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Entwicklung der Story 1 und 2

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 167-172)

10 Anhang: Materialien und Dokumente

10.1 Statistische Begriffe zur Evaluation

10.3.4 Entwicklung der Story 1 und 2

Die Entwicklung der Story für die PowerBikes ist zweigeteilt. Zum einen wird eine Ge-schichte, welche die Vergangenheit des Unternehmens schildert (Story 1), modelliert, zum anderen wird eine Geschichte für das 1. und 2. Semester des Folgelehrganges von KEm konstruiert (Story 2). Der Folgelehrgang startet im Juli 2004. Zusätzlich werden die Rahmendaten durch den Gesellschaftsvertrag, das Unternehmensleitbild und der Han-delsregisterauszug abgebildet. Die Story wird in 1 und 2 unterschieden, da ein aktueller Bezug notwendig ist, um z. B. ein für die Schüler emotionales und aktuelles GBS zu entwickeln. Die Vergangenheit liefert notwendige Rahmendaten, ist vom Schüler aber weiter entfernt, da die Dinge bereits „abgelaufen und passiert sind“. Die Schüler be-kommen durch die Story 1 und den Gesellschaftsvertrag bzw. Handelsregisterauszug Informationen, die sie benötigen, um das Ziel eines GBS oder eines komplexen Lehr-Lern-Arrangements zu erreichen. Auf den Zusammenhang der bereits erläuterten Theo-rien und der Modellierung der Geschichte wird im Kapitel 10.4.5 näher eingegangen.

10.3.4.1 Pragmatische Vorgaben durch das BFW und das Rechnungswesen Die Basisdaten für die Story 1 werden zusammen mit dem Leiter des Lernbüros am BFW entwickelt, damit diese den Wünschen der Lehrenden entsprechen. Anschließend wird die Geschichte ausgearbeitet und erweitert.

Durch das BFW wird vorgegeben, dass es sich um einen Großhandel für Fahrräder handeln soll mit Sitz in der August-Krogmann-Str. in Hamburg-Farmsen; dem Sitz des BFW. Vom BFW wird außerdem ein Familienbetrieb gewünscht, welcher nicht selbst produziert. Im Verlauf der Firmengeschichte soll die Firma außerdem in eine GmbH umgewandelt werden. Das BFW wünscht sich eine komplexe, aber übersichtliche Un-ternehmensgeschichte.

Das BFW führt zur Zeit der Modellierung der Story das „Personal-Projekt“ durch. Dabei handelt es sich um ein Modul von mehreren Unterrichtseinheiten zu verschiedenen Themen im Personalbereich. Dies geschieht losgelöst vom Rahmen des Lernbüros, je-doch nicht unabhängig von den Rahmendaten der PowerBikes. Entsprechend wird zu dem Zeitpunkt ein Organigramm für die PowerBikes entwickelt. Durch das Projekt wird festgelegt, dass der bisherige Geschäftsführer, Herr Specht, im Jahr 2003 von Herrn Bartels abgelöst wird.

Der Gesellschaftsvertrag der PowerBikes wird in Anlehnung an den bereits existieren-den Gesellschaftsvertrag modelliert. Bei der Modellierung werexistieren-den die Vorgaben durch das Personalprojekt und das Rechnungswesen berücksichtigt.

Das Rechnungswesen, modelliert von Jan Fischer, wird ausgehend von den Personal-kosten (vorgegeben durch das Personalprojekt) entwickelt. Die Modellierung der Basis-daten, wie z. B. die Höhe des Anlagevermögens, wird zusammen mit dem BFW-Team erarbeitet. Ausgegangen wird dabei von Verhältniskennzahlen der Deutschen Bundes-bank für Großhandelsunternehmen. Anschließend wird dies von Jan Fischer ausgear-beitet. Die von ihm entwickelten Daten müssen jedoch noch mit dem Ausbildungsteam

abgestimmt werden. Bei der Modellierung gemäß den Verhältniskennzahlen ergeben sich unschlüssig hohe Beträge für die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten. Das Sachanlagevermögen rechtfertigt keine Verbindlichkeiten in Höhe von 600.333,33 Euro.

