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Einleitung und Hintergrundinformation

Im Dokument 114/2015 (Seite 33-36)

Erweiterung des Datenbestandes der POP-Dioxin-Datenbank

3 Einleitung und Hintergrundinformation

3.1 Hintergrund des Projektes; Ursachenaufklärung der Belastung durch Dioxine und PCB an der Schnittstelle zwischen Umwelt und Lebensmitteln

Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine (PCDD) und Dibenzofurane (PCDF) – im Folgenden PCDD/F oder Dioxine genannt – und Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind persistente, bioakkumulie-rende und gesundheitsschädliche Verbindungen. Der Mensch nimmt Dioxine und PCB im Wesentlichen über fetthaltige, vom Tier stammende Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Eier sowie Fischereierzeugnisse auf (BMU 2013). Obst, Gemüse und Getreide sind bundes-weit betrachtet einheitlich gering mit Dioxinen und PCB belastet (BMELV 2009) und tragen daher nur wenig zur lebensmittelbedingten Aufnahme dieser Schadstoffe bei (BMU 2013).

Für Überschreitungen der EU-Höchstgehalte von PCDD/F in Nutztieren (Tabelle 3-1) waren in den letzten 15 Jahren oft Kontaminationen von Futtermitteln verantwortlich. Diese betrafen meist Agroindustriebetriebe, z.B. der belgische Dioxin-Skandal 1999 (Fiedler et al. 2000), der brasilianische “Citrus Pellets“-Fall 1998 (Malisch 2000, Torres et al. 2013a) oder der Biodiesel-Fall 2011 (Weber & Watson 2011).

In den letzten Jahren wurde in Deutschland das Lebensmittelmonitoring von dioxinähnlichen (dl-) PCB und auch nicht-dioxinähnlichen (ndl-) PCB intensiviert, da 2006 für die dl-PCB und 2011 für die ndl-PCB EU-Höchstgehalte für Lebensmittel festgelegt wurden. Darüber hinaus war 2011 für Labore eine Meldepflicht bei Überschreitungen des EU-Höchstgehalts bei Lebens-mitteln und FutterLebens-mitteln eingeführt worden. In diesem Rahmen wurde vermehrt festgestellt, dass besonders Nutztiere aus extensiver Haltung (Rind, Schaf, Huhn/Ei) auch ohne spezifische Futtermittelkontamination zum Teil die EU-Höchstgehalte für die Summe von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB (PCDD/F-PCB-TEQ) überschreiten und dass diese Belastungen zum großen Teil aus der Umwelt stammen. Dabei wird der Großteil der Höchstgehaltüberschreitungen von den dl-PCB1 verursacht. So stammte zum Beispiel bei dem 2011 durchgeführten Bundesweiten Überwachungsplan (BÜp) für Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung mehr als 90% der TEQ-Über-schreitungen von den dl-PCB.

1 Bei den dl-PCB handelt es sich um 12 PCB Kongenere, die die gleichen toxischen Eigenschaften wie Dioxine besitzen. Der TEF (Toxizitätsäquivalentfaktor) gibt das Verhältnis der Giftigkeit im Vergleich zum giftigsten der Dioxine (2,3,7,8-TCDD) an. Aufgrund des relativ hohen TEF von PCB-126 (0,1) stammen meist mehr als 80% des PCB-TEQ von PCB-126.

Tabelle 3-1: EU-Höchstgehalte und EU-Auslösewerte für Dioxine und dioxinähnliche PCB in ausgewählten Lebensmittelgruppen

Quelle: BMU (2013)2; Europäische Kommission (2011a); Europäische Kommission (2011b)

Im Oktober 2011 führte deshalb das Umweltbundesamt ein Fachgespräch zum Thema

„Belastung der terrestrischen Umwelt mit Dioxinen und PCB“ durch. Ziel des Fachgespräches war es, neue Erkenntnisse über Quellen und Eintragspfade und damit Ursachen der Belastung von Umwelt und Lebensmitteln mit Dioxinen und PCB sowie Möglichkeiten zur Verringerung der Belastung auszutauschen. Es kristallisierte sich heraus, dass die Ursachen für die Belastung von Lebensmitteln mit dl-PCB bislang wissenschaftlich noch nicht so gut erklärbar sind, wie dies für die Dioxinbelastung der Fall ist. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass auch weiterhin nach ggf. bislang unterschätzten und unbeachteten Quellen und Eintragspfaden insbesondere von PCB in die Nahrungskette gesucht werden muss. Es wurde deutlich, dass die Aufklärung der Ursachen für Dioxin- und PCB-Einträge in die Nahrungskette nach wie vor ein komplexes Problem darstellt (UBA 2011).

Für eine Aufklärung der Ursachen von Höchstgehaltsüberschreitungen in Nutztieren ist es notwendig, die kritische tägliche Dioxin-/PCB-Gesamtaufnahme zu kennen, bei der ein Nutztier oder Nutztierprodukt (z.B. Ei, Milch) die EU-Höchstgehalte überschreitet. Daraus können dann die Dioxin- und PCB-Gehalte im Boden und Futter abgeleitet werden, die für die jeweiligen Nutztiere zu einer Überschreitung der EU-Höchstgehalte führen.

