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4. INTERPRETATION DER INTERVIEWS

4.5 U NTERSTÜTZUNG DES L ERNPROZESSES DURCH NLP

Interview 1

Auf die Frage hin wie Lernprozesse durch NLP unterstützt beziehungsweise überhaupt erst ermöglicht werden können, greift Stephen Molnar denselben Gedanken, den er bereits in Be-zug auf Lernziele betonte auf:

„genau das, was ich eben auch sagte, nämlich dieses gleich tun was wir, wovon wir erzählen und wenn wir sozusagen das gleich bei unserem Publikum mit verankern, al-so mitsichern und sicher stellen oder einrasten lassen, dann haben wir eine Gewähr-leistung, dass diese dann auch diesen Lernprozess mit nach Hause nehmen kön-nen“(Interview 1, Z. 591-595)

Um Lernprozesse zu ermöglichen, ist es laut Stephen Molnar wichtig, Lerninhalte zu erklären und diese zur selben Zeit vorzuzeigen. Hier bezeichnet er diese Vorgehensweise beziehungs-weise Methode auch als Ankern. Weiters verwendet er im Zusammenhang mit dem Lernpro-zess Verben wie „mitsichern“, „sicher stellen“ und „einrasten lassen“, die jedoch eher an die Programmierung einer Maschine oder eines Computers erinnern. Demnach klingt es fast so, als wäre es möglich, die Lernenden in einer gewissen Art und Weise zu programmieren. Au-ßerdem denkt man bei dem Begriff „Gewährleistung“ primär an die Gewährleistung von Ein-kaufsprodukten, speziell an die von Maschinen. Was außerdem noch auffällt ist, dass laut Stephen Molnar Lernende den „Lernprozess mit nach Hause nehmen können“. Dies würde also bedeuten, dass der Lernprozess zwar im Seminar angeregt wird, nach Ende des Seminars jedoch noch nicht abgeschlossen ist, sondern darüber hinaus weiterläuft.

84 Im Zusammenhang von Lernkonzepten erwähnt er die hohe Bedeutung von Emotionen, die man in diesem Kontext nicht unterschätzen sollte. Weiters hebt er hervor, dass man Emotio-nen im Gegensatz zu formalen Kriterien allerdings nicht messen kann:

„ich tue mich mit solchen formalen Beschränkungen schwer, weil die, die geben nie den Inhalt wieder, weil sie müssen ja formal sein, ansonsten wären sie nicht überprüf-bar. Alles andere ist ja eher emotional, Emotionen, wie willst du denn Emotionen prü-fen lassen in Größen, validieren, gewichten“ (Interview 1, Z. 662-668)

Formale Rahmenbedingungen dienen also dazu, Lernprozesse sichtbar und überprüfbar zu machen. Stephen Molnar ist allerdings der Meinung, dass formale Kriterien nicht die Realität abbilden und zu einer eingeschränkten Sichtweise führen, da wichtige Faktoren außer Acht gelassen werden. In Bezug auf Lernprozesse, spielen nämlich vor allem Emotionen eine große Rolle. Da diese jedoch nicht operationalisierbar sind, also nicht gemessen werden können, bleiben sie unberücksichtigt. Daher sollte man sich laut Stephen Molnar, was den Lernprozess betrifft, nicht nur auf formale, überprüfbare Faktoren beschränken, sondern auch emotionale Komponenten miteinbeziehen.

Des Weiteren erzählt Stephen Molnar eine Geschichte über eine ehemalige Klientin, die mit ihrem Leben unzufrieden war und von einem Tag auf den anderen aus völlig unerwarteten Gründen ihr Leben wieder in den Griff bekam. Daraufhin erklärte Stephen Molnar:

„es ist sehr viel spannender, als vorher für den Lernerfolg irgendwelche Geschichten vorzusingen, weil das Leben spielt im letzten Moment irgendwie anders und in dem Moment, wo es anders spielt, ist es besser man ist darauf eingestellt oder hat da noch irgendwelche Pfeile im Köchel, wo man mit der Situation dann auch umgehen kann“

(Interview 1, Z. 656-660)

Daher ist es für ihn wichtig, sich in KlientInnen hineinversetzen zu können und situationsadä-quat zu handeln:

