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I TEMANALYSE S UBSKALA " SPIRITUELLES W OHLBEFINDEN " (FACIT- SP ) UND SUBJEKTIVE

Die Analyse der Subskala des spirituellen Wohlbefindens zeigte im vorausgehenden Abschnitt einen signifikanten, negativ gerichteten Zusammenhang zum Gesamtscore der subjektiven Todesnähe ausschließlich bei der Gruppe der Krebspatienten.

In der Subgruppenanalyse wurde die Assoziation der subjektiven Todesnähe und den spirituellen Krisengedanken besonders bei der Subgruppe der erstdiagnostizierten Patienten signifikant. Um die Inhalte der spirituellen Krisengedanken bei subjektiv empfundener Todesnähe zu spezifizieren, sind nachfolgend die signifikanten Korrelationen bei den erst- und rezidiviert Erkrankten dargestellt.

Tabelle 47: Itemzusammenhangsanalyse der Subskala „spirituelles Wohlbefinden“ mit dem Gesamscore der subjektiven Todesnähe bei erstdiagnostiziert und rezidiviert Erkrankten

Functional Assessment of Cancer Therapy – Spiritual

Well-being - Scale (FACIT-sp; Cella et al. 1997) Gesamscore „subjektive Todesnähe“T1

N ED

Item 1: Ich lebe in Frieden mit mir selbst Item 2: Ich habe einen Grund zu leben Item 4: Ich habe Mühe innere Ruhe zu finden Item 5: Ich sehe einen Sinn in meinem Leben Item 6: Ich kann in mir Trost finden

Item 7: Ich fühle eine innere Harmonie Item 8: Mein Leben ist ohne Sinn und Zweck

Item 12: Ich weiß, dass alles gut sein wird, egal wie sich meine Krankheit entwickelt

Item 12: Ich weiß, dass alles gut sein wird, egal wie sich meine Krankheit entwickelt

29 -.51**

Pearson-Korrelationskoeffizient 2-seitig; ** p<0.01; * p<0.05

Demnach empfinden Erstdiagnostizierte mit steigender subjektiver Todesnähe weniger Frieden mit

sich selbst, sehen weniger Grund zu leben und empfinden das Leben sinnreduziert, haben Mühe innere Ruhe oder Trost in sich zu finden und verlieren das Vertrauen in die Zukunft unabhängig von der Entwicklung der Erkrankung.

Die rezidiviert Erkrankten zeigen ein heterogens Bild bezüglich der aufgeführten Determinanten der Skala des spirituellen Wohlbefindens. Lediglich der Verlust des Vertrauens in eine positive Zukunftsentwicklung scheint ihnen in hohem Maße gemeinsam zu sein.

10.5 Zusammenfassung

Die an Krebs erkrankten Patienten zeigen im Vergleich zu den nicht lebensbedrohlich erkrankten Patienten keine Unterschiede in den Krankheitsverarbeitungsstilen.

Bekannte soziodemographische oder krankheitsbezogene Einflussfaktoren wie das Fortschreiten der Erkrankung im Sinne eines Rezidivs zeigten keinen Einfluss auf die Krankheitsverarbeitung.

Lediglich bei den nicht lebensbedrohlich Erkrankten wiesen die Frauen signifikant eher eine depressive Verarbeitung und die Männer signifkant eher eine aktive problemorientierte Copingstrategie auf.

Ausschließlich bei den Krebspatienten zeigte die subjektive Todesnähe T1 eine Vorhersagekraft für die depressive Verarbeitungsstrategie und bestätigt damit die Annahme einer maladaptiven Bewältigung.

In der Subgruppenanalyse konnte die subjektive Todesnähe für die Erstdiagnostizierten und für die Rezidivpatienten mit fast gleicher prädiktiver Power zu T1 die depressive Verarbeitung vorhersagen.

Angst und Depressivität waren bei den Krebspatienten und den nicht lebensbedrohlich Erkrankten in etwa gleich verteilt, wobei bei den maligne Erkrankten die Angst sich bis zum Retest signifikant senkte.

Bekannte soziodemographische und krankheitsbezogene Einflussfaktoren erbrachten nach statistischer Prüfung eine signifikant höher liegende Belastung auf beiden Skalen für die nicht lebensbedrohlich erkrankten Männer und einen gegenläufigen jedoch nicht signifikanten -Zusammenhang bei den maligne Erkrankten.

Die Subgruppenanalyse zeigte dann lediglich eine signifikant höhere Depressivität bei den rezidiviert Erkrankten und eine nur leicht höher liegende Angst bei den erstdiagnostizierten Patienten. Auf beiden Skalen und in beiden Subgruppen fand sich bis zum Retest ein Absinken der Belastung, jedoch nur in der Kombination Erstdiagnose und Angst innerhalb eines signifikanten Zusammenhangs.

Die Fragestellung der Vorhersagbarkeit von Angst und Depression aus der subjektiven Todesnähe bestätigte sich erwartungsgemäß im Querschnitt und Längsschnitt nur für die Gruppe der Krebspatienten. Die zu Messzeitpunkt 1 erhobene subjektive Todesnähe konnte Angst und Depressivität für T1 und T2 vorhersagen. Mit der im Retest erhobenen subjektiven Todesnähe

konnten Angst und Depressivität sowohl retrospektiv als auch für den gleichen Messzeitpunkt vorhergesagt werden.

