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5 Vorstellung der Basisstudie Südhessen

5.2 Rahmenbedingungen, Intention und Grundstruktur der Akteursorientierten Vul- Vul-nerabilitätsanalyse

Kreisver-waltung, die Kommunen und die Akteure der drei Schwerpunktthemen und besteht aus einer Ver-einbarung zur Umsetzungskontrolle (siehe KLA-DaDi 2013: 53ff). Im letzten Arbeitsschritt (Nr. 7) sollte ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit entworfen werden. Dafür sollten die unterschiedli-chen Zielgruppen mit jeweils adäquaten Medien sowohl projektbegleitend als auch im Nachgang adressiert werden (siehe KLA-DaDi 2013: 9).

Abb. 5.6 Arbeitsphasen Projekt KLA-DaDi (KLA-DaDi 2013: 5)

5.2 Rahmenbedingungen, Intention und Grundstruktur der Akteursorientierten

106 5. Vorstellung der Basisstudie Südhessen zu ergänzen, aber auch zu korrigieren, geht dieser Analyseansatz letztlich über eine „partizipative Vulnerabilitätsanalyse“, wie sie Scherhaufer oder Lexer et al. im RIVAS-Projekt (siehe Kapitel 4.2) beschreiben, hinaus. Im Rahmen der Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse wurde auf verein-fachte und für die Akteure nachvollziehbare Art und Weise sowohl analysiert, welche Vulnerabilitä-ten bereits heute in der Region bzw. dem Landkreis bestehen und welche Entwicklung im Zuge des voranschreitenden Klimawandels bis zum Jahr 2100 zu erwarten ist. Die Analyse entspricht dem Prinzip des „akteursorientierten Ansatzes“ nach Norman Long (siehe Kapitel 4.3).

Hintergrund für die Entwicklung des Ansatzes einer Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse war die Intention, die den beiden zuvor vorgestellten Projekten zu Grunde lag. Um ein tragfähiges regi-onales Akteursnetzwerk zur Klimaanpassung aufzubauen, war es notwendig, regionale und lokale Akteure aus verschiedensten Institutionen von Beginn an in den Prozess der Anpassung an die Fol-gen des Klimawandels einzubinden. Dabei sollte ihr Bewusstsein für die FolFol-gen des Klimawandels gesteigert, ihnen die Notwendigkeit zur Anpassung begreiflich gemacht und darauf hingearbeitet werden, dass diese selbst Anpassungsmaßnahmen durchführen. Die Akteursbeteiligung ist daher als zentrales Element der beiden Projekte anzusehen. Dieser Bottom Up-Ansatz sollte sich dementspre-chend auch in der Abschätzung der Betroffenheit bzw. der Vulnerabilität widerspiegeln, so dass er auch hier einen zentralen Bestandteil bilden sollte. Neben der substanziellen stand somit auch die instrumentelle Dimension der Zweckrationalität der Akteursbeteiligung im Fokus der Analyse.

Bei der Durchführung der Vulnerabilitätsanalyse konnte im Rahmen des Pilotraumes auf den Er-gebnissen der ersten Phase des KLARA-Net Projektes und im Rahmen von KLA-DaDi auf den Ergeb-nissen des ersten Teils der Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse aufgebaut werden (siehe Kapi-tel 5.1). Die Akteursorientierte Vulnerabilitätsanalyse war eine zentrale Komponente der Pilotraum-arbeit auf dem Weg zu einem Handlungskonzept für das Gersprenz-Einzugsgebiet. Im Rahmen der Kommunikation der gemeinsam mit den Akteuren erarbeiteten Ergebnisse und zur Festigung der dabei erzielten Erkenntnisse, stellte die Aufbereitung und Darstellung der für den Pilotraum rele-vanten Vulnerabilitäten in einer sogenannten „Risikokarte“ ein wichtiges Element dar. Dazu sollte die Karte die bestehenden Vulnerabilitäten innerhalb der Region möglichst räumlich konkret abbil-den, um die identifizierten neuralgischen Punkte aufzeigen zu können.

Die Bewusstseinsbildung sollte über die gemeinsame Herausarbeitung der sowohl räumlichen, als auch der persönlichen Vulnerabilität der Akteure und ihrer Institutionen gewährleistet werden. Eine Durchführung der Vulnerabilitätsanalyse nach Art einer „Black Box“ sowie die ex post Konfrontation der Akteure mit den Ergebnissen galt es daher zu vermeiden. Stattdessen sollten beide Seiten, Pro-jektverantwortliche und Akteure, von der gemeinsamen Erarbeitung profitieren. Weiterhin verspra-chen sich die Projektverantwortliverspra-chen eine größere Akzeptanz bei den Akteuren für etwaig notwen-dige Anpassungsmaßnahmen, wenn diese selbst zur Identifizierung der Vulnerabilitäten beitragen, als wenn sie ihnen lediglich Top down vorgegeben werden. Die Akteure wurden auf verschiedene Weise aktiv in die Analyse einbezogen. Den Projektverantwortlichen war es sehr wichtig, das Wis-sen der Akteure zu Klimaveränderungen und ExtremwetterereignisWis-sen vor Ort sowie zu bestehen-den Sensitivitäten innerhalb der Region aufzunehmen und in die Analyse miteinzubeziehen, um die bereits heute bestehende Vulnerabilität einschätzen und bewerten zu können. Da die