Eine „Umschichtung“ der Positionen erfordert eine Abstimmung mit dem KEm-Team.

Durch die Excel-Software ist dann eine schnelle Anpassung der Daten möglich. Die neue Bilanz und GuV zum Jahresende 2002 nach der Modellierung von Jan Fischer sieht wie folgt aus:

Bilanz PowerBikes zum 31.12.2002

Aktiva Passiva

Anlagevermögen

Imm. Vermögensgegenstände 11.612,00 Grundstücke, grundstücksgleiche

Rechte und Bauten einschl. auf fremden

Grundstücken 274.833,00 Technische Anlagen u. Maschinen 20.119,00

Betriebs- und Geschäftsausstattung

84.858,00

Umlaufvermögen

Vorräte 513.688,00

Forderungen aus L .u. L. 440.448,60 Sonstige Forderungen 43.439,86

Kasse und Guthaben bei

Kreditinstituten 58.584,62 Eigenkapital

Gezeichnetes Kapital 160.000,00 Kapitalrücklage 0,00 Gewinnvortrag 63.640,00 Jahresüberschuss/-fehlbetrag 38.080,00 Rückstellungen 58.584,62

Verbindlichkeiten

Verbindl. ggü Kreditinstituten. 600.333,33 Verbindlichkeiten aus L. u. L. 468.360,51 Sonstige Verbindlichkeiten 58.584,62

1.447.583,08 1.447.583,08

Abbildung 4: Bilanz PowerBikes zum 31.12.2002 (vgl. FISCHER 2003)

Ausgehend von dieser Bilanz werden Modellierungen der Story vorgenommen.

Gerhard Hoppe bringt 1953 das Grundstück und die Lagerhalle in das Unternehmen mit ein. Beides wird 1982 neu bewertet und in Form einer Sachanlage (Grundstück und La-gerhalle) in die GmbH eingebracht. Das Stammkapital von 160.000,00 Euro, stimmt jetzt mit dem Gesellschaftsvertrag der PowerBikes überein. Gesellschafter der GmbH sind Gerhard und Rainer Hoppe. 1989 wird das Geschäft ausgeweitet. Dabei wird das Büro in die August-Krogmann-Str. verlegt und die Büroausstattung erneuert. Die Lager-halle wird modernisiert. Der Umbau schlägt mit 364.040,00 Euro zu Buche. Zusätzlich wird ein neues Regalsystem in Höhe von 175.300,00 Euro angeschafft. Die Renovie-rung des gemieteten Bürogebäudes wird in Höhe von 240.000,00 Euro in das Sachan-lagevermögen eingebracht. Zusätzlich werden noch Büromöbel in Höhe von 42.560,00 angeschafft. In der Geschichte der PowerBikes werden zwei Kredite aufgenommen. Mit dem ersten Kredit wird 1982 der Kauf der Mountainbikes finanziert. Von diesem wird angenommen, dass er Ende 2002 bereits abgezahlt ist. Der zweite Kredit wird 1989 für den Umbau und die Renovierung der Lagerhalle und des Büros benötigt. An dieser

Stelle stimmen die Modellierungen des Rechnungswesen und der Story nicht überein.

Die nach den Verhältniskennzahlen modellierten zwei Kredite sind zu hoch. Auch aus dem Sachanlagevermögen heraus können Ende 2002 keine Verbindlichkeiten in dieser Höhe modelliert werden. Gemäß der Story werden keine zwei Kredite benötigt. Der ers-te Kredit ist bereits abgezahlt. Der Kredit für die Renovierung und den Umbau hat be-reits eine Laufzeit von 14 Jahren. Die Verbindlichkeiten sollten daher recht niedrig aus-fallen. Das Bürogebäude in der August-Krogmann-Str. wird gemietet. Die Mietaufwen-dungen sind bisher in der Erfolgsrechnung unter „Sonstige betriebliche AufwenMietaufwen-dungen“

erfasst und müssen noch separat aufgelistet werden. Die aufgelisteten Unstimmigkeiten müssen mit dem Ausbildungsteam besprochen und gemeinsam weiter entwickelt wer-den.

