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Arbeitsschwerpunkt Vermittlungsorientierung: Wege in Arbeit

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 19-28)

Der Auftrag im KEm-Projekt lautete nicht nur, die Teilnehmer wieder in den Arbeits-markt zu integrieren; es sollten vor allem Standards entwickelt werden, die dazu beitra-gen, das Ziel Integration im Allgemeinen besser zu erreichen. Speziell ging es darum, für einen bestimmten Lehrgang eine Konzeption zu entwickeln, indem die Arbeits-schwerpunkte aufeinander bezogen und weitestmöglich integriert, erprobt und transfe-riert werden sollten.

Das SGB IX schreibt eine stärkere Orientierung an den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmer vor - die standardisierte Bildungsmaßnahme tritt dadurch ein Stück in den Hintergrund. Die frühzeitige Auseinandersetzung mit den Berufsperspektiven erfolgte deshalb individuell und prozessbegleitend.

Die fachliche Ausbildung und die kontinuierliche Arbeit an der eigenen Vermittlungsper-spektive waren gleichberechtigte Anliegen und wurden im Prozess möglichst eng mit-einander verzahnt.

Im KEm-Projekt wurden die Arbeitsstränge auf mehreren Ebenen verfolgt. Neben ziel-orientierten, prozessorientierten und strukturorientierten Innovationen stand die Ent-wicklung erfolgversprechender Vermittlungsstrategien im Mittelpunkt des Ausbildungs-handelns. Dazu wurden Bausteine entwickelt, die die Eigenaktivität der Rehabilitan-den förderten und forderten und Rehabilitan-den Dialog zwischen Rehabilitan-den Mitarbeitern im Reha-Team und einzelnen Rehabilitanden intensivierten.

Zwei Ziele standen dabei im Hinblick auf die Arbeitsvermittlung im Mittelpunkt:

1. Aktive Teilnehmer, die aus eigener Motivation Bewerbungsstrategien entwickeln und ihre Selbstvermarktungsfähigkeiten ausbauen.

2. Teilnehmer, die nach Abschluss der Ausbildung in einem angespannten Arbeits-markt einen Arbeitsplatz dauerhaft einnehmen können.

Da die Vermittlung in den allgemeinen Arbeitsmarkt das zentrale Anliegen des Projek-tes war, stellte sich die Frage, was Vermittlung eigentlich fördert. Folgende Bereiche wurden als vorrangig angesehen:

• Neuerwerb von beruflichen Qualifikationen (Ausbildung)

• Bewusstmachen der eigenen Fähigkeiten (biographisches Arbeiten)

• Aufbau eines Netzwerkes zur Arbeitssuche (Umgang mit dem verdeckten Ar-beitsmarkt)

Somit konnten zwei Hauptaktionsbereiche unterschieden werden:

• Individuelle Begleitung durch das Reha-Team insgesamt und speziell durch die Tutoren im Rahmen der Arbeit mit den Rehabilitanden in Ausbildung und Fach-dienst,,

• Aufbau und Pflege institutioneller Netzwerke: Berufsförderungswerk Hamburg GmbH mit seinen Vermittlungsdiensten, Zeitwerk GmbH, Praktikumsbetriebe.

Aufgabe der Vermittlungsarbeit im Projekt war es, die individuelle berufliche Wegpla-nung und die Bewerbungsschritte aufmerksam und aktiv zu begleiten. Dazu hat sich das Team regelmäßig über die individuelle Entwicklung jedes Rehabilitanden ausge-tauscht, die einzelnen Bewerbungsschritte wurden hinterfragt und bei Abweichungen vom vorgesehenen Verlauf wurde gemeinsam mit dem Rehabilitanden nach individuel-len Lösungswegen gesucht.