Zusätzlich ist es erforderlich, einen Überblick über die Reservoire in Umweltkompartimenten, Altlasten und der Technosphäre zu bekommen und Belastungspfade einschließlich Remobili-sierungsmechanismen, mit Blick auf die Schnittstellen zwischen Umwelt und Lebensmitteln, zu erfassen.

2 Seit 1. Januar 2014 gelten für Leber neue Höchstgehalte basierend auf dem Frischgewicht.

Aus diesen Gründen war ein Schwerpunkt dieses UBA F&E Projekts die Zusammenstellung des vorhandenen Wissens zur Problematik „Quellen, Senken & pfadbezogene Ursachenaufklärung der Belastung durch Dioxine und PCB an der Schnittstelle zwischen Umwelt und

Lebensmitteln“.

Schwerpunktthemen dieses Berichts sind:

Zusammenstellung der wichtigsten Quellen, Senken und Reservoire von PCDD/F und PCB. Dabei, wird auch ein Überblick über die historische Belastung von Böden und Sedimenten gegeben, die für die Exposition von extensiv gehaltenen Nutztieren von hoher Relevanz sind.

Remobilisierungsmechanismen für die wichtigsten Senken und Reservoire werden beschrieben und ihre Relevanz wird diskutiert.

Zusammenstellung von Informationen zur Belastung der wichtigsten Nutztiere/Lebensmittel (Rind, Schaf, Legehenne/Ei, Fisch und Wild), die durch Umweltkontaminationen betroffen sind.

Die prioritären Expositionsquellen aus der Umwelt und der Technosphäre werden genannt und diskutiert.

Für die wichtigsten Nutztiere werden kritische Dioxin- und PCB-Gesamtaufnahmen aus Studien abgeleitet oder abgeschätzt. Aus diesen kritischen Gesamtaufnahmen werden jeweils kritische PCB- und PCDD/F-Gehalte im Futter und Boden abgeleitet, die für die jeweiligen Nutztiere zu einer Überschreitung der EU-Höchstgehalte führen. Die abgeleiteten kritischen Gehalte werden mit Gehalten in realen Fällen von Nutztierbelastungen verglichen, die zu

EU-Höchstgehaltsüberschreitungen geführt haben und dadurch validiert.

Wo möglich werden Managementmaßnahmen für die Reduktion von PCDD/F und PCB in betroffenen Nutztieren benannt.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Dioxinen und PCB werden kurz dargestellt,

insbesondere in Bezug auf die Quellensituation, das Verhalten in der Umwelt und die Exposition von Nutztieren.

Bei den einzelnen Themenbereichen werden jeweils Klärungs-/Forschungsbedarf und Handlungsbedarf formuliert und zusammengestellt.

Ein wichtiger Aspekt bei der Identifizierung von PCDD/F- und PCB-Quellen ist die Zuordnung von Quellenprofilen für die jeweilige PCDD/F- oder PCB-Belastung. Dafür braucht es eine umfassende Datenbasis von Quellenprofilen. Während die POP-Dioxin-Datenbank des Bundes und der Länder für Umweltmatrices eine gute Datenbasis besitzt, fehlte es an PCDD/F- und PCB-Datensätzen aus der Technosphäre (z.B. Produkte, Gemische, Erzeugnisse, Bedarfsgegenstände oder industrielle Emissionen). Gerade PCDD/F und PCB aus der Technosphäre können aber Kontaminationsquellen für die Umwelt, für Futtermittel und für Nutztiere darstellen. Von daher ist es wichtig, dass Kongenerenprofile von Quellen aus der Technosphäre so umfassend wie möglich in der POP-Dioxin-Datenbank enthalten sind. Dadurch können mögliche Schad-stoffquellen aus der Technosphäre über Kongenerenprofile zugeordnet werden und so die Quelle(n) von z.B. einer Tierfutterverunreinigung oder Nutztierkontamination gegebenenfalls schnell identifiziert werden. Auch können dadurch Umweltkontaminationen in Böden oder Sedimenten bestimmten Chemikalien oder Prozessen zugeordnet werden3. Im Rahmen dieses Projektes wurden deshalb Quellenprofile aus der Technosphäre in die POP-Dioxin-Datenbank eingestellt (Anhang 5).

3 Dabei muss allerdings die Änderung der Kongenerenprofile durch Metabolisierung und Abbau in Biota und Umwelt beachtet werden.

3.1.1 Ergänzende Anhänge zum Bericht

Dieser Bericht wird durch folgende Anhänge ergänzt:

Anhang 1: „PCB im Bausektor und daraus freigesetzte Emissionen – eine Bestandsauf-nahme und Neubewertung“

Aufgrund der Relevanz offener PCB-Anwendungen in Gebäuden und Bauwerken für die atmo-sphärische PCB-Belastung bzw. der Belastung von Grasaufwuchs wurde eine ausführliche Darstellung der Belastung von Gebäuden und Bauwerken und der daraus resultierenden Emission in die Umwelt in einem zusätzlichen Bericht zusammengestellt. Anhand von Fall-studien und Beispielen wird darin auch die Problematik von Sanierungen und Abbruch von Gebäuden und damit zusammenhängenden Emissionen von PCB aufgezeigt.

Anhang 2: „Handlungsbedarf und Forschungsbedarf zur Verringerung und Vermeidung

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