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S UBGRUPPENANALYSE DES G ESAMTSCORES „ SUBJEKTIVE T ODESNÄHE “ B EI

Die erstdiagnostizierten Patienten (n=56) unterschieden sich zum Messzeitpunkt T1 mit einem Mittelwert des Gesamtscores der subjektiven Todesnähe von 2.36 (SD=1.73; Median=2.0) bei einem Range von 0 - 6 nur leicht von den rezidiviert erkrankten Patienten (n=31) mit einem Mittelwert von 2.61 (SD=1.80; Median=2.0). Erst bei Messzeitpunkt T2 ergaben sich mit einem Mittelwert von 1.78 (SD=1.42; Median=2.0; Range 0 – 4) bei den Erstdiagnostizierten (n=27) signifikante Unterschiede – wie bereits im vorangehenden Kapitel dargestellt - zu den rezidiviert Erkrankten (n=11; MW=3.00; SD=1.90; Median=3.0; Range 0 - 6).

Abbildung 18: Verteilung des Gesamtscores "subjektive Todesnähe" bei erstdiagnostiziert (ED) und rezidiviert (Rez) erkrankten Patienten (ED-T1 n=56; ED-T2 n=27; Rez-T1 n=31; Rez-T2 n=11)

Der Retest der Patienten die sowohl an T1 als auch an T2 teilgenommen hatten, zeigte für die Erstdiagnostizierten (n=27) über die Zeit hinweg eine signifikante Senkung (T-Test p=.01) des

Mittelwerts auf 1.78 (SD=1.42) und für die rezidiviert Erkrankten (n=10) eine leichte Erhöhung des Mittelwerts der subjektiven Todesnähe auf 2.80 (SD=1.87).

Sowohl für die erstdiagnostiziert als auch die rezidiviert erkrankten Patienten lagen zu beiden Zeitpunkten nach dem Kolmogorov-Smirnov-Anpassungstest Normalverteilungen vor (ED-T1:

z=1.1, p=.15; ED-T2: z=.79, p=.55; Rez-T1: z=.83, p=.49; Rez-T2: z=.45, p=.99).

Soziodemographische und medizinische Prädiktoren. Die Prüfung soziodemographischer Einflüsse auf die Verteilung des Gesamtscores "subjektive Todesnähe" ergab zum Zeitpunkt T1 eine signifikant höhere subjektive Todesnähe bei den rezidiviert erkrankten Männern und einen positiv gerichteten Zusammenhang zum Alter bei den Erstdiagnostizierten.

Die Einbeziehung in die einfache lineare Regression ergab bei den Rezidivpatienten eine Aufklärung der Varianz des Gesamtscores T1 zu 18% durch das Geschlecht und bei den Erstdiagnostizierten zu 6% durch das Alter der Patienten, wobei letzteres nur tendenziell signifikant wurde.

Bei der Analyse der Einflüsse der Krankheitssituation auf den Gesamtscore „subjektive Todesnähe“ T2 wurde lediglich für die erstdiagnostiziert Erkrankten ein positiv gerichteter Zusammenhang zum Allgemeinzustand T1 (nach Karnofsky), mit einer Aufklärung der Varianz über 16% sichtbar.

Tabelle 24: Soziodemographische und medizinische Prädiktoren erst- und rezidiviert Erkrankter auf den Gesamtscore subjektive Todesnähe T1/T2 (einfache lineare Regression)

Kriterium Prädiktoren N R F Beta p

Gesamtscore „subjektive Todesnähe“ T1 Rez: Geschlecht 31 .43 .18 6.3 -.43 .02 ED: Alter (kont.) 56 .24 .06 3.3 .24 .07 Gesamtscore „subjektive Todesnähe“ T2 ED: Karnofsky (T1) 11 .40 .16 4.6 .40 .04

8.8 Zusammenfassung

Die maligne Erkrankten gaben am häufigsten an, sich zwischen „eher wenig“ bis „manchmal“ mit dem Tod zu beschäftigen (ähnlich dem Retest), während die benigne Erkrankten sich zwischen

„überhaupt nicht“ und „eher wenig“ befanden und damit signifikant darunter lagen.

