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9 Einzelfallstudien

9.4 Philipp

Philipp stammt aus einer sozial benachteiligten Familie mit insgesamt vier Geschwis-tern, davon drei Schwestern und einem Bruder. Während seine ältere Schwester be-reits außer Haus ist, leben sein älterer Bruder, der seit geraumer Zeit auf Arbeitssu-che ist und seine jüngere Schwester noch zu Hause. Die jüngere der beiden Schwestern ist in einem Heim untergebracht und kommt nur sporadisch auf Besuch nach Hause.

Sein Vater musste wegen sexuellem Missbrauch an seinen Kindern eine langjährige Haftstrafe antreten, so dass die Mutter die Alleinerziehung ihrer Kinder übernehmen musste, mit der sie allerdings total überfordert war und schließlich einer Fremdunter-bringung ihres Sohnes im SPTZ Josefinum die Zustimmung erteilte.

9.4.2 Schullaufbahn

Philipp wurde im September 2003 an einer Volksschule in Klagenfurt eingeschult, wo sich nach kürzester Zeit herausstellte, dass er den Lehrplanforderungen der 1. Klas-se der Volksschule nicht gerecht werden konnte. Auch nach der Rückstellung in die Vorschulklasse zeigten sich eklatante Mängel in den Bereichen Motorik,

Wahrneh-mung und Sprache, so dass daraufhin ein Antrag auf Feststellung eines Sonderpä-dagogischen Förderbedarfs eingebracht wurde, dem amtlicherseits nach Vorliegen entsprechender Gutachten und Erfüllung aller Voraussetzungen stattgegeben wurde.

Der Lehrplan der Allgemeinen Sonderschule kam fortan in allen Gegenständen zur Anwendung, der es ihm ermöglichen sollte, mit einer sonderpädagogischen Förde-rung nicht nur Beeinträchtigungen im kognitiven und emotionalen Bereich, sondern auch im Sozialverhalten abzubauen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Behe-bung seiner Sprachentwicklungsstörung zur Verbesserung seiner Sprachkompetenz gelegt.

Bereits im November 2003 wurde Philipp sowohl im SPTZ Josefinum als auch in un-serer Schule aufgenommen und absolvierte, seinen Fähigkeiten entsprechend, er-folgreich die Schullaufbahn von der ersten bis zur fünften Klasse.

Im kommenden Schuljahr 2008/09 wird er die sechste Klasse einer Sonderschule in Klagenfurt besuchen, da mit Abschluss der Grundstufe 2 ein Schulwechsel zwingend vorgeschrieben ist. Die Unterbringung im SPTZ Josefinum bleibt aber aufrecht.

9.4.3 Kognitive, emotionale und soziale Beeinträchtigungen

Im kognitiven Bereich sind die schon aufgezeigten Defizite nochmals stark ausge-wiesen. Mit der eingeschränkten Leistungsfähigkeit, den Konzentrationsproblemen, den Denkstörungen und Denkblockaden wird nur ein Teil der Schwachstellen ange-führt, die einer günstigen Entwicklung entgegenstanden.

Im emotionalen Bereich ist als starker Belastungsfaktor seine leichte Erregbarkeit zu vermerken, die schon bei kleinsten Anlässen in Gang gesetzt wird und manchmal schwer gebremst werden kann.

Beeinträchtigungen im Sozialverhalten sind in der Selbststeuerung und der Selbst-kontrolle gegeben, die sich durch erhöhte Impulsivität, mangelnder Selbstregulation und in einer niedrig angesetzten Frustrationstoleranz äußern.

9.4.4 Biografische und aktuelle Belastungen/Traumen

Philipps Entwicklung wurde nachhaltig durch sexuelle Übergriffe seines Vaters mit-bestimmt, die in ihm ein psychisches Trauma auslösten, dessen Aufarbeitung eine langfristige professionelle Hilfe durch eine Psychotherapeutin erforderte.

Weitere Belastungen ergaben sich aus der konflikthaften Beziehung zwischen den Eltern, danach mit der Überforderung der Mutter als Alleinerzieherin und schließlich mit den Auswirkungen finanzieller Engpässe.

Im Freizeitbereich sind Gefahren durch Einbindung in eine Risikogruppe nicht auszu-schließen, da Philipp als willfähriger Handlanger krimineller Delikte sich der Tragwei-te seines Handelns nicht bewusst ist, und als solcher, infolge seiner eingeschränkTragwei-ten kognitiven Fähigkeiten, geradezu willkommen ist.