Die Ergebnisse dieser Bemühungen wurden von den beteiligten Mitarbeitern in der zentralen Reha-Team-Konferenz/Vermittlungskonferenz einige Monate vor Abschluss

der Ausbildung zusammengetragen und in verbindlich umzusetzende Empfehlungen für einen optimalen Integrationsprozess in den allgemeinen Arbeitsmarkt zusammenge-fasst. Auf eine detaillierte lineare Beschreibung des gesamten Prozesses wird verzich-tet, weil sich diese entsprechend der je individuellen Lebenslage der Rehabilitanden stark unterscheiden und es somit keinen prototypischen Ablauf gibt. Stattdessen wer-den die zentralen Instrumente des individuellen Coaching im Sinne einer prozessbeglei-tenden berufsbezogenen Reflexion und einer prozessbegleiprozessbeglei-tenden individuellen Be-rufswegplanung herausgearbeitet. Diese orientierten sich an dem Ziel, die Eigeninitiati-ve und SelbstEigeninitiati-vermarktungsfähigkeit der Teilnehmer zu fördern, was über die Prinzipien

• prozessorientiert qualifizieren

• systematisch- orientieren

• konkret werden

• handeln

weiter konkretisiert wurde.

4.1 Biographisches Arbeiten

Um individuelle Vermittlungspotenziale systematisch zu erkunden, im Selbstbild zu ver-ankern und auszubauen, haben die Rehabilitanden biographisch gearbeitet. Biogra-phisches Arbeiten war ein wesentlicher Baustein, damit die Rehabilitanden eine eigene berufliche Perspektive entwickeln konnten. Das Ziel war, dass sich die Teilnehmer durch positiv geprägte Ereignisse und Erlebnisse als produktiv erfahren. Um sie zu die-sem Ziel zu führen, haben wir erfolgreiche Situationen aus der beruflichen Vergangen-heit und Ausbildungssituationen zum Anlass und Bezugspunkt genommen, kurze Be-richte schreiben zu lassen, mit der Intention, sich bisherige berufliche Leistungen zu vergegenwärtigen und an individuelle Ressourcen sowie fachlich neu erworbene Quali-fikationen anzuknüpfen. „All diese Stationen meines Lebens bin ich, all dies macht mich aus.“ lautete der Leitgedanke, den die Rehabilitanden verfolgen sollten. Erreicht wurde dies über das sprachliche Vergegenwärtigen der eigenen beruflichen und in Ansätzen privaten Lebensgeschichte (narrativer Ansatz), über den Versuch, die eigene Biogra-phie in einen inneren Zusammenhang zu bringen. Dabei war es wichtig, herauszuhören, was die Rehabilitanden in ihren Erzählungen anboten. Das Ziel, die neue, veränderte berufliche Identität aus ihrem Bewertungs- und Ordnungssystem heraus auszubilden und dieses dabei zugleich weiterzuentwickeln, war ein über die gesamte Ausbildung angelegter Prozess. Das Trainieren von stärkenden Verhaltensweisen ermöglichte es den Teilnehmern, sich Ziele zu setzen. Diese kommunikativen Techniken dienten so ei-gener, bewusster Stärkung und waren keineswegs Selbstzweck.

Neben der Wahrnehmung und Selbstzuschreibung von Erfolgen war der konstruktive Umgang mit Misserfolgen ein wesentlicher Bestandteil der Identitätsbildung.

Im RVL haben sich die Rehabilitanden in Form von Projektarbeit intensiv mit dem Be-rufsbild Bürokaufmann/-frau auseinandergesetzt und angefangen sich damit zu identifi-zieren.

Bereits in dieser frühen Projektphase haben die Rehabilitanden mit Betrieben Kontakt aufgenommen und das Gespräch mit Mitarbeitern gesucht, um einerseits Schwellen-angst abzubauen und andererseits frühzeitig individuelle Wege der Berufsplanung an-zubahnen. Durch diese aktive Auseinandersetzung mit dem Berufsbild unter

Einbezie-hung der soziokulturellen Lebensbereiche der Rehabilitanden und der aktiven Gestal-tung dieser Prozesse durch die Rehabilitanden wurde die Selbständigkeit und Eigen-verantwortung gestärkt.

