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7 Vergleich der Fallstudien und Ableitung eines Zielsystems

7.1 Vergleich der betrachteten Fallstudien

7.1.2 Inhaltliche Rahmenbedingungen

Der folgende Abschnitt beschäftigt sich mit den thematischen Komponenten der vier Fallstudien, welche als inhaltliche Rahmenbedingungen angesehen werden können, und stellt diese einander gegenüber. Dazu zählen neben den mit den Analysen verbundenen Zielen auch die räumlichen Di-mensionen der Fallstudien. Des Weiteren die behandelten Klimawirkungen und die entsprechenden für die einzelnen Fallstudien wichtigen Sektoren und Handlungsfelder, aber auch die beteiligten Akteure und Institutionen.

Mit der Vulnerabilitätsanalyse verbundene Ziele

Zunächst sollen die verschiedenen Ziele, die in den Fallstudien explizit mit den jeweiligen Vulnera-bilitäts- bzw. Betroffenheitsanalysen verbunden waren, aufgezeigt werden. Für die in Kapitel 7.2 folgende Ableitung eines allgemeingültigen Zielsystems für eine Akteursorientierte Vulnerabilitäts-analyse ist es wichtig zu unterscheiden, in welchen Fallstudien neben der substanziellen Dimension der Akteursbeteiligung im Zuge von Vulnerabilitätsanalysen auch die instrumentelle Dimension berücksichtigt wurde. Das heißt, wo wurden explizit die auf die Akteure bezogenen Ziele von Be-ginn an mitbedacht und wo sind die mit der Analyse verbundenen Prozesswirkungen eher als ein Nebenprodukt anzusehen?

In allen vier Fallstudien war das vordergründige Ziel der Analyse die Bestimmung der Vulnerabilitä-ten bzw. BetroffenheiVulnerabilitä-ten im zu untersuchenden Raum. Darüber hinaus wurden weitergehende Ziele formuliert, die sich zumindest teilweise auch auf die Prozesswirkungen der instrumentellen Dimen-sion bezogen. Hier gingen die Formulierungen der einzelnen Fallstudien jedoch vor dem Hinter-grund der jeweils zu Grunde liegenden Philosophie aber auch des vordergründigen Projektzieles auseinander.

Gemäß der Intention des Netzwerks KLARA-Net wurden in der Fallstudie Südhessen auch für die Vulnerabilitätsanalyse Ziele gesetzt, die sich auf die Zusammenarbeit mit den beteiligten Akteuren bezogen. Grundidee des Netzwerkes war die Bewusstseinsbildung zu den Folgen des Klimawandels bei den beteiligten Akteuren. Diese sollte bereits über die Vulnerabilitätsanalyse erreicht bzw. in Angriff genommen werden. Darüber hinaus war es den Projektverantwortlichen wichtig, im Zuge des so stattfindenden Diskurses die Akzeptanz für notwendige Anpassungsmaßnahmen, die evtl.

auch einen Einschnitt in den persönlichen Bezugsraum oder Lebensbereich bedeuten sowie auch für Veränderungen in der Landschaft sorgen könnten, bei den Akteuren zu entwickeln und im Projekt-verlauf zu steigern.

In diesem Zusammenhang war es ein zusätzliches Ziel im Zuge der substanziellen Dimension der Akteursbeteiligung, das bei den Akteuren vorhandene räumliche und historische Wissen zu Klima-veränderungen, zu Extremwetterereignissen der Vergangenheit und zu neuralgischen Orten und Punkten innerhalb der Region aufzunehmen und für die Vulnerabilitätsanalyse zu nutzen. Dadurch sollte gleichsam auch das Bewusstsein zum Klimawandel bei den Akteuren weiterentwickelt und ihnen gezeigt werden, dass ihnen im Rahmen der Klimaanpassung eine wichtige Rolle zukommt. So erhofften sich die Projektverantwortlichen eine zusätzliche Steigerung der Akzeptanz für notwendi-ge Maßnahmen, die entsprechend der Vermutung höher sei, wenn man als Akteur selber zu den Ergebnissen beigetragen habe und somit merke, wo die Probleme schon heute liegen und wie sie

sich im Zuge des Klimawandels weiterentwickeln und vielleicht sogar verschärfen werden. Die Zie-le, die für den Pilotraum KLARA-Nets galten, wurden später auf das Untersuchungsgebiet von KLA-DaDi übertragen. Dabei steigerte sich die Bedeutung das Wissen der Akteure nutzen zu können durch die erwähnten Probleme bei der Nutzung der Geodaten noch weiter. Zwecks Belastbarkeit der Ergebnisse versuchten die Projektverantwortlichen die Aussagen der Akteure mit der GIS-Analyse zu verifizieren, zu konkretisieren und sofern möglich zu verräumlichen.