9.4.5 Biografische und aktuelle Ressourcen

Zu einer positiven Entwicklung und Problembewältigung haben ihm vor allem unter-stützende Beziehungen von Personen im Kindergarten, in der Schule und im Heim verholfen. Psychischen Rückhalt gibt ihm auch seine Mutter, die er regelmäßig an den Wochenenden besucht und die ihm in dieser kurzen Zeit emotionale Geborgen-heit zu vermitteln versucht.

Leider besteht trotz wiederholter schriftlicher Einladungen seitens der Schulleitung kein Kontakt zu Mutter. Eine gedeihliche Kommunikation zwischen Mutter und Schul-leitung ist daher nicht möglich.

9.4.6 Förderliche Methoden zur Prävention seiner Aggressions- und Gewaltbe-reitschaft

Philipp hat im Forschungszeitraum von etwa einem halben Jahr an allen Übungen und Spielen teilgenommen und damit zu einer vollständigen Datenerhebung und -auswertung beigetragen.

Nachfolgende Auszüge aus den Tagebuchaufzeichnungen sind chronologisch ange-ordnet und sollen exemplarisch einen Einblick in markante Beobachtungen seines

Mitwirkens gestatten und Aufschluss über Erfolg oder Misserfolg des Einsatzes der ausgewählten Übungen und Spiele geben.

A) Entspannungsübungen, -techniken

a) Autogenes Training – (2. und 3. Jännerwoche)

07.01.2008; 09.01.2008; 14.01.2008:

(…) stellt sich sichtlich gut auf die Übung ein; kann sich fallenlassen; fraglich, ob er kognitiv die klaren Anleitungen umsetzen kann; täuscht eher Ruhe-, Schwere- und Wärmegefühl vor; kann keine Aussagen betreffend eigener Befindlichkeit während der Übung von sich geben; positive Wirkung erkennbar; keine Störungen in allen Übungseinheiten und in den nachfolgenden Stun-den; eigene Bewertung der Übungen: „Sehr zufrieden stellend“;

Als Mittel zum Abbau seiner emotionalen Belastungsfaktoren hat sich der Einsatz des Autogenen Trainings bestens bewährt. Seine leichte Erregbarkeit, die schon bei kleinsten Anlässen aktiviert wird und einen explosiven, gewalt- und aggressionsgela-denen Ausbruch zur Folge hat, konnte gedämpft werden. Demgegenüber konnten aber Verbesserungen im kognitiven Bereich im Verlaufe der einzelnen Übungspha-sen nicht festgestellt werden, da er schon mit der Umsetzung der klaren Anwei-sungsschritte überfordert war.

Erfreulich war nach allen Übungen zu festzustellen, dass Philipp, infolge der körperli-chen Entspannung und des allgemeinen Wohlfühlklimas während und vor allem nach den Übungen, keinerlei Bestrebungen zeigte, seine schlummernden Gewalt- und Aggressionstendenzen aufzuwecken.

b) Progressive Muskelentspannung - (4. Jännerwoche)

21.01.2008; 25.01.2008;

(…) kann den Anweisungen teilweise folgen; kognitive Einschränkungen; Bemühung um korrek-te Ausführung; lässt sich von kleinen Störversuchen nicht ablenken; bewusskorrek-tes Erleben von An-spannung und EntAn-spannung nur in Ansätzen möglich; täuscht erfolgreichen Verlauf vor; kann sich in der Reflexionsphase nicht artikulieren; keine Störungen in den nachfolgenden Stunden; eigene Bewertung der Übungen: „Sehr zufrieden stellend“;

Die eklatanten Beeinträchtigungen im kognitiven Bereich waren Hemmschuhe für die korrekte Ausführung der Übungen. Mit der Progressiven Muskelentspannung konnte auch keine merkliche Verbesserung im emotionalen und sozialen Bereich festgestellt werden.

Der Einsatz der Progressiven Muskelentspannung als Mittel zur Prävention von Ge-walt und Aggression entpuppte sich als Flop.