4.2 Reha-Team/Tutorenarbeit

Das Gesamt-Reha-Team, bestehend aus Ausbildern und Mitarbeitern der Fachdienste des BFWs, begleitete den Ausbildungs- und Vermittlungsprozess. Die Tutoren (Ausbil-der) als Mitglieder des Reha-Teams waren die ersten Ansprechpartner für die Rehabili-tanden und berieten sie in Ausbildungs- und Bewerbungsfragen. Bei den sogenannten

„Lernberatungsgesprächen“ ging es im Hinblick auf den Vermittlungsprozess darum, die Leistungen in einzelnen Lernbereichen dahingehend zu reflektieren, ob sich Neigungen oder Vorlieben herausbildeten, die für die Arbeitsplatzwahl von Bedeutung und somit beim Bewerbungsprozess zu berücksichtigen wären. Die Arbeit der Vermittlungsberate-rin wurde durch die Tutoren insofern ergänzt, als dass sie durch das tägliche Beisam-mensein mit den Rehabilitanden das Fortschreiten des Bewerbungsprozesses genau beobachten konnten und Hilfestellungen bei Recherchetätigkeiten sowie beim Erstellen der Bewerbungsunterlagen gaben. Die Tutoren nahmen als Informationssammler und Informationsverteiler eine zentrale Rolle ein, da sich ihre Beratungstätigkeit auch auf die Prozessbegleitung allgemein bezog(vgl. Abschnitt 4.3 und 5.3.3).

Ziel war es, Situationen zu schaffen, die die Selbständigkeit der Rehabilitanden forder-ten. Eine inhaltliche Verknüpfung der Lerninhalte der Ausbildung mit dem Bereich Ver-mittlung/Bewerbertraining ist insbesondere im Lernbereich

Personalwirt-schaft/Personalbüro im Sinne einer Prozessorientierung gelungen. Hier hat ein neu ein-geführtes curriculares Element bei einem Großteil der Rehabilitanden zu einem Syner-gieeffekt der Bereiche Vermittlung und Ausbildung geführt. Die Erfolgsberichte im Per-sonalbüro (narrativer Ansatz) flossen auf einer qualitativ bemerkenswert hohen Ebene in die Bewerberportfolios ein.

4.3 Individuelles Coaching/Bewerbungstraining

Individuelles Coaching hatte einen hohen Stellenwert im Projekt. Zumeist fand ein Ein-zelcoaching durch die Tutoren, die Rehaberaterin, die Vermittlungsberater und durch eine Mitarbeiterin von Zeitwerk statt. In zweierlei Hinsicht ist das Coaching bedeutsam:

• Die Anforderungen an den Coach müssen klar definiert sein, Qualitätsstan-dards müssen dafür entwickelt werden.

• Die Gespräche müssen dokumentiert und die daraus gewonnenen Informatio-nen für das Reha-Team aufgearbeitet werden. Erst dann ist die Grundlage ge-schaffen, um berufliche Wegplanung sinnvoll zu steuern.

Gelungenes Coaching kennzeichnet ein positives, unterstützendes Klima. Der berateri-schen Fähigkeit (Qualifikation) des Coaches, besonders auf der Ebene der Wertschät-zung und Glaubwürdigkeit, kommt eine besondere Bedeutung zu. Das Interesse des Coaches am Rehabilitanden und seiner Entwicklung sowie die daraus resultierende Mo-tivation des Rehabilitanden und das gegenseitige Vertrauen sind ebenso Erfolgsfakto-ren wie das Vermögen des Coaches, für einen „roten Faden“ zu sorgen sowie Ziele klar und transparent zu gestalten.

4.4 Arbeitsmarktorientierte Beratung

Unter arbeitsmarktorientierter Beratung verstehen wir qualifizierte Stellenakquisition, bezogen auf das individuelle Potenzial unserer Rehabilitanden.