Analyseergeb-nisse jedoch möglichst belastbar sein und nicht allein auf subjektiven Einschätzungen einzelner Ak-teure beruhen sollten, war die Kombination der partizipativen Elemente mit einer GIS-Analyse wichtig. So konnten die Aussagen der Akteure zu neuralgischen Orten verifiziert bzw. bei Bedarf korrigiert und darüber hinaus weitere vulnerable Punkte, Orte oder Nutzungen identifiziert und die zukünftigen Klimaveränderungen in die Analyse miteinbezogen werden. Zudem bildeten die quali-tativ-partizipativen Elemente der Analyse umgekehrt auch eine wichtige Ergänzung zu den Er-kenntnissen der GIS-Analyse. Hier war vor allem die Ortskenntnis der Akteure innerhalb des Unter-suchungsraumes wichtig, die bei den Projektverantwortlichen in dieser Form nicht vorhanden war.

So konnten die Akteure dabei helfen die Ergebnisse der GIS-Analyse zu interpretieren und gegebe-nenfalls mit Hintergrundinformationen zu untermauern.

Der Ansatz der Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse orientiert sich grundsätzlich am Vulnera-bilitätsansatz des IPCC. Das bedeutet, dass er sowohl die Exposition, die Sensitivität als auch die Anpassungskapazität berücksichtigt. Wie in den Kapiteln 2.1.1 und 3.3 jedoch herausgearbeitet wurde, ist vor allem die Sensitivität als entscheidender Faktor der Vulnerabilität zu berücksichtigen.

Dieser Prämisse folgt auch die Akteursorientierte Vulnerabilitätsanalyse in Südhessen, weshalb der Analyse und Bestimmung der Sensitivität eine herausgehobene Bedeutung zukam. Damit nähert sie sich dem Vulnerabilitätsverständnis der Naturrisikoforschung an. Des Weiteren wurde versucht die Anpassungskapazität ebenfalls in die Bewertung der Vulnerabilität einzubeziehen, weshalb es sich bei der in Südhessen durchgeführten Analyse nicht nur um eine Betroffenheitsanalyse handelt. Da die Bestimmung der Anpassungskapazität jedoch, wie in Kapitel 2.1.2 aufgezeigt, in der Praxis mit deutlichen Schwierigkeiten verbunden ist, war dies auch in Südhessen nicht uneingeschränkt mög-lich. Deshalb handelt es sich wiederum faktisch auch nicht um eine reine Vulnerabilitätsanalyse. Um die Kommunikation mit den Akteuren zu vereinfachen und den Erfolg des Vorhabens nicht zu ge-fährden, wurde darauf geachtet, dass die verwendeten Begriffe allseits verständlich waren. Daher wurde auf den Begriff „Vulnerabilität“ verzichtet. Stattdessen wurden im Sprachgebrauch während der Analyse die Begriffe Verwundbarkeit oder Betroffenheit verwendet. Im Projekt KLA-DaDi wurde der Begriff Betroffenheitsanalyse genutzt. Letztlich musste auch für das gedachte Endprodukt einer Vulnerabilitätskarte ein Begriff gefunden werden, der von den Akteuren akzeptiert wurde. Hier wurde schließlich der Begriff „Risikokarte“ gewählt, weil dieser für alle Akteure besser und einfa-cher nachzuvollziehen und entsprechend greifbar war.

Durch die im Forschungsprogramm klimazwei gegebene Projektstruktur lag die Projektverantwort-lichkeit mit der Forschungsassistenz im Projekt KLARA-Net in einer Hand. Bei der Umsetzung und Durchführung der GIS-Analyse sowie der Erstellung sämtlichen Kartenmaterials wurde das KLARA-Net-Team vom „Institut für kommunale Geoinformationssysteme Darmstadt e.V.“ (IKGIS) unter-stützt. Für die Herausarbeitung der Exposition stand das sogenannte „Integrierte Diagnose und Prä-sentationstool“ (IDP-Tool) zur Verfügung, welches im Rahmen der Kooperation mit dem Fachzent-rum Klimawandel Hessen genutzt werden konnte. Im Projekt KLA-DaDi lag die Forschungsassistenz beim beauftragten Büro Infrastruktur & Umwelt, welches durch das Fachgebiet Landmanagement der TU Darmstadt unterstützt wurde (siehe Kapitel 5.1).

