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6 Vorstellung der Vergleichsstudien

6.1 Vorstellung der Fallstudie Westsachsen

6.1.2 Rahmenbedingungen, Intention und Grundstruktur der Vulnerabilitätsanalyse Westsachsen

Als Gesamtergebnis der ersten Phase des Projektes kann das erwähnte Integrierte Handlungskon-zept (Raumentwicklungsstrategie „Klimawandel“) für die Region gesehen werden. Darin wurden die für die Region bedeutsamen Handlungsräume und Handlungsschwerpunkte abgegrenzt, regio-nale Leitlinien für den Umgang mit dem Klimawandel formuliert und die bereits bestehenden regi-onalplanerischen Anweisungen bezüglich ihres Anpassungsbedarfs im Zuge des Klimawandels über-prüft. Darauf aufbauend wurde im Zuge der Fokusgebietsbetrachtungen die Entwicklung von Hand-lungsstrategien bzw. Ansätzen in diesen Handlungsräumen vorgenommen und Umsetzungsprozesse vor Ort initiiert. Dabei waren der Aufbau strategischer Allianzen und die Auswahl konkreter teil-räumlicher Schlüsselprojekte wichtig (vgl. Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen 2011b:

6). Als weitere Projektergebnisse können zahlreiche Informationsformate, wie Vorträge, Ausstellun-gen auf Messen, ein Newsletter des Planungsverbandes, eine Projektdokumentation auf der Home-page und Presseinformationen über das Projekt und seinen Fortschritt gesehen werden (vgl. Inter-view Projektleitung Westsachsen; InterInter-view Forschungsassistenz Westsachsen).

In einer zweiten Phase der KlimaMORO-Projekte konzentrierten sich die Projektverantwortlichen der Region Westsachsen auf die Bergbaufolgelandschaften im Leipziger Süden (vgl. Interview Pro-jektleitung Westsachsen; Interview Forschungsassistenz Westsachsen). Dieses Nachfolgeprojekt ist jedoch nicht Gegenstand der Betrachtungen dieser Arbeit.

6.1.2 Rahmenbedingungen, Intention und Grundstruktur der Vulnerabilitätsanalyse

Aus Sicht der Forschungsassistenz sollten die im Zuge der instrumentellen Dimension der Zweckra-tionalität der Akteursbeteiligung im Vordergrund stehenden Prozesswirkungen wie Bewusstseins-bildung und Akzeptanzentwicklung nicht nur beiläufig erfüllt werden, sondern sind eine zwingende Voraussetzung für den Erfolg eines solchen Prozesses. Aus diesem Grund war der TU Dresden die Einbindung der Akteure in die Vulnerabilitätsanalyse ebenso wichtig wie der quantitative Analy-sestrang. Die Akteursbeteiligung wird jedoch als gesonderter, parallel laufender Prozess verstanden, der neben der eigentlichen (GIS-geprägten) Vulnerabilitätsanalyse stattfindet. Daher ist die Ak-teursbeteiligung in dieser Fallstudie eher als Ergänzung des Prozesses, denn als dessen Basis zu se-hen. Die Projektverantwortlichen vertreten die Auffassung, dass aufgrund der fachlichen Fundiert-heit und der nötigen Gerichtsfestigkeit der Analyseergebnisse der Einfluss der subjektiven Wahr-nehmungen der Akteure auf den Prozess nicht zu groß sein dürfe (vgl. Interview Projektleitung Westsachsen; Interview Forschungsassistenz Westsachsen).

