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6 Vorstellung der Vergleichsstudien

6.2 Vorstellung der Fallstudie Jena

6.2.2 Rahmenbedingungen, Intention und Grundstruktur der Betroffenheitsanalyse Jena

Abb. 6.6 Stadtgebiet Jena (Klimatopkarte) (ThINK 2012: 25)

6.2.2 Rahmenbedingungen, Intention und Grundstruktur der Betroffenheitsanalyse

diese Aspekte aber als eines der Grundziele des Projektes zu sehen sind und die Analyse ein zentra-ler Bestandteil des Projektes war, können dahingehende Prozesswirkungen zumindest indirekt auch für die Analyse geltend gemacht werden.

Wie zuvor in Abschnitt 6.2.1 erwähnt, können die ersten beiden Blöcke bzw. Arbeitsphasen im Pro-jekt JenKAS der Klimafolgenanalyse zugerechnet werden. In der ersten Phase wurde zunächst die Exposition der Stadt Jena gegenüber den Folgen des Klimawandels mit Hilfe des DWD herausgear-beitet. In der zweiten Phase wurde ein sogenannter „Drei Perspektiven-Ansatz“ verfolgt (siehe Abb.

6.7). Zunächst wurde dabei von den relevanten Klimafolgen ausgehend untersucht, welche räumli-chen Auswirkungen auf gesamtstädtischer Ebene mit diesen verbunden sind. Diese Ergebnisse wur-den daraufhin zusätzlich auf die in Jena relevanten Handlungsfelder und Sektoren projiziert. Hier wurde entsprechend untersucht, wie die Handlungsfelder von den einzelnen Klimawirkungen be-troffen sind. Darüber hinaus gab es den Anspruch auf Seiten des Projektteams, in einem weiteren Konkretisierungsschritt Aussagen zur räumlichen Betroffenheit für alle 30 Ortsteile treffen zu kön-nen, weshalb diese noch einmal separat betrachtet wurden. Neben gesamtstädtischen Aussagen zur Betroffenheit sollten somit Aussagen für die einzelnen Ortsteile und die für Jena relevanten Sekto-ren getroffen werden, um sowohl den gesamtstädtischen Entscheidungsträgern, den Entscheidungs-trägern in den verschiedenen Ortsteilen als auch denen auf sektoraler Ebene Erkenntnisse zur Be-troffenheit zukommen lassen zu können (vgl. Interview Projektverantwortliche Jena; ThINK 2012:

32ff).

Abb. 6.7 Drei-Perspektiven-Ansatz im Projekt JenKAS (ThINK 2012: 66)

Die im JenKAS Projekt durchgeführte Klimafolgenanalyse verbindet Komponenten einer GIS-Analyse mit Elementen der Akteursbeteiligung und weist daher sowohl quantitative als auch quali-tative Analyseelemente auf. Dabei fand die Durchführung des Hauptteils der Analyse weitgehend ohne aktive Akteursbeteiligung statt. Das gilt sowohl für die Herausarbeitung der Exposition als auch für die GIS-basierte Analyse der Sensitivitäten auf gesamtstädtischer Ebene. Die Akteure wur-den im Zuge von vier thematischen „Klimatischen“ (jeweils einem pro Handlungsfeld) oder auch durch bilaterale Konsultationen am weiteren Prozess beteiligt. Hier wurden ihnen die vorläufigen Ergebnisse der GIS-Analyse vorgestellt, und es gab die Möglichkeit zur Diskussion und somit zur Einbringung des eigenen Wissens. So konnten die Akteure Einfluss auf die Ergebnisse nehmen und

Ergänzungen oder Konkretisierungen vornehmen. Des Weiteren gab es für die Institutionen, die Daten für die Analyse bereitstellten, die Möglichkeit Änderungsvorschläge bzw. Hinweise für die Methodik der GIS-Analyse zu unterbreiten. Auf standardisierte Befragungen oder Interviews mit beteiligten Akteuren wurde verzichtet. Als Hindernis einer stärkeren Einbindung der Akteure wird von den Projektverantwortlichen vor allem die Komplexität der durchgeführten Analysen gesehen, die es schwierig mache die Inhalte der Analyse an die Akteure zu kommunizieren, als dass diese konkreter hätten eingebunden werden können. Die Forschungsassistenz vertritt die Auffassung, dass es nicht möglich sei die fachlichen Inhalte so herunterzubrechen, dass sie jeder Akteur verste-hen könne (vgl. Interview Projektverantwortliche Jena).