„in der Situation agieren und eine Vorhersagbarkeit zu kriegen, das bedeutet eher ei-ne gute Beobachtungsfähigkeit bezüglich meiei-nes Gesprächspartei-ners von dem wie so er seine Welt gestaltet und eine adäquate, eine angemessene Form von Reaktion da drauf, dass ich mit dem umgehe und das er sich A aufgehoben B verstanden und C dann auch entsprechend präsentiert fühlt“ (Interview 1, Z. 679-684)

85 Hier fällt auf, dass Stephen Molnar nun von KlientInnen und nicht mehr von Seminarsteil-nehmerInnen spricht. Es geht also weniger darum, wie er Lernprozesse im Rahmen seiner Seminare ermöglicht beziehungsweise unterstützt. Vielmehr scheint es, dass seine Erzählun-gen in diesem Kontext eher in den therapeutischen Bereich fallen.

In diesem Zusammenhang meint er, dass es nicht möglich sei, den Lernerfolg schon im Vor-hinein durch bestimmte Rahmenbedingungen festzulegen. Das Leben sei unvorhersehbar und daher könne man einen Lernprozess auch nicht planen. So können beispielsweise unerwartete Lebensumstände zu Veränderungen führen, die im Vorhinein nicht absehbar waren. Aus die-sem Grund, ist Stephen Molnar der Meinung, dass man als NLP TrainerIn in der Lage sein muss, situationsadäquat zu reagieren beziehungsweise auch angemessene Handlungen zu set-zen. Als Voraussetzung gilt es allerdings, sich durch eine gute Beobachtungsgabe in das Ge-genüber hineinversetzen zu können, um den/die KlientIn zu verstehen. Denn laut Stephen Molnar sind in Bezug auf den/die KlientIn drei wesentliche Kriterien zu erfüllen. Man sollte Vertrauen vermitteln, Verständnis für die Situation des/der Klienten/Klientin zeigen und stell-vertretend, also im Sinne des/der Klienten/Klientin handeln können.

Interview 2

In Bezug auf Lernprozesse erwähnt Thomas Jaklitsch, dass er sich von klassischen Lernmo-dellen abwendet. Außerdem meint er, dass Lernen im europäischen Raum eher negativ ver-standen wird und er sich zum Ziel macht, dies zu ändern:

„denke ich mir ist einer unserer dringlichsten Aufgaben, dieses klassische mitteleuro-päische Wertbild von es muss lang dauern und wehtun, ah möglichst abzukürzen“ (In-terview 2, Z. 204-206)

Seiner Meinung nach, verbinden viele mit dem Begriff „Lernen“ einen langen, unangenehmen und anstrengenden Prozess. Dieses negative Bild vom Lernprozess ist in unseren Wertvorstel-lungen verankert und somit auch schwer zu ändern. Thomas Jaklitsch ist es jedoch ein Anlie-gen diese negative Einstellung zum Lernen zu ändern. Stattdessen möchte er den Lernenden vermitteln, dass ein Lernprozess nicht lange dauern muss und darüber hinaus sogar Spaß ma-chen kann.

Um den Spaß am Lernen wiederzuentdecken, sollte man sich laut Thomas Jaklitsch Kinder als Vorbilder nehmen:

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„so wie es Kinder einfach ganz automatisch ohne Schmerz, ohne Drängen und ohne dem üblichen Pauken ganz normal lernen können“ (Interview 2, Z. 208-209)

Hier betont Thomas Jaklitsch die natürliche Art und Weise wie Kinder lernen, nämlich ganz ohne Anstrengung und Zeitdruck. Bei Kindern geschieht das Lernen ganz von selbst und ne-benher, weil sie mit Spaß an der Sache sind. Damit will Thomas Jaklitsch womöglich auch andeuten, dass Erwachsene den Spaßfaktor und diese Neugierde, die Kinder an den Tag le-gen, verloren haben. Sie haben also verlernt natürlich zu lernen. Stattdessen hält sich dieses Bild vom langwierigen und anstrengenden Lernprozess hartnäckig in den Köpfen der Lernen-den.

