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von Informationen für Entscheider/-innen

3. Design zur Generierung von Planungsdaten für regionale Berufsbildung und Fachkräftesicherung

3.2 Methodisches Design

3.2.1 Quantitative Berufsprognosen (Strukturdaten)

Die Erzeugung der quantitativen Berufsprognosen erfolgt über drei Bausteine, wobei zwei Kom-ponenten die zukünftige Nachfrage abbilden: die Ermittlung des Veränderungsbedarfs sowie des altersbedingten Ersatzbedarfs. Die dritte Komponente stellt das zukünftige Angebot dar.

Qualitative Berufs- und Regionalinformationen (2-stufige Validierung)

Abbildung 1: Aufbau des methodischen Designs

Quantitative Berufsprognosen (Strukturdaten)

Abbildung 2: Quantitative Berufsprognosen

Zukünftiges Angebot (Bevölkerungs- und Erwerbsquotenentwicklung)

Zukünftige Nachfrage Veränderungsbedarf (Konjunkturentwicklung

und Strukturwandel) Altersbedingter Ersatzbedarf

Matching

Veränderungsbedarf

Zur Ermittlung des Veränderungsbedarfs in den zentralen Berufsgruppen wird das REGIO-Modell von GWS genutzt. Das REGIO-REGIO-Modell wurde gewählt, da es besonders strukturell be-dingte Regionalspezifika erfassen und ihm eine hohe Passfähigkeit in Bezug auf die Regionen und Kreise attestiert werden kann (vgl. Ulrich 2013; Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH [gws] 2014). Da das Modell eine Ableitung des INFORGE-Ansatzes darstellt, können in der Projektion zudem konjunktur- und strukturwandelbedingte Verände-rungen abgebildet werden (vgl. Ulrich/Wolter 2013; Helmrich et al. 2012; Zika et al. 2012).

Trotzdem ist das REGIO-Modell für den hier definierten Bedarf nicht völlig ausreichend, da der zukünftige Erweiterungsbedarf bei den Arbeitskräften nur differenziert nach 25 Wirtschafts-zweigen projiziert wird. Es handelt sich also um kein Modell, mit welchem Berufsprojektionen direkt möglich wären. Um dieses Defizit zu kompensieren, wird auf der Ebene der Wirtschafts-zweige die jeweilige aktuelle Berufsgruppenstruktur (sozialversicherungspflichtig und gering-fügig Beschäftigte auf 2-Steller-Ebene) auf die Projektionsergebnisse gelegt. Im nachfolgenden Schritt erfolgt die Aufsummierung der Projektionswerte für jede Berufsgruppe über die Wirt-schaftszweige hinweg. Die an späterer Stelle beschriebenen Validierungsschritte zeigen bisher, dass diese Vorgehensweise in den meisten Berufsgruppen und Kreisen eine hohe Validität er-reicht (vgl. Diestelkamp/Ulrich 2011; Knobel/Demireva 2013).

Altersbedingter Ersatzbedarf

Die Berechnung des altersbedingten Ersatzbedarfs erfolgt auf der Basis der Daten zur Alters-struktur sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigter. Eine berufsspezifische Auswertung des Rentenzugangs wäre hier zwar wünschenswert, ist aber nach Auskunft der Deutschen Rentenversicherung mit Validitätsproblemen verbunden. Da in Hessen zudem nur geringfügige Unterschiede beim altersbedingten Renteneintritt zwischen den aggregierten Berufsgruppen bestehen (vgl. Hoffmann 2007), wird berufsübergreifend ein durchschnitt-licher Wert jeweils für Frauen und für Männer zugrunde gelegt. Orientiert an diesem Wert wird die Zahl der rentenbedingt ausscheidenden Beschäftigten pro Berufsgruppe im Zieljahr ermittelt (vgl. Brenke 2012; Bonin et al. 2007; weitere Beispiele finden sich in Knobel/Demi-reva 2013). Aus Gründen der Komplexitätsreduktion werden Erwerbsunterbrechungen als in der Summe neutral betrachtet (Eintritte entsprechen der Zahl der Austritte) und daher nicht gesondert ausgewiesen.

