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5 Vorstellung der Basisstudie Südhessen

5.1 Die Projekte KLARA-Net und KLA-DaDi

96 5. Vorstellung der Basisstudie Südhessen Klimawandels nicht nur für, sondern mit den Akteuren vorangetrieben werden muss und daher nur in enger Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren gelingen kann, da diese Anpassungsmaß-nahmen letztlich umsetzen müssen. Der Akteurskreis setzte sich vor allem aus Verwaltungsvertre-tern von Städten und Gemeinden sowie der Fachverwaltungen der beteiligten Landkreise und Lan-desbehörden, Unternehmens- und Verbandsvertretern wie auch interessierten Privatpersonen zu-sammen (siehe Kapitel 7.1) (vgl. Buchholz et al. 2009: 229, Buchholz et. al. 2010: 91).

Die Ziele des Netzwerks KLARA-Net lassen sich wie folgt zusammenfassen:

ƒ Diskussion von Auswirkungen des Klimawandels (Chancen und Risiken) mit den regionalen Akteuren bzw. Betroffenen

ƒ Steigerung des Bewusstseins und Sensibilisierung für die Betroffenheiten gegenüber den zu erwartenden Klimafolgen

ƒ Erarbeitung eines Handlungskonzeptes „Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ am Beispiel eines ausgewählten Pilotraumes

ƒ Entwicklung beispielhafter Anpassungsmaßnahmen

ƒ Integration der Klimaanpassung in Programme, Konzepte und Richtlinien (Netzwerk KLARA-Net)

Um die Projektziele zu erreichen, wurde die Forschung im Rahmen der Netzwerkarbeit in drei un-terschiedliche Arbeitsbereiche untergliedert (siehe Abb. 5.1). Dies waren zum einem die Themen-gruppenarbeit, die Basis und Ursprung des Netzwerkes bildete und gleichwohl eine breite Diskussi-onsplattform zum Thema Klimaanpassung bot. Zweitens die Arbeit in einem Pilotraum, für den es galt ein konkretes raumbezogenes Anpassungskonzept zu entwickeln. Drittens kam die Etablierung einer Schnittstelle zwischen der Bottom up- und der Top down Ebene in Südhessen hinzu (vgl.

ebenda).

Abb. 5.1 Organisationsstruktur des Projektes KLARA-Net (KLARA-Net 2009)

Die Region Starkenburg als Untersuchungsraum (siehe Abb. 5.2) umfasst insgesamt fünf Landkreise in Südhessen (Groß-Gerau, Bergstraße, Odenwaldkreis, Darmstadt-Dieburg und Offenbach) und die kreisfreie Stadt Darmstadt in ihrem Zentrum auf einer Fläche von ca. 2600 km². Damit vereint sie

zugleich mit dem Hessischen Ried, der Bergstraße, weiten Teilen des Odenwaldes und der Un-termainebene sehr unterschiedliche Naturräume, die in unterschiedlicher Weise von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Begrenzt wird die Region im Westen vom Rhein, im Norden und Os-ten vom Main sowie im Süden vom Neckar. Sie hat daher Anteil sowohl an der Metrolpolregion Rhein-Main, als auch an der Metrolpolregion Rhein-Neckar. Trotz der überwiegend ländlichen Struktur leben in der Region Starkenburg ca. 1 Million Einwohner (Netzwerk KLARA-Net; vgl.

Website Energiegenossenschaft Starkenburg, 05.08.2014).

Abb. 5.2 Region Starkenburg (KLARA-Net 2006)

Themengruppenarbeit und Schnittstelle

Als besondere Stärke des Netzwerkansatzes von KLARA-Net sind die große Bedeutung kommunika-tiver Methoden, der Querschnittscharakter und der starke Umsetzungsbezug zu sehen, der sich in allen Teilbereichen widerspiegelte. Diese partizipative und integrierte Vorgehensweise ist der Tritt-stein für eine akteursorientierte Regionalentwicklung und die Realisierung konkreter Anpassungs-maßnahmen. Die Teilnahme am Netzwerk KLARA-Net beruhte auf komplett freiwilliger Basis (vgl.

Buchholz et al. 2010: 91).

