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PCDD/F und PCB-Belastung von Schweinen

Im Dokument 114/2015 (Seite 150-153)

Anzahl der Hühner

3) Weitere PCDD/F-Punktquellen

5.5 PCDD/F und PCB-Belastung von Schweinen

5.5.1 Schweinemast in Deutschland

Die Schweinehaltung ist neben der Rinderhaltung der bedeutendste Zweig der Nutztierhaltung in der deutschen Landwirtschaft. Neben der Mastschweinehaltung ist auch die Ferkelerzeugung ein wichtiger Produktionszweig.

Nach endgültigen Ergebnissen der Erhebung über die Schweinebestände gab es in Deutschland zum Stichtag 3. Mai 2014 insgesamt 28,1 Millionen Schweine in rund 27.100 Betrieben. Damit hat sich die Zahl der Schweine seit November 2013 leicht verringert (- 0,1%). Die Zahl der Be-triebe mit Schweinehaltung ging um 3,2% zurück (Statistisches Bundesamt 2014).

Seit November 2013 sank die Zahl der Betriebe mit Haltung von Mastschweinen um 900 Be-triebe (- 3,9%) auf rund 22.700. Dabei verringerte sich die Zahl kleinerer BeBe-triebe mit bis zu 1.000 Mastschweinen um 3,8%, während die Zahl der Betriebe mit mehr als 5.000 Mastschwei-nen um 7,5% zunahm. Der Bestand an MastschweiMastschwei-nen ging insgesamt um 2,8% auf rund 12,0 Millionen Tiere zurück. Der Bestand an Zuchtsauen insgesamt erhöhte sich leicht um 1,1%

auf rund 2,1 Millionen Tiere.

Die geänderte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung war seit dem Inkrafttreten im Januar 2013 ein Grund für eine stark rückläufige Entwicklung in der Zuchtsauenhaltung. Sie schreibt erweiterte Anforderungen an die Haltung von Zuchtsauen vor, die von vielen Haltern umfang-reiche Investitionen erforderten. Der Ferkelbestand stieg seit November 2013 leicht um 0,5%

auf etwa 8,3 Millionen Tiere. Die Zahl der Jungschweine nahm im gleichen Zeitraum um 249.900 auf rund 5,7 Millionen Tiere zu (Statistisches Bundesamt 2014).

Jährlich werden deutschlandweit ca. 250.000 Schweine auf Öko-Höfen gehalten (Naturland 2013) was weniger als 1% des gesamten Schweinehaltung entspricht. Während die ökologische Schweinehaltung somit eine eher kleine Rolle spielt, hat sich jedoch in jüngster Zeit der Markt für ökologisch erzeugtes Schweinefleisch besser entwickelt (Naturland 2013).

5.5.2 PCDD/F- und PBC-Kontamination von Schweinefleisch

Der zulässige Höchstgehalt für Schweinefleisch liegt für PCDD/F mit 1 pg PCDD/F-TEQ/g Fett am niedrigsten von allen Nutztieren. Der maximal zulässige Gesamt-TEQ für PCDD/F und dl-PCB beträgt 1,25 pg PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett (Europäische Kommission 2011a).

In der „Statuserhebung zu Dioxinen und PCB in Futter- und vom Tier stammenden Lebens-mitteln“ (BMELV 2009) ist der Median der PCDD/F-Gehalte von Schweinefleisch (Kamm/Nacken) mit 0,09 pg/g Fett und damit etwa um den Faktor 10 unter dem Höchstgehalt.

Schweinefleisch (Kamm/Nacken) war auch am geringsten (und Rindfleisch am höchsten) mit dl-PCB belastet. Der Median des dl-PCB-TEQ betrug für Schweinefleisch 0,06 pg/g Fett und liegt damit um den Faktor 10 unter dem Auslösewert von 0,5 pg/g Fett. Der Auslösewert wurde nur von einigen wenigen Extremwerten überschritten (BMELV 2009).

Schweinefleisch hatte bereits in der Statuserhebung im Jahr 1995/96 sehr geringe PCDD/F-Gehalte mit im Median unter 0,1 pg PCDD/F-TEQ/g Fett. Da die PCDD/F-Gehalte bei den beiden Status-erhebungen aufgrund der sehr geringen Konzentrationen im Bereich der Bestimmungsgrenze (LOQ) waren, konnte ein Rückgang der PCDD/F-Gehalte analytisch nicht nachgewiesen werden (BMELV 2009). Zwischen der Statuserhebung von 1996 und der von 2006 ist jedoch ein Rück-gang der PCDD/F-Gehalte in den überwiegend aus Schweinefleisch hergestellten Fleischerzeug-nissen festzustellen. Dies kann als Hinweis auf einen Rückgang der PCDD/F-Gehalte in

Schweinefleisch gesehen werden (BMELV 2009).