Die räumliche Zweiteilung der Analyse spiegelt sich entsprechend in der Ausgestaltung der Akteurs-beteiligung wider. Während die Akteure auf gesamtregionaler Ebene im Zuge der gemeinsamen Workshops eher über die Zwischenergebnisse der GIS-Analyse informiert wurden und nur auf diese Weise ihr Wissen zu den jeweiligen Klimawirkungen in Westsachsen in Form eines Feedbacks ein-bringen konnten, spielte die Akteursbeteiligung im Rahmen der Fokusgebietsbetrachtungen eine deutlich größere Rolle und fiel entsprechend intensiver aus. Ziel war es aus der regionalen Vulnera-bilitätsanalyse heraus Fokusgebietsbetrachtungen, sprich Teilprojekte, abzuleiten und diese in den Bereichen zu verankern, wo aus regional vergleichbarer, flächendeckender und objektiver Sicht der größte Handlungsbedarf besteht. Daher war es wichtig die dortigen Akteure und Netzwerke frühzei-tig in die Analyse miteinzubeziehen und mit ihnen gemeinsam diese Teilprojekte zu initiieren. Den Projektverantwortlichen war bewusst, dass dies mit einem Top down gearteten Vorgehen nicht funktioniert hätte. Genutzt wurden vorwiegend Netzwerke, bei denen von Beginn an klar war, dass es dort Multiplikatoren gab, die den Prozess weiterentwickeln konnten. Dadurch wurden auch zu-sätzliche Akteure für den Prozess gewonnen, die zunächst nicht im Fokus standen, oder aber zu Beginn noch nicht aktiv am Prozess beteiligt waren. Das am Prozess beteiligte Akteursspektrum gestaltete sich sehr breit (siehe Kapitel 6.1.1) und unterschied sich zwischen der Analyse auf der regionalen Ebene und der Arbeit in den Fokusgebieten zum Teil deutlich (vgl. Interview Projektlei-tung Westsachsen; Interview Forschungsassistenz Westsachsen).

Die Vulnerabilitätsanalyse der Fallstudie Westsachsen orientierte sich am vom IPCC entwickelten Vulnerabilitätsansatz. Das dabei veranschlagte Grundprinzip von Exposition, Sensitivität und An-passungskapazität wurde weitestgehend eingehalten, jedoch fiel die Bestimmung der Anpassungs-kapazität auch in Westsachsen nicht immer leicht. Teilweise ist die bestehende AnpassungsAnpassungs-kapazität eher unterschwellig vorhanden und wird unter- oder unbewusst berücksichtigt, daher ist eine Beur-teilung bzw. Berechnung aus Sicht der Forschungsassistenz immer schwierig (siehe Kapitel 2.1.2).

Grundsätzlich vertritt die Forschungsassistenz die Meinung, dass die Anpassungskapazität im Zuge einer Vulnerabilitätsanalyse zu berücksichtigen ist, um dadurch auch den Akteuren deutlich machen zu können, dass trotz aller mit den Klimawirkungen verbundenen Risiken auch Handlungsmöglich-keiten in der jeweiligen Region bestehen. Es sei wichtig den Prozess sachlich anzugehen und zu untersuchen, wie groß das Problem faktisch wirklich sei und ganz besonders, wie es sich räumlich differenziere. Dennoch lasse sich die Anpassungskapazität nicht immer methodisch konkretisieren.

Dort wo dies allerdings möglich war, wurde sie im Zuge der Fallstudie Westsachsen entsprechend berücksichtigt (vgl. Interview Forschungsassistenz Westsachsen).

Die Methodik der Vulnerabilitätsanalyse war insgesamt vielfältig und tiefgreifend. Es handelt sich um einen ganzheitlich integrierten Analyseansatz, der neben der räumlichen Zweiteilung aus ver-schiedenen inhaltlichen Analysesträngen bestand. Die Vulnerabilitätsanalyse lässt sich in drei Pha-sen untergliedern (siehe Abb. 6.3). Zunächst wurde eine von den räumlichen Auswirkungen des Klimawandels ausgehende Betrachtungsweise gewählt (gesamtregionale Ebene und teilweise Fo-kusgebiete). Dabei wurde untersucht, welche Vulnerabilitäten ausgehend von den relevanten Kli-mawirkungen auf die Region zu erwarten sind. Damit verbunden war in einem zweiten Schritt, dass auch die für Westsachsen wichtigen Sektoren, bezüglich ihrer Vulnerabilität gegenüber den einzel-nen Klimawirkungen betrachtet wurden. Dabei galt laut Forschungsassistenz der Anspruch die Vul-nerabilitäten immer auch kumulativ zu betrachten und so zu analysieren, welche Konsequenzen die verschiedenen Klimawirkungen insgesamt auf die Landschaft bzw. den Raum haben. Dies spiegelte sich abschließend in einer Untersuchung der Leitbilder der sächsischen Kulturlandschaft in Bezug auf die zu erwartenden Klimawirkungen wider (vgl. Interview Forschungsassistenz Westsachsen).