• Zielgruppenkurzbewerbung

• moderierte Internetplattform/Chatroom

4.5 Bewerbungsportfolio

Im Bewerbungsportfolio wurden Qualifikationen, Bescheinigungen, Zeugnisse und er-worbene Fertigkeiten gesammelt, die als Dokumentation und zur Vergegenwärtigung der eigenen Stärken und Fähigkeiten dienten. Das Portfolio war Grundlage für eine Be-werbungsmappe bzw. für die Zusammenstellung der Unterlagen im konkreten Bewer-bungsverfahren. Der Einsatz des Portfolios förderte und forderte die Selbstständigkeit der Rehabilitanden und dokumentierte den konkreten Erfolg des

Ausbildungs-/Vermittlungsprozesses. Diese Transparenz unterstützte die Rehabilitanden wiederum darin, Erkenntnisse in ihrem konkreten Bewerbungsvorhaben zu verarbeiten. Ziel war es, erworbene fachliche Kompetenzen in einem Vorstellungsgespräch bzw. Bewer-bungsverfahren glaubhaft darstellen zu können.

Für die Struktur des Portfolios gab es Vorgaben, die zur Orientierung dienten. Die Re-habilitanden konnten jedoch ihre eigene logische und kreative Struktur in das Bewer-bungsportfolio einbringen.

Der Zeitplanung kam eine besondere Bedeutung zu. Die zeitliche Einordnung von ge-meinsamen Terminen wie Prüfung, Praktikum, Heimfahrtstage, Arbeitslosmeldung usw.

gab eine Vielzahl von Terminen vor. Hier war es für den Rehabilitanden wichtig, seinen eigenen Bewerbungsprozess zu planen und retrograd zu überlegen, was er wann und wie abarbeiten wollte.

Die Daten, die der Rehabilitand sammelte und dokumentierte, standen ihm im Ge-spräch mit den Tutoren (vgl. Abschnitt 4.2 und 5.3.3) oder dem Reha-Team zur Verfü-gung, so dass der Inhalt reflektiert werden konnte. Im Gegensatz zu schulischen Portfo-lios ging es hier nicht um eine Leistungsbewertung sondern um eine Darstellung der ei-genen Fähigkeiten.

4.6 Schnupperpraktikum und 3-monatiges Praktikum mit integrativem Charakter Zu Beginn des 2. Semesters fand ein 3-wöchiges Schnupperpraktikum und am Ende des 3. Semesters ein 3-monatiges Praktikum statt. Während das 3-monatige Praktikum bereits fester Bestandteil der überbetrieblichen Ausbildung im BFW war, befand sich das kurze Praktikum noch in einer Testphase. Für das KEm-Projekt sollte dieses Prakti-kum stattfinden, da alle Beteiligten der Überzeugung waren, dass dadurch zusätzliche Impulse für die je individuellen Berufswegplanungen entstehen. Da die Rehabilitanden auch für das frühe Schnupperpraktikum komplette Bewerbungsunterlagen benötigten und gegebenenfalls auch zu Vorstellungsgesprächen eingeladen wurden, waren sie ge-zwungen, mit den hier erläuterten Prozessen der Berufswegplanung sehr frühzeitig zu beginnen bzw. ihre berufliche Biographie zu konkretisieren. Die Erfahrungen aus dem Schnupperpraktikum konnten dann zeitnah bei der Bewerbung um das 3-monatige Praktikum verarbeitet und genutzt werden.

Die Rehabilitanden waren angehalten, sich selbst auf Praktikumsplatzsuche zu bege-ben. Hilfestellung bekamen sie durch die Anleitung beim biographischen Arbeiten unter anderem durch Bewerbungsseminare und Telefontraining. Das Reha-Team bzw. die Tutoren standen selbstverständlich zur Verfügung, um gemeinsam Stärken und Schwä-chen zu identifizieren und daraus Schlussfolgerungen für die Stellensuche abzuleiten.

Des Weiteren konnten die Rehabilitanden auf die Datenbank des BFW zurückgreifen, in der Informationen über bewährte Praktikumsplätze gespeichert sind. Eine interne Prak-tikumskoordinationsstelle gab weitere Hilfestellung, sofern die Eigeninitiativen der Re-habilitanden erfolglos blieben.

Während der Praktika konnten die Rehabilitanden jederzeit die Mitarbeiter des Ausbil-dungsteams und der Fachdienste telefonisch erreichen. Die Ausbilder bzw. Tutoren ih-rerseits nahmen während der Praktikumszeit ebenfalls regelmäßig Kontakt zu den Re-habilitanden auf. Während des 3-monatigen Praktikums war mindestens ein Besuch pro Praktikant obligatorisch. Es fand ein Gespräch mit dem Rehabilitanden unter vier Augen sowie ein Gespräch mit dem Rehabilitanden und den Mitarbeitern des Betriebes statt.

