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Gemessene PCDD/F- und dl-PCB-Belastungen von extensiv gehaltenen Rindern aus dem Bundesweiten Überwachungsplan (BÜp)

Im Dokument 114/2015 (Seite 107-111)

Lokale Belastung durch Punktquellen

5 Belastung von Nutztieren durch PCDD/F und PCB an der Schnittstelle zwischen Umwelt und Lebensmitteln und Expositionsquellen

5.2 PCDD/F- und PCB-Belastung von Rindern

5.2.2 Gemessene PCDD/F- und dl-PCB-Belastungen von extensiv gehaltenen Rindern aus dem Bundesweiten Überwachungsplan (BÜp)

Für Rindfleisch ist ein EU-Höchstgehalt für PCDD/F in Höhe von 2,5 pg WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett, ein EU-Höchstgehalt von 4 pg WHO-TEQ/g Fett für die Summe von PCDD/F und dl-PCB und zusätzlich ein EU-Höchstgehalt für nicht dioxinähnliche PCB (ndl-PCB) von 40 ng/g Fett fest-gelegt (Europäische Kommission 2011).

Nachdem Untersuchungsergebnisse einzelner Bundesländer darauf schließen ließen, dass es bei Rindfleisch aus extensiver Haltung möglicherweise bundesweit vermehrt zu Überschreitungen insbesondere des EU-Höchstgehalts für die Summe von PCDD/F und dl-PCB kommen kann (Landesbetrieb Hessisches Landeslabor 2010; LANUV Nordrhein-Westfalen 2010), wurde für eine repräsentative Datengrundlage hinsichtlich der Belastung von Rindfleisch aus extensiver Haltung eine breitere Monitoring-Studie der Bundesländer aufgelegt (BVL 2012). Danach liegt das Fleisch von Rindern aus Stallhaltungen in Deutschland deutlich unter den PCDD/F- und PCB-Höchstgehalten (BMELV 2009). Auch alle anderen in die Dioxindatenbank des Bundes und der Länder eingestellten Werte zu Rindfleisch aus der Stallhaltung68, 69 lagen unterhalb des TEQ-Höchstgehalts von 4 pg TEQ/g Fett (Maximalwert 3,5 pg TEQ) und hatten einen Median-wert von 0,56 pg TEQ/g Fett (Jud 2013). Somit konzentrierten sich die Untersuchungen auf Rinder aus extensiver Haltung/Produktion.

Die Studie wurde durch einen Beschluss der Agrarministerkonferenz am 30.04.2010 veranlasst und durch die für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Länderbehörden im Jahr 2011 als bundesweites Lebensmittel-Überwachungsprojekt zur Feststellung des Gehalts von PCDD/F und dl-PCB in Rindfleisch aus extensiver Haltung durchgeführt. Das Untersuchungsprogramm

„Dioxine und dioxinähnliche polychlorierte Biphenyle (dl-PCB) in Rindfleisch aus der Mutter-kuhhaltung (Weidehaltung)“ wurde im Rahmen der BÜp Studie 2011 durchgeführt. An dem Untersuchungsprogramm haben sich 12 Bundesländer mit insgesamt 220 Proben beteiligt. Die Untersuchungen waren fokussiert auf Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung, da bei dieser Hal-tungsform wesentliche Elemente der extensiven Tierhaltung umgesetzt werden. Dabei handelt es sich u. a. um in der Regel lange Weidehaltungszeiten, überwiegender Einsatz betriebseige-ner Futtermittel und geringere Nutzung anderer Produktionsfaktoren (BVL 2012). Dabei sollte sowohl das Fleisch von Mutterkühen als auch das ihrer Nachkommen untersucht werden.

Um mögliche Belastungseinflüsse zu ermitteln, wurden folgende ergänzende Angaben zu den beprobten Rindern erhoben (BVL 2012):

Herkunft des Fleisches von Mutterkuh oder von Nachkommen aus der Mutterkuhhaltung

Alter und Rasse der Rinder

Dauer der Weidehaltung in Monaten und Absetzalter bei den Nachkommen

Angaben zur Verwendung zusätzlicher Futtermittel

Die Untersuchung ergab, dass bei 37 von 220 Rindfleischproben (entsprechend 16,8%) eine Überschreitung des nominellen Höchstgehaltes von 4,0 pg WHO2005-PCDD/F-PCB-TEQ/g Fett für die Summe aus PCDD/F und dl-PCB vorlag (BVL 2012, Tabelle 5-7).