Auch in der Fallstudie Westsachsen wurden die Themen Bewusstseinsbildung und Akzeptanzent-wicklung neben dem Hauptziel die Vulnerabilität der Region herauszuarbeiten mitbedacht, hatten aber keinen so herausgehobenen Stellenwert wie in Südhessen. Neben der Schaffung einer Daten-grundlage zur Fortschreibung des Regionalplanes war es ein weiteres Ziel, aus der regionsweiten Vulnerabilitätsanalyse Schwerpunktbereiche herauszukristallisieren, die in Fokusgebietsbetrachtun-gen Fokusgebietsbetrachtun-genauer untersucht werden sollten (siehe Kapitel 6.1). In diesen wiederum sollten die beste-henden Vulnerabilitäten weiter konkretisiert werden. Dieser hauptsächlich mit einer GIS-Analyse realisierte Prozess wurde zusätzlich durch die Beteiligung von Akteuren und Fachexperten, die vor allem im Zuge der Fokusgebietsbetrachtungen eine wichtige Rolle spielten, qualitativ abgerundet.

Dass in diesem Zusammenhang die Bewusstseinsbildung und die Entwicklung von Akzeptanz wich-tige und unerlässliche Prozesswirkungen sind, wurde von den Projektverantwortlichen bestätigt, da ohne diese kein solcher Prozess möglich wäre. Allerdings wurden diese Aspekte nicht als gesonderte Ziele auf die Agenda gesetzt, sondern als grundsätzliche, im Prozess zu erarbeitende Voraussetzung für ein erfolgreiches Projekt gesehen und entsprechend in der Methodik und der Arbeit mit den Akteuren verfolgt (vgl. Interview Forschungsassistenz Westsachsen).

Zusätzliches Ziel der Fallstudie Jena neben der Bestimmung der Betroffenheiten war explizit die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Bereitstellung von Informationen über die Wirkfolgen des Klimawandels. So wurde ähnlich wie in der Fallstudie Südhessen die Bewusstseinsbildung der Akteure und in diesem Fall der gesamten Öffentlichkeit als gesondertes Ziel formuliert (vgl. Inter-view Projektverantwortliche Jena).

Da in der Fallstudie Syke auf eine GIS-Analyse verzichtet wurde, stand hier die Einbindung der am Projekt beteiligten Akteure umso mehr im Vordergrund. Dies spiegelt sich auch in den für die dorti-ge Betroffenheitsanalyse definierten Zielen wieder. Im Rahmen der Bestimmung der Betroffenheit Sykes war den Projektverantwortlichen, ähnlich wie in Südhessen, ein Bottom up-Prozess wichtig, der zu einem vermehrten Austausch zu den Folgen des Klimawandels „aus der Praxis heraus“ füh-ren sollte. Dies wurde als weiteres Projektziel festgehalten. Da das zentrale Element der Fallstudie Syke die Akteursbeteiligung war, wurden auch die Bewusstseinsbildung und die Akzeptanzentwick-lung als zusätzlich zu erfüllende Ziele festgelegt. Die Sensibilisierung der Akteure sollte dabei über die Kommunikation der Chancen und Risiken umgesetzt werden. Darüber hinaus war es den Ver-antwortlichen wichtig, Akzeptanz für das Projekt einerseits und die Gesamtproblematik und somit die Notwendigkeit von Maßnahmen andererseits, insbesondere auch bei der Bevölkerung, zu entwi-ckeln (vgl. Interview Projektleitung Syke; Interview Forschungsassistenz Syke).

Da dieser Punkt in Kapitel 7.2 bei der Ableitung des allgemeingültigen Zielsystems wieder aufgegrif-fen wird, wird auf eine Interpretation der einzelnen Ziele der vier Fallstudien an dieser Stelle zu-nächst verzichtet.