Auch für die Story 2 gibt es Vorgaben durch das BFW. Diese setzen sich zusammen aus den Wünschen der Lehrenden und dem Lehrplan für das erste und zweite Semes-ter. An dieser Stelle werden zunächst die Vorgaben durch die Lehrkräfte erläutert. Im ersten Semester sollen im Nachfolgelehrgang von KEm nach eigenen Angaben zuerst einmal unproblematische Verkaufs- und Einkaufsvorgänge durchgeführt werden. Au-ßerdem sollen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausführlich besprochen werden.

Die Unternehmensform der GmbH soll Lerngegenstand sein. Die Vorschläge zur zwei-ten Story werden dem BFW vorgetragen und die meiszwei-ten finden dort ganz oder einge-schränkt Zustimmung.

Der Beginn der Story, eine Kundenakquisition aus dem Ausland, findet allgemein An-klang. Es wird lediglich gewünscht, dass die Besucher aus dem Ausland Deutsch spre-chen. Die Schüler haben die Möglichkeit durch Recherche etwas über die PowerBikes, und somit automatisch etwas über eine GmbH, zu lernen.

Der zweite Fall, Willy Butz hat seit drei Monaten seine Rechnungen nicht bezahlt, ist zwar kein unkomplizierter Geschäftsvorfall, lässt sich aber aufgrund der Länge eines In-solvenzverfahrens nicht wie gewünscht später einflechten. Die Schüler haben zu die-sem Zeitpunkt wahrscheinlich schon einige unkomplizierte Geschäftsfälle gebucht und wären in der Lage sich mit dem Problem eines nicht zahlenden Kunden auseinander zu setzen. Das richtige Insolvenzverfahren beginnt erst im November 2004. Es kann erst relativ spät beginnen, da die Schüler zu diesem Zeitpunkt mit dem Unternehmen ver-traut sein sollten. Da erst mal das erste und zweite Semester modelliert werden sollten, kann das Verfahren insgesamt nur acht Monate dauern. Die zeitliche Abfolge sollte nach Möglichkeit noch einmal vom KEm Team angepasst werden. Bezüglich dieses Falles wird von dem Ausbildungsteam gewünscht, dass die PowerBikes selber nicht in Zahlungsschwierigkeiten kommt. Bei der Modellierung wird die Höhe der Forderung of-fen gelassen, damit die Lehrenden diese dem Stand des Lernbüros zu dem Zeitpunkt und ihren eigenen Wünschen anpassen können. Der Händler Willy Butz wird gewählt, weil er momentan der größte Kunde der PowerBikes ist und somit den größten Spiel-raum bei der Höhe des Forderungsausfalles bietet.

Weiterhin wird von dem Team vorgegeben, dass es sich bei der Reklamation von Fahr-rädern, Teil der Geschichte im Dezember 2004, höchstens um 20 Stück handeln soll.

Außerdem besteht der Wunsch, Handlungsvollmachten in der Geschichte zu berück-sichtigen. Aus diesem Grund bekommt Herr Bartels im Februar 2005 Prokura erteilt.

Durch das Rechnungswesen bestehen derzeit wenige Vorgaben für die zweite Story.

Lediglich die Abnutzung der Sachanlagen muss zurückverfolgt werden. Die Büroeinrich-tung wird bereits 1989 angeschafft und ist daher abgeschrieben. Die Workstations

wer-den erst 2001 angeschafft, sind jedoch Ende 2004 auch abgeschrieben. Die Höhe des Forderungsausfalles und des Lagerbestandes des „Ladenhüters“ im April 2005 sind Zu-kunftsangaben, die von der Entwicklung der PowerBikes im Geschäftsjahr 2004 abhän-gen. Daher werden diese Größen offen gelassen und mit einem „X“ gekennzeichnet.