Die Ausbildungsmitarbeiter telefonierten mindestens zweimal während des langen Prak-tikums mit jedem Rehabilitanden. Diese Gespräche wurden dokumentiert, so dass sich stets alle Mitarbeiter über das Befinden der Rehabilitanden informieren konnten. Dies war vor allem in Krisensituationen (z. B. Grenze psychischer Belastbarkeit erreicht) sehr wichtig, damit schnell und effektiv interveniert werden konnte.

Beispiele

Für einen Rehabilitanden war es notwendig, ein Praktikum zu absolvieren, um kauf-männische Grundfertigkeiten zu festigen. Dieser Rehabilitand war in einem Betrieb be-schäftigt, in dem es keine Übernahmechance gab. Diesen Umstand haben wir in Kauf genommen, da sich in dem Betrieb intensiv um ihn gekümmert wurde und der Rehabili-tand mit einer sehr hohen berufspraktischen Erfahrung aus dem Praktikum wiederkam.

Eine Rehabilitandin wollte das Praktikum in dem Betrieb absolvieren, in dem sie bereits das Schnupperpraktikum durchlaufen hatte, doch hier gab es für sie keine Perspektive.

Die Rehabilitandin hat sich nach Intervention des Rehateams einen neuen Platz ge-sucht – mit beruflicher Perspektive.

Eine Rehabilitandin mit ausgeprägten kommunikativen Fähigkeiten und kaufmänni-schen Kenntnissen hat innerhalb eines großen Betriebes die Abteilung gefunden, in der sie ihre umfassenden Fähigkeiten einsetzen konnte, weil für sie ihr Leistungsprofil deut-lich geworden war.

Die Rückmeldungen der Firmen und der Rehabilitanden waren durchweg sehr positiv, und die Rehabilitanden hatten die Chance ihre kaufmännischen Kenntnisse in der Pra-xis anzuwenden.

4.7 Selbst- und Fremdeinschätzung durch Rehabilitand und Reha-Team - Profling mit Hilfe des IMBA-Verfahrens

Es bedarf einer genauen Einschätzung der fachlichen Fähigkeiten und persönlichen Voraussetzungen des jeweiligen Teilnehmers, um die Voraussetzungen für eine indivi-duelle berufliche Wegplanung und die Einleitung von Bewerbungsschritten zu schaffen.

Als Unterstützung zur Ermittlung des Stärkenprofils wurde der Teilaspekt „Schlüssel-qualifikation“ des IMBA-Verfahrens einbezogen. Dabei war es wichtig herausragende

Merkmale zu identifizieren und für einen kontinuierlichen Assessmentprozess für alle Beteiligten zu kommunizieren.

IMBA ist ein effizientes Instrument zur Förderung der Eingliederung von Behinderten in das Arbeitsleben und wurde von einem interdisziplinären Team aus Arbeitswissen-schaftlern, Medizinern und Psychologen im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung entwickelt. Das Ziel von IMBA ist, mittels eines Profilvergleichs von Arbeitsplatzanforderungen und Fähigkeiten von behinderten Menschen einen Arbeits-platz zu identifizieren, bei dem diese ihre individuellen Fähigkeiten und Kenntnisse möglichst voll einsetzen und weiterentwickeln können. IMBA basiert auf einem standar-disierten, systematischen und definierten Merkmalkatalog, mit dem sich einerseits tätig-keitsbezogene Anforderungen auf einem Anforderungsprofil und andererseits Arbeitsfä-higkeit auf einem FäArbeitsfä-higkeitsprofil mit den gleichen Merkmalen beschreiben lassen.

