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Organisationsstruktur, Ablauf und Inhalte des RVLs

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 35-38)

5 Arbeitsschwerpunkt Prozessbegleitung: Stabilisieren

5.4 Umsetzung der Maßnahmen im Projektverlauf

5.4.1 Der RVL als Einstieg in die stabilisierende Prozessbegleitung

5.4.1.3 Organisationsstruktur, Ablauf und Inhalte des RVLs

Der RVL begann am 25. März 2002 und endete am 28. Juni 2002. Der Unterricht fand montags bis donnerstags von 08:00 bis 16:00 Uhr und freitags von 08:00 bis 13:00 Uhr statt. Eine Unterrichtseinheit (UE) dauert 90 Minuten (= Doppelstunde). Fächerstruktu-rierter Unterricht fand in den Bereichen der ausbildungsvorbereitenden Basisqualifikati-onen Deutsch, Rechnen, EDV und Englisch statt. Während des RVLs wurde weiterhin Sport angeboten. Der Projektarbeit wurde im Verhältnis zum fachorientierten Unterricht mehr Zeit eingeräumt. Während der Unterrichtseinheit „individuelles Arbeiten“ konnten die Teilnehmer zwischen verschiedenen Angeboten wählen, sodass die Gruppe aufge-teilt war. Ein entsprechender Stundenplan ist in der Anlage I zu finden.

Während der ersten drei RVL-Wochen galt der Stundenplan noch nicht in vollem fang. Die erste Woche diente zum Ankommen und zur Orientierung in der neuen Um-gebung. In der zweiten Woche haben die Teilnehmer ihren künftigen „Ausbildungsplatz“

bezogen und sich mit ihrem Hauptarbeitsgerät, dem PC, vertraut gemacht. In der dritten Woche haben die Teilnehmer Informationen über den Ausbildungsablauf und die -inhalte zusammengestellt, Recherchen zu Qualifikationsanforderungen durchgeführt sowie die Arbeitsmöglichkeiten für das Berufsbild Bürokaufmann/-frau erkundet. Die Ak-tivitäten sind im Folgenden kurz beschrieben:

1 Woche: Orientierungswoche

Kennenlernen mit Hilfe von Partnerinterviews und Plakaten

Gruppenweise Erkundung zu verschiedenen Themen „rund ums BFW“

Benennen von Erwartungen und Befürchtungen

Informationen zur Struktur und zum Ablauf des RVLs

Formulieren von persönlichen Zielen für den RVL

Informationen zur Lesbarkeit von Übergangsgeldbescheinigungen

Informationen zu allgemeinen Regeln und Vereinbarungen im BFW 2 Woche: Einführung am PC-Arbeitsplatz

offene Runde zu bisherigen Erfahrungen (Selbsteinschätzung) mit dem PC

abbauen und anschließen externer Geräte

PC von innen: Laufwerke, Karten, Steckplätze

Desktop, Fenstertechnik, Dokumente, Ordner, Verzeichnisstruktur

Arbeiten auf der Festplatte, auf dem Server, im Intranet

Einführung ins Internet (Browser, Kataloge, Suchmaschinen)

3 Woche: Vorbereitung auf Projektarbeit in 3 Gruppen/Themen

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3

Thema Erkundung von Ausbil-dungsinhalten

Erkundung von Anforde-rungen an kfm. AN

Stellenanzeigenanalyse:

BK und ähnliche Berufe Aufgabe Entwerfen eines

Frage-bogens zum Einsatz in einem 2ten Semester

Ziel Überblick über Fachaus-bildung, Gespräche mit

Kritische Reflexion und Ableitung von Projektthemen zur Erarbeitung und Ver-tiefung im weiteren Verlauf des RVLs

Ab der vierten RVL-Woche fand mittwochs und freitags Projektarbeit statt. Jedes der Projekte wurde von einem Teammitglied betreut. Allerdings war dieses nicht immer während der gesamten Projektarbeitszeit anwesend. Die Teilnehmer sollten lernen, Ge-spräche mit ihrem Betreuer (= Ratgeber) vorzubereiten und sich mit ihm gezielt zu ver-abreden.

Die Teilnehmer haben sich für folgende Projektthemen entschieden:

Schwerbehinderte und Behinderte im Betrieb

Rechtliche Aspekte sollen nur als Rahmenbedingungen betrachtet werden. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die tatsächliche Situation von Behinderten in Betrieben. Welche Strategien sind in bestimmten Situationen (z. B. Bewerbung, Vorstellungsgespräche...) empfehlenswert? Welche eigenen Interes-sen wollen die Teilnehmer/innen verfolgen und wie gehen sie dabei mit ihren Behinderungen um? In welchem Spannungsfeld von Interessen (AG, Kollegen) befinden sie sich? Welche positiven Aspek-te lassen sich für den AG finden, BehinderAspek-te zu inAspek-tegrieren und welche Vorschläge (z. B. Organisa-tion von Arbeitsplatzhilfsmitteln) können ihm gemacht werden? Welche Möglichkeiten der Integrati-on bieten sich den Teilnehmer/innen und welche Hilfestellungen können dem Umfeld zur Verfügung gestellt werden?