Betrachtete räumliche Ebene

Im nächsten Abschnitt werden die jeweils betrachteten räumlichen Ebenen thematisiert. An dieser Stelle gibt es Überschneidungen zur bereits behandelten betrachteten Planungsebene. Hier soll da-bei noch einmal explizit die räumliche Ausgestaltung der Untersuchungsebenen der Klimafolgeana-lysen angesprochen werden.

Das Spektrum der in den Fallstudien betrachteten räumlichen Ebenen liegt zwischen der kommuna-len Planungsebene, wobei hier teilweise bis auf Quartiersebene heruntergegangen wird und der übergeordneten regionalen Planungsebene (siehe Kapitel 7.1.1). Die Fallstudie Südhessen als Aus-gangspunkt dieser Arbeit deckt dabei in ihrer Gänze fast das gesamte erwähnte Spektrum ab, wes-halb die dortige Vorgehensweise sowohl mit kommunalen, als auch regionalen Fallstudien vergli-chen wird. Im ersten Teilprojekt wurde der Untersuchungsraum naturräumlich abgegrenzt, indem ein Flusseinzugsgebiet als Pilotraum ausgewählt wurde. Dieses umfasste Anteile an insgesamt drei Landkreisen und mit Hessen und einem kleinen Teil Bayerns sogar zwei Bundesländern (siehe Kapi-tel 5.1). Die Vulnerabilitätsanalyse wurde zunächst für das Einzugsgebiet der Gersprenz durchge-führt und aufgrund der Beteiligung vieler der dort angesiedelten Kommunen in einem zweiten Schritt auch auf diese heruntergebrochen. Im zweiten Teil der Fallstudie Südhessen bestand der Wunsch die Vulnerabilitätsanalyse weiterzuentwickeln und besonders auf kommunaler Ebene auch weiter zu konkretisieren. Mit dem zuvor bereits sehr engagierten Landkreis Darmstadt-Dieburg fand sich dafür ein interessierter Partner. So konnten auch hier mehrere Kommunen interkommunal ver-knüpft und zusätzlich der Landkreis als solcher näher untersucht werden.

Weniger komplex zeigen sich die anderen Fallstudien in der räumlichen Abgrenzung. Die vom BMVBS/BBSR initiierten Fördermaßnahmen KlimaMORO und KlimaExWoSt bezogen sich auf räum-lich klar definierte Verwaltungseinheiten (siehe Kapitel 7.1.1). So sind die Modellregionen der Raumordnung zur Klimaanpassung konkret für die Ebene der Regionalplanung ausgelegt, während sich der Experimentelle Wohnungs- und Städtebau entsprechend kommunalen Gebietskörperschaf-ten widmet (siehe Kapitel 3.2.1). Daher stand in der Fallstudie Westsachsen zunächst die gesamte Planungsregion Westsachsen im Vordergrund der Vulnerabilitätsanalyse. In einem zweiten Schritt wurde dieser verwaltungstechnisch klar abgrenzbare Untersuchungsraum verlassen und sich in wei-ter vertiefenden Betrachtungen ausgewählten Fokusgebieten gewidmet. Bei den Fokusgebietsbe-trachtungen handelte es sich nicht nur um verwaltungstechnische Einheiten, sondern je nach zu bearbeitendem Thema auch um naturräumlich abgegrenzte Gebiete (siehe Kapitel 6.1; vgl. Inter-view Projektleitung Westsachsen).

In der Fallstudie Jena war die zu untersuchende Ebene gemäß den Vorgaben des Forschungspro-grammes das Stadtgebiet Jena. Neben einer gesamtstädtischen Betrachtung entschied man sich hier tiefergehende Betrachtungen für jeden der 30 Stadtteile vorzunehmen, so dass auch hier wie in den Fallstudien Südhessen und Westsachsen eine Weiterentwicklung bzw. räumliche Konkretisierung des Betrachtungsraumes innerhalb der Projektlaufzeit nachzuvollziehen ist (vgl. Interview Projekt-verantwortliche Jena). Von diesem zweistufigen Vorgehen innerhalb der betrachteten Fallstudien weicht nur die Fallstudie Syke ab. Dort wurde im Zuge der Betroffenheitsanalyse lediglich das Stadtgebiet Sykes als Ganzes betrachtet. In diesem Zusammenhang identifizierte wichtige oder neu-ralgische Orte oder Themen wurden daraufhin als Leitprojekte in den Aktionsplan Anpassung

über-nommen, um vertiefende Untersuchungen anzuregen oder Anpassungsmaßnahmen umzusetzen (vgl. Interview Forschungsassistenz Syke; Stadt Syke 2011b).