Im Vergleich zu früher gaben die maligne Erkrankten an, sich früher „eher weniger“ mit Tod und Sterben beschäftigt zu haben, während die benigne Erkrankten sich signifikant unterschiedlich primär bei „unverändert“ fanden.

Die Frage wie nahe sich die Patienten im Moment dem Tod fühlen, erschien zu konfrontativ und ergab in der ersten Analyse keinen Unterschied, da sich fast die Hälfte der maligne und über die Hälfte der benigne Erkrankten in der Extremkategorie des „überhaupt nicht“ befanden. Bei der

Analyse der weniger abwehrend antwortenden, sich ausschließlich im mittleren Antwortbereich findenden, restlichen Hälfte der Stichprobenpatienten zeigte sich dann ein signifikant höheres Gefühl der Todesnähe bei den maligne Erkrankten.

Die Retest-Messungen der maligne Erkrankten ergaben für die drei Selbstratingitems insgesamt keine signifikanten Veränderungen im Vergleich zum Ersttest.

Die weiteren statistischen Analysen wurden nach der Bildung des Gesamtscores „subjektive Todesnähe“ durchgeführt und zeigten eine signifikant höhere subjektive Todesnähe der maligne Erkrankten, die sich bis zu dem durchschnittlich 4 Wochen später stattfindendem Retest signifikant senkte.

Die Analyse der Einflüsse soziodemographischer Faktoren erbrachte einen höheren Gesamtscore

„subjektive Todesnähe“ für die Männer der maligne Erkrankten. Eine signifikant steigende subjektive Todesnähe zeigte sich mit dem Alter sowohl bei den maligne (T1/T2) als auch bei den benigne Erkrankten (T1), wobei sich bei den nicht lebensbedrohlich Erkrankten noch der Umfang der Erwerbstätigkeit als guter Prädiktor erkennen ließ.

Als krankheitsbezogene Prädiktoren der steigenden subjektiven Todesnähe zeigten sich bei der Gruppe der maligne Erkrankten der abnehmende Therapieerfolg T2, der sich verschlechternde Allgemeinzustand T2, die ärztliche Einschätzung als "nicht-heilbar", der steigende Abstand zur Erstdiagnose und das Auftreten eines Rezidivs.

Im Subgruppenvergleich lagen die Rezidivierten erst zum zweiten Messzeitpunkt signifikant höher in der subjektiven Todesnähe als die Erstdiagnostizierten. Die subjektive Todesnähe stieg bei den Rezidivpatienten über die Zeit hinweg (bis T2) noch leicht an, während sie sich bei den Erstdiagnostizierten im Vergleich zum Messzeitpunkt T1 signifikant verringerte.

Die in der Gesamtgruppe der malignen Patienten signifikant gewordenen Prädiktoren der subjektiven Todesnähe ließen sich für die Subgruppen nur noch teilweise replizieren. Für die Erstdiagnostizierten zeigte sich zu T1 das steigende Lebensalter als tendenzieller Prädiktor für die zunehmende subjektive Todesnähe und zu T2 der sinkende Allgemeinzustand T1. Bei den Rezidivierten war das männliche Geschlecht der einzige Prädiktor für eine höhere subjektive Todesnähe zu T2.

9 Subjektive Wahrnehmung der Krankheitssituation und subjektive Todesnähe

Zur Erfassung der subjektiven Prognose wurden den Patienten drei Fragen vorgelegt - zur Heilbarkeit, Lebensbedrohlichkeit und zum momentanen Krankheitsverlauf - und mit den Einschätzungen der benigne Erkrankten verglichen sowie auf Veränderungen im Retest geprüft.

Weiter wurden die Einflüsse soziodemographischer und medizinischer Parameter auf die subjektive Prognose untersucht.

Im zweiten Teil wurde analysiert, inwiefern die subjektive Prognose die subjektive Todesnähe vorhersagen kann und wie sie sich im Vergleich zu den objektiven Determinanten der Krankheitssituation und soziodemographischer Daten verhält. Über das Verfahren der multiplen linearen Regressionsanalyse wurde ein gemeinsames Prädiktormodell erstellt, welches sowohl objektive als auch subjektive Faktoren als potenzielle Prädiktoren des Gesamtscores der subjektiven Todesnähe zu Messzeitpunkt T1 und T2 auf ihre Wichtigkeit prüfte.