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6. Gebietsbeschreibung Neuköllns mittels statistischer Daten aus Sicht der Jugendhilfeplanung Jugendhilfeplanung

6.4. Das statistische Gebiet Karl-Marx-Straße

6.4.1. Nationalität und Altersstruktur

6.4.4.2 Jugendarbeit und Kooperation mit anderen Akteuren

Ein Problem des Kiezes ist die dichte Bebauung. Daher ist es nach Meinung des Jugendamtes wichtig, weitere Spielflächen und Treffpunkte zu erschließen. Das Jugendamt sieht seine zukünftige Aufgabe darin, dass Schulen in diesem Gebiet ihre Freiflächen außerhalb der Schulzeiten für alle Kinder und Jugendliche zur Verfügung zu stellen.

Aus Sicht der Neuköllner Kinder- und Jugendhilfeberichte hat sich die Arbeit des Jugendamtes im Gebiet der Karl-Marx-Straße überwiegend auf die Problemgruppen von Kindern und Jugendlichen im Rollbergviertel konzentriert. Denn dort waren die Probleme mit auffälligen Jugendlichen am größten. Verschiedene Akteure, wie auch die Polizei, der ASD (Allgemeinen Sozialarbeiterdienst), Stadt und Land (die größte

Wohnungsgesellschaft in diesem Gebiet), die Schulen und das Quartiermanagement entwickelten ein Handlungskonzept, „um den Kiez zu befrieden“ (Neuköllner Kinder- und Jugendhilfebericht 2003, Teil 2: 12). Es sollten einerseits kinder- und jugendgerechte Angebote ausgebaut werden und anderseits „asoziales Verhalten“ abgebaut werden. Die Arbeit mit den Kinder- und Jugendgruppen sollte effektiver gestaltet werden. Mittels der Analyse von Gruppenstrukturen wurden Ziele, Methoden, Maßnahmen und

Kooperationspartner festgelegt.

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So bestehen zahlreiche Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche. Namentlich werden das Kinder- und Jugendfreizeitzentrum „Lessinghöhe“ der Jugendförderung, genannt. Dieses Zentrum bietet offene Kinder- und Jugendarbeit an. Ein Schwerpunkt betrifft die Mädchenarbeit. Dieser Anteil soll in der Jugendarbeit angestiegen sein. 2003 war das Kinderbüro in der Lessinghöhe Anlaufstelle für alle Kinder in Neukölln. Hier wurde 2009 auch verstärkt Aufklärungsarbeit gegen Pädophile geleistet.

Der Mädchentreff „MaDonna Mädchenkultur e.V.“ besteht seit 1982. Er war eine der ersten Einrichtungen im Kiez, die sich ausschließlich an Mädchen richtet und damit eine besondere Bedeutung für dieses Gebiet hat. Als besondere Ressourcen werden die jugendgerecht gestalteten Räume angeführt, die große Akzeptanz und die Bedeutung dieser Einrichtung auch bei den Eltern. Allerdings wird in neueren Artikeln berichtet, dass es mit Akzeptanz der Mädchenarbeit unter männlichen jungen Erwachsenen nicht so gut bestellt ist. Lt. Wochenblatt Neukölln haben Sozialarbeiter geäußert, dass der

Mädchentreff als „Hurenclub“ bezeichnet wurde. Ebenso zählt, dass viele Mädchen von älteren Geschwistern oder Eltern daran gehindert werden, diese Einrichtung aufzusuchen.

Dies, weil „selbst bestimmte Mädchen eben nicht in die ultraorthodoxe Welt vieler Neuköllner Muslime passen“ (Berliner Woche, 30.05.07). Für viele muslimische Mädchen ist dies die einzige Einrichtung, in der sie ungestört klönen, Teetrinken, Hausaufgaben machen können.

Der „Kinderdschungel/Aki e.V.“ in der Falkstraße bietet offene Arbeit mit Kindern an.