Die Auswertung der Klimaprojektionen und die nachfolgende GIS-Analyse zu den bestehenden Sen-sitivitäten stellten somit die Basis für die Klimafolgenanalyse dar. Da im Zuge der GIS-Analyse ledig-lich die Sensitivitäten untersucht wurden, ist diese eher als eine vereinfachte GIS-Analyse anzuse-hen. Für die Analyse der Sensitivitäten wurden vielfach Erfahrungswerte aus der Vergangenheit zu Extremwetterereignissen einbezogen. Dadurch konnten betroffene Hot Spots und neuralgische Punkte innerhalb des Stadtgebietes herausgearbeitet werden. Die Erfahrungswerte wurden jedoch nicht explizit von externen Akteuren aufgenommen. Im Wesentlichen wurde hier auf den Austausch mit den direkt im Projektteam beteiligten Institutionen oder mit anderen Fachdiensten der Stadt-verwaltung zurückgegriffen. Bei der Beurteilung der Betroffenheit wurde weitgehend auf den Ein-bezug künftiger Stadtentwicklungsmaßnahmen verzichtet, sprich es wurde keine Szenariobetrach-tung vorgenommen. Daher fand die BetrachSzenariobetrach-tung des zukünftigen Klimas vor dem Hintergrund heu-tiger städtebaulicher und landschaftlicher Nutzungen statt. Während die Akteursbeteiligung in der 2009 durchgeführten Vorstudie noch eine wesentliche Basis für die Ergebnisse darstellte, war sie innerhalb des Projektes JenKAS lediglich ein ergänzendes Modul (vgl. Interview Projektverantwort-liche Jena; Interview Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Stadtplanung Jena).

In Anlehnung an den in Abb. 6.7 dargestellten „Drei-Perspektiven Ansatz“ bei der Durchführung der Klimafolgenanalyse lässt sich diese in unterschiedliche methodische Stränge unterteilen. Die Pro-jektverantwortlichen sprechen hier von einer Vorgehensweise zunächst aus wissenschaftlicher Per-spektive bei der zunächst die Klimafolgen analysiert wurden (Bestimmung der Exposition und der räumlichen Betroffenheiten auf gesamtstädtischer und Stadtteilebene) und daraufhin aus Sicht der sektoralen Handlungsfelder, bei der auch die Akteure eingebunden wurden. Da die Akteursbeteili-gung zu wesentlichen Teilen erst nach der Durchführung der räumlichen Analyse stattfand und da-bei im Zuge der sektoral aufgebauten Klimatische die vorläufigen Ergebnisse der Klimafolgenanaly-se diskutiert wurden, fand auch vorher bereits eine Abschätzung bzw. Bewertung der Betroffenheit Jenas gegenüber den einzelnen Klimawirkungen statt. Die Bewertung der räumlichen Vulnerabilitä-ten bzw. BetroffenheiVulnerabilitä-ten geschah ausschließlich innerhalb des Projektteams (siehe Kapitel 7.1) (vgl.

Interview Projektverantwortliche Jena).

Bei der Fallstudie Jena handelt es sich nicht um eine klassische Vulnerabilitätsanalyse, wie sie nach der Definition des IPCC zu sehen ist. Es wurde bei der hier durchgeführten Analyse bewusst und durchgehend auf eine Bestimmung und somit Einbeziehung der Anpassungskapazität verzichtet, so dass hier von einer klassischen Betroffenheitsanalyse gesprochen werden kann. Für die durchge-führten Analysestränge konnten dabei teilweise, entweder aufgrund fehlender Daten (s.u.) oder der mit den Klimaprojektionen verbundenen Unsicherheiten, nur die Exposition oder nur die

Sensitivi-tät dargestellt werden. Ein Grund für den Verzicht auf die Bestimmung der AnpassungskapaziSensitivi-tät liegt darin, dass teilweise die Datenlage nicht ausreichend war und diese andererseits aus Sicht der lokalen Forschungsassistenz auch nur schwer zu bestimmen ist (siehe Kapitel 2.1.2). Hinzukom-mend vertreten die Projektverantwortlichen die Auffassung, dass die Berücksichtigung der Anpas-sungskapazität den Akteuren gegenüber ein falsches Bild vermittelt. Hier wird ein grundsätzliches Problem in der Kommunikation hin zur Sensibilisierung der Akteure gesehen. Mit der bestehenden oder potenziellen Anpassungskapazität suggeriere man den Akteuren, die im Zuge der Anpassung an die Folgen des Klimawandels handeln und Maßnahmen umsetzen müssen, dass das Problem des Klimawandels noch nicht akut sei und entsprechende Maßnahmen dagegen keine allzu große Eile hätten. Daher entschied man sich nur die Betroffenheit Jenas zu analysieren und diese zu kommu-nizieren (vgl. Interview Projektverantwortliche Jena). Aus diesem Grund gab es in der Fallstudie Jena keine Probleme bei der Kommunikation der notwendigen Begriffe, da nicht auf für die Akteure eventuell schwer nachvollziehbare Begriffe wie Vulnerabilität verzichtet werden musste.