Die sektorale Betrachtung wurde dabei teilweise mit Hilfe des GIS, teilweise innerhalb der Fokusge-biete und zusätzlich durch zahlreiche bilaterale Experten- oder Fachgespräche umgesetzt.

Abb. 6.3 Planungsregion Leipzig-Westsachsen (Reg. Planungsverb. Westsachsen 2011b: 6)

Da die in Westsachsen durchgeführte Vulnerabilitätsanalyse in weiten Teilen auf einer sehr fundier-ten und detaillierfundier-ten GIS-Analyse basiert, ohne die Einbindung der Akteure zu vernachlässigen, war für das Projekt eine flächendeckende und belastbare Datengrundlage wichtig, welche ohne wesent-liche Einschränkungen gewährleistet war. Durch den Zugriff auf die zum damaligen Zeitpunkt in

Sachsen bestehende Rasterklimadatenbank konnten die dort vorliegenden ASCII-Daten56 für jeden Bereich der Region Westsachsen zur Bestimmung der Exposition genutzt werden, so dass es für die GIS-Analyse in dieser Hinsicht keine Einschränkungen gab. Weitere für die Analyse benötigten Ge-obasis- oder Geofachdaten wurden vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie zur Verfügung gestellt (vgl. Interview Forschungsassistenz Westsachsen).

In Westsachsen wurde im Rahmen der räumlichen Analyse auf gesamtregionaler Ebene nicht von den bereits heute bestehenden Sensitivitäten anhand einer Auswertung von Extremwetterereignis-sen ausgegangen, um daran vor dem Hintergrund der Klimaprojektionen ableiten zu können, wo auch zukünftig die Vulnerabilitäten liegen bzw. bestehen werden. Es wurde allein anhand der Pro-jektionen eine Betrachtung der potenziell zukünftigen Sensitivität vorgenommen. Somit wurde an dieser Stelle auch nicht auf eine verstärkte Einbindung der Erfahrungen der Akteure zurückgegrif-fen, sondern potenziell vulnerable Bereiche allein durch die GIS-Analyse identifiziert. Es wurden jedoch in den unterschiedlichen Analysesträngen keine räumlichen Entwicklungsszenarien verwen-det, sondern die Analysen jeweils vom Status quo ausgehend durchgeführt (vgl. Regionaler Pla-nungsverband Leipzig-Westsachsen 2011a).

Aufgrund der Fülle an Teilanalysen wurde in Westsachsen keine finale Vulnerabilitätskarte erstellt.

Stattdessen entstanden für jeden Analysestrang Karten zur Exposition sowie Darstellungen zu den Sensitivitäten, teilweise zur Anpassungskapazität und zusammenfassend zur jeweiligen Vulnerabili-tät (siehe Kapitel 7.1).

Die wesentlichen methodischen Elemente der Vulnerabilitätsanalyse der Fallstudie Westsachsen lassen sich wie folgt zusammenfassen.

Kernelemente (quantitativ):

ƒ Auswertung der Klimaprojektionen zur Bestimmung der Exposition

ƒ GIS-Analyse (Hauptbestandteil der Vulnerabilitätsanalyse) samt Nutzung von Zusatzdaten Partizipative Elemente:

ƒ 5 Workshops der regionalen Expertenrunde samt Auftakt- und Abschlussveranstaltung (Vor-stellung von (Zwischen-)Ergebnissen)

ƒ zahlreiche Gespräche und Veranstaltungen in den verschiedenen Fokusgebieten (aktive Ein-bindung der Akteure)

ƒ diverse sektorale Fachgespräche und Arbeitstreffen mit regionalen oder lokalen Akteuren und Institutionen (bilaterale Konsultationen)

Abschließend werden die verschiedenen Arbeitsphasen des MORO Westsachsen noch einmal gra-phisch dargestellt (siehe Abb. 6.4). Die Vulnerabilitätsanalyse war dabei Hauptbestandteil der Phase I, hatte aber auch Anteil an den Phasen II und III.

56 American Standard Code for Information Interchange – kodiertes Datenaustauschformat

Abb. 6.4 Prozessverlauf des Modellvorhabens (Reg. Planungsverb. Westsachsen 2011b: 11)