Als wichtige Einschränkung bei der Durchführung der Vulnerabilitätsanalyse im KLARA-Net Pilot-raum muss die verzögerte Bereitstellung der für die GIS-Analyse benötigten Geobasis- und Geofach-daten von Seiten des Landes Hessen angesehen werden. Diese Problematik führte dazu, dass

108 5. Vorstellung der Basisstudie Südhessen schließlich lediglich eine vereinfachte GIS-Analyse durchgeführt werden konnte, die aufgrund der zeitlichen Verzögerungen weitgehend parallel zur weiteren Projektarbeit realisiert wurde. Dadurch wurde der ohnehin bereits hohe Stellenwert der qualitativen Analyseelemente noch einmal gestei-gert. Die Verwendung von Algorithmen war jedoch im Rahmen der GIS-Analyse zu keinem Zeit-punkt vorgesehen, so dass darauf gänzlich verzichtet und lediglich eine indikatorenbasierte Ver-schneidung von Geobasis- und Geofachdaten vorgenommen wurde.

Auch im Nachfolgeprojekt KLA-DaDi verlief der Datenbezug für die geplante GIS-Analyse nicht ohne Komplikationen, so dass es auch hier bei einer deutlich kürzeren Projektlaufzeit ebenfalls zu einer erheblichen zeitlichen Verzögerung kam. Zudem war es aufgrund fehlender Nutzungsrechte letzt-lich nicht mögletzt-lich die GIS-Analyse im angedachten Umfang durchzuführen, wodurch auch hier hauptsächlich durch den Input der Akteure und die Erfahrung der Forschungsassistenz ein bestmög-licher Ausgleich gewährleistet werden musste. Als Ergänzung konnte im Projekt KLA-DaDi jedoch auf eine Auswertung von Feuerwehreinsatzstatistiken zurückgegriffen werden, welche die Analyse insgesamt bereicherte (siehe Kapitel 7.1).

Im Rahmen der Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse wurde darauf geachtet eine möglichst vielfältige Methodik anzuwenden, die über Diskussionsrunden hinausging. Folgende Analyseele-mente wurden in Südhessen durchgeführt:

Partizipative Elemente:

ƒ Schriftliche Auftaktbefragung aller Akteure zur Vulnerabilität und Schadensereignissen, be-reits getätigten Maßnahmen sowie weiteren Handlungsbedarfen im Zuge des Klimawandels (KLARA-Net – Fragebogen; KLA-DaDi – inhaltlich abgewandelt als Steckbrief für jede Kom-mune)

ƒ Einzelinterviews mit Vertretern der beteiligten Kommunen, um die gesammelten Erkennt-nisse zu vertiefen und die Vulnerabilitätsabschätzung der Kommunen zu konkretisieren (so-wohl in KLARA-Net als auch in KLA-DaDi)

ƒ Gemeinsame Ortsbegehungen zu neuralgischen Punkten oder umgesetzten Maßnahmen zur Diskussion der Erkenntnisse an konkreten Beispielen

ƒ Rückkopplung von Zwischenergebnissen und gemeinsame Abschätzung der Vulnerabilität im Zuge von Diskussionsrunden

Weitere überwiegend quantitative Analyseschritte:

ƒ Auswertung der Klimaprojektionen mit dem IDP-Tool zur Bestimmung der Exposition

ƒ GIS-Analyse von Geobasis- und Geofachdaten vor dem Hintergrund der Klimaprojektionen und kartographische Darstellung der Ergebnisse

ƒ Analyse von Zusatzdaten, die nicht ins GIS eingespeist wurden

ƒ Räumliche Analyse von ausgewählten Feuerwehreinsätzen der Jahre 2002-2012 und Dar-stellung im GIS (nur KLA-DaDi)

ƒ Vor-Ort-Betrachtung ausgewählter Einsatzschwerpunkte und Einschätzung der Situation (nur KLA-DaDi)

ƒ Zusätzlich durchgängige Sichtung der regionalen Presse auf Berichte zu Extremwetterereig-nissen und Klimaveränderungen

Wie sich die einzelnen Analyseschritte konkret ausgestaltet haben, zeitlich (Phasen) und metho-disch aufeinander folgten und miteinander verwoben sind, wird in Kapitel 7.1 genauer ausgeführt und nachfolgend in Abbildung 5.7 schematisch dargestellt. Die roten Felder beschreiben dabei alle Arbeitsschritte mit Akteursbeteiligung, die blauen stellen die vom Projektteam selbst behandelten Arbeitsschritte dar.

Abb. 5.7 Ablaufschema der Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse in Südhessen (eigene Darstellung)