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Planung des Lagerprogramms

Im Dokument Lagerleitung im Umweltbereich (Seite 51-57)

3. Lagerorganisation

3.6. Planung des Lagerprogramms

Um ein Lagerprogramm oder einen Programmblock zu planen, gibt es verschiedene Vorgehensweisen. Einiges ergibt sich von selbst, für An-deres nimmt man alte Programme zur Hand, sucht, was sich bewährt hat und bringt Neues ein. Eine Methode, die hier detaillierter erklärt werden soll, geht strukturiert vor und erlaubt es einem Team, ein teil-nehmendengerechtes Programm zu planen und sich im Prozess der Er-arbeitung auch gleich besser kennenzulernen und die Vorstellungen der Einzelnen transparenter zu machen. Es handelt sich um das soge-nannte «Berliner Modell der didaktischen Analyse». Diese Methode kann sowohl für ein ganzes Wochenprogramm, als auch für einen ein-zelnen Programmteil angewandt werden.

Das Berliner Modell

Die Arbeit mit einem Planungsmodell kann helfen, einen Programm-block nach einem logischen Ablauf zu planen. Es hilft, nichts zu verges-sen und in eine klassische Falle nicht hineinzugeraten: Man sucht zu-erst viele Methoden aus, z.B. Geländespiel oder Postenlauf und will

dann etwas darin verpacken und vermitteln, das eigentlich gar nicht dazu passt.

Das Berliner Modell wurde ursprünglich für die Unterrichtsplanung entwickelt, lässt sich aber auch gut für ein Lager verwenden. Im Zentrum des Berliner Modells steht die Idee, möglichst viele das Programm beeinflussende Faktoren bereits in der Planung zu berücksichtigen. Dabei legt das Modell besonderen Wert auf die Abhängigkei-ten zwischen den verschiedenen Faktoren, die einen Programmblock oder ein Wochenprogramm mitprägen.

Rahmenbedingungen

Voraussetzungen der Teilnehmenden Intention (Ziele)

Methoden Medien

Thematik (Inhalte)

Die einzelnen Arbeitsschritte

Im Folgenden werden die einzelnen Arbeitsschritte erklärt und ihr erhaltet methodische Hinweise, wie ihr prak-tisch vorgehen könnt. Diese sind als Vorschläge zu verstehen; ihr könnt es natürlich auch anders machen.

1. Bedingungsanalyse

Davon ausgehend, dass ihr das Thema und die groben Inhalte schon festgelegt habt, geht es in der Bedingungs-analyse darum, den Rahmen für euren Programmblock/euer Lager zu klären und abzustecken. Darauf könnt ihr dann anschliessend die Feinplanung aufbauen. Die Bedingungsanalyse besteht aus dem Abklären der Rahmenbe-dingungen und der Analyse der Teilnehmenden.

• Rahmenbedingungen: z.B. Welche Räume/welches Gelände könnt ihr nutzen? Welche Infrastruktur ist vorhanden? Welcher Zeitrahmen steht euch zur Verfügung? Wie steht es um die Sicherheit (braucht es eine Bewilligung)? Welche Leitendenressourcen habt ihr? Was ist das Lagerthema? Welches Budget habt ihr?

• Persönliche und gesellschaftliche (soziokulturelle) Voraussetzungen der Teilnehmenden

z.B. Alter, Geschlecht, Zusammensetzung der Gruppe, Bedürfnisse & Wünsche (alters- und lagerabhän-gig), Ängste der Teilnehmenden, Motivation, Vorwissen etc.

Abschliessende Fragen:

• Auf welche der oben zusammengetragenen Merkmale muss ich bei der Planung besonders achten?

• Wie ist die Gruppe zusammengesetzt?

• Welche zusätzlichen Informationen brauche ich? Wo kann ich diese beschaffen?

2. Planungsphase

2.1. Ziele/Absichten

Um Ziele zu formulieren, stellt man am besten die folgenden Fragen: Was sollen die Teilnehmenden am Schluss können, wissen und erlebt haben? Welche Bedürfnisse der Kinder/Jugendlichen möchten wir befriedigen? Was wollen wir als Team erreichen? Passen die Ziele auf die Rahmenbedingungen und die Voraussetzungen der Teil-nehmenden? Wie begründen sich die Ziele?

Eine Methode, um die Ziele zu sammeln, ist die Kärtchentechnik: Jeder schreibt seine Ziele auf Kärtchen und diese werden nachher gemeinsam gruppiert.

2.2. Inhalte/Gegenstände

Nun geht es darum, was ihr wirklich konkret macht. Die Unterscheidung von «Inhalten» und „Methoden“ ist nicht immer ganz einfach. Helfen kann hier die Frage: Kann ich damit ganz verschiedene Sachen vermitteln (z.B.

mit einem Postenlauf)? Wenn ja, dann ist es eine Methode. Ein Inhalt wäre aber z.B., angepasste Pflanzenarten in einem Moor zu entdecken.