Wie mache ich mich selbständig?

Dieses Thema musste eingegrenzt werden. Um zu vermeiden, dass auf einer zu abstrakten Ebene gearbeitet wird, soll sich die Gruppe einen Beispielfall ausdenken. Die Gruppe soll sich nicht in ge-setzlichen Vorschriften und Verordnungen verlieren, sondern auch bei diesem Thema Strategien in den Mittelpunkt rücken, die sich auf das handelnde Subjekt beziehen, z. B. welche Persönlichkeits-strukturen zeichnen Unternehmensgründer aus? Warum ist das so, in welchen Situationen sind die-se Merkmale nützlich? Welche Auswirkungen hat die Gründungsphadie-se auf das Privatleben und so-ziale Umfeld? Welche Informationen sind zur Entscheidungsfindung einzuholen und wo bekommt man diese?

Weiterbildungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten für BKs

Ausgehend von den Berufsvorstellungen der Teilnehmer/innen sollen Weiterbildungs- und Speziali-sierungsmöglichkeiten erkundet werden. Auch hier können fiktive Situationen konstruiert werden, um Aspekte wie Zusatzbelastung in Abendstunden, Auswirkungen auf das soziale Umfeld, finanziel-ler Aufwand usw. zu berücksichtigen. Es sollen Strategien beschrieben werden, wie damit

umzuge-hen ist. Welche positiven Effekte hat das Schreckgespenst „Lebenslanges Lernen“ - „hab ich denn nie fertig“?

Wie unsicher sind unsere Renten? Was ist die Riester-Rente?

Die Teilnehmer/innen gehen von ihrer eigenen Situation aus, um das Thema einzugrenzen. Es geht Überblickswissen, damit die Teilnehmer/innen in Hinblick auf dieses Thema an Sicherheit gewinnen und für sich entscheiden können, ob sie einen entsprechenden Vertrag abschließen sollten.

Ein kundenorientiertes Telefongespräch führen - Verhaltensregeln im Büro

Um ein Telefongespräch beurteilen zu können, brauchen die Teilnehmer/innen einige Grundkennt-nisse zum Thema Kommunikation. Rollenspiele sollen die Effekte von gelungener und misslungener Kommunikation erfahrbar machen. Es sollen Tipps formuliert werden, wie die Teilnehmer/innen eine entspannte Atmosphäre am Telefon herstellen können. Bei den Verhaltensregeln sollen die Wir-kungsweisen von Gestik, Mimik, Ausdrucksweise und Kleidung thematisiert werden.

Die Teilnehmer sollten weitgehend selbständig arbeiten. Da die meisten wenig Erfah-rung mit Projektarbeit hatten, wurden ihnen die typischen Phasen eines Projektes erläu-tert. Sie waren angehalten, regelmäßig über ihr Handeln zu reflektieren und ihre Ar-beitsprozesse zu dokumentieren. Jedes Projekt endete mit einer Präsentation, wobei diese frei gestaltet werden konnte. Zur Auswertung der Projektarbeit, insbesondere a-ber zur Reflexion der Prozesse in den Projektgruppen, sollten abschließend Berichte für eine Zeitung geschrieben werden. Ein Exemplar dieser Zeitung wurde am letzten Tag des RVLs in der gemütlichen Atmosphäre eines gemeinsamen Frühstücks verteilt.

Der Stundenplan galt ab der 4. RVL-Woche. Im Folgenden soll kurz erläutert werden, was im fachorientierten Unterricht geschah.

Deutsch (1 UE)

Den Teilnehmern wurden verschiedene Schreibanlässe (Diktate, Sprachspiele, Gramma-tikübungen, Situationen zum Formulieren halbprivater Schreiben, Berichte formulieren) ge-boten, um hierüber herauszufinden, wer gegebenenfalls eine besondere Förderung durch zusätzliche Angebote im Bereich LRS und DAZ auch während der Fachausbildung erhal-ten sollte. Aufgrund dieser Auswertungen wurde einigen Teilnehmern empfohlen, während des „individuellen Arbeitens“ das Deutsch-Angebot zu nutzen. Im Rahmen des obligatori-schen Deutschunterrichtes ging es weiterhin um den Umgang mit Hilfsmitteln (Duden, Le-xika, andere Nachschlagewerke) anhand praktischer Aufgaben. In einem weiteren Schritt wurde über Stilfragen und Wirkung bestimmter Ausdrucksweisen anhand von Beispielbrie-fen diskutiert.