Ein wichtiger Grundstein für die im Projekt JenKAS durchgeführte Betroffenheitsanalyse war die im Vorfeld des Projektes von der Stadt in Eigeninitiative realisierte Vorstudie, in der über ein halbes Jahr die Grundlagen für das spätere ExWoSt-Projekt gelegt wurden. In diesem Zusammenhang fand auch eine erste Einbindung von Fachakteuren aus verschiedenen, vorwiegend verwaltungsinternen Institutionen und von lokalen Entscheidungsträgern statt. Um die im Klimawandel relevanten Hand-lungsfelder für Jena zu identifizieren und notwendige Daten zu beschaffen, wurde auch auf das Wissen und die Ideen der Akteure gesetzt. Dieses wurde zunächst in einer Fragebogenaktion zu-sammengetragen und schließlich in zwei Workshops und einzelnen Expertengesprächen vertieft (vgl. Interview Projektverantwortliche Jena).

In der Fallstudie Jena konnte nur auf eine grundsätzlich eingeschränkte Datenlage zur Durchfüh-rung der GIS-Analyse zurückgegriffen werden, so dass nicht alle Analysen in dem Maße durchge-führt werden konnten, wie es von Seiten der Forschungsassistenz gewünscht gewesen wäre. Für einige betrachtete Klimawirkungen wurde daher auf eine flächenhafte Betrachtung für das ganze Stadtgebiet verzichtet (siehe Kapitel 7.1). Die Daten, die im Rahmen der GIS-Analyse vorlagen, wa-ren hauptsächlich bereits im Besitz der Stadt Jena. Zusätzlich konnten Daten verschiedener Thürin-ger Institutionen wie z.B. dem TLUG bezogen werden. Bei den zur Verfügung stehenden Daten handelte es sich hauptsächlich um Geodaten, aber auch Zusatzdaten wie Sachdaten, Tabellen und Aufstellungen, die in die Analyse einbezogen werden konnten. Bei der Beschaffung der zur Verfü-gung stehenden Daten gab es für das JenKAS-Projekt keine Schwierigkeiten. Hinzu kamen die mit dem DWD erhobenen Daten bzw. auch weitere vom DWD bereitgestellte Datensätze, mit denen die Exposition gegenüber den Folgen des Klimawandels herausgearbeitet werden konnte. Durch die im Laufe des Projektes erweiterte Kooperation mit dem DWD kam es zu Verzögerungen bei der Her-ausarbeitung der Exposition. Dadurch mussten einzelne Arbeitsprozesse letztlich parallel durchge-führt werden (vgl. Interview Projektverantwortliche Jena).

Die Ergebnisse der Betroffenheitsanalyse wurden in insgesamt 11 unterschiedlichen Karten darge-stellt. Darunter waren sowohl Karten, die sich auf die Exposition als auch auf die Sensitivität Jenas gegenüber einzelnen Klimawirkungen bezogen, sowie zwei zusammenfassende Karten. Für die

ein-zelnen Ortsteile wurde auf Karten verzichtet und die Beurteilung der Betroffenheit in einer Art Am-pelsignatur vorgenommen (siehe Kapitel 7.1) (vgl. ThINK 2012).

Die Betroffenheitsanalyse in der Fallstudie Jena lässt sich zusammenfassend in die nachstehenden Elemente unterteilen:

Kernelemente

ƒ Analyse der Mess- und Modellierungsdaten des DWD und Dokumentation in einem lokalen Klimawandel-Gutachten zur Bestimmung der Exposition gegenüber den Folgen des Klima-wandels

ƒ Durchführung einer GIS-Analyse zur Bestimmung der Sensitivität und der Betroffenheiten anhand von Geodaten

ƒ zusätzliche Auswertung von Feuerwehreinsätzen und von Presseberichten zu Extrem-ereignissen

Partizipative Elemente

ƒ Ein Klimatisch je Handlungsfeld - Diskussionsrunden

ƒ Bilaterale Konsultationen

Der Ablauf der Betroffenheitsanalyse der Fallstudie Jena wird abschließend noch einmal grafisch zusammengefasst.

Abb. 6.8 Schematischer Ablauf der Betroffenheitsanalyse der Fallstudie Jena (eigene Darstellung)