Bei drei der vier Fallstudien ist ein jeweils zweistufiges, mit einer gesamträumlichen Betrachtung startendes und zur Vertiefung der Erkenntnisse auf kleinere Unterteilungen fokussierendes Vorge-hen zu erkennen. Interessant ist in diesem Fall, dass die Fallstudie Südhessen zunächst auf natur-räumlicher Ebene agierte, um die vertiefenden Untersuchungen danach innerhalb von administrativ abgegrenzten Gebietskörperschaften vorzunehmen, während in Westsachsen zumindest teilweise umgekehrt vorgegangen wurde. Auch die Fallstudie Jena trifft, obwohl insgesamt nur das Stadtge-biet betrachtet wurde, mit der Gesamtstadt und den einzelnen Ortsteilen Aussagen zur Betroffen-heit/Vulnerabilität auf zwei Ebenen. Dieser Schritt wird in Syke nur indirekt ausgeführt, indem aus der gesamtstädtischen Betrachtung Leitprojekte für den Aktionsplan Anpassung abgeleitet werden.

Räumliche Dimension (Untersuchungsgebiet)

Die strukturellen Unterschiede zwischen den Fallstudien werden noch deutlicher bei der Betrach-tung der damit verbundenen räumlichen Dimensionen, welche bereits in den Kapiteln 5 und 6 aus-führlich dargestellt wurden. Das ländlich geprägte Gersprenz-Einzugsgebiet, welches den Untersu-chungsraum im ersten Teil der Fallstudie Südhessen bildete, hat eine Größe von ungefähr 515 km².

Für die Vulnerabilitätsanalyse wurde zunächst das gesamte Einzugsgebiet untersucht. Für 16 der 21 dort angesiedelten Kommunen, die aktiv am Pilotraumprozess beteiligt waren, wurden im zweiten Analyseschritt kommunale Betrachtungen vorgenommen. Der Landkreis Darmstadt-Dieburg als Un-tersuchungsraum im zweiten Teil der Fallstudie Südhessen umfasst insgesamt 23 Kommunen, von denen zwölf bereits im KLARA-Net Pilotraum aktiv waren. Die Größe des Landkreises liegt bei ca.

659 km² mit einer Einwohnerzahl von ungefähr 287.000 (siehe Kapitel 5.1).

Den Untersuchungsraum der Fallstudie Westsachsen bildete die Planungsregion Westsachsen, wel-che aus den Kreisen Leipzig und Nordsachsen sowie der kreisfreien Stadt Leipzig besteht. Mit 3964 km² ist Westsachsen die Fallstudie mit dem größten Untersuchungsraum. In ihr leben rund eine Million Einwohner, wovon allerdings über 500.000 in Leipzig gemeldet sind (vgl. Regionaler Pla-nungsverband Leipzig-Westsachsen 2011b: 6). Um die zwar sehr detaillierte, aber doch räumlich recht grobe Analyse zumindest punktuell vertiefen zu können, wurden innerhalb des Untersu-chungsraumes sechs Fokusgebiete ausgewählt, die abgesehen von der Stadt Leipzig und ihrem Um-land in eher ländlichen Gebieten der Region gelegen waren (siehe Kapitel 6.1). Zur besseren Hand-habung der Gesamtregion wurden zudem im Rahmen der Bestimmung der Exposition verschiedene Teilregionen Westsachsens als Klimaräume abgeleitet, für die sich ein typisches Kleinklima bzw.

gleiche klimatische Entwicklungen ableiten ließen. Diese Vorgehensweise anhand von für die Ak-teure bekannten Gebieten erleichterte einerseits die Kommunikation zu den Folgen des Klimawan-dels und andererseits die Vorgehensweise bei der Vulnerabilitätsanalyse, weil hier wiederkehrend die gleichen Teilgebiete aufgegriffen werden konnten (vgl. Interview Forschungsassistenz Westsach-sen).