Folgende Fragen können euch leiten: Welche Inhalte sollen bearbeitet werden? Welche Inhalte sind grundlegend?

Was ist weniger wichtig? Passen die Inhalte zu den Zielen und umgekehrt? Gibt es Widersprüche zu den Bedin-gungsfaktoren?

2.3. Methoden/Wege

Methoden strukturieren den Aufbau eures Programmblocks/ Wochenprogramms: Welche Aktionsformen passen zu eurem Thema, euren Zielen und den am Anfang rekapitulierten Bedingungen? Wie wollt ihr euer Programm strukturieren (auch Pausen gehören dazu und sind wichtig!)? Hier lohnt es sich, kreativ zu werden und verschie-dene Varianten zu suchen: Ein Theater im Wald? Eine Modeschau der Tiere? Ein Apéro im Moor? Ein Postenlauf, ein Quiz, ein Geländespiel etc.

Ein Brainstorming eignet sich gut zum Sammeln von Ideen. Wichtig ist, nachher die Vorschläge gut zu prüfen und auszuwählen. In einem Programmteil können ganz verschiedene Methoden angewandt werden.

Achtet darauf, dass ihr genug Abwechslung habt und bei euren Teilnehmenden verschiedene kognitive Bereiche angesprochen werden. Man spricht auch gerne von «Kopf, Herz und Hand», um eine ausgewogene Planung zu umschreiben – d.h. sowohl der Intellekt, aber auch die Gefühle und die Lust am Anpacken/Selbermachen sollten angesprochen sein.

Eine bewährte Methode dafür ist der «Picasso»: Ihr nehmt einen Zeitplan / Wochenplan, wählt Farben für z.B.

«Sportliches», «Wissen», «Erlebnis», «Sinnliches» und schreibt die Programmteile auf Kärtchen oder Post-it in den passenden Farben und Grösse (gemäss Dauer). Nun könnt ihr diese auf dem Plan verteilen und nach Belieben schieben und ändern, bis euch Verteilung und Gewichtung gefallen.

2.4. Mittel/Material/Medien

Überlegt euch, mit welchen Hilfsmitteln ihr den Kindern eure gewählten Inhalte vermitteln möchtet. Kinder und Jugendliche nehmen Wissen am besten auf, wenn viele Sinne angesprochen werden. Dies ist am ehesten

gewährleistet, wenn sie selber aktiv werden, d.h. etwas ausführen oder vortragen, basteln, anfassen, experimentie-ren usw.

Auch hier gilt: Abwechslung ist wichtig und bringt Spannung in ein Lagerprogramm.

Weitere Tipps zur Programmplanung

Durchführung

Hier ist Anpassungsfähigkeit gefragt. Stimmt der Zeitplan nicht? Steigen die Kinder nicht auf das Thema ein?

Fehlt Material? Meist kann improvisiert werden und die Ziele können auch mit anderen Methoden erreicht wer-den. Wichtig ist, dass alle LeiterInnen über die Änderungen informiert werwer-den. Wer selber nicht ins Programm integriert ist, kann vielleicht etwas organisieren und die Wartezeit mit Kurzspielen überbrücken.

Auswertung

Die Auswertung findet auf verschiedenen Stufen statt: Die Teilnehmenden sollen sich äussern können, was ihnen gefallen hat und was nicht und ihr als Team sollt eine eigene Auswertung vornehmen. Welche Ziele habt ihr er-reicht? Welche nicht? Welche vielleicht zusätzlich? Sehr wichtig ist der Zeitpunkt der Auswertung: Findet sie zu früh statt, können Emotionen die Auswertung verzerren, zu spät wird viel Negatives schon vergessen gegangen sein. Die Auswertung sollte in der Regel sachbezogen und nicht personenbezogen sein.

Das Motto/der rote Faden

Ein Lagerthema hilft bei der Vorbereitung, eure Fantasie zu sammeln und zu zentrieren. Es verbindet einzelne Ideen zu einem Ganzen, welches auch für die Teilnehmenden leichter nachvollziehbar ist.

Das Lagerthema

• kann eine Geschichte aus einem Buch sein, die für das Lager angepasst wird (beispielsweise «das Dschun-gelbuch» für ein Urwaldlager in einem der Schweizer Urwälder). So habt ihr bereits eine Geschichte, die den Rahmen gibt. Allerdings kennen vielleicht einige der Teilnehmenden die Geschichte bereits und sind deshalb voreingenommen oder es kennen sie nicht alle gleich gut und es gibt Wissensunterschiede.

