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Die Innovationen im Bereich E-Business

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 81-86)

6 Arbeitsschwerpunkt: Curricular-didaktische Innovationen

6.6 Die Innovationen im Bereich E-Business

E-Business ist ein aktueller Fachbegriff, dem es in der Betriebswirtschaftlehre noch an einer allgemeingültigen Definition fehlt. Die Unternehmensberatungen und Software-häuser, allen voran SAP, bewerben damit ihre integrierten betriebswirtschaftlichen Softwarelösungen, die bei Einführung fast immer auch eine entsprechende Organisati-onsveränderung im Unternehmen zur Folge haben, und nicht selten mit einer „Perso-nalanpassung“, also dem Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen.

Genau genommen handelt es sich bei den Innovationen um die Weiterentwicklung be-reits seit Jahren gängiger Enterprise Resource Planning (ERP) Programme, die in Kombination mit Zusatzmodulen die gesamte Wirtschaftskette automatisieren, von der Anfrage bis zum Zahlungseingang, von der Bestellung beim Lieferanten bis zur Auslie-ferung an den Kunden. Dazu gehören Lagerwirtschaftssysteme ebenso wie Logistik-konzepte, Personalverwaltungsmodule und Kostenrechnung. Dies alles in der Anwen-dung zu trainieren oder auch nur kennen zu lernen, konnte nicht Ziel der AusbilAnwen-dung für Bürokaufleute sein, wohl aber die exemplarische Anwendung geeigneter und gängiger ERP-Software und ihre Verknüpfung mit zusätzlichen Modulen, die die Besonderheiten und Chancen einer derart vernetzten EDV-basierten Unternehmensorganisation erfahr-bar machen konnten.

Basis dafür war die grundsätzliche praxisbezogene Arbeit im Lernbetrieb mit dem IBM-ERP-Programm von Hamburger Software (HS). Alle Abteilungsarbeiten wurden zu-nächst getrennt mit den Modulen Finanzbuchhaltung, Auftragsbearbeitung und Lohn und Gehalt durchgeführt, so dass die Datenbanksysteme und ihre Anwendung den Ler-nenden in der praktischen Arbeit zur Gewohnheit wurden. Die Simulation auch komple-xer und komplizierter Geschäftsfälle erhielt dadurch eine hohe Authentizität, dass sie einerseits mit dem „normalen Werkzeug“ der Sachbearbeiter ausgeführt wurde und an-dererseits unmittelbare und dokumentierte Folgen aus der eigenen Handlung entstan-den.

Eine erste Erfahrung mit der Komplexität der mit E-Business benannten Vorgänge sammelten die Teilnehmer/innen, als die Daten der Einzelmodule integriert, und die Zu-sammenarbeit im Lernunternehmen vernetzt wurden. Dass die Daten des Einkaufs in der Finanzbuchhaltung genutzt werden konnten und die Abrechnung der variablen Ar-beitszeiten, den Kommissionen in der Produktion zugeschlagen, gleichzeitig bei der Lohnabrechnung Berücksichtigung fanden, war nur eine wichtige Erkenntnis. Dies gab die Gelegenheit, sich mit Angeboten von Softwarehäusern und Unternehmensberatun-gen Unternehmensberatun-genauer auseinanderzusetzen. Es wurde nach Möglichkeiten gesucht, über die Ein-führung entsprechender EDV-Module und deren Vernetzung den immer umfangreicher werdenden Arbeitsumfang im wachsenden Lernunternehmen so zu rationalisieren, dass die vorhandene Personalausstattung nicht vergrößert werden musste.

Dabei entstand die Idee, den Verkauf durch die Einrichtung eines Internet-Shops und entsprechende Automatisierungen im Bestell- und Liefervorgang so zu entlasten, dass nur noch Sonderfälle persönlich geklärt werden mussten. Damit wurde der Sachbear-beiter zum FallbearSachbear-beiter. Die Routinearbeit konnte zu einem großen Teil der weitge-hend automatisierten Auftragsbearbeitung überlassen werden. Allerdings kamen neue und individualisierte Aufgaben hinzu. Das wurde einerseits durch die mittels der Außen-steuerung eingegebenen Sonderfälle (Reklamationen, Teillieferungen, Minderzahlun-gen u. ä.) induziert, andererseits durch die Gestaltungsaufgaben, die mit der der Ein-richtung des Internet-Shops entstanden.

Vorbereitend konnte die Firma HS dazu gewonnen werden, ein Standard-Shop-Angebot speziell für die Trainingszwecke der Lernfirma in ihre ERP-Software einzubinden. Dazu wurde eine einfache Lösung gewählt, bei der die auf der Web-Site entstehenden Be-stellvorgänge per E-Mail an die Lernfirma übertragen werden. Und die Gestaltung der Website war soweit vorgegeben, dass das Layout nicht verändert werden musste. Nach dessen Auswahl aus einer Reihe unterschiedlicher Vorgaben war es die Aufgabe der Teilnehmer/innen, das Fahrrad- und Zubehörsortiment technisch und gestalterisch so

einzufügen, dass der Internet-Shop einen professionellen Einsatz realistisch abbildete.