Es ist noch kein Fall von belastetem Schweinefleisch aus ökologischer Haltung bekannt, der spezifisch durch die extensive Haltung bedingt gewesen wäre (zum Beispiel infolge einer Exposition durch belasteten Boden oder erhöhte Belastung von Futtermitteln) (Jud 2014). Eine gesonderte Untersuchung von Schweinefleisch aus ökologischer Haltung wurde bisher noch nicht durchgeführt (Forschungsbedarf; Anhang 2).

Überschreitungen des EU-Höchstgehalts durch PCDD/F und/oder dl-PCB in Schweinefleisch sind bisher nur aus Futtermittelkontaminationen bzw. Futtermittelskandalen bekannt.

Bei den zwei größten PCDD/F-Kontaminationen von Schweinefleisch waren jeweils PCB-haltige Öle die Ursache:

Bei der belgischen Dioxin-Lebensmittelkrise 1999 waren etwa 25 bis 50 Liter PCB-haltiges Öl in die Futtermittelkette gelangt. Die Tiere und die Futtermittel wurden auf PCDD/F untersucht. Die hohen PCDF-Gehalte111 waren der Grund, warum die PCB-Kontamination als „Dioxinkrise“

bezeichnet wurde. Dabei wurden Schweinefleisch und Rindfleisch und auch Geflügel und Eier und weitere Lebensmittel kontaminiert. Der direkte Schaden betrug etwa 1 Milliarde US-$

(Fiedler et al. 2000; van Larebeke et al. 2001).

Bei der irischen Schweinefleisch-Krise 2008112 lagen die PCDD/F-Gehalte im Schweinefleisch über 400 pg TEQ/g Fett und damit über dem 400-fachen des EU-Höchstgehalts (Heres et al. 2010;

Marnane 2012). Die PCDD/F-Kontamination erfolgte über Futtermittel (getrocknetes Brot mit 5.200 pg TEQ/g). Ursächlich für die Kontamination war aber PCB-haltiges Altöl, das für die Trocknung des Brotes verwendet wurde (Marnane 2012). Bei der Verbrennung wurden aus den PCB die toxischeren PCDF (vgl. Kapitel 3, Tabelle 3-2 und Tabelle 3-3) gebildet, so dass diese am Gesamt-TEQ einen Anteil von etwa 95% hatten.

Im jüngsten größeren Schweinefleisch-Kontaminationsfall mit Überschreitungen des EU-Höchst-gehalts waren die PCDD/F (primär PCDF) über kontaminiertes Zinkoxid, das in einem Metall-Recyclingprozess gewonnen wurde, als Additiv in Futtermitteln für Mastschweine in Chile ver-wendet worden (Kim et al. 2011). Das Zinkoxid hatte dabei einen PCDD/F-Gehalt von 17.150 pg TEQ/g (Kim et al. 2011). Dies führte zu einer PCDD/F-Belastung im chilenischen Schweinefleisch von 2,17 bis 36,7 pg TEQ/g Fett (Kim et al. 2011).

5.5.3 Kritische Gehalte von PCDD/F für Schweine

In Fütterungsstudien führte die 12-wöchige Gabe von Futtermittel, welches 0,4 ng TEQ/kg TM enthielt, zu einem Gehalt im Schweinefleisch von 0,55 pg TEQ/g Fett und damit zu 55% des

111 Retrospektiv wurde gefunden, dass die dl-PCB einen größeren TEQ-Beitrag hatten (van Larebeke et al. 2001).

112 Bei der irischen Schweinfleischkrise wurden 30.000 t Fleischprodukte zurückgerufen und 170.000 Schweine und 5.700 Rinder mit einem Gesamtschaden von mehr als 120 Millionen Euro entsorgt (Marnane 2012).

Höchstgehaltes von 1 pg TEQ/g Fett (Spitaler et al. 2005). Somit werden EU-Höchstgehalte in Schweinefleisch in etwa erreicht wenn Futtermittel mit dem EU-Höchstgehalt von 0,75 ng TEQ/kg TM gefüttert werden. Dies ist ein grundsätzlicher Unterschied zu PCDD/F- und PCB-sensitiven Nutztieren (Nachkommen aus Mutterkuhhaltung, Huhn/Ei und Schaf), bei denen schon Futtermittelgehalte, die deutlich unterhalb des EU-Grenzwertes für Futtermittel liegen, zu einer Höchstgehaltsüberschreitung führen können (Abschnitte 5.2.5, 5.3.3 und 5.4.3). Da ein Mastschwein täglich etwa 2,5 kg Futter zu sich nimmt, liegt die kritische Gesamtaufnahme bei etwa 1,9 ng TEQ/Tag. Zur Bodenaufname von Schweinen in Freilandhaltung gibt es keine Daten. Nimmt man an, dass ein Schwein 10% Boden im Vergleich zum Futter aufnimmt (250 g Boden/Tag) dann lägen kritische Bodengehalte bei etwa 7,5 ng TEQ/kg TM und damit höher als für Mutterkuhhaltung oder Legehennen in Freilandhaltung. Wegen der fehlenden Information zu Bodenaufnahme gibt es hier Forschungsbedarf (Anhang 2).