Die Subgruppenanalyse erstdiagnostiziert und rezidiviert Erkrankter erbrachte insgesamt wieder eine Verstärkung des in der Gesamtgruppe der malignen Patienten festgestellten Zusammenhangs bei den Rezidivpatienten. So konnte bei den Erstdiagnostizierten aus dem Gesamtscore

"subjektive Todesnähe" T1 nur noch Angst und Depressivität des Messzeitpunkts T1 vorhergesagt werden und zum Messzeitpunkt T2 war dies nur noch für die Angst zu T2 möglich.

Bei den Rezidivpatienten konnte aus der subjektiven Todesnähe T1 Angst und Depressivität für beide Messzeitpunkte vorhergesagt werden und immerhin zu einem relativ hohen Prozentsatz aus der im Retest erhobenen subjektiven Todesnähe noch die retrospektive Angst T1.

Die Subskalen und der Gesamtscore der Lebensqualität zeigte für die Patienten mit Erkrankungen des Bewegungsapparates ein signifikant schlechteres körperliches Wohlbefinden sowie stärkere Einschränkungen der Funktionsfähigkeit, während sich die Mittelwerte der fokussierten Skalen des Gesamscores der Lebensqualität sowie des emotionalen und spirituellen Wohlbefindens nicht signifikant unterschieden.

Von Messzeitpunkt T1 zu T2 verbesserte sich das emotionale Wohlbefinden der Krebspatienten signifikant.

Die Verbesserung der Lebensqualität über die Zeit hinweg schien jedoch nach Subgruppenanalyse vor allem die erstdiagnostizierten Patienten zu betreffen, da sich die Verbesserung der Lebensqualität dann auch im Gesamtscore sowie auf der Skala „körperliches Wohlbefinden“ zeigte und für die rezidiviert Erkrankten überhaupt nicht zutraf. Weiter zeigte sich bei einem Rezidiv zum Messzeitpunkt T1 ein signifikant schlechteres Verhältnis zu Freunden, Bekannten und der Familie, welches sich jedoch zu Messzeitpunkt T2 nicht replizierte.

Bei den maligne Erkrankten ließen sich keine weiteren Einflussfaktoren auf die Lebensqualität erkennen, während sich bei den benigne Erkrankten bei den Frauen eine signifikant schlechtere Lebensqualität im Gesamtscore sowie im emotionalen Wohlbefinden zeigte.

Die Annahme der Vorhersagbarkeit der Verschlechterung der Lebensqualität unter besonderer Berücksichtigung der emotionalen und spirituellen Befindlichkeit aus der subjektiven Todesnähe bestätigte sich wieder nur für die Gruppe der Krebspatienten sowohl im Querschnitt als auch im Längsschnitt (ausschließlich des spirituellen Wohlbefindens, da nur zu T1 erhoben). Die höchste prädiktive Power zeigte die subjektive Todesnähe wieder für die Gruppe der rezidiviert Erkrankten, wobei nur bei den Erstdiagnostizierten das spirituelle Wohlbefindens mit steigender subjektiver Todesnähe schlechter ausfiel.

Die signifikanten Korrelationen der einzelnen Items der Subskala „spirituelles Wohlbefinden“ mit dem Gesamtscore der subjektiven Todesnähe ließen für die erstdiagnostiziert Erkrankten eine Verringerung des Gefühls der inneren Harmonie, des Friedens und der Sinnhaftigkeit des Lebens erkennen sowie das sinkende Vertrauen in eine positive Entwicklung der Zukunft. Für die Rezidivpatienten wurde nur das zuletzt benannte signifikant.

11 Diskussion und Integration der Befunde

Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse der empirischen Untersuchung noch einmal zusammengefasst dargestellt und unter Einbeziehung der relevanten Ergebnisse der gesichteten Literatur diskutiert.

Dies umfasst die Diskussion der Repräsentativität der Stichprobe und der Gruppe der Verstorbenen, die eine besonders realistische Betrachtung von Faktoren objektiver Lebensbedrohlichkeit für die Studienteilnehmer ermöglichen. Weiter erfolgt die Diskussion der einzelnen Befunde zur subjektiven Prognose und ihrer Vorhersagbarkeit aus objektiven Parametern der Erkrankungssituation und Soziodemographie, der Verteilung von subjektiver Todesnähe in den Stichproben allgemein und ihre Vorhersagbarkeit aus objektiven Parametern der Erkrankungssituation, der Soziodemographie und aus der subjektiven Prognose. Anschließend werden die Ergebnisse zur psychischen Befindlichkeit der Studienteilnehmer sowie deren Vorhersage aus der subjektiven Todesnähe jeweils für die Kontrollgruppe, die Experimentalgruppe und die Subgruppen der erstdiagnostiziert und rezidiviert Erkrankten erörtert.

Anschließend ermöglicht die zusammenfassende Interpretation einen schnellen Überblick über die Befunde sowie die Diskussion von kritischen methodischen Belangen auf Schwächen der Studie verweist. Im abschließenden Abschnitt erfolgt die Einführung in weitere wissenschaftliche Fragestellungen, die sich aus den Studienergebnissen und der forschungspraktischen Arbeit mit den Krebspatienten als nächste sinnvolle Schritte herauskristallisierten.