Weiters spricht er davon, dass neben dem Spaß besonders das Lachen eine Wirkung auf den Menschen hat und dass Erwachsene im Gegensatz zu Kindern nur selten lachen. Laut Thomas Jaklitsch sind Lachen und Spaß an der Sache Lernvoraussetzungen, um in einen Flow Zustand des Lernens zu gelangen. Dies versucht er folgendermaßen zu erreichen:

„und ich versuche das in der Art und Weise den Menschen so zu ermöglichen, dass ich sehr viel über Metaphern Geschichten und Konstruktionen auch von mir selber, in ei-ner Art und Weise eiei-ner Projektionsfläche arbeite“ (Interview 2, Z. 220-222)

Thomas Jakltisch versucht also den Lernprozess durch Metaphern und Geschichten aufzulo-ckern und so den Spaß am Lernen zu wecken. Darüber hinaus meint er, mit „Konstruktionen“

von sich selber zu arbeiten und erwähnt dabei den Begriff der „Projektionsfläche“. Möglich-erweise möchte er damit sagen, dass er seine eigenen Lernerfahrungen, die er im Leben mach-te, miteinbringt, um als Lernmodell für seine SeminarteilnehmerInnen zu gelten. Auf diese Art und Weise möchte er vermutlich seine positive Einstellung zum Lernen auf andere proji-zieren. Als Folge sollte sich die Freude am Lernen, die Thomas Jaklitsch für sich wiederent-deckt hat, auch auf die Lernenden übertragen.

Fazit

Laut Stephen Molnar werden Lernprozesse durch das Erzählen und gleichzeitige Vorzeigen des Lerninhaltes angeregt. Über die Methode des Ankerns wird der Lerninhalt bei den Ler-nenden gefestigt. In diesem Zusammenhang läuft der Lernprozess ganz unbewusst und auto-matisch ab. Außerdem deutet Stephen Molnar mit seiner Beschreibung des Lernprozesses an, dass die Lernenden auf eine gewisse Art und Weise programmiert werden können. Weiters

87 meint er, dass der Lernprozess im Rahmen des Seminars angeregt wird und über das Seminar hinaus noch weiterläuft. In Bezug auf den Lernprozess sei es außerdem wichtig, sich nicht auf formale Kriterien, die der Überprüfbarkeit dienen, zu beschränken, sondern auch den Einfluss von nicht messbaren Faktoren, wie beispielsweise Emotionen zu bedenken. Da das Leben unvorhersehbare Wendungen haben kann, können Lernprozesse auch nicht geplant werden.

Daher ist es auch umso wichtiger mehrere Alternativen zu bedenken und in der Situation an-gemessen reagieren zu können. Eine situationsadäquate Handlungskompetenz kann man nur entwickeln, wenn man sein Gegenüber gut beobachtet, Verständnis für seine Situation auf-bringt und damit eine Vertrauensbasis schafft.

Thomas Jakltisch spricht in Bezug auf Lernprozesse den negativ behafteten Begriff „Lernen“

an und meint, dass dieser immer mit Anstrengung und viel Zeitaufwand verbunden wird. Al-lerdings zeigen uns Kinder vor, dass Lernen auch auf eine natürliche und spielerische Art und Weise stattfinden kann. Demnach sollten wir uns auch Kinder als Vorbilder nehmen, um den Spaß am Lernen wiederzuentdecken. Thomas Jaklitsch versucht seinen TeilnehmerInnen eine positive Lerneinstellung zu vermitteln, indem er mit Metaphern und Geschichten arbeitet.

Außerdem zielen seine Lehrmethoden darauf ab, dass die TeilnehmerInnen mit seiner Freude am Lernen angesteckt werden. So möchte er eigene Lernerfahrungen einfließen lassen, um diese positive Bild vom Lernprozess auf die TeilnehmerInnen zu projizieren.

Sowohl Stephen Molnar als auch Thomas Jaklitsch streben mit ihren Methoden einen spieleri-schen, natürlichen und unbewussten – also automatisch ablaufenden – Lernprozess an. Au-ßerdem sollte die Bedeutung von Emotionen nicht vernachlässigt werden. Demnach ist es wichtig, Spaß und Freude am Lernen wieder zu erwecken, um Lernprozesse zu ermöglichen.

Auf der einen Seite spielt es eine wichtige Rolle sich in sein Gegenüber hineinversetzen zu können, auf der anderen Seite ist es jedoch auch von großer Bedeutung sich selbst einzubrin-gen und eine positive Einstellung zum Lernen zu vermitteln.

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