Die Fallstudie Jena stellt an dieser Stelle einen klaren Kontrast zur Fallstudie Westsachsen dar. Das räumlich und topographisch abwechslungsreiche Gelände der Stadt erstreckt sich entlang der Saale und umfasst 114 km² mit ca. 105.000 Einwohnern. Dagegen hat das ländlich geprägte Syke mit

24.500 Einwohnern zwar die wenigsten Einwohner aller vier Fallstudien vorzuweisen, das Stadtge-biet Sykes umfasst allerdings 128 km² (siehe Kapitel 6.2 und 6.3).

Insgesamt unterscheiden sich die räumlichen Dimensionen der vier Fallstudien entsprechend der betrachteten räumlichen Ebene und des damit verbundenen Gesamtraumes deutlich. In der Detail-betrachtung gleichen sie sich dagegen wieder an. Zum Beispiel war keine der in Südhessen separat betrachteten Kommunen größer als Syke. Gleiches gilt einerseits für die größeren Stadtteile Jenas, deren Größe ebenfalls im Rahmen vieler kleiner Kommunen der Fallstudie Südhessen liegen dürfte.

Aber auch im Zuge der Fokusgebietsbetrachtungen der Fallstudie Westsachsen dürften sich die räumlichen Dimensionen denen der anderen Fallstudien entsprechend angeglichen haben.

Betrachtete Klimawirkungen

Ein weiterer wichtiger inhaltlicher Aspekt sind die in den einzelnen Vulnerabilitäts- oder Betroffen-heitsanalysen betrachteten Klimawirkungen. Um die verschiedenen Analysestränge besser verglei-chen zu können, wurde bereits im Rahmen der Fallstudienauswahl darauf geachtet, dass die Fall-studien ähnliche Klimawirkungen betrachteten (siehe Kapitel 4.4.1).

Wie in Kapitel 3.1 ausführlich dargestellt wurde, ist in ganz Deutschland, bei regional unterschiedli-chen Ausprägungen, neben den schleiunterschiedli-chenden Klimawirkungen mit einer Zunahme bzw. Intensivie-rung von extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen, Trockenperioden, Starkregenereignissen oder Stürmen zu rechnen. Dies gilt somit grundsätzlich für alle vier betrachteten Fallstudien.

Ausgangspunkt für die Vulnerabilitätsanalyse in Südhessen war entsprechend der allgemeine Tem-peraturanstieg sowie die Veränderungen des Niederschlagsregimes und die daraus resultierenden Folgen. Ein großes Thema der Analyse stellten die für den Untersuchungsraum relevanten Extrem-wetterereignisse dar, deren Auswirkungen teilweise für unterschiedliche räumliche Bereiche geson-dert untersucht wurden. So wurde die Vulnerabilität gegenüber Starkregenereignissen sowohl in-nerhalb des Siedlungsbereiches, als auch im Außenbereich betrachtet, wobei es im Außenbereich hauptsächlich um Bodenerosion als Folge von Starkregenereignissen ging. Zudem wurden Fluss-hochwasser gesondert untersucht und somit von flussungebundenen Starkregenereignissen und Sturzfluten getrennt. Des Weiteren wurde die Vulnerabilität gegenüber Hitze und Hitzewellen, so-wie Trockenheit und Dürre, aber auch Sturm und Starkwindböen thematisiert. Darüber hinaus wurden die Auswirkungen im Zuge von Grundwasserschwankungen und Winderosion genauer be-trachtet und demgegenüber neuralgische Orte herausgearbeitet, wobei letztere aufgrund des aus-geweiteten Untersuchungsraumes nur im zweiten Teilprojekt DaDi ein Thema war (vgl. KLA-RA-Net 2011; KLA-DaDi 2013).

In Westsachsen galt die gleiche Ausgangslage, wobei die Analyseschritte in manchen Punkten feiner und detaillierter voneinander abgegrenzt wurden. Die Schwerpunkte der Vulnerabilitätsanalyse in der Fallstudie Westsachsen lagen auf Betrachtungen zur steigenden Hitzebelastung im urbanen Raum oder häufigeren Hochwasserereignissen in den Flussauen. Zusätzlich wurden insbesondere die zukünftigen Risiken für die Land- und Forstwirtschaft durch eine Zunahme von Trockenperio-den, Starkregenereignissen, Bodenerosion und Flächen- oder Waldbränden analysiert. Des Weiteren war die Verringerung des sommerlichen Wasserdargebots und somit die Verschlechterung der

kli-matischen Wasserbilanz und ihre Folgen ein bestimmendes Thema der Analyse (vgl. Interview For-schungsassistenz Westsachsen; Regionaler Planungsverband Westsachsen 2011b).