68 Die detaillierten Untersuchungen bei den BÜp Herden haben gezeigt, dass es durch PCB-Belastungen im Stall oder Silo in Einzelfällen auch zur Exposition von aufgestallten, d.h. im Stall ausgemästeten Rindern, kommen kann (siehe Kapitel 5.2.7). Eine Zunahme von PCB-Gehalten durch Aufstallung wurde auch in einer Studie in Niedersachsen gefunden (Ungemach 2013; Kamphues et al. 2013).

69 In der Vergangenheit wurde bei der Einstellung der Rindfleischdaten in die Dioxindatenbank oft die Haltungs-form nicht angegeben. So sind von den 685 Rindfleischproben, in denen in den Datensätzen Dioxin und dl-PCB TEQ angegeben wurden, nur 283 (41%) einer Haltungsform zugeordnet (Jud 2013).

Dabei waren nach Berechnungen auf Basis der zum Zeitpunkt der Probenahme gültigen WHO (1998) TEF für die meisten Höchstgehaltsüberschreitungen (97%) allein die dl-PCB verantwort-lich (BVL 2012). Bei 2 der Proben wurde gleichzeitig auch der Höchstgehalt für PCDD/F von 2,5 pg PCDD/F-TEQ/g Fett überschritten. Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse auf der Grundlage der aktuell gültigen WHO (2005) TEF und des aktuell gültigen EU-Höchstgehalts in Höhe von 4 pg WHO-TEQ/g Fett ergab zwar keine Änderung hinsichtlich der Anzahl der fest-gestellten Höchstgehaltüberschreitungen70 (Abbildung 5-1). Jedoch waren für die EU-Höchst-gehaltsüberschreitungen in den 37 Fällen nur bei 17 Fleischproben allein die dl-PCB und bei 20 Proben die Summe von PCDD/F und dl-PCB verantwortlich. Die getrennte Auswertung der Daten für Rindfleisch von Mutterkühen und für Nachkommen aus Mutterkuhhaltung zeigte, dass das Muskelfleisch von Mutterkühen eine deutlich geringere Belastung aufwies als das der Nachkommen. Während das Muskelfleisch der Mutterkühe (52 Proben) in keinem einzigen Fall eine Überschreitung der Höchstgehalte aufzeigte, überschritten 36 der 145 Rindfleischproben von Nachkommen (entsprechend 25%) den Summenhöchstgehalt für PCDD/F und dl-PCB (BVL 2012). Insgesamt überschritten aber nur ca. 21 Rindfleischproben (14%) analytisch gesichert den EU-Höchstgehalt und nur 2 Proben lagen mehr als 100% über dem Höchstgehalt

(Abbildung 5-1).

Die PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte des Muskelfleisches der Mutterkühe scheinen aufgrund der Laktationsphasen nicht über ein bestimmtes Belastungsniveau zu steigen, da vom Tier aufge-nommene PCDD/F und dl-PCB kontinuierlich mit dem Milchfett wieder ausgeschieden werden (BVL 2012) (siehe Carry-Over-Berechnung unter 3.1.6). Auf stärker belasteten und von Mutter-kühen beweideten Arealen wie der Elbaue oder wie in einer belasteten Herde der BÜp-Studie in Baden-Württemberg kann jedoch auch das Fleisch der Mutterkühe über den EU-Höchstgehalten liegen (Schulz 2005; Wahl et al. 2013a; Abbildung 5-6).

Die aggregierten Ergebnisse aller Rindfleischproben und zusätzlich die Ergebnisse differenziert nach Proben von Mutterkühen und von Nachkommen71 aus Mutterkuhhaltung sind in Tabelle 5-7 dargestellt (BVL 2012).

70 Aufgrund der Verwendung der TEF 2005 sank insgesamt der TEQ-Gehalt der Rindfleischproben, jedoch wurde dies durch die gleichzeitige Absenkung des EU-Höchstgehaltes kompensiert.

71 23 Rindfleischproben konnten keiner Kategorie zugeordnet werden (BVL 2012).