5.5.4 PCDD/F- und PCB-Quellen für Schweinehaltung

Wie in 3.5.2 beschrieben, sind Futtermittel bei weitem der wichtigste und möglicherweise der in der Praxis einzig relevante Expositionspfad für Schweine. Es soll hier aber dennoch kurz das Potenzial von Umweltkontamination für ökologisch oder andere extensiv gehaltene Schweine diskutiert werden.

Es besteht eine Reihe von Unterschieden zwischen ökologischer und konventioneller Haltung mit gewissen Vorteilen der ökologischen Haltung, die aber möglicherweise zu einer höheren Exposition von Schweinen gegenüber Umweltkontaminanten führen könnten (Tabelle 5-11).

Eine erhöhte Exposition könnte resultieren aus:

dem Auslauf im Gelände;

der höheren Verwendung von Einstreu oder

der längeren Säugezeit an der Muttersau

Dass diese Faktoren für eine Überschreitung des EU-Höchstgehalts ausreichen, erscheint un-wahrscheinlich, da die durchschnittliche Belastung von Schweinefleisch etwa um den Faktor 10 unter dem EU-Höchstgehalt liegt (eine Überschreitung wurde, wie oben erwähnt, bisher auch nicht gefunden). Bei Rindfleisch liegt der durchschnittliche Gehalte von Dioxinen + dl-PCB bei nur etwa 25% des Höchstgehalts113.

Dagegen birgt die Zugabe von Holz als Raufutterersatz und Beschäftigungsmaterial bei der konventionellen Haltung (Tabelle 5-11) eine gewisse Gefahr, über behandeltes Holz PCDD/F (über PCP) oder PCB (Farbanstriche) einzutragen. PCDD/F aus PCP-behandeltem Holz sind schon bei anderen Futtermitteln oder über Einstreu in Lebensmittel eingetragen worden (Brambilla et al. 2009; Hoogenboom et al. 2006).

Wenn man berücksichtigt, dass bislang die meisten PCDD/F- und PCB-Kontaminationen bei Schweinen aus Futtermittelskandalen herrühren, dann scheint insgesamt das Risiko einer PCDD/F- und PCB-Belastung bei der konventionellen Schweinehaltung höher als bei der ökolo-gischen Schweinehaltung, bei der ein großer Teil des Futters aus eigener Produktion stammt und (meist) rein pflanzlich ist. Diese Futtermittel liegen in der Regel deutlich unter den EU-Höchstgehalten für Futtermittel. Dabei muss gegebenenfalls auf Bodengehalte in gewissen Futtermitteln geachtet werden (z.B. Rüben oder Kartoffeln).

113 Bei Mutterkuhhaltung reicht für dl-PCB schon ca. 1/6 des Futtermittelhöchstgehalts aus, um den EU-Höchstgehalt für Fleisch zu überschreiten.

Tabelle 5-11: Vergleich zwischen ökologischen und konventionellen Haltungsbedingungen für Schweine, die zu unterschiedlicher Exposition gegenüber Umweltkontaminanten führen können

Öko-Schweine Konventionelle Schweine

Das Mastschwein wird in Auslauf- oder Freilandhaltung gehalten. Ihm steht draußen eine Auslauffläche von mindestens 0,6-1,2 m² zur Verfügung

Werden üblicherweise ausschließlich im Stall gehalten.

Die Liegefläche muss mit Stroh eingestreut werden und der Anteil von Spaltenböden darf 50% nicht überschreitenden.

Es muss ein Wühlareal zur Verfügung stehen.

Die gesamte Stallfläche darf --- bis auf Einschränkungen im Liegebereich --- aus Vollspalten bestehen. Stroh oder Einstreu ist nicht vorgeschrieben.

Raufutter wie Stroh, Heu oder Gras ist für Mast- und Zuchtschweine vorgeschrieben und wird den Tieren separat angeboten.

Für Mast- und Zuchtschweine ist nur ein geringer Anteil Raufutter vorgeschrieben. Oft werden dem Futter einfach nur Holzfasern beigemengt.

Ferkel müssen mindestens 40 Tage lang natürliche Milch

von der Muttersau bekommen. Ferkel dürfen bereits nach drei Wochen vom Muttertier getrennt werden.

Quelle: Naturland (2013)

5.5.5 Perfluorierte persistente Stoffe mit spezifischer Relevanz für Schweinehaltung

Wegen der erst kürzlich gefundenen Bioakkumulation von PFOS und anderen perfluorierten Tensiden in Schweinen in einer Studie des BfR (Numata et al. 2014) soll diese Stoffgruppe an dieser Stelle kurz erwähnt werden mit dem Hinweis, dass diese PBT-Stoffgruppe möglicherweise für Schweine eine Expositionsrelevanz besitzt.

Im Dokument 114/2015 (Seite 150-153)

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