In der Fallstudie Jena wurden ebenfalls die Wärmebelastung im städtischen Bereich sowie die Fol-gen von Trockenheit, von Hochwasserereignissen und ÜberschwemmunFol-gen thematisiert. Hinzu kam auch hier eine Betrachtung von Extremniederschlägen und von Bodenerosion, wobei die Analysen teilweise mit der zu Hochwasser und Überschwemmungen überlappend waren. In Syke wurde zu-nächst auch der allgemeine Temperaturanstieg und die Verschiebung eines Teils der Niederschläge vom Sommer in den Winter behandelt. Dabei spielten vor allem auch die Veränderungen bei den Klimakenntagen eine wichtige Rolle. Zudem wurde ebenfalls die Zunahme von Extremereignissen wie Hitzeperioden, Starkregen, Hochwasser, Trockenperioden und Stürmen im Zuge der Betroffen-heitsanalyse genauer untersucht.

Unterschiede zwischen den Fallstudien gab es in diesem Punkt hauptsächlich in der Untergliede-rung der Analysen zu den einzelnen Klimawirkungen und in einzelnen naturräumlich bedingten Schwerpunktsetzungen. Unterschiede in der Untergliederung hängen einerseits von der jeweils ver-fügbaren Datenlage und andererseits vom jeweiligen Verständnis der Projektverantwortlichen zu den einzelnen Klimawirkungen ab. Dies betrifft insbesondere die Untergliederung der wasserbezo-genen Extremereignisse Starkregen, Sturzfluten, Hochwasser und Erosion. Des Weiteren haben auch die technischen Möglichkeiten der Vulnerabilitäts- bzw. Betroffenheitsanalyse Einfluss auf die Untergliederung der betrachteten Klimawirkungen. Die feine Untergliederung in der Fallstudie Westsachsen ist ein Hinweis darauf, dass die dortige GIS-Analyse sehr detailliert und ausgeprägt war, während die Unterteilung in der Fallstudie Syke, wo auf eine GIS-Analyse verzichtet und die Analyse überwiegend qualitativ durchgeführt wurde, deutlich gröber blieb. Die anderen beiden Fall-studien bewegen sich dazwischen.

Betrachtete Sektoren und Handlungsfelder

Neben den betrachteten Klimawirkungen sind die in den verschiedenen Fallstudien behandelten Handlungsfelder und Sektoren von inhaltlicher Relevanz. Diese hängen sowohl von der Ausrichtung der behandelten Projekte, als auch von der Wirtschaftsstruktur der betrachteten Region/Kommune ab und beeinflussen entsprechend das zu beteiligende Akteursspektrum. Der Vergleich dieses Aspek-tes zeigt, dass alle vier Fallstudien im Wesentlichen die gleichen Handlungsfelder, Sektoren oder Bereiche in ihren jeweiligen Analysen thematisiert haben, weshalb an dieser Stelle auf eine separate Aufzählung für jede Fallstudie verzichtet wird. Bei einigen der Fallstudien standen die betrachteten Sektoren mehr im Vordergrund, bei anderen weniger.

Neben dem entsprechenden raumplanerischen Bezug spielten vor allem die Wasserwirtschaft, der Natur- und Umweltschutz bzw. der Bereich des städtischen Grüns sowie die Land- und die Forst-wirtschaft in den verschiedenen Fallstudien und den dabei untersuchten Regionen oder Städten eine bedeutende Rolle. Einzelne lokal oder regional für das jeweilige Projekt als wichtig erachtete Handlungsfelder und Sektoren wurden entsprechend ergänzt, wie z.B. das Handlungsfeld Verkehr und Infrastruktur in der Fallstudie Jena, die Tourismusbrache in Südhessen oder die Naherholung in Syke.

Beteiligte Akteure und Institutionen

Das in den Fallstudien beteiligte Akteursspektrum orientiert sich an den betrachteten Sektoren und Handlungsfeldern. Dadurch entwickelte sich eine große Bandbreite an verschiedenen beteiligten Akteuren bzw. Stakeholdern und Institutionen. Auflistungen aller beteiligten Akteure finden sich in den Dokumentationen der einzelnen Projekte.