Dort soll ein guter Zugang zu Eltern arabischer Herkunft bestehen. In der Kopfstraße unterhält der gleiche Träger einen Computertreff/Aki e.V. mit einem Multimediacafe. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Vermittlung von Medienkompetenz und

Gemeinwesenarbeit.

Gangway e.V. in der Werbellinstraße war für die Straßensozialarbeit im Rollberg im Körnerpark zuständig. Der Träger hatte auch den berüchtigten „Arabakeller“ geleitet.

Dieser wurde geschlossen, weil das Konzept der Selbstverwaltung nicht funktioniert hatte.

Inzwischen hat Gangway e.V. seine Straßensozialarbeit ganz eingestellt, was sich aber nicht weiter negativ ausgewirkt haben soll.

Weiter in südlicher Richtung befindet sich das „Nachbarschaftsheim e.V.“ in der Schierker Straße. Hier gibt es einen Bauspielplatz. Ebenso wird offene

Kinder- und Jugendarbeit angeboten. Dazu zählen eine Fußball-AG, Capoeira,

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Hausaufgabenhilfe und Beratungsangebote für Eltern. Die eingesetzten Sozialarbeiter sind auf den anliegenden Spielplätzen präsent. Sie sprechen die Eltern an und machen diese auf die Angebote für Kinder und Eltern aufmerksam. Es findet dort so etwas wie eine aktivierende Straßensozialarbeit statt (eigene Beobachtung). In der Nogatstraße befindet sich die „JGH -Maßnahme Stattknast“. Sie wendet sich an straffällig gewordene

Jugendliche in ganz Neukölln. Als besondere Ressourcen werden eine Fahrradwerkstatt und eine Druckerei hervorgehoben. Ein Integrationsprojekt richtet sich an ausländische Mädchen („Hand in Hand“).

Die offene Kinder und Jugendarbeit im Gebiet Karl-Marx-Straße war 2003 besonders davon geprägt, Kindern und Jugendlichen Schutzräume zu bieten, „in denen sie gewaltfrei agieren, emotional genährt werden und sich entfalten können“ (Neuköllner Kinder- und Jugendbericht 2003, Teil 2: 13). Gefördert wurden dabei insbesondere Toleranz und soziale Kompetenzen. Jugendliche und Kinder sollten dazu bewegt werden, eben diese Verhaltensweisen in dem Sozialraum auszuüben und so das soziale Miteinander zu stärken. Ob dies gelungen ist oder nicht, ist aufgrund des Jugendhilfeberichtes nicht ersichtlich.

Die Zusammenarbeit mit den Schulen in diesem Gebiet beschränkte sich darauf, dass sie die Ressourcen und Angebote der Einrichtungen, z.B. den Spielplatz der Lessinghöhe, nutzen. Es wurden im Gebiet zwei Schulstationen eingerichtet, u. zw. eine in der Grundschule in der Thomasstraße sowie eine weitere in der Hobrechtstraße. In diesen Schulstationen sollen u. a. Konflikte unter Schülern und Schülerinnen geschlichtet werden. Punktuell sollen Schulen und Einrichtungen bei gewalttätigen Jugendlichen gut zusammenarbeiten.

Für die Experten der Jugendhilfeplanung war es schwierig, alle im Quartier tätigen Träger, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, zu koordinieren Es gab zwar eine Kiez-AG. Diese konnte jedoch ihre Funktion in den vergangenen Jahren kaum erfüllen, da sie nicht arbeitsfähig war. Ein einheitliches Handlungskonzept der im Quartier tätigen Träger der Kinder- und Jugendarbeit lag bis zum Jahr 2003 nicht vor, obwohl dies von der Jugendhilfeausschuss in Auftrag gegeben worden war.

Die Jugendförderung engagierte sich seit 2003 stärker in diesem Quartier, was bereits zu ersten leichten Verbesserungen im Quartier geführt haben soll.

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