Wir haben den Teilbereich MELBA (Merkmalprofile zur Eingliederung Leistungsge-wandelter und Behinderter in Arbeit) im Projekt angewandt. MELBA bezieht sich auf den Merkmalkomplex Schlüsselqualifikationen. Es enthält fünf Merkmalsgruppen: kogni-tive, soziale, psychomotorische Merkmale, Arbeitsausführung und

Kulturtechni-ken/Kommunikation mit jeweils drei bis acht Untermerkmalen. Zu den sozialen Merkma-len gehören beispielsweise Durchsetzungsfähigkeit, Führungsfähigkeit, Kontaktfähig-keit, Kritisierbarkeit und Teamfähigkeit. Für uns war insbesondere die praktische Um-setzbarkeit in der Ausbildung ein wichtiges Argument, das für den Einsatz von IM-BA/MELBA sprach.

Beim Einsatz von IMBA/MELBA spielte der Dialog mit den Rehabilitanden eine große Rolle. Mit der Frage: Wie kann man die eigenen Fähigkeiten sichtbar machen? wurde den Rehabilitanden das Verfahren erläutert. Die Verfahrenspunkte in IMBA zwingen da-zu, sich das ganze Fähigkeitsspektrum eines Arbeitnehmers und das Anforderungsprofil des Arbeitsplatzes deutlich vor Augen zu führen und aufeinander zu beziehen, um so bestimmte Fähigkeiten genau heraus zu kristallisieren. Für die Rehabilitanden und die Tutoren bestand die Möglichkeit ihre Einschätzungen miteinander zu vergleichen.

Interessanterweise zeigte sich, dass die Einschätzungen des Reha-Teams sich mit der Selbsteinschätzung der Rehabilitanden in weiten Bereichen deckten. Dies spricht dafür, dass die prozessorientierte Beratung eine realitätsnahe Selbsteinschätzung der Rehabi-litanden fördert.

4.8 Netzwerk

Ziel des Arbeitens in Netzwerken war die nachhaltige Integration der Rehabilitanden in den allgemeinen Arbeitsmarkt.

• Wir vermittelten den Rehabilitanden Fähigkeiten zum Aufbau eines persönlichen Netzwerkes. Ausgangspunkt für den Rehabilitanden waren die Ressourcen in sei-nem persönlichen Umfeld (Erfolgreiche Vermittlungswege).

• Wir boten den Rehabilitanden ein institutionelles Netzwerk. Zeitwerk GmbH hat mit Beginn des dritten Semesters individuelles Bewerbercoaching für die Rehabilitanden angeboten.

• Die Universität Hamburg hat für die Rehabilitanden ein Internetforum eingerichtet, in dem sich diese austauschen konnten. Für eine Zielgruppen-Kurzbewerbung wurde eine öffentliche Internetsite eingerichtet. Arbeitgeber konnten sich dort die Kurzprofi-le der Rehabilitanden ansehen.

Bei der Verlagerung des Schwerpunktes von der Beratung hin zum Finden von Arbeits-plätzen tauchte das Problem auf, dass sich die Rehabilitanden am Ende ihrer Ausbil-dung in der Prüfungsvorbereitung befanden. Dementsprechend haben wir darauf ge-achtet, dass viele Maßnahmen bezogen auf eine arbeitsmarktorientierte Beratung ü-berwiegend in den ersten Ausbildungsabschnitten (erstes bis drittes Semester) erfolg-ten. Nach der schriftlichen Prüfung bestand die Möglichkeit zu einer intensiven Ausei-nandersetzung mit dem verdeckten Arbeitsmarkt, z. B. potenzielle Arbeitsplätze, die nicht annonciert wurden. Die Rehabilitanden stellten sich in dieser Phase den konkreten Anforderungen des Arbeitsmarktes, und sie konnten zu diesem Zeitpunkt noch auf die Unterstützung und arbeitsmarktorientierte Beratung des Reha-Teams zurückgreifen. Ei-ne effektive Unterstützung bei der Stellenakquisition bezogen auf das individuelle Po-tenzial der Rehabilitanden, ist von Seiten der vermittlungsberatenden Stellen möglich, wenn der Rehabilitand sich aktiv auf die Beratungssituation einlässt.

