methodologiques de ce phe¬
nomene philosophico-theologique qu'on a convenu d'appel er l'arianisme, en
tant que synonyme d'une forme de "modernisme", et qui a toujours coexiste
en tant que tendance de I'esprit (l). En effet, l'arianisme represente l'une
de ces formes de la tentation de I'esprit chretien (car c'est un phenomene
typiquement chretien, christologique) qui a commence bien avant Arius et
qui est encore agissant dans maintes prises de positions ariennes inconscien-
tes: "Alle grosse Häresien sind Zeitlos", toutes les grandes heresies sont
a-temporelles, ecrivait Horst Dallmayr (Die grossen vier Konzile. München
1963, 63). Les experts en questions historiques, de philosophie et de pheno-
menologie des religions ne se trouvent pas, eux aussi, dans une situation
meilleure. En effet, dans les traites relatifs ä ces disciplines on n'a pas
encore trouve d'espace pour le faire occuper par la problematique de pheno-
menes dialectiques dont 1' accroissement statistique et qualitatif est signale,
par exemple, depuis deja une cinquantaine d' annees par les islamologues,
les indologues et qui prend des proportions de plus en plus vastes dans la
realite religieuse de nombre d'autres regions (2). Mais nous voulons nous
limiter au christianisme, oü les index symptomatiques de cette carence sont
presents dans les traites de theologie, d'histoire ecclesiastique et de phe-
nomenologie de la religion chretienne, malgre leur emploi du terme "arianisme
sans essayer d'arriver a percer dans la direction d'une definition ou d'une
Classification des noyaux conceptuels qui sont sous-jacents au terme lui-meme
Bref, nous nous trouvons en presence d'une richesse considerable d'informa¬
tions historiques ou idiographiques mais nous nous trouvons en meme temps
en presence d'une deficience nomothetique. Le resultat est, qu'ä defaut d'une
notion precisement definie, le discours historique se trouve de ce fait, ex¬
pose aux risques des confusions entre valeurs terminologiques et conceptu-
elles analogues mais non identiques.
Le terme "modernisme" est entre dans 1' historiographie moderne ä tra¬
vers la polemique antimoderniste des annees 1904 et 1905, et refut d'emblee
un sens negatif aupres des autorites ecclesiastiques romaines. La cristallisa-
tion de I' attitude negative vis-ä-vis du modernisme d'un document pontificsJ,
ä savoir l'encyclique Pascendi du 7 septembre 1907, tandis que ce terme est
encore ignore dans Ie decrel Lamentabili du 3 juillet 1907: ces deux doeu¬
ments venaient apres une polemique qui trouva son epicentre dans le groupe
des Jesuites de la revue romaine "Civiltä Cattolica". Dans le developpement