10.3.4.2 Systematische Vorgaben des Hamburger Bildungsplans

Der Hamburger Bildungsplan legt u. a. Inhalte der beruflichen Bildung für Bürokaufleute fest. Diese sind nach dem neuen Bildungsplan vom August 2002 nach Lernfeldern ge-ordnet (vgl. HAMBURGER BILDUNGSPLAN 2002). Es ist daher sinnvoll Unterricht und Lernumgebungen an diesen Vorgaben auszurichten. Bei der Entwicklung von Story 1 spielen diese Vorgaben eine indirekte Rolle, da es sich bei der Story mehr um Hinter-grundinformationen handelt, als um Vorschläge für die Unterrichtsgestaltung. Die Story 1 ermöglicht eine Situierung der zukünftigen Lehr- Lernarrangements. Die Lehrer ha-ben somit die Möglichkeit ihren Unterricht in Bezug auf die PowerBikes zu konstruieren.

Dieser Unterricht wiederum ist am Lehrplan ausgerichtet. Dementsprechend muss die Story relevante Hintergrundinformationen bereithalten. Es könnten von den Lehrern z.

B. Finanzierungsfragen, enthalten im Lernfeld 5, anhand des Darlehens im Unterneh-men geklärt werden.28 Genauso ist es sinnvoll beim Unterrichtsthema Abschreibungen auf die PowerBikes Daten zurückzugreifen. Story 1 zielt darauf ab, ein Unternehmen abzubilden, anhand dessen die Schüler lernen können.

Bei der Story 2 spielt der Bildungsplan eine direktere Rolle. Die entwickelten Teil-Geschichten zielen auf Lerninhalte ab, welche im Bildungsplan genannt werden. Sie bilden eine Basis zur Weiterentwicklung zu einem komplexen Lehr-Lern-Arrangement oder einem GBS durch das Team. Zu diesem Zeitpunkt existiert auch bereits ein vom BFW erstellter Lehrplan für das 1.Semester (vgl. BERUFSFÖRDERUNGSWERK 2004).

Die Inhalte des Hamburger Bildungsplanes finden sich hier wieder. Somit ist die Ent-wicklung von Geschichte 2 auch durch diesen Lehrplan begründet (vgl. Berufsförde-rungswerk 2004). Lernfeld 1 besagt, dass die Schüler ihren Ausbildungsbetrieb kennen lernen sollen und ihre gefundenen Informationen präsentieren sollen (vgl. HAMBUR-GER BILDUNGSPLAN 2002, S. 20). Dabei sollen sie Lern- und Arbeitstechniken erler-nen. Diese Lerninhalte können durch den ersten Teil der Geschichte 2 aufgegriffen werden. Die Schüler beginnen gerade mit ihrer Ausbildung und könnten den Auftrag bekommen, sich gruppenweise Informationen über die PowerBikes zu beschaffen, um sie dann den zukünftigen Kunden aus dem Ausland zu präsentieren. Dabei würden die Schüler sowohl Lern- und Arbeitstechniken als auch Präsentieren lernen. Zudem bildet das Wissen, was sie in dieser Zeit über die PowerBikes erlangen, eine gute Basis für weitere Arbeit in den einzelnen Abteilungen, da sich diese Aufgabe nicht auf einzelne Abteilungen beschränkt, sondern das ganze Unternehmen ins Auge fasst.

Lernfeld 3, „Büroräume und Büroarbeitsplätze einrichten“, besagt u. a. dass die Auszu-bildenden lernen sollen, Büroräume und Einrichtungen auf ergonomische und ökologi-sche Vorschriften und Erfordernisse zu überprüfen. Außerdem sollen sie Einrichtungs-gegenstände selbstständig besorgen können (vgl. HAMBURGER BILDUNGSPLAN 2002, S. 22). Diese Lerninhalte werden in der Geschichte im September 2004

28 Eine Abstimmung der Daten zwischen Story und Rechnungswesen ist noch erforder-lich.

fen. Die PowerBikes möchte die Büromöbel und PCs erneuern. Das Ausbildungsteam könnte dies zur Aufgabe der Schüler machen.