In der ersten Phase der Projektarbeit (2006-2008) standen zunächst die allgemeine Bewusstseins-bildung der regionalen Akteure bezüglich der Folgen des Klimawandels und die darauf aufbauende Entwicklung einer Strategie zum Umgang mit dem Klimawandel im Mittelpunkt des Forschungsin-teresses. Dazu wurde ein Akteursnetzwerk aufgebaut, das in Teilen bereits bei anderen Regional-entwicklungsprozessen der Region Starkenburg bestanden hatte und im Laufe des Projektes um weitere Akteure und Institutionen ergänzt wurde. Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Region themenfokussiert diskutieren zu können, wurden zunächst vier Themengruppen etabliert - dies waren: „Bau-, Wasserwirtschaft und Planung“; „Land-, Forstwirtschaft und Weinbau“;

98 5. Vorstellung der Basisstudie Südhessen sundheit“ und „Tourismus“. Diese tagten in regelmäßigem Turnus. Aufgabe der Themengruppen war es, regionale Akteure aus verschiedenen Disziplinen einzubinden und gemeinsam Handlungs-möglichkeiten und Maßnahmen zur Anpassung zu diskutieren und zu entwickeln. Die behandelten Themenfelder sollten dabei die potenziellen regionalen Vulnerabilitäten bzw. betroffenen und wich-tigen Sektoren in der Region Starkenburg abdecken. Des Weiteren lag dem verfolgten Netzwerkan-satz zugrunde, dass die Vertreter der Themengruppen die Erkenntnisse und das Bewusstsein zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels als Multiplikatoren in ihre jeweiligen Institutionen wei-tertragen und dadurch sensibilisieren und auf die zukünftigen Herausforderungen durch den Kli-mawandel vorbereiten sollten (vgl. Buchholz et al. 2009: 230).

Ein wichtiges Ziel der Schnittstellenarbeit war es, relevante Richtlinien und Verordnungen zu iden-tifizieren und diese nach Möglichkeit um Anpassungsaspekte zu ergänzen. Wesentlicher Ansatz-punkt war dabei eine verbesserte Vermittlung von Bedürfnissen im Zuge des Klimawandels zwi-schen der Bottom Up- und der Top down-Ebene. So wurde einerseits beabsichtigt die auf der regio-nalen Ebene mit den Akteuren identifizierten Anpassungsbedarfe an die höheren Ebenen zu vermit-teln, während die Akteure andererseits über relevante Bundes- und Landesaktivitäten mit Bezug zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels informiert werden sollten. In diesem Zusammenhang entwickelte sich eine enge Kooperation mit dem Fachzentrum Klimawandel (FZK)53 des Landes Hessen. Zusätzlich waren Vertreter des Projektteams der TU Darmstadt Mitglied im ARL Arbeits-kreis „Klimawandel und Raumplanung“ und konnten so aktiv die Anpassungsdiskussion in der räumlichen Planung mitgestalten (vgl. Buchholz et al. 2009: 232f).

Als verbindende Elemente der Netzwerkarbeit können die regelmäßig in großer Runde zu Einzelas-pekten der Klimaanpassung durchgeführten Regionalforen und die KLARA-Net Lenkungsgruppe gesehen werden. In der Lenkungsgruppe saßen neben den Projektverantwortlichen Vertreter der Themengruppen und später auch Akteure des Pilotraumes. Die Lenkungsgruppe hatte als überge-ordnete Institution innerhalb des Netzwerkes die Aufgabe Ergebnisse weitergehend zu diskutieren und nächste Schritte und Weichenstellungen zu besprechen. Darüber hinaus kam der Lenkungs-gruppe auch eine wichtige Rückkopplungsfunktion von Seiten der Akteure an die Projektverant-wortlichen zu (vgl. Website KLARA-Net, 05.08.2014).

Der Prozess im Netzwerk KLARA-Net beruhte im Wesentlichen auf zwei Säulen (siehe Abb. 5.3).

