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6. Gebietsbeschreibung Neuköllns mittels statistischer Daten aus Sicht der Jugendhilfeplanung Jugendhilfeplanung

6.1.1. Nationalitäten und Altersstruktur

In diesem Gebiet lebten im Jahre 2002 33.758 Menschen, davon 31,8 % ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren betrug 2003 16,9 %. Die Kinderzahl in diesem Bezirk ist wie in Gesamtberlin rückläufig.

Im Jahr 2002 hatte das Gebiet Reuterplatz in der Neuköllner Altstadt den geringsten Anteil an Kindern und an

Jugendlichen. Auffallend ist der hohe Anteil der Nichtdeutschen in der Altersgruppe der 6 bis unter 18-jährigen. Er lag im Jahr 2002 bei 45 % (Neuköllner Jugendhilfebericht 2003, Teil 2). Die türkische Bevölkerung stellte nach wie vor mit 12,2 % die größte Gruppe dar.

Ihr Anteil hat sich jedoch von 1999 bis 2002 um 5,5 % verringert. Der Anteil der Angehörigen arabischer Staaten hat sich seit 1996 um 44,7 % erhöht (absolut nur 187).

Dagegen ist der Anteil der Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion um 34,5 %

(absolut 71) gestiegen. Der Rückgang von Kindern und Jugendlichen türkischer Herkunft wird einerseits auf den Vorgang der Einbürgerung zurückgeführt, andererseits auf einen verstärkten Wegzug dieser Familien z.B. nach Buckow oder nach Rudow. Nach der Novellierung des Staatsbürgerschaftsrechts bekommen in Deutschland geborene Kinder ausländischer Herkunft unter bestimmten Voraussetzungen automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. In den anderen statistischen Gebieten geht der Anteil der

nichtdeutschen Kinder aus diesem Grunde zurück, wie noch aufgezeigt werden wird.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Entwicklung der Bevölkerungszahlen nach Nationalitäten nur noch sehr eingeschränkt darüber Auskunft gibt, wie viele Personen nicht deutscher Herkunftssprache tatsächlich in den Gebieten Neuköllns leben. Für die Jugendhilfeplanung ergibt sich daraus das Problem, die Angebote den Adressaten anzupassen. Diese Institution verfolgt prinzipiell den Anspruch, die Jugendhilfe der Lebenswelt der Menschen anzupassen.

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Bemerkenswert ist, dass die Anzahl der ausländischen Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis 18 Jahren in den Jahren 1996 bis 2002 gesunken ist. Dies war am stärksten in der Gruppe der türkisch stämmigen Minderjährigen zwischen 0 und 18 Jahren zu beobachten. Ihr Anteil ist von 1996 bis 2002 um 29,1% gesunken. Dieser Trend setzte sich auch in den nächsten Jahren fort. Nach aktuellen Daten des Kinder- und

Jugendhilfeberichtes aus dem Jahre 2005 ist der Anteil der türkischen Kinder und

Jugendlichen im Alter von 6 bis unter 18 Jahren nochmals zurückgegangen. Er beträgt nur noch rund 20% (Bezirksamt Neukölln Berlin, Abt. Jugend – Jugendhilfeplanung 20058).

Die zweitstärkste Ausländergruppe im Gebiet Reuterstraße sind Kinder und Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien. Ihr Anteil betrug im Jahre 2005 rund 10%. Die

drittstärkste Gruppe soll nach neuesten Angaben diejenige sein, deren Staatsangehörigkeit nicht klar ist. Im Reuterkiez waren dies im Jahre 2005 6,6 %. Dies war zugleich der höchste Anteil in ganz Neukölln.

In dem aktuellen Kinder - und Jugendhilfebericht von 2006 wird die libanesische

Bevölkerungsgruppe separat ausgewiesen. Vorher wurde sie zu der Gruppe der arabischen Bevölkerung gezählt9.

In den nördlichen Gebieten Neuköllns lag 2003 der Altersdurchschnitt unter dem Mittelwert der Berliner Gesamtbevölkerung sowie unter dem Gesamtneuköllner Durchschnitt. Menschen im Rentenalter gab es in der Altstadt noch vergleichsweise wenig. Es waren lediglich 13,8 %. Der Neuköllner Durchschnitt lag bei 20,7 %. Der Anteil von älteren Menschen (über 65) war nur halb so groß wie im Neuköllner

Durchschnitt oder im Durchschnitt der alten Bundesländer. Im Gebiet Reuterplatz lag der Anteil der jungen Menschen (0 bis 20 Jahre) mit 18,8 % unter den Werten der anderen Gebiete der Altstadt. Nur 16,9 % der Bevölkerung in diesem Gebiet waren 2002 unter 18 Jahre alt. Einen derart geringen Anteil hatte kein anderes Gebiet der Neuköllner Altstadt aufzuweisen (Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 2). Einen ähnlich geringen Anteil Minderjähriger hatte nur Britz, Buckow 1 und Buckow 2 zu verzeichnen.

In der Altersgruppe der 20 bis 65 jährigen hatte das Gebiet Reuterplatz mit 71,2 % den größten Anteil an der Bevölkerung, gefolgt von dem Gebiet Schillerpromenade und dem Gebiet Karl-Marx-Straße. In diesen beiden Quartieren ist sowohl der geringe Anteil

8 http://www.neukoelln-jugend.de/daten/Nichtdt_NO.pdf, Zugriff am 22.03.2011

9 http://www.neukoelln-jugend.de/daten/nationalitaeten.pdf, Zugriff am 28.03.2011

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junger Leute auffallend (0 bis 18 Jahre) als auch der geringe Anteil älterer Menschen im Vor- und im Ruhestandsalter.

