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4. INTERPRETATION DER INTERVIEWS

4.6 U MGANG MIT K RITIK

Interview 1

Als die zahlreichen Kritiken bezüglich NLP angesprochen werden, meint Stephen Molnar, dass NLP unterschiedliche Techniken, Verfahren und Formate umfasst und NLP als solches gar nicht existiert. Außerdem betont er die entscheidende Rolle des Lehrenden:

„es steht und fällt mit dem, der es produziert, praktiziert und wenn (…) deren Seele rein ist und das also wirklich gut machen will und die Absicht dahinter steckt, dann ist da sehr viel mehr mit unterwegs“(Interview 1, Z. 704-707)

Demnach hängt es also davon ab, wer NLP anwendet beziehungsweise zu welchem Zweck er/sie es einsetzt. Laut Stephen Molnar sollte derjenige/diejenige eine „reine Seele“ haben.

Hier möchte er höchstwahrscheinlich sagen, dass die Person, die NLP anwendet, gute Absich-ten haben und ganz im Sinne der Lernenden handeln sollte. Darüber hinaus meint er, dass durch einen Lehrenden mit den beschriebenen Eigenschaften „sehr viel mehr mit unterwegs“

sei. Damit deutet er womöglich an, dass ein Seminar unter der Leitung einer/eines rücksichts-vollen und kompetenten Lehrenden, auch unabhängig vom Einsatz bestimmter NLP Metho-den, einen Mehrwert für die Lernenden haben kann.

Anschließend erklärt er Folgendes über die Techniken und Verfahren des NLPs:

„die Werkzeuge des NLP sind insgesamt außerordentlich effektiv, äh weil sie (…) mit uns als Menschen sich beschäftigt haben und die Beobachtungen dort genutzt ha-ben“(Interview 1, Z. 707-710)

Hier geht klar hervor, dass beim Einsatz von NLP der Mensch im Mittelpunkt steht. Stephen Molnar betont in diesem Zusammenhang, dass die Methoden und Verfahren des NLPs durch Beobachtung menschlichen Handelns entwickelt worden sind und daher auch zu einer effekti-ven Wirkung im Umgang mit Menschen führen.

Im Zusammenhang mit den kritischen Stimmen, spricht er außerdem die Kritik an, NLP habe keine Ideologie und meint dazu:

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„Es ging ja nur um die Effektivität von dieser oder jener Technik, es ist kein, keine Ideologie oder kein Gesamtetwas was da so erfüllt werden muss“ (Interview 1, Z. 745-747)

Vielmehr ging es im NLP laut Stephen Molnar darum, die menschliche Kommunikation durch den Einsatz von NLP in den verschiedensten Bereichen zu unterstützen:

„soll als Toolbox transferabel sein in dieser, in dieser Disziplin, das kann in jener Disziplin verwendet werden, (…) also überall wo Menschen in irgendeiner Form kommunizieren“ (Interview 1, Z. 747-750)

Stephen Molnar betont, dass ein zentrales Ziel des NLPs die „Effektivität“ der Werkzeuge beziehungsweise Techniken sei. Doch was genau versteht er unter Effektivität? Wann ist eine Methode effektiv in der Anwendung? In diesem Zusammenhang spricht er außerdem, dass NLP darauf abzielt die menschliche Kommunikation zu fördern. Womöglich ist eine Methode also dann effektiv, wenn sie die gewünschte Wirkung in Bezug auf eine Verbesserung der menschlichen Kommunikation erzielt. Zur Kritik, dass NLP keine Ideologie habe, meint Ste-phen Molnar, dass dies bei der Entstehung des NLPs gar nie angestrebt wurde. Es ging also nicht darum, wissenschaftliche Anerkennung zu erfahren, sondern Methoden und Verfahren bereit zu stellen, deren Anwendung die Kommunikation zwischenmenschlicher Beziehungen verbessern kann. Außerdem seien die Techniken des NLPs auf alle Bereiche übertragbar und überall dort einsetzbar, wo Menschen miteinander in Kontakt treten oder in Beziehung stehen.