Einer thematischen oder sektoralen Säule und einer räumlich integrierten Säule, die sich mit einem näher eingegrenzten Untersuchungsraum und einem dort zu erstellenden Anpassungskonzept be-fasste. Während die Aktivitäten im thematischen Bereich eher akteursbezogen und vor allem punk-tuell ausgerichtet waren, um möglichst viele Akteure zu informieren und so eine Bewusstseinsstei-gerung zu erzielen, ist das Vorgehen auf der räumlichen Ebene dagegen als strategisch-konzeptionell anzusehen. Hier war der gesamte Prozess auf die Erarbeitung des späteren Endergeb-nisses, dem Handlungs- oder Anpassungskonzept ausgelegt. Dazu wurde zunächst die

53 Das Fachzentrum Klimawandel Hessen ist beim Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) angesiedelt und als Schnitt-stelle zwischen der Landesverwaltung und den regionalen und kommunalen Verwaltungen aber auch der Forschung gedacht. Dem Netzwerk bot sich hier eine Plattform, um die in Südhessen herausgearbeiteten Belange einzubringen und zu vertreten.

tierte Vulnerabilitätsanalyse durchgeführt, um später für die dabei herauskristallisierten Handlungs-felder in thematischen Sitzungen konkrete Ziele und Maßnahmen für die Anpassung des Pilotrau-mes festzulegen und daran schließlich das Handlungskonzept zu entwickeln. Im Bereich der thema-tischen Säule setzten die Projektverantwortlichen vor allem auf eine zielgruppenorientierte Ak-teursansprache mit gesonderten Veranstaltungen und Produkten, die häufig auch in Kooperation mit anderen Institutionen organisiert oder erarbeitet wurden. Dies äußerte sich auf vielfältige Wei-se, z.B. in Form von Workshops, Vorträgen, Konferenzen, Leitfäden, Stellungnahmen oder auch Positionspapieren (vgl. Böhm 2011: 3).

Abb. 5.3 Zwei Säulen der Netzwerkarbeit (KLARA-Net 2011)

Pilotraum Gersprenz-Einzugsgebiet

Mit Beginn der zweiten Projektphase wurde im Jahr 2008 ein netzwerkinterner Wettbewerb durch-geführt, um einen geeigneten Pilotraum zu identifizieren, in dem eine tiefergehende Betrachtung der Folgen des Klimawandels vorgenommen und ein konkretes Anpassungskonzept erarbeitet wer-den sollte. Ziel war es eine Teilregion bzw. einen Naturraum innerhalb der Region Starkenburg zu finden, der in besonderer Weise vom Klimawandel betroffen ist und in dem sich bei den Akteuren bereits ein gewisses Bewusstsein für diese Betroffenheiten entwickelt hatte und zusätzlich die Moti-vation bestand, dieses Bewusstsein weiterzuentwickeln. Zusätzlich sollte die Bereitschaft vorhanden sein den Prozess durch kooperatives Handeln zu unterstützen (vgl. Buchholz et al. 2009: 234).

Mit dem Einzugsgebiet der Gersprenz wurde ein naturräumlich abgegrenzter Untersuchungsraum ausgewählt. Ausschlaggebend dafür war das Problemverständnis sowie das große Engagement der dortigen Akteure. Gemeinsam wurde daraufhin ein Handlungskonzept mit konkretem Raumbezug erarbeitet. Basierend auf der Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse wurden Handlungsfelder identifiziert, zu denen raumspezifische Ziele und Maßnahmen diskutiert und erarbeitet wurden, um den Pilotraum an die Folgen des Klimawandels anpassen zu können (vgl. Buchholz et al. 2009:

233f; KLARA-Net 2011: 3).