* Die analytische Unsicherheit beträgt ca. 20%. Quelle: Daten aus Dioxindatenbank

Abbildung 5-1: Rindfleischproben aus der BÜp-Studie mit Überschreitungen des nominellen EU-Höchstgehalts

Der für die Rindfleischproben aus einer Mutterkuhhaltung festgestellte Medianwert für dl-PCB (bezogen auf WHO(2005)) von 1,80 pg dl-PCB-TEQ/g Fett liegt über dem aktualisierten erhöhten Auslösewert von 1,75 pg dl-PCB-TEQ/g Fett (BVL 2012) (Tabelle 5-7). Der alte Auslösewert von 1 pg TEQ/g Fett wäre für dl-PCB in 188 Proben (85%) und für PCDD/F in 11 Proben überschritten gewesen.

Die Klärung der Quellen dieser Belastung sowie der Frage des Zusammenhangs von PCDD/F- und dl-PCB-Umweltbelastungen und einer Belastung von Nutztieren war ein Anlass für das F&E-Vorhaben72, in dessen Rahmen dieser Bericht erstellt wurde.

Tabelle 5-7: Überschreitungen der Auslösewerte und Höchstgehalte in Muskelfleisch von Rindern aus Mutterkuhhaltung

na --- Anzahl der untersuchten Proben;

ALb --- Auslösewert gemäß Empfehlung der Kommission 2011/516/EU in pg/g Fett;

n > AL --- Anzahl der Proben, für die das Ergebnis größer ist als der AL; für PCDD/F gilt zusätzlich: gleich bzw. kleiner als HG;

HGc --- Höchstgehalt für PCDD/F und für die Summe aus PCDD/F und dl-PCB gemäß Verordnung (EU) Nr. 1259/2011 in pg/g Fett.

Quelle: BVL (2012)

Aus den BÜp-Daten war ein Zusammenhang zwischen der Belastungshöhe und Schlachtalter bei den Nachkommen nicht erkennbar (Abbildung 5-2). Eine geringfügig höhere Belastung sehr jung geschlachteter Tiere (3 - 10 Monate) lässt sich aber auch aus den BÜp-Daten ableiten (BVL 2012). Bei einem Vergleich von Rindern innerhalb einer Herde zeigte sich, dass die Gehalte der Jungrinder während der Versorgung über die Muttermilch zunehmen und nach dem Absetzen (mit ca. 8 bis 10 Monaten) dann abnehmen (Abbildung 5-7 und Abbildung 5-8).

Eine signifikante Abweichung der PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte im Muskelfleisch der drei meist beprobten Rassen (Angus (n = 15), Limousin (n = 22) und Galloway (n = 25)) zu den Median-werten der Gehalte aller Proben war nicht festzustellen (BVL 2012).

72 „Analyse und Trendabschätzung der Belastung der Umwelt und von Lebensmitteln mit ausgewählten POPs und Erweiterung des Datenbestandes der POP-Dioxin-Datenbank des Bundes und der Länder mit dem Ziel

pfadbezogener Ursachenaufklärung“ FKZ 3712 65 407/01.

Die Auswertungen hinsichtlich der Angaben zu den zusätzlich eingesetzten Futtermitteln erwiesen sich aufgrund der Vielfalt der eingesetzten Futtermittel, der Mehrfachnennungen und der geringen Fallzahlen als wenig aussagekräftig (BVL 2012).

Die Schlussfolgerungen der Ergebnisse des BÜp waren (BVL 2012):

Die Ergebnisse des Programms zeigen, dass das hier behandelte Thema im Rahmen der amtlichen Kontrolle verstärkt berücksichtigt werden sollte.

Ein Aufgreifen dieses Themas in einem späteren, ggf. angepassten Programm sollte in Erwägung gezogen werden.

Handlungsempfehlungen und Beratung zum Weide- und Fütterungsmanagement für Betriebe mit extensiver Rinderhaltung sollten bundesweit auf Basis der BMU-Broschüre: „PCDD/F und PCB-Einträge in Lebensmitteln vermeiden – ein Leitfaden für Geflügel-, Rinder-, Schaf und

Schweinehalter“ (BMU 2011) hinsichtlich PCB weiterentwickelt und verstärkt eingesetzt werden.

WHO-Toxizitätsäquivalente für PCDD/F, dl-PCB und die Summe aus PCDD/F und dl-PCB für Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung in Abhängigkeit vom Schlachtalter (Medianwerte in pg/g Fett, TEF 1998). Quelle: BVL (2012)

Abbildung 5-2: TEQ-Belastung von Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung in Abhängigkeit vom Schlachtalter

Im Dokument 114/2015 (Seite 107-111)

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