• kann selbst erfunden werden, z.B. «Treffen der Waldindianerinnen». Dieses Thema ist ziemlich konkret und ermöglicht allen Teilnehmenden einen Bezug, muss allerdings aufwändig mit einer Geschichte gefüllt werden.

• kann abstrakt und wenig konkret sein (beispielsweise «auf den Spuren des Klimawandels»). Dies lässt dem Team viele Freiheiten bezüglich der konkreten Inhalte, ist aber je nach Thema und Alter der Teilneh-menden wenig fassbar.

Das Grob- oder Wochenprogramm

Ein entscheidender Schritt in der Lagervorbereitung ist das Austüfteln des Wochenprogrammes. Dieses sollte mit dem ganzen Leitungsteam geplant werden, damit anschliessend auch alle dahinterstehen können. Das Wochen-programm sollte übersichtlich dargestellt werden. Ein Wochenraster wie das später folgende eignet sich dazu sehr gut. Es soll ausserdem altersgerecht gestaltet werden, damit die Teilnehmenden nicht unter- oder überfordert werden. Es sollte aktive Höhepunkte und ruhige Teile haben. Gleichzeitig sollten die einzelnen Tage nicht zu stark in kleine Aktivitäten zerstückelt werden. Die Aktivitäten sollen möglichst vielseitig sein (z.B. mehrere Workshops in einem Werkatelier), um die verschiedenen Fähigkeiten der Kinder zu berücksichtigen und sie so möglichst ganzheitlich anzusprechen. Wir empfehlen auch das Arbeiten in verschiedenen Gruppengrössen.

Gut bewährt hat sich auch, eine Person zur Tagesverantwortlichen zu bestimmen. So haben alle LeiterInnen auch einmal ruhigere Momente, in denen sie nicht für das Programm verantwortlich sind. Der Tagesverantwortliche muss sich dann auch um die nicht zum eigentlichen Programm gehörenden Punkte kümmern. Alle Änderungen, wie z.B. bei den Essenszeiten etc. müssen ihm mitgeteilt werden.

Der Tagesablauf

Der Tagesablauf soll über die Woche hinweg eine gewisse Regelmässigkeit haben. Dies gibt sowohl dem Team wie auch den Teilnehmenden ein sicheres Gefühl, eine gewisse Orientierung, einen Rahmen, der sich positiv auf ihr Verhalten auswirkt.

• Das Lager besteht nicht nur aus Programm, Essen und Schlafen. Auch die Ämtli benötigen zu ihrer Erle-digung einen festen Zeitrahmen.

• In heissen Ländern halten die Leute nach dem Mittagessen Siesta, eine Tradition, die auch im Lager sinn-voll ist.

• Freiräume sind sowohl für die Teilnehmenden wie auch für das Team wichtig. Einmal eine Stunde für sich ganz allein sein, selbst entscheiden, was tun, nicht im Programm eingespannt zu sein, sondern auf eigene Faust die Umgebung entdecken können.

• Die Nachtruhezeit soll sinnvoll festgelegt und auch durchgesetzt werden! Übermüdete Kinder und Jugend-liche verunfallen schneller!

Ein Tagesablauf in einem Lager könnte so aussehen (wichtig sind weniger die Zeiten als vielmehr die «Ele-mente»):

Dieses Raster kann über die ganze Woche beibehalten werden. Die Zeiten können natürlich angepasst werden, je nach Alter, Zeitpunkt in der Woche (Verfassung der Teilnehmenden, Tag vor oder nach einer grossen Wande-rung...), Aktivität (Nachtspiel oder Beobachtung des Sonnenaufgangs), Jahreszeit (Sommer oder Frühling) und Art des Lagers (bei Zeltlagern braucht der Lageralltag (z.B. Abwasch) viel mehr Zeit als in einem Haus).

Der Leitendenhöck kann natürlich nicht nur nach dem Znacht sondern auch nach dem Zmittag gemacht werden.

Eine Möglichkeit wäre auch am Morgen vor dem Wecken der Teilnehmenden oder am Abend nach der Nachtruhe.

Diese beiden Zeitpunkte haben den Vorteil, dass die Teilnehmenden nie sich selber überlassen werden.

Der Tagesabschluss

Wenn wir im Rhythmus der Natur leben, empfinden wir den Abend mit der Dämmerung, dem Dunkelwerden als natürlichen Abschluss des Tages.

• Eine schöne Möglichkeit, den Tag abzuschliessen ist ein gemeinsames Lagerfeuer, das uns Licht und Wärme spendet, bevor alle sich ins Zelt oder Haus zurückziehen.