100 5. Vorstellung der Basisstudie Südhessen Das Einzugsgebiet der Gersprenz (siehe Abb. 5.4), einem linken Nebenfluss des Mains, ist ca. 515 km² groß und erstreckt sich östlich von Darmstadt. Dazu sind die nördlichen Bereiche des Oden-waldkreises, große Teile des östlichen Landkreises Darmstadt-Dieburg und ein kleiner Teil des Landkreises Aschaffenburg zu zählen. Insgesamt umfasst das eher ländlich geprägte Gersprenz-Einzugsgebiet 21 Kommunen mit einer Einwohnerzahl zwischen 2.600 und rund 21.000. Im Ger-sprenz-Einzugsgebiet leben insgesamt ca. 175.000 Einwohner. Zentralörtlich gesehen, handelt es sich hier um zahlreiche Kleinzentren, mehrere Unterzentren und zwei Mittelzentren. Der Fluss un-terteilt sich auf seiner Länge von 62 km in drei Abschnitte, die verschiedene Landschaftstypen durchfließen. Die Quellregion südlich von Reichelsheim, wo sich die beiden Quellbäche zur Ger-sprenz vereinen, bildet den Oberlauf. Hier hat die GerGer-sprenz den Charakter eines Mittelgebirgsflus-ses mit vergleichsweise hohem Gefälle. Im Mittellauf durchquert sie das landwirtschaftlich geprägte Reinheimer Hügelland, bevor sie mit dem Unterlauf bei Dieburg in die flache Untermainebene ein-tritt und schließlich bei Stockstadt in den Main mündet. Zuständig für die Unterhaltung und Bewirt-schaftung des Gersprenz und seiner Nebengewässer ist der Wasserverband Gersprenzgebiet. Die Länge aller Verbandsgewässer beträgt insgesamt ca. 160km (vgl. vgl. Buchholz et al. 2010: 94, KLARA-Net 2011: 6f).

Abb. 5.4 Einzugsgebiet der Gersprenz (naturräumliche Gliederung) (HLUG, nach KLARA-Net 2010)

Gemäß der in Abb. 5.3 dargestellten räumlichen Säule der Netzwerkarbeit war es den Projektver-antwortlichen wichtig, im Pilotraum nicht wie zuvor in den Themengruppen vom sektoralen

Stand-punkt, sondern von den räumlich relevanten Folgen des Klimawandels ausgehend, themen- und sektorenübergreifend vorzugehen. Diese integrierte Herangehensweise wurde gewählt, um Querbe-züge zwischen den verschiedenen Sektoren herzustellen und somit Akteure unterschiedlicher Fach-richtungen zusammenzubringen. Es sollte in erster Linie untersucht werden, welche Akteursgrup-pen und Institutionen von den jeweiligen den Pilotraum betreffenden Klimafolgen betroffen sind.

Diese sollten daraufhin miteinander statt, wie es bei sektoralen Vorgehensweisen häufig üblich ist, übereinander diskutieren und gemeinsame Lösungsansätze erarbeiten. So wurde angeregt, dass beispielsweise Wasserwirtschaftler und Land- oder Forstwirte miteinander ins Gespräch kamen, da sie über die entsprechenden Wirkungsketten von den gleichen Klimawirkungen betroffen sind. In den Themengruppen nahmen sie noch an getrennten Diskussionen teil. Teilnehmer an den Pilot-raumveranstaltungen waren hauptsächlich Verwaltungsvertreter der Gersprenz-Anrainerkommunen und Experten der Kreisverwaltungen, sowie weitere externe Experten zu ausgewählten Themen und Vertreter der im Gersprenz-Einzugsgebiet von den Folgen des Klimawandels betroffenen Fachres-sorts und der dortigen Interessensverbände (siehe Kapitel 7.1) (vgl. Buchholz et al. 2010: 94, KLA-RA-Net 2011: 3).

Insgesamt wurden im Zeitraum zwischen Februar 2009 und September 2010 acht Pilotraumsitzun-gen veranstaltet. Um den Pilotraum besser kennenzulernen und um seine unterschiedlichen Land-schaftsteile zu repräsentieren, fanden die Sitzungen an alternierenden Veranstaltungsorten inner-halb des Pilotraumes statt (vgl. Buchholz et al. 2010: 96). Für die Erarbeitung eines Handlungskon-zepts „Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ für das Gersprenz-Einzugsgebiet lassen sich folgende Arbeitsschritte zusammenfassen:

ƒ Betroffenheiten identifizieren –> Durchführung der Akteursorientierten Vulnerabilitätsana-lyse

ƒ Handlungsfelder herauskristallisieren

ƒ Ableitung konkreter Ziele und Maßnahmen in thematischen Sitzungen für jedes Handlungs-feld

ƒ Zusätzlich Erstellung von Steckbriefen für jede Kommune im Gersprenz-Einzugsgebiet