Sofern keine direkte Vermittlung in den Arbeitsmarkt stattfand, wurden die Teilnehmer durch diese Herangehensweise konkret auf eine umfassende Netzwerkarbeit vorberei-tet. Vielfältige Angebote, auch nach der Ausbildung, wurden den Teilnehmern vorge-stellt, und sie haben sich individuell für eine qualifizierte Nachsorge entschieden. Fol-gende Angebote konnten gemacht werden: Vermittlungsberatung im BFW (Job Train), die Integrationsfachdienste (Profil, Arinet), der Vermittlungskontor und die Möglichkeiten von Zeitwerk. Jeder Teilnehmer hatte die Möglichkeit, sich für eine dieser Optionen zu entscheiden. Einige Teilnehmer wollten jedoch nicht weiter in irgendeiner Form begleitet werden.

4.9 Reha-Team-Konferenz bzw. Vermittlungskonferenz

Das Reha-Team traf sich nach dem Praktikum bzw. zu Beginn des 4. Semesters mit dem zentralen Anliegen, alle Informationen (Praktikumseinschätzung, Stand der fachli-chen Ausbildung, ärztliche/psychologische Einschätzungen (Gutachten), Stand des Be-rufsorientierungsprozesses) für alle zugänglich zu machen. Auf dieser Grundlage soll-ten verbindliche Empfehlungen zur beruflichen Orientierung für die Rehabilitanden aus-gesprochen werden, bei deren Umsetzung eine möglichst hohe Wahrscheinlichkeit auf Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt besteht.

Schon aus der Netzwerkarbeit versuchte das Reha-Team Angebote zu machen, woraus sich konkrete Empfehlungen (berufliche Einsatzmöglichkeiten: Größe des Betriebes, fachliche Zielrichtung) ableiteten; aber auch der Rehabilitand war gefordert, selbständig ein Netzwerk aufzubauen bzw. Angebote weiter zu verfolgen. Es wurden Zeithorizonte gesetzt, damit der Rehabilitand seine konkreten Bewerbungsvorhaben innerhalb der Ausbildung erfolgreich umsetzen konnte.

Nach der Reha-Team-Konferenz und dem gemeinsamen Gespräch mit dem Rehabili-tanden zu Beginn des 4. Semesters, bestand noch einmal die Möglichkeit, Vermitt-lungshemmnissen konstruktiv entgegen zu wirken:

- Besteht die Möglichkeit, sich aus einer von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Regi-on nach Hamburg zu orientieren? Muss noch eine Wohnung gesucht werden?

- Besteht die Notwendigkeit über die Ausbildung hinaus therapeutische (medizini-sche/psychologische) Unterstützung zu organisieren?

- Benötigt der Rehabilitand noch eine stärkere Spiegelung der beruflichen Einsetzbar-keit aus Arbeitgebersicht?

In der Reha-Team-Konferenz wurde die prozessbegleitende und vermittlungsbezogene Arbeit des Reha-Teams zusammengeführt.

2004

Die Kooperation mit ausgewählten Hamburger Betrieben diente der Übung kaufmänni-scher Tätigkeiten im Rahmen eines dreimonatigen Praktikums. Den Personalverant-wortlichen in diesen Betrieben war bekannt, dass ein positiver Maßnahmeverlauf nur dann gegeben ist, wenn nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss innerhalb kürzester Zeit eine möglichst dauerhafte Wiedereingliederung in ein Beschäftigungsverhältnis er-reicht werden kann. Dass diese Zielsetzung in den kooperierenden Betrieben nicht ver-folgt werden konnte, wurde nach den Tutorengesprächen „vor Ort“ schnell klar. Keiner der Praktikumsbetriebe stellte neue Mitarbeiter ein, auch die eigenen Auszubildenden konnten nur selten übernommen werden.

Da Teilnehmer in Lehrgängen für Bürokaufleute oftmals mehrdimensionale Problemla-gen aufweisen, die sich zusätzlich ungünstig auf den Vermittlungsprozess auswirken,

Da Teilnehmer in Lehrgängen für Bürokaufleute oftmals mehrdimensionale Problemla-gen aufweisen, die sich zusätzlich ungünstig auf den Vermittlungsprozess auswirken,

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