Problematisch erwies sich insbesondere die Erstellung geeigneter Texte. Diese Schwie-rigkeit hatten weder die Teilnehmern/innen noch die Lehrkräfte in der aufgetretenen Dimension vorhergesehen. Gelernt haben die Beteiligten, dass das Texten in der Wer-bung ein Spezialgebiet ist, das nicht „nebenher“ erledigt werden kann.

Für das Tagesgeschäft im Lernbetrieb brachte der Internet-Shop völlig neue Aspekte.

Da die Lehrkräfte jetzt von ihrem Büroarbeitsplatz und vom häuslichen PC Bestellungen eingeben konnten und sogar unbekannte Anwender, denen in anderen Zusammenhän-gen diese Web-Lösung präsentiert worden war, neue Aufträge induzierten, entstand zeitweise ein für die Größe der Lerngruppe betrieblich authentisches „Massengeschäft“, dem auch durch schnelle Reaktion des Einkaufs und Organisationsveränderungen in Geschäftsablauf begegnet werden musste.

Abbildung 17: Auszug aus dem Online-Shop-Angebot

Damit die neuen Kompetenzen auch für die weitere Verwendung im Bewerbungsge-schehen nachvollziehbar bescheinigt werden konnten, entwickelte das Ausbildungs-team gemeinsam mit dem EDV-Koordinator ein neuartiges E-Commerce-Zertifikat, das in das Standardangebot für Bürokaufleute übernommen wurde und über eine BFW-interne Prüfung erworben werden kann.

Leider hatte die bevorstehende Abschlussprüfung auf das Arbeits- und Zertifizierungs-geschehen ungünstige Einflüsse. Verständlich war die Anspannung der Teilneh-mer/innen, für die eine gute Abschlussnote die Eintrittskarte für einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt bedeutete. Auf der anderen Seite konnten sie erst mit den fortge-schrittenen Kenntnissen über den „Organismus“ des Unternehmens in das E-Business

einsteigen. Insofern wird auch in Zukunft das unternehmerische Gesamtgebilde erst gegen Ende der Ausbildung im elektronisch komplex organisierten Datenbanksystem kumulieren können. Motivation und Lernhaltigkeit im Zusammenhang mit dem Daten-kranz und der Historie des Lernunternehmens haben sich dabei deutlich offenbart und werden in Zukunft die Nachhaltigkeit der Projektergebnisse mit bestimmen.

Die E-Shops sind jetzt Teil jeder Ausbildung zur Bürokauffrau/zum Bürokaufmann

E-Shops zum Testen und Ausprobieren

Der Webshop ist Teil des Projektes „E-Business in der Ausbildung“ und ermöglicht Ihnen, als Besucher un-serer WEB-Site, die Teilnahme, in dem Sie die dort angebotenen Leistungen bestellen können. Natürlich ohne Geld auszugeben, denn der WEB-Shop ist Teil einer Simulation von echten Geschäftsvorgängen für die Aus-bildung von Kaufleuten. Bestellen Sie ruhig etwas, wir brauchen Ihre Bestellung, denn die Praxis ist die beste Schule. Durch das Projekt „E-Business in der Ausbildung“ sollen unsere angehenden Kaufleute unter ande-rem lernen, wie ein WEB-Shop aufgebaut und gepflegt wird, wie Warenkataloge erstellt und im WEB veröf-fentlicht werden, wie eingehende Bestellungen durch das System be- und verarbeitet werden und wie auf da-bei auftretende Fehler zu reagieren ist. Wenn Sie bestellt haben, dann erhalten Sie vom System zwar eine Auftragsbestätigung, aber hier kommt für Sie kein Vertrag zustande. Wir werden Ihnen also die Ware nicht zusenden und Sie brauchen auch nichts zu bezahlen. Das ganze ist nur eine Simulation, um eine professio-nelle kaufmännische Ausbildung bei uns im Haus zu ermöglichen.

Wichtig:

Wenn Sie ein Online-Bestellformular ausfüllen und absenden, dann erhalten Sie eine Bestellbescheinigung per E-Mail. Damit ist der Vorgang für Sie auch abgeschlossen:

• Sie erhalten keine Warenlieferung

• Sie sind keine Zahlungsverpflichtung eingegangen.

• Sie haben keinen Anspruch auf Ware oder andere Leistungen.

• Es ist kein Rechtsgeschäft entstanden!

• Ihre Daten werden ausschließlich für die Bearbeitung des Geschäftsvorgangs in der Ausbildung ver-wendet und nicht an Dritte weitergeben.

• Durch das Absenden des Bestellformulars erklären Sie sich mit den vorstehenden Bedingungen ein-verstanden.

(Hinweis: klicken Sie auf die Bilder um in den jeweiligen Shop zu gelangen.)

Abbildung 18: E-Shops zum Testen und Ausprobieren

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 81-86)