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c) Weitere sich aus der Analyse der Urteile ergebende Maßnahmen

5. Ergebnisse der quantitativen Befragung

5.8 Reaktionen auf sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Mit Bezugnahme auf die einzige oder schwerwiegendste Situation bzw. Abfolge von Situationen wurden die Betroffenen gefragt, wie sie auf die Situation(en) regiert haben, ob Dritte eingeschaltet wurden und welche Konsequenzen dies hatte.

Die Mehrheit der Betroffenen (66 Prozent) gab an, sich in der Situation verbal gewehrt zu haben (Männer mit knapp 70 Prozent etwas häufiger als Frauen mit 65 Prozent). Am zweithäufigsten wurde von gut einem Fünftel der Betroffenen (21 Prozent) angegeben, sie hätten nichts gemacht (auch hier wieder Männer mit 24 Prozent etwas häufiger als Frauen mit 20 Prozent). Sieben Prozent gaben an, sich körperlich gewehrt zu haben (mit einem etwas höheren Anteil der Männer gegenüber den Frauen; neun Prozent vs. sieben Pro-zent). Sich aus der Situation entfernt zu haben, gaben sieben Prozent an (Frauen mit neun Prozent häufiger als Männer mit drei Prozent). Sonstige Handlungen wurden von sech bis sieben Prozent der betroffenen Frauen und Männer genannt. Nur eine Minderheit von acht bzw. neun Prozent der Frauen und Männer gaben an, sich unmittelbar an Dritte gewandt zu haben (s. Abbildung 24).

Abbildung 24: Genannte Reaktion(en) in der einzigen oder schwerwiegendsten Handlung / Handlungs-abfolge von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz (gesamt und nach Geschlecht), Basis: Betroffene von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Anmerkung: Zahlen in Klammern verweisen darauf, dass die Zellenbesetzung hier niedrig (0–5 Nennungen bzw. Fälle) und dadurch die Prozentangabe nicht aussagekräftig ist; Mehrfachennungen möglich.

Prozent Ich habe mich aus der Situation entfernt.

Ich habe mich in der Situation körperlich gewehrt.

Ich habe mich an Dritte gewandt.

Ich habe mich in der Situation verbal gewehrt.

84 Ergebnisse der quantitativen Befragung

Jene Personen, die angaben, in der Situation nichts gemacht zu haben (n = 29), nannten als Gründe am häufigsten, nicht gewusst zu haben, was sie tun sollten oder zu eingeschüchtert oder schockiert gewesen zu sein (beides wurde von weiblichen Betroffenen häufiger als von männlichen Betroffenen genannt).

Auf die Frage, was in späterer Folge unternommen worden sei, gaben

39 Prozent an, sich an Dritte gewandt zu haben.

23 Prozent haben sich offiziell beschwert.

38 Prozent haben nichts weiter unternommen (vor allem, weil die Handlungen zu unwichtig erschienen oder weil vermutet wurde, das würde nichts bringen, aber auch aus Unwissenheit über  Anlaufstellen oder aus Angst, es würde dem_der Betroffenen nicht geglaubt werden).

Rechtliche Schritte wurden nur von einem Prozent der Betroffenen eingeleitet.

Wenn Dritte angesprochen wurden (n = 60), handelte es sich am häufigsten um:

Arbeitskolleg_innen (47 Prozent)

Vorgesetzte (36 Prozent)

Freund_innen und Familienangehörige (15 Prozent)

Beratungsstellen / therapeutische Einrichtungen (elf Prozent)

Umgerechnet auf alle Betroffenen haben damit nur vier Prozent der Betroffenen eine professionelle Un-terstützung in Beratungsstellen und therapeutischen Einrichtungen in Anspruch genommen. Die Gründe hierfür sowie Schwellen und Vorbehalte wurden in den Vertiefungsinterviews und den Fokusgruppen ein-gehend beschrieben (vgl. Kapitel 6 und 7).

