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6. Gebietsbeschreibung Neuköllns mittels statistischer Daten aus Sicht der Jugendhilfeplanung Jugendhilfeplanung

6.3. Das statistische Gebiet Köllnische Heide

6.3.4. Problemlagen und Ressourcen aus Sicht der Jugendhilfe

Vom Jugendamt werden zunächst räumlich/geografische Mängel genannt: So gibt es gemäß des Kinder- und Jugendhilfeberichtes 2002/2003 hinsichtlich von

Sportmöglichkeiten für Kinder- und Jugendliche Probleme. Kitas und Schulspielplätze können an den Wochenenden nicht genutzt werden. Öffentliche Wege durch die Kleingartenkolonien bleiben verschlossen. Auch an attraktiven Treffpunkten für die Bewohner mangelte es. So gab es 2002/2003 keine Cafes´ oder einen zentralen

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Marktplatz, sondern nur ein paar Imbissbuden und Kioske, die alkoholische Getränke verkauften. Hier trafen sich die Trinker, was dem Jugendamt und vielen Eltern mit

kleinen Kindern ein Dorn im Auge war29. Die wenig ansprechende Atmosphäre in diesem Gebiet änderte sich in den Jahren aufgrund der Etablierung des Modellprojekts

„Aufwachsen in der Köllnischen Heide“ (Kapitel 6.3.4.1.) sowie wegen der Tätigkeit des Quartiersmanagementbüros.

Im Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 2002/2003 wird von Konflikten zwischen verschiedenen Ethnien berichtet, von ansteigender Kriminalität und Gewaltbereitschaft, von fehlender Nachbarschaftlichkeit und Drogenkonsum.

Als besonders schwerwiegend beurteilte die Jugendhilfe die Sprachdefizite vieler Eltern sowie der Kinder nicht deutscher Herkunftssprache. Untermauert werden diese Klagen durch die Sprachstandserhebung „Bärenstark“, in der ausländische Kinder (ndh-Kinder) deutlich schlechter abgeschnitten haben als deutsche Kinder. Diese Diskussion wurde in einer Sprachkonferenz geführt, an der sich drei Quartiersmanagements beteiligten.

Übereinstimmend kamen die Akteure zu dem Schluss, dass das Erlernen der deutschen Sprache bereits im Vorschulalter gefördert werden müsse. Das Bezirksamt richtete daraufhin in seinen Kitas Sprachförderangebote ein. Kritisiert wurde in diesem Zusammenhang das Arbeitsamt. Dieses maß diesem Tätigkeitsbereich nur geringe

Bedeutung bei. Ebenso unterstützte es weitere, auf ABM-Basis geplante Angebote, nicht.

Das Bezirksamt hat daraufhin im Jahre 2002 sein Angebot in den Kitas aus eigenen Mitteln deutlich ausgeweitet (Neuköllner Kinder und Jugendhilfebericht 2003, Teil 2: 42).

Weiterhin stellte das Jugendamt fest, dass das Interesse und die Kompetenz von Eltern, sich konstruktiv in die Erziehung ihrer Kinder einzubringen, sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. So soll es eine große Anzahl von Eltern geben, die sich kaum um die Erziehung ihrer Kinder kümmern und die Kinder auch nicht bei den Hausaufgaben unterstützen. Auch der RSD (Regionaler Sozialdienst) beklagt die mangelnde Mitarbeit der Eltern und attestiert den Eltern „Erziehungsunfähigkeit“. Kinder sollen beim Eintritt in eine Kindertagesstätte oft nicht altersgemäß entwickelt sein.

6.3.4.1. Besondere Entwicklungen im Quartier Köllnische Heide

Von September 2002 bis Herbst 2003 wurde von der Jugendhilfe in diesem Gebiet das Modellprojekt „Aufwachsen in der Köllnischen Heide“ eingerichtet. Dies geschah mit dem Ziel, Angebote und Maßnahmen besser an bestehende Probleme und Bedarfe der

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dort lebenden Menschen anzupassen (Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 2 und 3).

Ein wichtiger Ansatz dieses Modells ist die „Sozialraumorientierung“ und die fachbereichsübergreifende Arbeitsweise des Jugendamtes (Neuköllner Kinder und Jugendhilfebericht 2003, Teil 3: 34).

