• Keine Ergebnisse gefunden

2. NEURO-LINGUISTISCHES PROGRAMMIEREN AUS LERNPÄDAGOGISCHER SICHT – GEGENÜBERSTELLUNG

2.1 L ERNEN AUS DER S ICHT DES N EURO - LINGUISTISCHEN P ROGRAMMIERENS

Bereits der Begriff der NLP verrät uns einiges darüber, wie Lernen im Kontext der NLP ver-standen wird. Man geht davon aus, dass es sich bei mentalen Prozessen wie beispielsweise Wahrnehmen, Erinnern und Lernen um neuro-linguistische Programme handelt. Diese Pro-gramme bestimmen wiederum das menschliche Verhalten. Betrachtet man den Begriff neuro-linguistisches Programm genauer, wird klar, dass Lernen in Zusammenhang mit der Sprache,

27 insbesondere der Kommunikation und individuellen Denkschemata steht. Lernen als Pro-gramm erinnert wiederum an eine Maschine oder einen Computer. Es klingt fast so, als wäre Lernen eine abrufbare Fähigkeit, die unbewusst, von selbst abläuft.

In Bezug auf das Lernen spielt also auch das Unterbewusstsein aus der Sicht des NLPs eine bedeutende Rolle. Dabei geht man davon aus, dass das Individuum über bewusstes und unbe-wusstes Wissen verfügt. Teilweise kann Unbeunbe-wusstes zwar bewusst gemacht werden, ein er-heblicher Teil des Unterbewusstseins bleibt allerdings unzugänglich. Da unbewusstes Wissen einen Einfluss auf Gewohnheiten und Verhaltensweisen hat, können Verhaltensänderungen nur erreicht werden, indem Unbewusstes bewusst gemacht wird. Zentrales Lernziel des NLPs ist eine dauerhafte Verhaltensänderung. In diesem Kontext wird daher der Begriff Verhaltens-änderungsprozess oft mit dem Begriff des Lernprozesses gleichgesetzt beziehungsweise sy-nonym verwendet. Lernen aus der Sicht des NLPs beinhaltet also immer eine Änderung des Verhaltens, indem unbewusste Einstellungen, Werte und Denkweisen, die hinter diesem Ver-halten stehen, sichtbar gemacht werden.

Eine zentrale Grundannahme des NLPs stellt das Modeling dar. Wie bereits im ersten Kapitel besprochen wurde, haben die Begründer des NLPs das Modeling genutzt, um ihre Techniken und Methoden zu begründen. Im Kontext des NLPs wird dem Lernen am Modell also eine wichtige Bedeutung beigemessen. Der Grundgedanke ist dieser: Man sucht nach Vorbildern beziehungsweise Menschen, die in ihrem Fachbereich besonders erfolgreich sind, beobachtet und studiert deren Fähigkeiten und Verhaltensweisen in Bezug auf Kommunikation und non-verbales Verhalten wie die Körpersprache. Aus solchen Beobachtungen haben Bandler und Grinder Techniken entwickelt, die sie in Folge an Lernende weitergaben. Demnach wäre also jeder Mensch im Stande beobachtete Fähigkeiten und Verhaltensweisen selbst zu erwerben.

Daraus lässt sich schließen, dass der Mensch aus Sicht des NLPs ein hohes Entwicklungspo-tential besitzt und unbegrenzte Möglichkeiten bei dem Erwerb von Fähigkeiten hat.

Ein weiterer Aspekt im Zusammenhang mit dem Lernen ist, dass die Annahmen des NLPs in Bezug auf die Individuen beziehungsweise Lernenden konstruktivistische Züge aufweisen. So wird beispielsweise angenommen, dass Lernende über eine innere Landkarte beziehungsweise ein individuelles Weltbild verfügen. Jeder/Jede konstruiert also sein/ihr eigenes Bild von der Welt, was wiederum bedeutet, dass viele subjektive Realitäten nebeneinander existieren. Im Zuge des Lernprozesses sollte man sich dieses individuelle Weltbild vor Augen halten, um Fehlinterpretationen zu erkennen und diese in Folge ändern zu können. Das subjektive Erle-ben des Individuums war bereits von Beginn an ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes.

28 Darüber hinaus ist es auch möglich, anhand der entwickelten Methoden beziehungsweise Techniken herauszufinden, was Lernen aus der Sicht des NLPs bedeutet. Betrachtet man bei-spielsweise die Methode des Ankerns, so wird man feststellen, dass hier der Lernprozess als Konditionierung verstanden wird. Denn beim Ankern wird ein wünschenswerter innerer Zu-stand mit einem äußeren Reiz gekoppelt, um diesen inneren ZuZu-stand abrufbar zu machen. Im Kontext der Konditionierung und der Annahme einer reinen Reiz-Reaktions-Kette, wird der/die Lernende in einer sehr passiven Rolle gesehen, dem/der Lehrenden hingegen wird eine gewisse Machtposition zugesprochen.

Die Methode der Future Pace wird eingesetzt, um Lernergebnisse zu sichern. Future Pace zielt darauf ab, dass gelernte Fähigkeiten auf den Alltag übertragen und situationsunabhängig ein-gesetzt werden können. Dabei kann die Anwendung der erworbenen Fähigkeit entweder nur vorgestellt werden oder aber der/die Lernende wird mit einer realen Alltagssituation konfron-tiert. Darüber hinaus geht man im NLP davon aus, dass Geschichten eine bestimmte Wirkung auf Lernende haben und indirekt Lösungsansätze aufzeigen können. So können Geschichten bei Lernenden mit ähnlichen Problemen das Interesse wecken oder aber auch Hoffnung in Bezug auf die eigene Situation geben.

Die Methode des Leadings beschreibt eine Aufgabe der Lehrenden. Grundvoraussetzung für das Leading ist es eine Vertrauensbasis zwischen Lehrenden und Lernenden herzustellen.

Dabei sollten die Lehrenden Einfühlungsvermögen und Verständnis zeigen, um eine vertrau-ensvolle Beziehungsebene zu schaffen. Erst auf dieser Grundlage lassen sich Lernende von Lehrenden führen. Der Begriff des Führens weist wiederum auf eine passive Rolle der Ler-nenden und eine machtvolle Position der Lehrenden hin.

Im Zusammenhang der Repräsentationssysteme, die im ersten Kapitel ausführlich beschrieben wurden, ist es außerdem Aufgabe der Lehrenden die Lernsituation so zu gestalten, dass mög-lichst alle Sinne angesprochen werden. NLP plädiert also für eine Methodenvielfalt, um alle Lerntypen zu erreichen.

In Bezug auf Lernziele wird neben der Verhaltensänderung zudem noch eine Erweiterung des Verhaltensrepertoires angestrebt. Ein großes Verhaltensrepertoire gilt nämlich als Vorausset-zung für flexibles Handeln. Weitere Lernziele sind außerdem die Selbstverwirklichung und individuelle Persönlichkeitsentwicklung. Obwohl NLP auf eine Selbstentfaltung der Lernen-den pocht, hat die genauere Betrachtung der Grundannahmen und MethoLernen-den gezeigt, dass Lernende in eine eher passive Rolle gedrängt werden. Vielmehr geht man davon aus, dass

29 Lehrende mit den richtigen Methoden individuelle Lernprozesse steuern und maßgeblich be-einflussen können.