B) Spiele zum Abbau von Unruhe und Erregung

„Arbeitnehmer“, „Gehen wie ein alter Mann“, „Pferderennen“, „Rhythmus-Lawine“ - (1. und 2. Februarwoche)

29.01.2008:

(…) bemüht sich die Übungen korrekt auszuführen; lässt sich auch nicht von Ewalds Ablen-kungsmanövern zu Störungen verleiten; leicht verständliche Anweisungen kommen ihm entge-gen; keine Störunentge-gen; eigene Bewertung der Übung; „Sehr zufrieden stellend“;

01.02.2008:

(…) kann pantomimische Bewegungsabläufe gut darstellen; achtet auf Einhaltung einer gewis-sen Distanz zu Mitschülern; keine Störungen; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stel-lend“;

04.02.2008:

(…) nimmt mit seiner Sitzposition Abstand zu Konrad; ist von der Übung, wie alle seine Mitschü-ler, begeistert; keine Störungen in den nachfolgenden Stunden; eigene Bewertung der Übung:

„Sehr zufrieden stellend“;

07.02.2008:

(…) infolge kognitiver Einschränkungen nur bedingt teilnahmefähig; Schwierigkeiten bei der Wiederholung des Nachklatschens; Versagensängste treten zu Tage; geringe Störungsversuche während der Übung; späteres Abflauen; eigene Bewertung der Übung: „Zufrieden stellend“;

Mit dem Einsatz dieser Übungen konnten Philipps biografische und aktuelle Res-sourcen aktiviert werden, die ihm zusätzliche Unterstützung zu einer bereits positiv verlaufenden Entwicklung gewährten. In diesem Zusammenhang sind meine zusätz-lichen hilfreichen Anleitungen zu erwähnen, die seine Versagensängste, basierend

auf kognitive Defizite, in den Hintergrund drängten. Außerdem trugen sie zur Dämp-fung der leichten Erregbarkeit, zum Abbau der erhöhten Impulsivität, sowie zu einer angemessenen Selbststeuerung und Selbstkontrolle bei.

C) Spiele zum Still-Werden und Wahrnehmen

„Stillhalte-König“, „Telegrafieren“ – (3. Februarwoche)

12.02.2008:

(…) vorbildliche Ausführung der Übung; will auch sofort die Spielleiterfunktion übernehmen; ü-berlässt jedoch zuerst den anderen die Initiative; willfähriger Kommandoempfänger; keine Stö-rungen im Laufe des Vormittags; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend;

15.02.2008:

(…) kognitive Defizite bei der Identifizierung der Symbole augenscheinlich; Hilfestellung erforder-lich; dadurch Prävention von Aggression; keine Störungen; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“;

Diese Übungen eignen sich zum Aufbau eines freundschaftlichen Klimas und zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls. Philipp konnte von beiden Intentionen profitieren und sich als Teil einer ihm zugeneigten Gruppe fühlen.

D) Spiele und Übungen zum Umgang mit Gewalt und Aggression

a) Aggressive Gefühle wahrnehmen und ausdrücken

„Wenn ich wütend bin“, „Tierisch wütend“, „Mich ärgert an dir“ - (4. Februarwoche und 1.

Märzwoche)

25.02.2008:

(…) Geste eines Wutausbruchs täuschend echt nachgespielt; Beruhigung tritt sofort ein; lässt sich aber von den imitierten Gesten der anderen mitreißen; tritt nun ebenfalls als Störer in Er-scheinung; lässt sich bald beruhigen; keine Störungen in den nachfolgenden Stunden; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“;

03.03.2008:

(…) achtet auf Respektabstand zu den anderen Teilnehmern; seine kognitive Schwäche wird ausgenützt; ist bei Gegenreaktionen nicht zimperlich; schlussendlich auf gütliche Einigung des Konflikts bedacht; keine weiteren Störungen; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stel-lend“;

06.03.2008:

(…) gezielte verbale Angriffe auf Konrad; Argumentation infolge eingeschränkter Sprachfähigkeit dürftig; tadelt Konrads aufbrausendes Gehabe und dessen unkontrollierte und ungerechtfertige verbalen und körperlichen Angriffe auf seine Person; erregte Emotion augenscheinlich; geringe Störversuche; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“;

Philipp zeigte sich für diese Übungen sehr aufgeschlossen, da sie ihm die Möglich-keit eröffneten, seine Gefühle und Bedürfnisse, trotz der Beeinträchtigung seiner Sprachfähigkeit, offen zu artikulieren. Sein gelegentliches unverständliches, aggres-sionsgeleitetes Handeln konnte damit einigermaßen erklärt werden.