• Sehr beliebt ist bei Kindern das Erzählen einer Gutenachtgeschichte. Dies kann entweder als Gruppe im Aufenthaltsraum oder draussen oder im jeweiligen Zimmer/Zelt geschehen. Die Geschichte kann sich als Fortsetzungsgeschichte durch die Woche ziehen und auch das Lagerthema beinhalten.

Das Feinprogramm

Wenn das Grobprogramm klar ist, können im Team die Verantwortlichkeiten für einzelne Programmteile aufge-teilt werden. Das Feinprogramm kann in kleineren Gruppen oder von einzelnen Leitenden erarbeitet werden. Ei-nige Punkte sollten bei dieser Arbeit zusätzlich berücksichtigt werden:

• Alle beteiligten Leitenden sollen im Team ihre Ideen für den Programmteil darlegen.

• Jeder Programmblock beinhaltet mindestens einen Einstieg, einen Hauptteil und einen Schlusspunkt. Die einzelnen Teile sollen möglichst vielfältige Fähigkeiten der Kinder abdecken. Für eine Spiel-Olympiade beispielsweise können Spiele ausgewählt werden, welche abwechslungsweise die Geschicklichkeit, die Kraft, die Geschwindigkeit, die Phantasie, die Gruppendynamik etc. fordern.

• Das Programm muss konkretisiert werden: Wer macht was, wie viel Zeit steht zur Verfügung und welches Material muss organisiert und mitgenommen werden? Erfahrungsgemäss braucht ein Programm mehr Zeit, als man am Anfang vermutet.

• Grössere Wanderungen müssen im Voraus rekognosziert werden, damit die Strecke, die auf der Karte ganz kurz aussah, sich nicht als Marathon-Marsch über Stock und Stein entpuppt.

• Materialsparende Programme sind nicht nur umweltschonend, sondern benötigen auch weniger Geld und Transportaufwand. Man kann auch mit einfachen Mitteln gute Programme machen.

• Bei Programmblöcken draussen empfiehlt es sich, Alternativen für Regenwetter vorzubereiten. Ein «fetzi-ges» Programm draussen bei Regen wirkt aber bei langen Regenperioden Wunder.

• Schriftlich festgehaltene Programmblöcke vermeiden Unklarheiten und machen es möglich, den Pro-grammblock auch anderen Leitenden des Teams für ein Feedback zu zeigen. So kann man von den Ideen und Erfahrungen der anderen Leitenden profitieren.

• Das Feinprogramm kann erst nach dem Rekognoszieren gemacht werden. Nur so passt das Programm dann auch an den Ort, für den es geplant wird.

• Die Stimmung im Lager oder andere Umstände können es natürlich jederzeit möglich machen, dass vom Feinprogramm abgewichen werden muss. Es lohnt sich, ein Programm nicht unter allen Umständen durchzuzwängen, sondern auf das Herz und den Kopf zu hören!

Die folgenden Beispiele sollen euch eine Vorstellung von einem Wochenplan geben. Sie können euch Ideen liefern und sind keinesfalls verbindlich.

WWF-Klimaspuren-Lager (12–14-jährig, Haus mit Strom)

Samstag (Kevin) Sonntag (Anita) Montag (Anita) Dienstag (Boni) Mittwoch (Boni) Donnerstag (Anita) Freitag (Tanja) 7.15 Wecken 7.45 Wecken 6.00 Wecken 7.45 Wecken 7.45 Wecken 7.15 Wecken 7.45

Härz-Atelier (Team) 9.30 Interviews (A-nita)

(Team) Picknick (Team) 12.30 Zmittag (Kevin) und Ämtli

13.30 Freizeit 13.30 Freizeit 13.30 Freizeit 13.30 Freizeit

14.00

Anita) und Ämtli Bräteln (Team) Znacht (Gruppe Kevin) und Ämtli

19.30 Freizeit 19.30 Freizeit 20.00 Freizeit 19.30 Freizeit

20.00

WWF-Phantasia-Lager (8–10-jährig, Zeltlager)

Sonntag (Selma) Montag (Mathis) Dienstag (Mathis) Mittwoch (Dorothée) Donnerstag (Dorothée) Freitag (Selma)

7.30 Wecken 7.45 Wecken 7.30 Wecken 7.45 Wecken 7.30 Wecken

7.45 gemeinsames

8.30 Zmorge (Team) 8.30 Zmorge und Ämtli 8.30 Zmorge und Ämtli Materialtransport und

12.30 Essen im Wald 13.00 Freizeit Pause nach Essen 13.00 Freizeit 13.30 Freizeit 12.44 Busabfahrt Kennenlernspiele

19.30 Freizeit 19.00 Baumbesuch 19.30 Baumbesuch 19.30 Baumbesuch 19.15 Schlussabend 19.00

Im Dokument Lagerleitung im Umweltbereich (Seite 51-57)