Den Hauptteil der in der Fallstudie Südhessen beteiligten Akteure bzw. Institutionen stellten die als Gebietskörperschaften in den Untersuchungsräumen liegenden Kommunen und Kreise dar. Dies waren im ersten Teilprojekt, dem KLARA-Net Pilotraum, der Landkreis Darmstadt-Dieburg, der Odenwaldkreis, sowie die 16 ganz oder überwiegend im Einzugsgebiet der Gersprenz liegenden Kommunen. Während aus dem Odenwaldkreis insgesamt nur wenige Vertreter am Netzwerk teil-nahmen, war die Kreisverwaltung des Landkreises Darmstadt-Dieburg mit zahlreichen Akteuren aus unterschiedlichen Ämtern vertreten. Zu den Sitzungen des Pilotraumes wurden immer auch die Bürgermeister der einzelnen Kommunen eingeladen. Diese waren jedoch nur punktuell anwesend, ließen sich aber in der Regel durch Mitarbeiter aus dem Umwelt- oder Stadtplanungsamt vertreten.

Aufgrund der Fokussierung auf das Einzugsgebiet der Gersprenz und ihrer Nebenflüsse spielte in diesem Teilprojekt auch der für die Gewässerbewirtschaftung und den Hochwasserschutz zuständi-ge Gewässerverband Gersprenzzuständi-gebiet eine bedeutende Rolle.

Weitere wichtige am Prozess in Südhessen beteiligte Institutionen oder Akteure waren unterschied-liche lokale oder regionale Interessensgruppen oder Behörden. Dazu zählen z.B. der zuständige Bauernverband mit seiner Führung und zahlreichen Landwirten, eine lokale Agenda Gruppe, das Regierungspräsidium Darmstadt mit Vertretern aus unterschiedlichen Fachbereichen, der zuständi-ge Wasserversorgungsverband, der Leiter der örtlichen Forstverwaltung mit verschiedenen kommu-nalen Revierförstern, die übergeordnete Landwirtschaftsverwaltung des Landes Hessen, Vertreter der Regionalentwicklung des Landkreises Darmstadt-Dieburg, oder die Arbeitsgemeinschaft Gewäs-serschutz und Landwirtschaft, welche ein Bindeglied zwischen der Wasserwirtschaft und den Land-wirten darstellt. Zudem wurde die Feuerwehr als Vertreter des Katastrophenschutzes am Prozess beteiligt. Weiterhin nahmen punktuell auch politische Vertreter einzelner Kommunen oder fachlich interessierte Bürger am Prozess teil. Zusätzlich wurden verschiedene Fachvertreter oder Wissen-schaftler als Fachexperten in den Prozess integriert. Von Seite des Landes Hessen wurde der Prozess vom Fachzentrum Klimawandel begleitet (siehe Kapitel 5.1). Nicht alle Akteure nahmen regelmäßig an allen Veranstaltungen des Pilotraumes teil, zudem waren nicht alle Akteure gleichermaßen in-tensiv in die Vulnerabilitätsanalyse eingebunden. Die breite Bürgerschaft wurde nicht am Prozess beteiligt. Die überwiegende Mehrheit der Akteure ist somit als Experten für ihr jeweiliges Hand-lungsfeld anzusehen.

Im zweiten Teilprojekt KLA-Dadi war das Akteursspektrum der Vulnerabilitätsanalyse nahezu iden-tisch, wobei hier der Fokus aufgrund der Konzentration auf den Landkreis Darmstadt-Dieburg bei der Kreisverwaltung als projektverantwortlicher Institution selbst sowie auf den 23 kreisangehöri-gen Kommunen lag, die alle am Prozess teilnahmen. Fachvertreter wie der Gewässerverband Ger-sprenzgebiet, Land- und Forstwirte oder Wasserversorger wurden eher informatorisch am Prozess beteiligt. Dagegen kam hier der Kreisleitstelle der Feuerwehr als Herausgeber ihrer Einsatzstatisti-ken eine zentrale Rolle zu.