Das Ziel der Übungen, die Stärkung seines Selbstwertgefühls und den Abbau von Wut und Aggression zu erreichen, konnte angepeilt werden und zur Minimierung sei-ner Gewalt- und Aggressionstendenzen beitragen.

b) Ich-Stärke und Selbstwertgefühl aufbauen

„Ich bin stolz“, „Einerseits und andererseits“ – (2. Märzwoche)

12.03.2008:

(…) ist unbeholfen seine Gefühle offen auszusprechen; dennoch stolz, anderen geholfen zu ha-ben; wartet umsonst auf negative Reaktionen der Zuhörer; fühlt sich von der Gruppe angenom-men; keine Störungen; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“;

14.03.2008:

(…) Selbstbeschreibung anfangs mit negativen Inhalten besetzt; allmählicher Schwenk auf Dar-stellung positiver Eigenschaften; wirkt sich wohltuend auf seine Stimmung aus; keine Störungen;

eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“:

Mit diesen beiden Übungen ist es zum Teil gelungen, sein Selbstwertgefühl zu stär-ken, das infolge der eingeschränkten Leistungsfähigkeit und der Defizite im sprachli-chen Bereich ohnehin angekratzt war. Mit der Stärkung des Selbstwertes ist auch die

Gefahr minimiert, von einer Risikogruppe vereinnahmt zu werden, um als deren will-fähriger Handlanger eingesetzt zu werden.

c) Nicht aggressive Beziehungen aufnehmen

„Gute Nacht“, „Freundschaft“ zaubern – (1. und 2.Aprilwoche)

02.04.2008:

(…) zeigt keine Berührungsängste; kann sich gut in die Übung einfühlen; keine Probleme er-kennbar; keine Störungen; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“;

10.04.2008:

(…) ist gegenüber seiner „Zauberkraft“ skeptisch; durchwegs positive Reaktionen der Mitschüler;

wirkt ruhig und gelassen; keine Störungen in den nachfolgenden Unterrichtsstunden; eigene Be-wertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“;

Der Fokus der Übung war auf die Aufnahme nicht-aggressiver Beziehungen ausge-richtet. Philipp ist es gelungen, eigene Gefühle positiv zu besetzen und eine Art Mauer gegen aggressionsgeladene Stimmungen aufzubauen. Damit wurde der Zweck der Übung erfüllt.

d) Konflikte friedlich lösen

„Streitspiele“ - (3. Aprilwoche)

16.04.2008:

(…) wird von seinem Partner gleich in die Opferrolle gedrängt; wirkt passiv und demütigend;

spielt den Mitläufer; fühlt sich bei Rollentausch als Täter nicht wohl; kann dann sehr wohl aggres-sive Handlungen setzen; wenig kreativ bei Konfliktlösung; nachfolgende Störaktionen; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“;

Philipp wurde mit dieser Übung die Chance geboten, nicht nur gegensätzliche Standpunkte zu klären, um eine Verbesserung gegenseitiger Beziehungen zu errei-chen, sondern seinen Argumenten sollte auch zum Durchbruch verholfen werden.

Er hat die Chance genützt.

E) Rollenspiele

„Streit in der Schule“, „Beziehungskonflikte“ – Kasperlbühne mit Puppenfiguren (4.

Aprilwoche und 2. Maiwoche)

22.04.2008:

(…) nimmt als Spielfigur den Kasperl; ist nicht auf Streit aus, muss Kraftausdrücke seines Kont-rahenten aushalten; wirkt ruhig und besänftigend; Opferrolle behagt ihm; keine Störungen in den nachfolgenden Stunden; eigene Bewertung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“:

08.05.2008:

(…) muss in die Täterrolle schlüpfen; setzt aggressive Handlungen mit verbaler sexuell orientier-ter Unorientier-termalung; muss zur Mäßigung ermahnt werden; liefert keinen Beitrag zur Lösung des Be-ziehungskonflikts; keine Störungen in den nachfolgenden Unterrichtsstunden; eigene Bewertung der beiden Übungen: „Sehr zufrieden stellend“;

Zwei Akteure legten im Vorfeld den Inhalt der beiden Handlungen fest und so konnte nicht vorhergesagt werden, wie stark sich mit ihrer Rolle identifizieren. Auffallend war, dass Philipp in der Täterrolle die konfliktgeladene Beziehung seiner Eltern nachspielte, und dabei sein ganzes Register an verbalen Unflätigkeiten zog. Im Rol-lentausch kam wiederum sein gering geschätzter Selbstwert zum Vorschein, der sein unterwürfiges Verhalten noch mehr zur Geltung brachte.