Interview 2

Als Thomas Jaklitsch mit den kritischen Stimmen bezüglich NLP konfrontiert wird, meint er, dass manche dieser Stimmen durchaus berechtigt sind und erklärt Folgendes:

„weil es ein kalter manipulativer Prozess sein kann und das ist das wesentliche Krite-rium dabei, das kann es sein, es ist höchst funktionabel(…) wenn man für sich ver-standen hat, welche Macht in einer bestimmten Art und Weise hinter der Entwicklung von NLP steht“ (Interview 2, Z. 232-236)

Manche Kritiken gibt es seiner Meinung nach also zu Recht, da NLP auch zu manipulativen Zwecken genutzt werden kann. Es kommt also ganz darauf an, welches Ziel man mit dem Einsatz von NLP verfolgt. Weiters beschreibt er NLP als „höchst funktionabel“. Damit möch-te er womöglich auf den breimöch-ten Anwendungsbereich des NLPs und seine zielführende Wir-kung hinweisen. In diesem Zusammenhang erwähnt er außerdem, dass eine Person, die über

90 genügend NLP Wissen verfügt, eine gewisse „Macht“ besitzt. Hier stellt sich die Frage, über wen sie diese Macht hat? Macht über die Lernenden? Dies würde bedeuten, dass eine Person mit NLP Expertise die Lernenden ganz nach ihrem Willen beeinflussen beziehungsweise steuern kann. Demnach könnte man meinen, dass seiner Meinung nach, Menschen durch NLP programmierbar sind und selbst über wenig Entscheidungskraft verfügen.

In Bezug auf Kritik weist Thomas Jaklitsch außerdem darauf hin, dass die Beachtung von ethischen Grundrichtlinien eine wichtige Rolle spielt. Dabei betont er vorallem, dass man nicht lügen sollte. In diesem Zusammenhang erwähnt er folgende Metapher:

„mit einem Messer kannst du dir Butter auf das Brot schmieren, du kannst dich aber auch ziemlich verletzen und du kannst andere damit verletzen“ (Interview 2, Z. 259-260)

Demnach sollte der Umgang mit NLP also immer ethisch vertretbar sein. Mit der Aussage, dass man stets ehrlich sein sollte, spielt er womöglich auf die Tatsache an, dass die Werbung und Politik NLP zu ihrem Vorteil einsetzen und die Sachverhalte nicht wahrheitsgemäß wie-dergeben. Durch die Metapher wird klar, dass NLP seiner Meinung nach zwei Gesichter hat.

Je nachdem welche Absichten hinter der Verwendung von NLP stehen, kann es unterschiedli-che Auswirkungen auf die Mensunterschiedli-chen haben. Denn obwohl es auf den ersten Blick harmlos erscheint, könne der Einsatz von NLP auch erheblichen Schaden anrichten.

Fazit

In Bezug auf Kritik, sprechen beide Interviewpartner ähnliche Aspekte an. Stephen Molnar betont immer wieder, dass sich bei NLP alles um den Menschen dreht, insbesondere beschäf-tigen sich die Techniken mit der menschlichen Kommunikation beziehungsweise mit dem zwischenmenschlichen Umgang. Da diese Methoden durch Beobachtungen an Menschen ent-standen sind, ist ihr Einsatz im zwischenmenschlichen Bereich auch zielführend. Laut Ste-phen Molnar und Thomas Jaklitsch sind die Kritiken teilweise auch berechtigt, da es ganz darauf ankommt wer NLP anwendet und welche Hintergründe er/sie dabei verfolgt. Man kann NLP einerseits zum Vorteil anderer einsetzen, also beispielsweise um die menschliche Kom-munikation zu fördern, andererseits besteht allerdings auch die Gefahr, dass NLP zum eige-nen Vorteil genutzt wird. In diesem Fall kann die Anwendung negative Folgen haben und Menschen in gewisser Art und Weise schaden.

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