Aufgrund einer Bestandsaufnahme der Problemlagen und Ressourcen sind folgende Projekte im Rahmen des Modells umgesetzt worden: ein Freiluftkiezcafe´ in der Dammwegsiedlung, eine Elternferienschule in einer Bildungsstätte, Kooperation Jugendhilfe-Schule, ein Workshop „Interkulturelle Elternarbeit in Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement der Highdeck-Siedlung“, Teilnahme an Kiezfesten. Dahinter steckte „das Konzept einer Familienbildungs- und Begegnungsstätte“ (Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 3). Dieses Modell hat sich nach Aussagen der

Jugendhilfeberichte bewährt und wird bis heute fortgeführt. Die Maßnahmen sollten präventiv wirken und zu einer Reduzierung der Kosten im Bereich der Hilfen zur Erziehung beitragen (Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 3).

6.3.4.2 Weitere Ressourcen in der Köllnischen Heide

Im Neuköllner Kinder und Jugendhilfebericht aus dem Jahr 2003 werden folgende positive Ressourcen hervorgehoben: Engagierte Fachleute, das Quartiersmanagement in der High Deck - Siedlung, ein verbessertes Freizeit und Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche. Ebenfalls wird die gute Verkehrsanbindung gelobt sowie die vielen

Grünflächen in dem Gebiet. Viele Ideen zur Behebung der Probleme wurden bereits von Fachkräften vor Ort gesammelt und umgesetzt.

Im Jugendhilfebericht von 2003 wurde die gut funktionierende Kiez-AG in der High-Deck-Siedlung besonders positiv bewertet (Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 2: 42). Diese vom Bezirksamt eingesetzte AG vernetzt und unterstützt unterschiedliche Träger, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.

In dem statistischen Gebiet Köllnische Heide sind seit 1999 zwei Quartiermanagements etabliert worden, eines in der Sonnenallee/Dammweg, „Weiße Siedlung“. Dasjenige in der HighDeck-Siedlung wurde bereits im Jahr 1999 eingerichtet. Es wurden zahlreiche Projekte und Träger vernetzt und finanziert. Die Zusammenarbeit hat sich als fruchtbare Ressourcen für die Bewohner in der Köllnischen Heide erwiesen. Z.B. wurde ein

Zirkuswagen etabliert, der damals mit ABM-Mitteln finanziert worden war. Eine weitere

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Einrichtung namens „Waschküche“, die Kinder - und Jugendarbeit etabliert, war

entstanden. Diese Einrichtung wurde zum Kindertreff umgebaut und seither ehrenamtlich von drei Verbänden betrieben, u. a. von dem Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt. Das Quartiersmanagement hatte den Umzug und Neubau des Jugendtreffs „Da Corner“/„The Corner“, der in Trägerschaft der Diakonie war, ermöglicht. Ein Schulhof und der

angrenzende Spielplatz der Grundschule in der Köllnischen Heide (Hänselschule) wurden unter Mitarbeit der Kinder umgebaut und wesentlich erneuert. Die Erneuerung des

Spielplatzes der dortigen Kita war bereits 2003 in Planung.

Der Jugendhilfebericht 2005 verweist auf weitere Internetseiten des

Quartiersmanagements und des Bezirksamtes. Dort werden die aktuelle Problemlagen, aber auch Ressourcen, die sich in diesem Gebiet herausgebildet haben, beschrieben30. Ohne sämtliche Bereiche auflisten zu wollen, seien einige davon benannt. Es handelt sich u. a. um die Bereiche Arbeitsmarkt, Verbesserung der Qualität des Wohn- und

Lebensraums, bewohneradäquate Sozial- und Infrastruktur, z.B. die Errichtung eines neuen Jugendzentrums "Sunshine Inn", zahlreiche Bildungs- und Beratungsangebote für Eltern. Auch in diesem Quartier wurden ebenso wie in den Gebieten Schillerpromenade und Karl-Marx-Straße Stadtteilmütter ausgebildet, die Familien mit

Migrationshintergrund beraten sollen. Gemeint sind Beratungen zu Erziehungsfragen, Fragen rund um die Schulwahl und Kinderbetreuungseinrichtungen usw. Strukturen des bürgerlichen Engagements sind ebenso erkennbar. Jedoch sind die Strukturdaten der Köllnischen Heide immer noch besorgniserregend. Hier werden Segregationsmuster und somit eine Verfestigung von Armut am deutlichsten. In Kapitel 10.8 soll die persönliche Sichtweise einer Familie aus einer Stichprobe, die in die Köllnische Heide gezogen ist, vorgestellt werden. Diese Familie sieht, anders als die Experten der Jugendhilfe, ihr Quartier nicht negativ.