Aus der rechnerischen Verknüpfung des Veränderungs- und altersbedingten Ersatzbe-darfs ergibt sich die zukünftige zusätzlich zu deckende Arbeitskräftenachfragein den einzel-nen Berufsgruppen.

Zukünftiges Angebot

Die Ermittlung des Arbeitskräfteangebots basiert auf der Verknüpfung der langfristigen Be-völkerungsvorausschätzung und einer Trendfortschreibung von Erwerbsquoten nach Alter,

Geschlecht und Regionen. Die Erwerbspersonen setzen sich dabei im Modell aus den sozial-versicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten sowie den arbeitsmarktnahen Arbeit-suchenden (alle ArbeitArbeit-suchenden mit einer Dauer der Erwerbslosigkeit unter zwölf Monaten) zusammen. Datengrundlage dafür bilden die Bevölkerungsprojektionen des Statistischen Landesamtes (mittlere Variante der 12. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes) in einer kreisspezifischen Anpassungsrechnung der Hessen Agen-tur (vgl. van den Busch 2010). Für die weitere Ausdifferenzierung und die Einbeziehung der Erwerbsbeteiligung werden zwei komplementäre Datenbestände herangezogen: der Mikro-zensus und die Raumordnungsprognosen 2025/2050 des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (vgl. BBSR 2009). Die aus dem Mikrozensus stammenden Status-quo-Daten sind aktueller und bilden die landesspezifische Lage Hessens zudem besser ab als die Daten des BBSR; eine Regionalisierung der Daten ist jedoch nur über die Kreistypisierung des BBSR möglich. Beide Datenbestände werden in einem Kalibrierungsverfahren aufeinander bezo-gen.2 Das auf diese Weise ermittelte Arbeitskräfteangebot im Zieljahr ist nicht berufsbezogen und deswegen für die Modellanforderungen noch nicht ausreichend. Deshalb wird die ak-tuelle Berufsgruppenstruktur (2-stellige Berufskennziffer), kreisspezifisch differenziert nach Alter und Geschlecht, auf das zukünftige Angebot gelegt, um auf diese Weise Zielkennzahlen für einzelne Berufsgruppen zu ermitteln (vgl. Wilson 2008; Kriechel/Wilson 2010).

Matching

Über die rechnerische Verknüpfung von Angebots- und Nachfragekomponenten wird ein Matching vorgenommen. Prämisse ist hierbei, dass der Arbeitsmarkt zum Ausgangszeitpunkt in den Berufen ausgeglichen ist; aktuell schon existierende Arbeitskräftedefizite sind in der Prognose demnach nicht berücksichtigt. Das Matching selbst erfolgt auf der Ebene einzelner Berufsgruppen differenziert nach allen Kreisen und kreisfreien Städten in Hessen, die zwar keine abgrenzbaren Arbeitsmarktregionen bilden, aber als administrative Einheiten politisch handlungsmächtig sind. In der Projektion wird hierbei davon ausgegangen, dass die Pendler-quoten wie in der Vergangenheit über die Jahre stabil sind, weshalb die Verteilung von Ar-beits- und Wohnorten zwischen den Nachbarkreisen ebenfalls konstant bleibt. Aus Gründen der Komplexitätsreduktion und der Gefahr von Verzerrungen sind angebotsseitig zudem das angebotene Arbeitszeitvolumen und dessen Entwicklung sowie die mögliche Entwicklung der Lohnsätze unberücksichtigt – die Lohnentwicklung findet sich jedoch in der makroökonomi-schen Projektion des Erweiterungsbedarfs wieder.

Im Ergebnis können so für alle Kreise und kreisfreien Städte Hessens für alle Berufsgrup-pen mit ausreichenden Fallzahlen zukünftige Defizite oder Überhänge ermittelt werden. Die so erzeugten Zahlen bilden die Basisdaten, die im Anschluss mithilfe der qualitativen Verfah-ren auf ihre Validität hin geprüft werden.

2 Eine Dokumentation des Verfahrens ist seitens der Hessen Agentur in Bearbeitung.