Die Lerninhalte des Lernfeldes 6, „Kundenorientiert handeln und Marketinginstrumente auswählen“, werden im Dezember 2004 teilweise aufgegriffen. Hier sollen die Schüler Kaufvertragsstörungen kennen lernen und auf Störungen angemessen reagieren ler-nen. Wieder haben die Ausbilder die Möglichkeit, den Schülern die Aufgabe zu übertra-gen, mit der Reklamation umzugehen. Je nach dem, wie die Schüler entscheiden wür-den, wenn es sich z. B. um eine Kulanzfrage handelt, kann dann die Geschichte im Ja-nuar angepasst werden. Der genaue Ablauf der Störung muss noch von den Lehrenden ergänzt werden.

In den Fall der Insolvenz von Willy Butz fließen verschiedene Lernfelder mit ein. Durch diese Aufgabe sind die Schüler gefordert, sich über den besten Umgang mit Störungen Gedanken zu machen sowohl aus gesetzlicher als auch taktischer, unternehmerischer Sicht. Sie können hier das Spannungsfeld zwischen einem Verhalten gemäß gesetzli-chen Regelungen, und kaufmännisgesetzli-chen Verhalten, begreifen. Diese Lerninhalte werden im Lernfeld 6, „Kundenorientiert handeln und Marketinginstrumente auswählen“, und Lernfeld 4, „Aufträge im Einkauf planen und ausführen“, aufgeführt. Zudem wird durch den Fall, je nach Größe des modellierten Forderungsausfalles, auch immer die tät der PowerBikes verändert. Die Schüler können sich im diesen Rahmen mit Liquidi-tätsfragen auseinandersetzen. Lernfeld 7, „Liquidität planen und sichern“, sieht diese Lerninhalte vor. Es besteht außerdem die Möglichkeit statt eines Insolvenzverfahrens ein Vergleichsverfahren zu modellieren.

10.3.4.3 Volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Geschichte des Unternehmens beginnt 1953 mit der Gründung durch Herrn Ger-hard Hoppe. Dieses Jahr scheint geeignet, da sich Deutschland in einem „Nachkriegs-boom“ befand und es ein günstiger Moment zu sein schien, um einen Fahrradhandel zu eröffnen. Die wirtschaftliche Situation Deutschlands zu der Zeit wird wie folgt beschrie-ben: „Und der Nachholbedarf der Westdeutschen, was ihre Konsummöglichkeiten be-traf, war enorm – nach 10 Jahren Kriegsalltag und Nachkriegszeit, Rationierungen, Hungererfahrungen, Lebensmittelkarten. (...). Bis weit in die Fünfzigerjahre hinein wur-de wur-der aufgestaute Nachholbedarf in heftig teils aufeinanwur-der folgenwur-den, teils sich über-lagernden Wellen befriedigt, wobei eine deutliche Tendenz von den Grundbedürfnissen zu immer höheren Ansprüchen hin feststellbar ist (SCHINDELBECK).“ Zwar stieg die Zahl der produzierten Autos in den 50ern auf über 300.000 pro Jahr und fast jeder 20ste besaß ein Motorrad, doch bedeutete dies trotzdem, dass noch nicht viele Men-schen motorisiert waren. Folglich wird angenommen, dass das Fahrrad eine wichtige Rolle spielte. Herr Hoppe gründet also 1953 seinen Großhandel. Das Geschäft floriert bis in die 60er Jahre. 1962 kann er es sich leisten, Mitarbeiter einzustellen und sein Ge-schäft zu erweitern.

