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3 Rahmenbedingungen

3.1 Klimawandel und Auswirkungen in Deutschland

3.1.2 Auswirkungen des Klimawandels und damit verbundene Vulnerabilitäten

Abb. 3.5 Klimaregionen in Deutschland (UBA 2007: 16)

ver Aspekt aus den steigenden Temperaturen kann sich zukünftig für die Tourismusbranche erge-ben. Durch steigende Temperaturen werden die deutschen Urlaubsregionen im Sommer attraktiver.

Dies gilt vor allem für die Küsten oder große Seen, wo mit steigenden Wassertemperaturen mehr Besucher zu erwarten sein werden, während in den dicht bebauten Städten der Hitzestress zuneh-men wird. Davon profitieren auch die ländlichen Regionen als Ausflugs- oder Naherholungsziele.

Die Erhöhung der Temperaturen und das verstärkte Auftreten von Hitzewellen haben in negativer Hinsicht vor allem Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen. Die Belastung des menschli-chen Organismus durch Hitze kann bis zum Tod führen. Betroffen ist hierbei besonders das Herz-Kreislaufsystem bei älteren oder kranken und somit vorbelasteten Menschen, sowie bei Neugebore-nen. Durch den demografischen Wandel wird dieses Problem zusätzlich verstärkt (vgl. Website Umweltbundesamt, 16.04.2014).

Anstieg der Wassertemperaturen

Neben der Erhöhung der Lufttemperaturen werden langfristig auch die Wassertemperaturen weiter ansteigen. Außerdem kommt es durch steigende Temperaturen und zumindest zeitweise zuneh-mender Trockenheit zu vermehrter Verdunstung und somit zu einer Abnahme des Wasserdargebots.

Probleme mit steigenden Wassertemperaturen sind bei Kraftwerken zu erwarten, wenn diese das Wasser der Flüsse zur Kühlung verwenden. Thermische Kraftwerke sind durch höhere Flusstempe-raturen in den Sommermonaten betroffen, da die Wärmeaufnahmekapazität der Gewässer ebenfalls vermindert wird, so dass aufgrund wasserrechtlicher Regelungen die Leistung solcher Kraftwerke in Zukunft erwartungsgemäß verringert werden muss (vgl. BBK 2007: 47).

Gletscherschmelze und Meeresspiegelanstieg

Eine weitere Auswirkung des Klimawandels, hervorgerufen durch den Temperaturanstieg, ist das erwähnte Abschmelzen der Polkappen und Gletscher. Zusätzlich führt eine erhöhte Temperatur zu einer globalen Ausdehnung des Meerwassers (siehe Kapitel 3.1.1). Beide Phänomene bewirken zu-sammen, dass der Meeresspiegel weiter bedrohlich ansteigen könnte und somit eine Gefährdung der Küstengebiete und des Hinterlandes gegeben ist. Durch den Meeresspiegelanstieg sind auch die deutschen Inseln und Küsten betroffen.

Des Weiteren wird auch der Wintersporttourismus durch das Abschmelzen der Gletscher beein-flusst, da somit zukünftig immer weniger Sommerskigebiete noch genutzt werden können. Allge-mein ist mit einem Anstieg der Schneefallgrenzen im Winter zu rechnen, so dass zahlreiche Skige-biete unter rund 1500m über NN in Zukunft nicht mehr als schneesicher angesehen werden können (vgl. IPCC 2007: 1). Auch eine technische Beschneiung wird in diesen Regionen immer schwieriger werden (vgl. Zebisch et al. 2005: 140).

Veränderung der Artenvielfalt

Zusätzliche schleichende Auswirkungen des Klimawandels sind durch die Verschiebung der Klima-zonen und der damit einhergehenden Veränderung der Artenvielfalt (Biodiversität) zu erwarten.

Durch die Veränderungen des Klimas und die langfristige Verschiebung der Klimazonen nach Nor-den und in größere Höhen (Alpen) verändern sich auch die Lebensbedingungen für die heimischen Arten, seien es Pflanzen oder Tiere. Es muss damit gerechnet werden, dass die klimatischen Ände-rungen die Anpassungsfähigkeit einiger dieser Arten übersteigt und die hiesigen Breiten zu einem

Ungunstraum für eben diese Arten werden. Das bedeutet, dass sie entweder ihre Lebensräume ver-lagern werden, indem sie dem für sie günstigen Klima nach Norden folgen, oder sie schaffen diesen Umzug nicht und sterben aus. Des Weiteren steigt gleichzeitig der Druck durch einwandernde Ar-ten, die hier günstige Lebensbedingungen vorfinden. Diese könnten einheimische Arten verdrängen oder ihnen als Schaderreger gefährlich werden (vgl. IPCC 2007: 2).