Wenn Personen sich offiziell beschwert haben (n = 30), war das überwiegend (in 20 Fällen) bei Vorgesetzten, teilweise auch beim Personal- oder Betriebsrat sowie der Beschwerdestelle (sechs Fälle) und seltener (vier Fälle) bei anderen Personen / Stellen (ohne Abbildung).

Eine vertiefende Analyse der Frage, in welchen Fällen es zu einer offiziellen Beschwerde kam, zeigt auf, dass dieser Weg eher gewählt wurde, wenn es sich um gravierendere20 und belastendere21 sowie fortgesetzte Situationen handelte. Außerdem erfolgten Beschwerden signifikant häufiger, wenn es sich um sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz durch Kund_innen, Patient_innen und Klient_innen gehandelt hatte. Insge-samt hatten sich mehr Frauen als Männer offiziell beschwert. Zudem erfolgte häufiger eine Beschwerde, wenn der Frauenanteil auf Leitungsebene über 30 Prozent lag (73 Prozent vs. 46 Prozent).22

In der Auswertung zeigte sich, dass in der Mehrheit der Fälle (72 Prozent) die sexuelle Belästigung schließ-lich beendet werden konnte, bei männschließ-lichen (82 Prozent) häufiger als bei weibschließ-lichen (69 Prozent) Betrof-fenen. Allerdings zeigte sich bei der Analyse der Vertiefungsinterviews, dass das oft und in bestimmten Konstellationen nicht zeitnah möglich ist. Bei einem Fünftel der Fälle (20 Prozent) hatten die genannten Reaktionen keine Konsequenzen (bei Frauen mit 23 Prozent häufiger als bei Männern mit elf Prozent). In 15 Prozent der Fälle wurden die belästigenden Personen zur Rechenschaft gezogen und in 28 Prozent er-folgte eine Entschuldigung bei dem_der Betroffenen. Nur in sehr wenigen Fällen (vier Prozent) hatte die Aufdeckung negative Folgen für die Betroffenen (s. Abbildung 25).

20 Das konnten Handlungen sein, die durch Berührungen und unerwünschte Aufforderungen zu sexuellen Handlungen gekenn-zeichnet waren oder als stärker belästigend empfunden wurden.

21 Das war eher der Fall bei einem hohen Grad der psychischen Belastung sowie bei Ohnmachts- und Bedrohungsgefühlen im Kontext der Handlungen.

22 Weitere statistische Zusammenhänge mit Merkmalen der Personen oder der Betriebe und Branchen konnten wegen der geringen Fallzahlen und Zellenbesetzungen nicht gefunden werden.

Problematisch ist, dass bei fast einem Drittel der Frauen und fast einem Fünftel der Männer durch die Reaktionen die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz nicht beendet werden konnte. Im Rahmen der Aus-wertung der Vertiefungsinterviews zeigte sich, dass hier in besonderem Maße Macht- und Abhängig-keitsverhältnisse eine Rolle spielen; zudem bestehen gerade im Kontext einiger Pflegeberufe Schwierig-keiten, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz durch zu pflegende Kund_innen endgültig zu unterbinden (s. auch Kapitel 6).23

Abbildung 25: Genannte Konsequenzen auf eigene Reaktionen bei einziger oder schwerwiegendster Handlung / Handlungsabfolge von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz (gesamt und nach Geschlecht), Basis: Betroffene von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz

Anmerkung: Zahlen in Klammern verweisen darauf, dass die Zellenbesetzung hier niedrig (0–5 Nennungen bzw. Fälle) und dadurch die Prozentangabe nicht aussagekräftig ist; Mehrfachnennungen möglich.

23 Weitere statistische Zusammenhänge mit Merkmalen der Personen oder der Betriebe und Branchen sowie der Konstellationen konnten wegen der geringen Fallzahlen und Zellenbesetzungen nicht gefunden werden.

Prozent

Männer (n = 28) Frauen (n = 92)

Gesamt (n = 120) Kontakt zu der Person besteht

nicht mehr.

Man hat sich bei mir entschuldigt.

Die sexuelle Belästigung hat

86 Ergebnisse der quantitativen Befragung

5.9 Maßnahmen zum Schutz vor sexueller