Philipp konnte in Rollenspielen die Erfahrung machen, dass durch eine wechselseiti-ge Rollenübernahme und des damit verbundenen Perspektivenwechsels sein Selbstwert, infolge Aufarbeitung seiner inneren Konflikte und Traumen, gesteigert wurde.

So gesehen war der Einsatz von Rollenspielen als Erfolg zu bewerten.

F) Fantasiereisen

„Stern, Schutzengel und Sonnenschein“, „Der alte Baum und seine Freunde“, Stille aufnehmen“, „Sonnenschein - (3. und 5. Maiwoche; 1. und 3. Juniwoche)

19.05.2008, 27.05.2008; 05.08.2008; 13.05.2008;

(…) lässt sich gleich in die Gedankenwelt ein; Entspannung am Körper abzulesen; mit Ruhe und

Gelassenheit erfüllt; auf Grund der Einschränkung des verbalen Ausdrucks, keine detaillierte Beschreibung der Komplexität seiner Eindrücke möglich; keine Störungen; eigene Beurteilung der Übung: „Sehr zufrieden stellend“;

Philipp schien die entspannende beruhigende Atmosphäre, das Hineingleiten in eine andere Gedankenwelt und das gemeinsame Erleben in der Gruppe zu behagen, womit einerseits seine Beeinträchtigungen im emotionalen Bereich bezüglich der leichten Erregbarkeit und andererseits seine Belastungsfaktoren im Sozialverhalten, betreffend niedrig angesetzter Frustrationstoleranz, nicht zur Geltung kamen. Das kontinuierliche Wohlfühlklima gestattete es nicht, seine Gewalt- und Aggressionsnei-gung wach zu rufen und so gesehen hatte der Einsatz von Fantasiereisen zur Prä-vention von Gewalt und Aggression seine volle Berechtigung.

9.4.7 Resümee

Nach Auswertung der Daten des Fragebogens und der Analyse der Aufzeichnungen der teilnehmenden Beobachtung ist zu konstatieren, dass zumindest im beobachte-ten Zeitraum von fast einem halben Jahr eine merkliche Änderung in Philipps Verhal-ten festzustellen war. Dieses erfreuliche Ergebnis wurde von allen LehrkräfVerhal-ten bestä-tigt, die den Unterricht nach dem Einsatz der von mir ausgewählten Methoden zur Prävention von Gewalt und Aggression zu erteilen hatten.

Mit dem Autogenen Training konnten geringfügige Verbesserungen seiner emotiona-len Befindlichkeit und eine Minimierung seiner Beeinträchtigung im Sozialverhalten erzielt werden. Die körperliche Entspannung und das allgemein spürbare Wohlfühl-klima im Verlauf der Übung waren nicht dazu angetan, seine schlummernden Ge-walt- und Aggressionstendenzen wachzurütteln.

Dagegen deckten die Übungen zur Progressiven Muskelentspannung nach Jacob-sen die kognitiven Defizite von Philipp auf und waren als Präventionsmaßnahme von Gewalt und Aggression wirkungslos.

Mit den Übungen und Spielen zum Abbau von Unruhe und Erregung wurde eine ge-eignete Methode zur Dämpfung seiner leichten Erregbarkeit und zu einer angemes-senen Selbststeuerung und -kontrolle gefunden und eingesetzt.

In den Spielen und Übungen zum Still-Werden und Wahrnehmen wurde ein freund-schaftlicher Umgang gepflegt und gestärkt, der zusammen mit dem Wohlfühlklima sein Aggressionspotential zum Ruhen verurteilte.

Die Übungen und Spiele zum Umgang mit Gewalt und Aggression dienten vor allem der friedlichen Lösung von Konflikten und der Aufnahme nicht aggressiver Beziehun-gen. Auch mit diesen Methoden konnte Philipp trotz seiner vielfältigen Belastungsfak-toren einen Zugewinn von positiven Einsichten verbuchen und somit seine Gewalt- und Aggressionsbereitschaft reduzieren.

Zu guter Letzt leisteten Rollenspiele und Fantasiereisen den wesentlichsten Beitrag zur Prävention von Gewalt- und Aggression, da sie einerseits der Aufarbeitung seiner inneren Konflikte und Traumen dienten und andererseits für die Entstehung einer entspannenden und beruhigenden Atmosphäre verantwortlich zeichneten