6.1.2. Wanderungsbewegungen

In dem statistischen Gebiet Reuterplatz war im Jahr 2003, ebenso wie in allen anderen statistischen Gebieten des Neuköllner Nordens, die Abwanderung höher als die

Zuwanderung (Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 2:.8 ff). Aus dem Gebiet Reuterplatz zogen 390 Personen in den Süden Neuköllns. Der Zuzug von 225 Personen aus anderen Neuköllner Gebieten war 2003 deutlich geringer. Eine Besonderheit war, dass auch viele türkische Familien mit kleinen Kindern (unter 6 Jahren) verstärkt abwanderten. Die bevorzugten Gebiete waren Gropiusstadt und Rudow. Demgegenüber fand in den letzten Jahren ein starker Zuzug von Familien arabischer Herkunft statt.

Viele ehemalige Reuterplatzbewohner zogen 2003 in andere Bezirke, beispielsweise nach Treptow (Wanderungssaldo minus 82). Aber es gab auch eine deutliche Zuwanderung aus dem benachbarten Kreuzberg (Wanderungssaldo 214).

Eine deutliche Zuwanderung hatte das Gebiet Reuterplatz aus den alten Bundesländern und aus dem Ausland zu verzeichnen. Die Zuwanderung aus den alten Bundesländern deckt sich gemäß des Jugendhilfeberichtes mit den Beobachtungen des

Quartiersmanagements Reuterplatz. Beide Seiten stellten fest, dass vermehrt Künstler und Studenten in das Gebiet gezogen sind. Die verhältnismäßig hohe Zuwanderung aus dem Ausland lässt sich offenbar mit der Familienzusammenführung erklären.

Der Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 2, weist darauf hin, dass Zu- und Abwanderung nicht über die Gebietstreue hinwegtäuschen dürfe. Ca. 16 % der umziehenden Personen sind innerhalb des Gebiets Reuterplatz umgezogen. Ca. ein Drittel der Zugezogenen und Abgewanderten verblieben in den Gebieten der Neuköllner

Altstadt. Mehr als 10 % der Umziehenden (Zuzüge und Abwanderung) wechselten zwischen dem Gebiet Reuterplatz und dem benachbarten Kreuzberg, was für die Attraktivität dieses Gebietes spricht (Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 3003, Teil 2: 9).

58 6.1.3. Sozioökonomische Daten

Zur Beschreibung der sozialen Lage werden von der Jugendhilfeplanung unter anderem zwei Indizes verwendet, der Sozialindex und der Statusindex. Im Sozialindex sind

verschiedene Faktoren zur Erfassung der sozialen Lage zusammenfasst (z.B. Einkommen, Arbeitslosen- und Sozialhilfequote, vorzeitige Sterblichkeit, Lebenserwartung). Danach erhielt das Gebiet Reuterplatz im Jahr 1999 den Rang 162 von 171 möglichen Rängen und gehörte somit zu den am stärksten belasteten Gebieten Berlins. Mehr als 93% der Berliner Bevölkerung lebte in besseren Bezirken als die Bewohner des Reuterkiezes (Neuköllner Jugendhilfebericht, Teil 1, 2003: 12).

Legt man die Zahlen des Neuköllner Kinder- und Jugendhilfeberichts von 2003 zugrunde, lag die Arbeitslosenquote II (18- bis 59-jährige) mit 18,6 % insgesamt zwar deutlich über dem Neuköllner Durchschnitt von 14,7 %. Aber im Vergleich zu den Gebieten der Neuköllner Altstadt hatte dieses Gebiet die niedrigste Arbeitslosenquote. Die

Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 20 bis 24 Jahren waren hier nicht so stark von Arbeitslosigkeit betroffen, wie dies für die Nachbargebiete zutraf. Ihre Quote lag bei 14, 4%.

Schaut man sich den Anteil der Sozialhilfeempfänger/innen an der Bevölkerung an, so hatte im Jahre 2002 der Reuterkiez mit 14,6% den geringsten Anteil. Der Anteil der Minderjährigen, die laufende Hilfe zum Lebensunterhalt bezogen haben, war zu dieser Zeit ca. doppelt so hoch. Von den ausländischen Familien bezogen 44,3 % Sozialhilfe. Sie waren damit von Unterstützungsleistungen stärker betroffen als es ihrem

Bevölkerungsanteil (31,8 %) im Gebiet entsprach (Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 2).

Auch nach dem neusten Kinder- und Jugendhilfebericht aus dem Jahre 2006 sind keine nennenswerten Veränderungen zu erkennen. In den Jahren 2003 und 2004 gab es eine leichte tendenzielle Verbesserung der Arbeitslosenzahlen nach unten. Im Jahre 2005 stieg diese Zahl jedoch wieder leicht an. Sie lag bei ca. 17,5 %. Damit stand dieses Quartier im Vergleich mit den anderen Gebieten der Neuköllner Altstadt vergleichsweise gut da. In Neukölln-Nord lag die Arbeitslosenquote bei ca. 19,7 % und in den nordöstlichen Gebieten Neuköllns im Mittel bei 18,5 %10.

10 http://www.neukoelln-jugend.de/daten/index.php\Alo2005.pdf, Zugriff am 21.03.2011

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