Trockenheit und Dürren

Hervorgerufen durch steigende Temperaturen und der Tendenz zur langfristigen Verschiebung ei-nes Teils der Niederschläge vom Sommer in den Winter, besteht für einige Regionen die Gefahr von Wasserknappheit und Dürreerscheinungen in den Sommermonaten durch vermehrte Trockenperio-den. Dieser Aspekt wird insbesondere in den Regionen problematisch sein, wo bereits heute weni-ger Niederschlag fällt, als in anderen Gebieten. In Südeuropa werden Wassermangel und Dürre ein weit verbreitetes Phänomen werden. Dies gilt aber auch für Teile Deutschlands, wie z.B. die Region Berlin-Brandenburg, die heute schon als die trockenste in ganz Deutschland gilt. Hier muss ver-stärkt mit Dürreerscheinungen gerechnet werden. Dürren und Wassermangel bewirken Einschrän-kungen in den Bereichen Land- und Forstwirtschaft, Energieversorgung und Schifffahrt, möglicher-weise aber auch bei der Trinkwasserversorgung, wenn beispielsmöglicher-weise Quellschüttungen versiegen.

Dies ist jedoch regional sehr unterschiedlich, da eine längere Trockenheitsphase durch die Vorhal-tung von Wasser in Stauseen und Talsperren in vielen Regionen nicht automatisch sofort zu Was-sermangel oder Problemen bei der Trinkwasserversorgung führt (vgl. Kemper & Knur 2008: 35).

Trockenstress und Waldbrandgefahr

Durch Trockenheit und Dürre erfahren zudem viele heimische Baumarten und Pflanzen den soge-nannten Trockenstress. Die in Deutschland sehr verbreitete feuchtigkeitsliebende Fichte z.B., wird langfristig große Probleme mit häufiger auftretenden Trockenperioden bekommen und mittelfristig, nicht nur aus diesem Grund, durch andere, trockenheitsresistentere Arten, ersetzt werden müssen.

Besonders im Norden und Nordosten Deutschlands erhöhen die sandigen Böden mit ihrem geringen Wasserrückhaltevermögen die Gefahr von Trockenstress. Zudem sind hier die grundwassernahen Auenwälder durch zurückgehende Grundwasserstände bedroht (vgl. Zebisch et al. 2005: 90).

Mit verstärkter Trockenheit und dem damit verbundenen Stress für die Vegetation steigt gleichzeitig die Gefahr von Wald- oder Flächenbränden. In Deutschland sind die dürregefährdeten Gebiete im Osten aber auch der Oberrheingraben und der Schwarzwald besonders betroffen. Eine klimatisch bedingte Brandgefahr erhöht zwar die Wahrscheinlichkeit von Wald- oder Flächenbränden, ausge-löst werden diese aber in der Regel durch menschliche Aktivitäten (vgl. Zebisch et al. 2005: 88).

Änderungen des Niederschlagsregimes und damit verbundene Extremereignisse

Das durch den Klimawandel bedingte, veränderte Niederschlagsverhalten und die vermehrt auftre-tenden niederschlagsbezogenen Extremereignisse stellen das Gegenteil zum zuvor beschriebenen Aspekt der vermehrten Trockenperioden dar. Langfristig wird sich in den meisten Regionen ein Teil der Niederschläge zwar vom Sommer in den Winter verschieben, wärmere Luftmassen sind jedoch in der Lage mehr Feuchtigkeit zu speichern, so dass ein vermehrtes Auftreten von starken Nieder-schlägen oder Unwettern auch im Sommer zu erwarten ist. Ein erster Trend dazu ist bereits nach-vollziehbar. Zukünftig ist zwar in den Sommermonaten insgesamt vermutlich von weniger

Regenta-gen bzw. ReRegenta-genereignissen auszugehen, die starken Niederschlagsereignisse werden aber sowohl an Intensität, als auch an Häufigkeit zunehmen (vgl. BBK et. al. 2012: 103). Starkregenfälle und häufi-gere Winterniederschläge führen verbreitet zu Hochwasserereignissen und Überschwemmungen.

