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Verknüpfung von Kasuistik und Systematik: Das Personalprojekt

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 78-81)

6 Arbeitsschwerpunkt: Curricular-didaktische Innovationen

6.5 Innovationen im Bereich der ökonomischen Basisbildung

6.5.4 Verknüpfung von Kasuistik und Systematik: Das Personalprojekt

zum komplexen Lehr-Lern-Arrangement Personalwirtschaft – kurz „Perso-Projekt“. Die-ses wurde vom KEm-Team in Kooperation mit der Wissenschaftlichen Begleitung kon-zipiert, ausgearbeitet und erprobt. Eine Besonderheit des „Perso-Projekts“ bestand zu-nächst darin, dass dieses zwar auf das Modellunternehmen bezogen, jedoch nicht in

Materialwirtschaft

Yvonne Petersen Einkauf

Beate Denke

Verkauf Lager Verwaltung

Volker Bartels

Andrea Ritter Hans Weseloh Luigi Biras

Michael Brenner Rainer Leuwer

Michael Pohl

Fritz Lustig

Lagerarbeiten

PowerBikes

GmbH

Geschäftsführung

die standardmäßige Arbeitsstruktur des Lernbüros integriert war. Die anfallenden Vor-gänge wurden so aus der routinemäßig arbeitsteiligen Lernbüroarbeit ausgegliedert und in einem geblockten Projekt mit allen Teilnehmern gemeinsam durchgeführt.

Hervorzuheben ist die Makrosequenzierung dieses Bereiches, mit der es nach unserer Einschätzung sehr gut gelungen ist, ausgehend von einer komplexen und realitätsna-hen Arbeitssituation die Komplexität des Gegenstandsfeldes sukzessive zu erweitern und damit zugleich zu Fragestellungen vorzustoßen, die über die operative Ebene hin-aus auch strategische und normative Aspekte der Personalwirtschaft einbeziehen. Je-weils ausgehend von einer komplexen Fallschilderung werden Arbeitsaufgaben ausge-führt und die korrespondierenden theoretischen Grundlagen erarbeitet (OHLSEN 2005;

vgl. auch TRAMM/GOLDBACH 2005).

Abbildung 14: Die Makrosequenzierung des Personalwirtschaftsprojekts

Diese Sequenz mag auf den ersten Blick wenig innovativ erscheinen – bei genauem Hinsehen sollten zumindest zwei Aspekte als neuartig deutlich werden. Erstens wird der Bereich ausgehend von Routine-Arbeitsstrukturen im Bereich der Personalwirtschaft er-schlossen, nämlich von der Gehaltsabrechnung, deren Konzepte und Prozeduren so-wohl aus der Sachbearbeiterperspektive als auch aus der des Gehaltsempfängers zu thematisieren sind. Eingebettet in den Gesamtbereich der Personalverwaltung ist hier der Startpunkt der Sequenz markiert, in dem sich Arbeitsprozess und begrifflich-systematische Reflexion treffen. Zweitens erfolgt dann die Anreicherung der Komplexi-tät so, dass der Arbeitsprozess zunehmend dadurch angereichert wird, dass das, was in der ersten Teilsequenz noch extern vorgegeben war, im nächsten Schritt (in der Fol-geperiode) zum Entscheidungsgegenstand wird. Wenn noch in der zweiten Sequenz die Abwicklung einer vorgegebenen Personaleinstellung bearbeitet und thematisiert wurde, wird im Folgeschritt die Personalauswahl selbst zum Gegenstand, die aufgrund einer Stellenausschreibung im Rahmen des Stellenplanes erfolgt. Dieser Stellenplan

IBW

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Sequenzierung

Sequenzierungdes Personal-des Personal -Projekts

Projekts

ƒ Personalverwaltung (6 – 7 UE)

ƒ Einstellung (3 – 4 UE)

ƒ Personalauswahl / Neueinstellung (9 UE)

ƒ Kündigung (4 – 5 UE)

ƒ Personalplanung (8 UE)

ƒ Lohnformen (4 UE) Planung

Ausschrei-bung. Auswahl Einstel-lung

Verwal-tung Zunehmende Komplexität

schließlich wird auf der nächsten Komplexitätsstufe zum Gegenstand betriebswirtschaft-licher Entscheidung und Reflexion.

Diese Sequenz kehrt die häufig im Curricula vorzufindende sachlogische Aufbaustruktur um, die von der Personalplanung über die Stellendefinition und -bewertung, die Stellen-ausschreibung, die Personalauswahl bis zu operativen Fragen voranschreitet und so mit relativ komplexen und abstrakten Problemen beginnt, ohne dass zu deren Bearbei-tung schon hinreichend sichere Grundlagen im Hinblick auf grundlegende Konzepte und Prozeduren im personalwirtschaftlichen Bereich gelegt wären. Bei diesem traditionellen Vorgehen sind die begriffliche Durchdringung der praktischen Arbeitsabläufe im Lernbü-ro und die betriebswirtschaftlich gehaltvolleren personalwirtschaftlichen Fragestellungen im Lernprozess kaum aufeinander zu beziehen. Genau dies aber erlaubt nach unserer Einschätzung und unseren Prozessanalysen die im Projekt KEm gefundene Sequenzie-rung des Personalwirtschaftsbereiches.