ƒ Umsetzung von Pilotprojekten

ƒ Zusammenstellung des Handlungskonzeptes mit allen Ergebnissen

Das Handlungskonzept sollte den Kommunen und Institutionen im Gersprenz-Einzugsgebiet eine Informations- und Entscheidungsgrundlage als strategische Hilfestellung im Umgang mit den zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels geben. Es erfüllt diese Funktion, indem es die rele-vanten Klimafolgen im Gersprenz-Einzugsgebiet systematisch analysiert und mit Beispielen unter-legt, die daraus resultierenden Vulnerabilitäten in Risikokarten verortet und Handlungsempfehlun-gen zu den aus der Vulnerabilitätsanalyse abgeleiteten Handlungsfeldern in Form konkreter Ziele und Maßnahmen sowie geeigneter Umsetzungsinstrumente aufzeigt. Daneben stellen kommunale Steckbriefe die zentralen Erkenntnisse für jede Gemeinde im Pilotraum auf einer Seite anschaulich zusammen. Mit dem Handlungskonzept steht daher eine Informationsgrundlage zur Verfügung, die dazu diente das Bewusstsein von Bürgerrinnen und Bürgern, Unternehmern, aber auch von Ent-scheidungsträgern in Politik und Verwaltung in Bezug auf die Folgen des Klimawandels zu schärfen (vgl. KLARA-Net 2011: 3f).

102 5. Vorstellung der Basisstudie Südhessen KLimaAnpassung im Landkreis Darmstadt-Dieburg (KLA-DaDi)

Nach Beendigung des Projektes KLARA-Net entwickelte sich sowohl bei zentralen Akteuren, als auch bei den Projektverantwortlichen der Wunsch, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und die räumliche Anpassung weiter voranzutreiben. Vor allem war es den KLARA-Net Projektverant-wortlichen ein Anliegen den Detaillierungsgrad der Untersuchungen zu erhöhen und von der bishe-rigen naturräumlich-regionalen bzw. interkommunalen Ebene weiter auf die kommunale Ebene herunterzubrechen. Damit sollten einerseits genauere Aussagen zu den Vulnerabilitäten für die ein-zelnen Kommunen getroffen werden können und andererseits daraufhin noch konkretere Anpas-sungsmaßnahmen vorgeschlagen werden. Gemeinsam mit dem Landkreis Darmstadt-Dieburg als einer bei KLARA-Net sehr aktiven Institution wurde im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiati-ve des Bundesumweltministeriums eine weitere Projektförderung beantragt, um für den gesamten Landkreis proaktiv ein weitergehendes Handlungskonzept zur vorsorgenden Anpassung an den Kli-mawandel erstellen zu lassen. Als Untersuchungsraum wurde entsprechend die administrative Ein-heit des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit seinen 23 Kommunen gewählt. Zwölf dieser Kommu-nen waren bereits durch ihre räumliche Lage im Gersprenz-Einzugsgebiet am KLARA-Net Pilotraum beteiligt und konnten somit auf einer bestehenden Basis aufbauen. Das als Klimaschutz-Teilkonzept mit 70% geförderte Vorhaben „KLA-DaDi“ wurde von Januar 2012 bis Juni 2013 durchgeführt (vgl.

KLA-DaDi 2013: 3).

Erarbeitet wurde das Anpassungskonzept unter der Federführung des Landkreises Darmstadt-Dieburg vom Darmstädter Ingenieurbüro „Infrastruktur und Umwelt – Professor Böhm und Partner“

in Kooperation mit dem Fachgebiet Landmanagement der TU Darmstadt. In beiden Institutionen waren u.a. auch ehemalige Mitarbeiter des KLARA-Net-Projektteams mit der Ausarbeitung dieses Anpassungskonzeptes betraut (vgl. KLA-DaDi 2013: 1).