Während das Akteursspektrum in der Fallstudie Südhessen sowohl auf der übergeordneten als auch auf der weiter heruntergebrochenen Betrachtungsebene sehr von den kommunalen Gebietskörper-schaften geprägt war, lässt sich in der Fallstudie Westsachsen an dieser Stelle aufgrund des Bezugs zur Regionalplanung eine klare Zweiteilung erkennen. Daher waren in Westsachsen zunächst nur wenige lokale Akteure beteiligt. Diesen kam erst im Zuge der Fokusgebietsbetrachtungen eine grö-ßere Rolle zu. Durch die Bedeutung der Stadt Leipzig auch auf regionaler Ebene wurde diese bereits bei der regionalen Vulnerabilitätsanalyse stärker eingebunden.

Im Zuge der regionalen Vulnerabilitätsbetrachtung waren überwiegend Institutionen beteiligt, die eine übergeordnete Funktion erfüllten. Dazu zählte beispielsweise der Staatsbetrieb Sachsenforst samt seiner entsprechenden Forstbezirke innerhalb der Region. Weitere regionale Akteure waren der für die Sanierung der Bergbauflächen zuständige Träger sowie die in der Region zuständigen Wasserversorgungsunternehmen. Weiterhin wurden auch in dieser Fallstudie zahlreiche Ämter der beiden in der Region liegenden Kreise und der kreisfreien Stadt Leipzig in den Prozess eingebun-den. Wie in Südhessen wurden in Westsachsen zudem zahlreiche ehrenamtlich tätige Vereine und Verbände am Prozess beteiligt, darunter der „Grüne Ring Leipzig“ und der Tourismusverband West-sachsen, wie auch der dortige Bauernverband. Darüber hinaus nahmen Landesvertreter des Um-welt- oder Innenministeriums am Projekt teil. Weitere in die Fallstudie integrierte Akteure und In-stitutionen waren die Verbandsräte des Planungsverbandes, sprich politische Vertreter, der Deut-sche Wetterdienst, der Naturpark Dübener Heide, die Universität Leipzig als weitere wissenschaftli-che Institution wie auch hier einzelne Vertreter der Bürgerschaft. Damit war das in Westsachsen vertretene Akteursspektrum noch einmal breiter als jenes in Südhessen. Allerdings waren bei wei-tem nicht alle der beteiligten Akteure im Zuge der regionalen Vulnerabilitätsanalyse involviert. Ei-nige nahmen lediglich informatorisch am Prozess teil, andere stiegen wie erwähnt erst mit den Fo-kusgebietsbetrachtungen tiefergehend in die Arbeit ein (vgl. Interview Projektleitung Westsachsen).

Aufgrund des viel kleineren Untersuchungsraumes war das Akteursspektrum in der Fallstudie Jena um einiges kleiner als in Westsachsen. Dennoch wurden auch hier die üblichen, für räumliche Vul-nerabilitäts- bzw. Betroffenheitsanalysen wichtigen Akteure am Prozess beteiligt, darunter auch überörtliche Institutionen. Als Projekt in kommunaler Trägerschaft wurden hier in erster Linie ver-schiedene Abteilungen der Stadtverwaltung integriert. Dazu zählte z.B. auch der kommunale Forst-betrieb. Hinzu kamen Institutionen, Vereine und Verbände, die den hier näher betrachteten Hand-lungsfeldern zuzuordnen sind. Unter anderem waren zahlreiche Landwirte im Projekt vertreten.

Zusätzlich waren die übergeordneten Behörden und Institutionen der verschiedenen Handlungsfel-der sowie Einrichtungen des Landes Thüringen am Prozess beteiligt (vgl. Interview Projektverant-wortliche Jena).

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Fallstudie Syke. Auch hier bestand das Akteursspektrum neben den verschiedenen Vertretern der Kommunalverwaltung aus den örtlichen Vereinen und den für Syke zuständigen Verbänden und Organisationen sowie Vertretern der als relevant erachteten Handlungsfelder. Zusätzlich waren hier aber auch mehr als in den anderen Fallstudien ehrenamt-lich engagierte Bürger integriert, von denen eine Multiplikatorfunktion ausging. Insgesamt kann die Fallstudie Syke als der Prozess mit der intensivsten Einbindung von Bürgern ohne direkten fachli-chen Bezug betrachtet werden. Darüber hinaus wurden zahlreiche überörtliche oder regionale Ak-teure und Institutionen am Prozess beteiligt. Dazu sind die Nachbarkommunen sowie der Landkreis