1974 kommt es zu einem Bruch in der Geschichte durch die „Ölkrise“. Der Schock der Ölkrise wird wie folgt beschrieben: „Im Herbst 1973 stoppten die Erdöl fördernden Staa-ten vorübergehend ihre Lieferungen in die Industrieländer und erhöhStaa-ten anschließend drastisch die Preise. Dies wirkte in der Bundesrepublik wie ein Schock. An vier Sonnta-gen wurde ein allgemeines Fahrverbot ausgesprochen; die sonst so belebten Autobah-nen blieben fahrzeug- und menschenleer. Erstmals bewahrheiteten sich Dennis Mea-dows` Thesen von den Grenzen des Wachstums drastisch und konkret im Lebensalltag

des einzelnen Bürgers: Ein guter Teil seines privaten Lebensstandards beruhte ja auf der Ausbeutung fossiler Energiereserven der Erde und damit der Menschheit

(SCHINDELBECK).“ Auch Herr Hoppe bekommt die Ölkrise und damit verbunden die geringere Kaufkraft der Konsumenten zu spüren. Es wird angenommen, dass aufgrund der geringen Einkommen auch die Nachfrage nach Fahrrädern zurückgeht. Herr Hoppe muss seine Angestellten entlassen und sein Sohn Rainer hilft nun an deren Stelle im Betrieb mit. Herr Hoppe senior will ihn später durch eine Beteiligung an der Firma für seine „Mehrarbeit“ entschädigen. Die Gelegenheit dazu bietet sich 1980. Rainer Hoppe hat die zündende Idee mit Mountainbikes, Mountainbiking ist derzeit eine Trendsportart in den USA, dem Geschäft zum Aufschwung zu verhelfen. Dies gelingt ihm und 1989 ist die PowerBikes ein Erfolg.

Die Story 2 ist auf die Zukunft gerichtet und basiert nicht auf vermuteten Veränderungen der volkswirtschaftlichen Entwicklung. Extremfälle wie z. B. eine ungeahnt hohe Fahr-radnachfrage im Jahr 2005 würden natürlich dem Nachfragrückgang des Fahrrades „X“

dann widersprechen, sind aber unwahrscheinlich. In einem solchen Fall müsste die Ge-schichte entsprechend von den Lehrenden verändert werden.

10.3.4.4 Weitere Erläuterungen und Begründungen zur Entwicklung von Story 1 und 2

Die Story 1 setzt sich zusammen aus den bereits genannten Vorgaben. Alle zusätzli-chen Daten sind frei erfunden in Abstimmung mit den vorgegebenen Daten. Es wird je-doch auch beachtet, dass die gewählten Komponenten realistisch sind bzw. real existie-ren. Die Straße mit dem Grundstück und dem Lager beispielsweise existiert im Stadtteil Altona. Die reale Bebauung wird allerdings nicht weiter beachtet.

Die Story 2 bildet die Vorlage für konstruktivistische Unterrichtsgestaltung. Eine nähere Erläuterung und Betrachtung aus der Sicht des GBS befindet sich daher in Kapitel 10.4.5.

Die zweite Story beginnt mit einer Kundenakquisition aus dem Ausland. Dies erschien sinnvoll zum Kennenlernen der PowerBikes. Sollte die Akquisition gelingen, haben die Ausbilder zusätzlich die Möglichkeit in Verhandlungen mit dem Kunden zu treten und somit die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und andere elementare Inhalte mit einzu-flechten.

Anhand des Nachfragerückganges nach Fahrrad „X“ können die Schüler etwas über Preisbildung am Markt lernen und über Lagerhaltung. Dazu müsste allerdings noch ge-nau festgestellt werden, welche Höchstmenge an Fahrrädern in die Halle passt.

Durch die zukünftigen Vorfälle im Geschäftsalltag der PowerBikes 2004 und 2005 än-dern sich natürlich auch die Rahmendaten der PowerBikes, wie z. B. der Gesellschafts-vertrag. Diese müssen von den Lehrenden ständig angepasst werden. Die Story 2 bei-spielsweise enthält die Erteilung der Prokura. Diese muss unbedingt 2005 im Handels-register eingetragen werden und im Gesellschaftsvertrag vermerkt werden.

10.3.5 Zusammenhang zwischen den theoretischen Ansätzen und der

Im Dokument Berufliche Rehabilitation (Seite 167-172)