Der südhessische Landkreis Darmstadt-Dieburg (siehe Abb. 5.5) bildet als Teil der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main eine Art Kragen um die Wissenschaftsstadt Darmstadt. Damit ist er Teil einer dynamischen Wirtschaftsregion in attraktiver landschaftlicher und verkehrsräumlicher Lage. Die Betroffenheit von den Auswirkungen des Klimawandels ist im Landkreis durchaus unterschiedlich geartet. Das ist vor allem auf die sehr heterogene Struktur des Landkreises zurückzuführen, welche von ländlich bis städtisch geprägten Bereichen und unterschiedlichen Naturräumen herrührt. Der Landkreis hat naturräumlich sowohl Anteil am Hessischen Ried, an der Bergstraße, am vorderen Odenwald, als auch an der Untermainebene und stellt somit landschaftlich einen Querschnitt durch die Region Starkenburg dar (vgl. KLA-DaDi 2013: 3). Im Landkreis Darmstadt-Dieburg wohnen rund 287.000 Einwohner auf einer Fläche von 659 km² (vgl. Website Landkreis Darmstadt-Dieburg, 08.07.2015).

Abb. 5.5 Landkreis Darmstadt-Dieburg (Website Landkreis Darmstadt-Dieburg, 13.07.2015)

Mit der Erarbeitung des Anpassungskonzeptes im Projekt KLA-DaDi waren folgende Ziele verbun-den:

ƒ Aktualisierung und Vertiefung der vorliegenden Erkenntnisse zu den möglichen Auswirkun-gen des Klimawandels für die Kommunen des Ostkreises (Gersprenz-Einzugsgebiet)

ƒ Identifizierung der Vulnerabilität/Betroffenheit auch für den westlichen und südlichen Teil des Landkreises

ƒ Aufzeigen konkreter Handlungsoptionen für alle Kommunen des Landkreises

ƒ Weitergehende Bewusstseinsbildung und Erzeugung von Handlungsbereitschaft zur Umset-zung der Handlungsoptionen

ƒ Entwicklung eines Controllingkonzeptes zur Verstetigung des Prozesses

Im Rahmen von KLA-DaDi wurde zunächst ebenfalls eine umfassende Bestandsaufnahme und Vul-nerabilitätsanalyse durchgeführt, gefolgt von der Erarbeitung eines Maßnahmenkataloges und der Zuordnung geeigneter Maßnahmen zu aktuellen Projekten, Planungen und Vorhaben der jeweiligen Kommunen (vgl. KLA-DaDi 2013: 3). Die Vulnerabilitätsanalyse baute dabei inhaltlich wie auch methodisch auf dem für den KLARA-Net Pilotraum entwickelten Ansatz der Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse auf und entwickelte diesen weiter54.

Als Projektergebnis entstand u.a. für jede Kommune des Landkreises ein neuer Steckbrief, der hel-fen soll, potenzielle Gefahrenpunkte und –situationen zu erkennen und soweit möglich vorsorgende Maßnahmen zu ergreifen. Der Detaillierungsgrad geht dabei über die im Projekt KLARA-Net erstell-ten Steckbriefe hinaus. Zusätzlich zur kommunalen Betrachtung wurden bei KLA-DaDi drei Schwer-punktthemen vertiefend betrachtet. Dabei handelt es sich um die Themen „Wettbewerbssteigerung für das regionale Handwerk“, „Bauen und kommunale Liegenschaften“ sowie „Zukunftsfähige

54 Aus diesem Grund sind beide Analysen in Zusammenhang zu sehen und werden deshalb auch in dieser Arbeit als eine Fallstudie be-trachtet.

104 5. Vorstellung der Basisstudie Südhessen staltung des öffentlichen Raumes“. Die Schwerpunktthemen wurden kreisweit unter Einbeziehung weiterer Akteure wie der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, des Da-Di-Werks, zuständig für die Liegenschaften des Landkreises, und einer lokalen Agenda 21-Gruppe bearbeitet. Alle Ergebnis-se wurden schließlich in der Gesamtstrategie zur Anpassung an den Klimawandel im Landkreis Darmstadt-Dieburg zusammengefasst (vgl. KLA-DaDi 2013: 3f).