Rechnen (3 UE)

Die Teilnehmer sollten hauptsächlich an kaufmännischen Problemstellungen arbeiten, wo-bei verschiedene Lösungswege gegenübergestellt wurden. Der Umgang mit dem Taschen-rechner sollte selbstverständlich werden, schriftliches Rechnen trat in den Hintergrund. Das Rechnen mit einem Tischrechner wurde ebenfalls geübt. Der Aufbau des Dezimalsystems (0,1 > 0,10?), zeitsparende Eingaben in den Rechner sowie Rechentechniken wurden ge-übt. Kaufmännisches Runden, Schätzen von Ergebnissen, Analysieren falscher Schätzun-gen, Rechnen mit Maßeinheiten waren ebenso Themen wie das Wiederholen mathemati-scher Begriffe und Rechenzeichen. Im Hinblick auf die spätere Nutzung des Excel-Programms wurden die grundlegenden Rechenregeln (Punkt vor Strich, Klammern) wie-derholt. Die Berechnung eines Durchschnitts, Prozentrechnung und das Umrechnen ver-schiedener Währungen oder anderer Einheiten rundeten das Programm ab.

EDV (3 UE)

Die Teilnehmer sollten den PC als ihr Hauptarbeitsmittel kennenlernen. Im Rahmen der

Projektarbeit brauchten die Teilnehmer/innen Grundkenntnisse zur Nutzung des Internets.

Zur Aufbereitung der Informationen mussten sie in der Lage sein, Text in einem Word-Dokument einzugeben und (grob) zu formatieren, Word-Dokumente zu speichern, Bilder und Texte zu kopieren und einzufügen. Einige Teilnehmer mit bereits vorhandenen PC-Kenntnissen haben sich mit Power-Point beschäftigt. Ziel war es, dass alle Teilnehmer ei-nen kurzen Einblick in die wichtigsten Programme bekamen und die Maus und die Tastatur effektiv einsetzen. Das Anlegen einer eigenen Verzeichnisstruktur und die ordnungsgemä-ße Ablage von Dokumenten sollte als Notwendigkeit erkannt und geübt werden.

Sport (2 UE)

Die Teilnehmer sollten ermutigt werden, sich trotz der Handicaps im Rahmen ihrer Mög-lichkeiten zu bewegen. Sie haben erfahren, welche Sportangebote im BFW genutzt werden können und haben diese ausprobiert.

Englisch (2 UE)

Die Klasse wurde nach Auswertung eines kurzen Eingangstest in eine Anfänger- und eine Fortgeschrittenengruppe aufgeteilt. Da eine Zweiteilung der Gruppe nicht den unterschied-lichen Kenntnissen gerecht werden konnte, ging es zunächst darum, eben diese Kenntnis-se genauer festzustellen, damit das Programm im 1. Semester entsprechend darauf abge-stimmt werden kann. Dies geschah durch häufiges Sprechen und Testen des Sprachver-ständnisses z. B. durch Filme und Sprachspiele. Ziel war es u.a., die Teilnehmer zu Beginn des 1. Semesters der richtigen Gruppe zuzuordnen.

individuelles Arbeiten (2 UE)

Zunächst wurde in diesen Unterrichtseinheiten die Gruppe entsprechend ihrer EDV-Kenntnisse aufgeteilt. Bei den Anfängern ging es darum, die Angst vor dem PC zu nehmen und kurze Texte „einzugeben“, so dass die Funktionsweise der Tastatur „begriffen“ wurde.

Die Fortgeschrittenen erarbeiten sich bereits nützliche Formatierungsmöglichkeiten des Word-Programms. Im weiteren Verlauf des RVLs wurde dem Wunsch der Teilnehmer ent-sprochen, Förderunterricht in Deutsch anzubieten. Die unterschiedlichen Schwierigkeiten und Defizite wurden benannt und entsprechend zwei Gruppen gebildet. Während in der ei-nen der Schwerpunkt auf der Erarbeitung grundlegender grammatikalischer Regeln lag, kümmerte sich die andere Gruppe um die Erarbeitung und das effektive Lesen von an-spruchsvollen Texten. Der Rest der Klasse erarbeitete sich weitere EDV-Kenntnisse, bei Wenigen blieb der Abbau der Angst vor dem PC vorrangiges Ziel dieser Unterrichtseinhei-ten. Häufig wurden diese Stunden auch von Teilnehmer zur Nacharbeit von versäumten (wg. Fehlzeiten) Aufgaben genutzt, teilweise aber auch, um an den Projekten zu arbeiten.

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 35-38)