Jede Einheit wird mit einer komplexen Fallschilderung eingeleitet, enthält eine konkrete Handlungsperspektive und definierte komplexe Arbeitsaufträge für die Lernenden.

Abbildung 15: Die Ausgangssituation des 1. Teilprojekts im Personal-Projekt

In der didaktischen Analyse ist zudem sehr genau ausgewiesen, welche Lernhandlun-gen jeweils intendiert werden, auf welche Kompetenzen, welches Verständnis und

wel-PowerBikes

GmbH

Veränderungen bei der Powerbikes GmbH

Während der Urlaubssaison hat sich im Unternehmen eine Sensation ange-bahnt. Der bisherige Geschäftsführer hat bei den Anteilseignern gekündigt. Herr Specht wechselt in einen neu gegründeten Versandhandel mit einem breiten Zweiradsortiment.

Als neuer alleiniger Geschäftsführer wird Volker Bartels eingestellt, der große Erfahrungen aus der Geschäftsführung des Motorradhändlers Detlev Louis mitbringt.

Dort wurden die Lohn- und Gehaltsabrechnungen mit einer, wie er meinte, recht einfachen Softwarelösung in eigener Regie erstellt. Deshalb kündigt er diese Dienstleistung sofort beim Steuerberater, kauft das Modul „Personalverwaltung“

bei HS und beauftragt Herrn Brenner, einen Fortbildungslehrgang zu besuchen.

Dieser nimmt sich erst einmal seine letzte Abrechnung vor und versucht, diese manuell nachzuvollziehen. Daraufhin bearbeitet er die Abrechnungen für den Monat Juli für Herrn Bartels, den Geschäftsführer, und Herrn Biras, um nach dem Lehrgang überprüfen zu können, ob alles richtig gelaufen ist.

Im Lehrgang soll die Abrechnung anhand seiner Unterlagen mit der neuen Software durchgeführt und mit den manuellen Ergebnissen abgeglichen werden.

Projekt 1 - Personalabrechnung

Ausgangssituation

ches Wissen sie abzielen und welche systematischen Wissensbereiche mit diesem Lernarrangement erschlossen werden sollen. Dieses Planungsformat, in dem sich die gemeinsame Übersetzung theoretischer Vorüberlegungen widerspiegelt, scheint uns gerade vor dem Hintergrund der Anforderungen des Lernfeldansatzes auch für den Transfer in den berufsschulischen Bereich sehr geeignet zu sein.

Lerngebiet 1 Personalverwaltung

Szenario Personalabrechnung

Zeit 6 -7 UE (1 UE= 90 Minuten)=mind. 2 LB-Tage

Inhalte/

Lernhandlungen 1) Kennenlernen von 3 Lohnabrechnungen (erst manuell, dann Kontrolle der Ergebnisse durch EDV-Abrechnung)

1 GehaltsempfängerIn innerhalb der BMG (Lohnart: Gehalt

1 GehaltsempfängerIn außerhalb der BMG (Lohnart: Gehalt)

1 LohnempfängerIn innerhalb der BMG (Lohnart: Zeitlohn)

2) Abrechnung aller weiteren 7 Mitarbeiterinnen der Modellfirma Power-bikes GmbH per EDV

3) Abrechnung mit Krankenkassen und Finanzamt per EDV ??

Leitidee Die TN lernen das Prinzip der Lohnabrechnung an manuellen Beispielen kennen und übertragen ihre Kenntnisse auf das Modul HS-Lohn.

Aktivitäten Eigenarbeit, Einführung u. Ergebnisabstimmung im Plenum Sichten betriebswirtschaftlich – kaufmännisch, Gehaltsempfängersicht

Dispositionsziele Kenntnis und Verständnis Prozess Gehaltsabrechung, Fähigkeit zur Durchführung einer unproblematischen Gehaltsabrechnung a. G. allgemeiner Anweisungen Systematische

Wissensinhalte Aufbau einer Gehaltsabrechnung

Lohnsteuerklassen, Lohnsteuertabelle

SV-System, Beitragsbemessungsgrenzen

Unterscheidung zwischen verschiedenen Lohnarten

Tarifbindung

Nutzung des IBM-Lohn- u. Gehaltsprogramms Materialien/Daten Manuelle Stammkarte mit den Mitarbeiterdaten

Lohnsteuertabelle (Steuertabelle im EDV-Programm)

Tarifvertrag

3 Lohnsteuerkarten

Abbildung 16: Das didaktische Planungsraster im Personal-Projekt

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 78-81)