Wie auch im Projekt KLARA-Net bestand das Hauptziel der Projektverantwortlichen im Projekt KLA-DaDi darin die Bewusstseinsbildung zu den Folgen des Klimawandels und die Zusammenhänge zwi-schen notwendigen Aktivitäten zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung in der Region voranzu-treiben und dies auch über die offizielle Projektlaufzeit hinaus zu festigen. Dabei galt es Synergien mit der parallel laufenden Klimaschutzinitiative des Landkreises zu nutzen und weitergehende Initi-ativen mit den Kommunen in Gang zu setzen. In enger Kooperation mit Kommunalvertretern, Ver-bänden und Kammern sowie weiteren Fachexperten wurden daher Handlungsbedarfe aufgezeigt und daraus Handlungsmöglichkeiten für den Landkreis und seine Kommunen abgeleitet (vgl. KLA-DaDi 2013: 4).

Die Bearbeitung des Projektes gliederte sich in verschiedene Arbeitsphasen und Arbeitsschritte (sie-he Abb. 5.6). Die Arbeitsphase A umfasste die Bestandsaufnahme und die Analyse der Betroffen(sie-hei- Betroffenhei-ten. Als Ergebnis dieser Arbeitsschritte stand eine systematische Zusammenstellung der Ergebnisse der Bestandsaufnahme in Karten, Tabellen und Erläuterungstexten (vgl. KLA-DaDi 2013: 6). Die Arbeitsphase B umfasste die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs und davon ausgehend die indivi-duellen Steckbriefe für jede Kommune. Es wurden passende Anpassungsoptionen für die zuvor identifizierten Betroffenheiten aus einem allgemeinen Katalog herausgefiltert und, sofern vorhan-den, aktuellen Planungen und Projekten der einzelnen Kommunen zugeordnet. Wie auch schon bei den KLARA-Net Steckbriefen veranschaulicht eine Karte, welche Gebiete der Kommune potenziell betroffen sind. Für die drei Schwerpunktthemen wurden mit regionalen Fachexperten gesonderte Konzepte erarbeitet (vgl. ebenda).

Als Projektphase C galt die Zusammenstellung der Gesamtstrategie. Ihre Bestandteile sind die Schil-derung der Klimafolgen für Hessen und den Landkreis Darmstadt-Dieburg, die identifizierten Be-troffenheiten gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels und die Handlungsoptionen sowohl auf kreisweiter, als auch auf kommunaler Ebene. Hinzu kommen zusammenfassende Empfehlungen und die Erläuterung der vorgesehen Umsetzungskontrolle der Strategie durch den Landkreis (vgl.

KLA-DaDi 2013: 7).

Der Arbeitsschritt 5 beschreibt die Akteursbeteiligung innerhalb des Projektes. Wesentliche Teile der Akteursbeteiligung fanden im Zuge der Akteursorientierten Vulnerabilitätsanalyse statt. Darüber hinaus wurden bei der Bearbeitung der Schwerpunktthemen Expertengespräche durchgeführt. Die Beteiligungsformate reichen dabei von einer schriftlichen Befragung zu Beginn der Bestandsauf-nahme über Abstimmungsgespräche in den 23 Kommunen (siehe Kapitel 7.1) und innerhalb der drei Schwerpunktthemen bis hin zu Workshops u.a. im Rahmen der Auftakt- und Abschlussveran-staltung (vgl. KLA-DaDi 2013: 8). Ein im Arbeitsschritt 6 entwickeltes Controllingkonzept dient da-zu die stetige Umsetda-zung und die regelmäßige Aktualisierung der erarbeiteten kreisweiten Anpas-sungsstrategie zu gewährleisten. Es adressiert im Wesentlichen drei Akteursgruppen, die

Kreisver-waltung, die Kommunen und die Akteure der drei Schwerpunktthemen und besteht aus einer Ver-einbarung zur Umsetzungskontrolle (siehe KLA-DaDi 2013: 53ff). Im letzten Arbeitsschritt (Nr. 7) sollte ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit entworfen werden. Dafür sollten die unterschiedli-chen Zielgruppen mit jeweils adäquaten Medien sowohl projektbegleitend als auch im Nachgang adressiert werden (siehe KLA-DaDi 2013: 9).

Abb. 5.6 Arbeitsphasen Projekt KLA-DaDi (KLA-DaDi 2013: 5)

5.2 Rahmenbedingungen, Intention und Grundstruktur der Akteursorientierten