Überschwemmungen sind die verbreitetsten und vom Schadenspotential her eine der gefährlichsten Auswirkungen der Folgen des Klimawandels. Dies belegen jüngere Ereignisse wie die Jahrhundert-hochwasser am Rhein 1993/94 und 1995, die Oderflut im Jahre 1997 und die Elbeflut im Sommer 2002 sowie die schweren Hochwasser an Elbe und Donau im Jahre 2013 (vgl. Website Münchner Rückversicherung, 16.04.2014).

Bei Überschwemmungen oder Überflutungen muss zwischen Flusshochwassern und Sturzfluten unterschieden werden. Überschwemmungen oder reines Hochwasser treten in der Regel an größe-ren Flüssen auf, dabei sind sie meist Folge von langanhaltenden, kräftigen Regenfällen, die beson-ders im Winter niedergehen und bei milder Witterung von Schneeschmelzen verstärkt werden kön-nen. Zukünftig wird es weniger Zwischenspeicherung des Niederschlags in Form von Schnee geben.

Die Niederschläge werden den Flüssen so schneller zugeführt, was wiederum ein schnelleres aber gleichmäßigeres Ansteigen der Pegel bewirkt. Hinzu kommt oftmals eine Sättigung der Böden, so dass kein Wasser mehr versickern kann und ein verstärkter Oberflächenabfluss in die Flüsse und Kanalisationen zu beobachten ist (vgl. Zebisch et al. 2005: 49f).

Sturzfluten sind dagegen das Ergebnis von lokalen oder regionalen Unwettern, bei denen innerhalb von kurzer Zeit große Wassermengen auf relativ kleine Gebiete niedergehen und dort zu schweren Überschwemmungen führen. Besonders problematisch sind dabei kleinere Flüsse, deren Pegel plötz-lich rasant ansteigen, schwere Schäden verursachen und mit ihren Wassermassen die größeren Vor-fluter zum Anschwellen bringen. Ebenfalls häufig von Sturzfluten betroffen sind Hanglagen und stark versiegelte Bereiche, wie Straßen und Siedlungen, die fernab von Flüssen gelegen sind, in denen die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen kann. Etwa die Hälfte aller durch Hochwasser verursachten Schäden werden durch kleinräumige Überflutungen nach Starkregener-eignissen verursacht (vgl. Zebisch et al. 2005: 49).

Weitere Probleme ergeben sich durch Sedimenttransport in Flüssen oder aber durch die Über-schwemmung von Wasserwerken oder Kläranlagen. Teilweise überlagern sich die Ereignisse auch, so dass langanhaltende Niederschläge zusätzlich von unwetterartigen Starkregenfällen weiter ver-stärkt werden und so katastrophale Ausmaße entstehen können. Im Sommer führen z.B. die soge-nannten Vb-Wetterlagen29immer wieder zu solchen Szenarios (vgl. Fleischhauer 2003: 99).

Ein bei starken, langanhaltenden und hochwasserauslösenden Regenfällen in den Alpen sowie in einigen Mittelgebirgen verbreitetes Problem sind gravitative Massenbewegungen, wie z.B. Hangrut-schungen oder Murren. Aber auch Wassererosion, die zur Auswaschung der Böden führt, ist weit verbreitet und stellt ein großes Problem für die Landwirtschaft und umliegende Nutzungen dar.

Weitere niederschlagsbedingte Extremereignisse können Hagel, Eisregen oder auch extreme Schneefälle sein. Gerade bei Temperaturen, die im Winter zukünftig häufiger um den Gefrierpunkt

29 Bei Vb-Wetterlagen (nach Jakob van Bebber) bildet sich über dem warmen Golf von Genua ein sehr niederschlagsintensives Tiefdruck-gebiet, welches über Norditalien östlich um die Alpen zieht. Solche Wetterlagen waren in den vergangenen Jahren auch in den Som-mermonaten immer wieder Auslöser großer Hochwasserkatastrophen. Es muss zudem damit gerechnet werden, dass solche Wetterla-gen in Zukunft häufiger auftreten und dabei schwere Schäden verursachen (vgl. KLARA-Net 2011: 15).

liegen werden, sind Eisregen oder extreme Schneefälle von Bedeutung (vgl. Kemper & Knur 2008:

38).

Sturm und Starkwindböen

Trotz der bestehenden Unsicherheiten muss auch mit einer Erhöhung der Windgeschwindigkeiten und einer Zunahme bzw. Intensivierung von Stürmen gerechnet werden. Besonders problematisch sind Starkwindböen, die häufig im Zusammenhang mit Gewittern und Starkregenereignissen auftre-ten. Stürme führen einerseits in der Land- und Forstwirtschaft und im Siedlungsbereich zu Proble-men durch Winderosion, umstürzende Bäume oder Schäden an Gebäuden oder Autos. Andererseits gefährden sie die Küstenbereiche durch Sturmfluten, die zusammen mit dem steigenden Meeres-spiegel verheerende Auswirkungen auf die Küsten haben können. So kommt es zu Überschwem-mungen, Landverlust durch Wassererosion und möglicherweise Deichbrüchen. Besonders gefährdet ist in solchen Situationen die Nordseeküste, weil dort viele Gebiete wie z.B. in den Niederlanden unterhalb des Meeresspiegels liegen. Die der Nordseeküste vorgelagerten Inseln und Halligen sind durch den steigenden Meeresspiegel und Sturmfluten einer besonderen Gefährdung ausgesetzt (vgl.

BBK 2007: 57).

Dies sind die wesentlichen Auswirkungen und Folgen, die durch den Klimawandel in Deutschland zu erwarten sind. Sowohl die schleichenden Prozesse als auch die Extremereignisse allein wären weniger problematisch, wenn sich nicht im Laufe der Zeit eine Kulturlandschaft entwickelt hätte, deren Nutzungen durch die zuvor genannten Klimawirkungen beeinträchtigt bzw. gefährdet wären.

Diese Nutzungen, Bereiche und Sektoren sind gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels ent-sprechend verwundbar und müssen sich an die Folgen des Klimawandels anpassen, um ihre Vulne-rabilität zu verringern (siehe Kapitel 2.1.1). Welche Bereiche gegenüber den thematisierten Klima-folgen verwundbar sind, wurde hier angedeutet. Wie stark diese verwundbar sind und wo Vulnera-bilitäten aus räumlicher Sicht oder für einzelne Nutzungen bestehen, lässt sich über Vulnerabilitäts-analysen herausarbeiten (siehe Kapitel 2.1.2). Die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawan-del (siehe Kapitel 3.2.1), legt 15 Sektoren und Bereiche aus Natur und Gesellschaft fest, die im Zu-ge der Anpassung an die FolZu-gen des Klimawandels eine wichtiZu-ge Rolle spielen, sei es aufgrund ihrer Vulnerabilität oder aus strategischer Sicht.

Dabei handelt es sich um:

ƒ Menschliche Gesundheit

ƒ Bauwesen

ƒ Wasserhaushalt, Wasserwirtschaft, Küsten- und Meeresschutz

ƒ Boden

ƒ Biologische Vielfalt

ƒ Landwirtschaft

ƒ Wald- und Forstwirtschaft

ƒ Fischerei

ƒ Energiewirtschaft (Wandel, Transport und Versorgung)

ƒ Finanzwirtschaft

ƒ Verkehr, Verkehrsinfrastruktur

ƒ Industrie und Gewerbe

ƒ Tourismuswirtschaft

Sowie die strategischen Querschnittsthemen

ƒ Raum-, Regional- und Bauleitplanung sowie

ƒ Bevölkerungsschutz (vgl. Bundesregierung 2008: 16ff)

Projekte und Studien, die sich mit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels beschäftigen, greifen diese Bereiche, Sektoren oder auch Schutzgüter in der Regel auf. Dabei gibt es nicht nur rein sektorale, sondern auch integrierte Betrachtungen, die sich jeweils mit mehreren dieser Berei-che auseinandersetzen und das vor einem konkreten räumliBerei-chen Hintergrund tun, sei es auf Bun-des-, Länder-, regionaler oder kommunaler Ebene, je nach Betrachtungswinkel und räumlichen Ge-gebenheiten.