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PCDD/F und dl-PCB in Meeresfischen und Fischprodukten auf dem deutschen Markt

Im Dokument 114/2015 (Seite 159-166)

Anzahl der Hühner

6 PCDD/F- und PCB-Belastung von Fischereierzeugnissen

6.2 PCDD/F und PCB in Speisefischen und Fischprodukten auf dem deutschen Markt

6.2.2 PCDD/F und dl-PCB in Meeresfischen und Fischprodukten auf dem deutschen Markt

Die letzte umfassende Rückstands-Untersuchung von Speisefischen auf dem deutschen Markt wurde 2007 vom Max Rubner-Institut (MRI) durchgeführt (BMELV 2009)117. Dabei wurden etwa 200 Fischproben auf PCDD/F und dl-PCB untersucht. Um einen Überblick über die Gehalte in Fischen und Fischereierzeugnissen zu erhalten, wurden vor allem Fische mit einem Marktanteil von über 1% untersucht118, Die Probenahme in den einzelnen Fanggebieten konzentrierte sich hierbei auf Fische mit höheren Fettanteilen (BMELV 2009). Aus früheren Untersuchungen war bekannt, dass Fische mit niedrigen Fettgehalten wie Alaska Pollack, Seelachs oder Kabeljau nur geringe bzw. sehr geringe Schadstoffgehalte im Muskelfleisch aufweisen (Karl et al. 2000), Durch aktuellere und breitere Untersuchungsergebnisse wurde das bestätigt (BMELV 2009).

Die Probennahme erfolgte auf verschiedenen Forschungsreisen des Fischereiforschungsschiffes

„Walther Herwig III“, auf Fangreisen kommerzieller Fangschiffe, durch Kauf in Supermärkten bzw. durch Bezug der Ware direkt von Forellen- und Lachszüchtern (Aquakultur). Insgesamt wurden 32 Fischarten, 5 Krebs- und Weichtierarten und verschiedene typische Erzeugnisse untersucht. Da Fische weltweit nach Deutschland importiert werden, wurden zusätzlich die verschiedenen Fang- bzw. Aufzuchtgebiete berücksichtigt (BMELV 2009).

Die mittleren PCDD/F-Gehalte aller vom MRI untersuchten Fischarten aus den verschiedenen Fanggebieten der Welt, lagen weit unter dem damaligen EU-Höchstgehalt von 4 pg

117 Aktuellere Daten wurden von Länderbehörden erhoben, die zum Teil nicht veröffentlicht sind. Ausgewählte Daten wurden in diesem Bericht aufgenommen.

118 Um eine repräsentative Probenahme von Fischen und anderen Meerestieren zu gewährleisten, musste die Viel-zahl der auf dem deutschen Markt vorhandenen Fischarten und Erzeugnisse berücksichtigt werden. Zurzeit dürfen mehr als 650 verschiedene Fisch- und Krebstierarten gehandelt werden. Davon haben ca. 20 Arten einen Marktanteil von mehr als 1% (BMELV 2009). Diese wurden beprobt.

TEQ/g Frischgewicht (VO EG Nr. 1881/2006) (Europäische Kommission 2006a) und blieben auch deutlich unter dem damaligen Auslösewert von 3 pg TEQ/g Frischgewicht (Europäische Kom-mission 2006b). Auch die 90. Perzentile lagen unter den festgelegten EU-Höchstgehalten.

Für die dl-PCB ergab sich ein anderes Bild. In einzelnen Fanggebieten lagen bei einigen Fisch-arten (Sardine, Schwarzer Heilbutt und Makrele) die mittleren Gehalte dicht unter dem Auslöse-wert und die 90. Perzentile deutlich darüber. In den Abschnitten 6.2.2.1 bis 6.2.2.3 wird auf die spezifischen Fischarten in den entsprechenden Fanggebieten näher eingegangen.

Der damalige Höchstgehalt für die Summe aus PCDD/F und dl-PCB von 8 pg TEQ/g Frischge-wicht wurde im Mittel bei allen Fischarten weit unterschritten. Nur bei Makrelen lag das 90.

Perzentil über dem EU-Höchstgehalt.

Die untersuchten Krebs- und Weichtiere und die Heringsprodukte waren nur gering belastet und blieben weit unter den Auslöse- und Höchstwerten.

Aus der Vielzahl der Analysenergebnisse lassen sich aus dem Bericht des BMELV (2009) unter anderem folgende Aussagen ableiten:

Die Gehalte an PCDD/F und dl-PCB in Fischen und Fischereierzeugnissen lagen im Allgemeinen weit unter den damaligen EU-Höchstgehalten von 4 pg PCDD/F-TEQ/g Frischgewicht und 8 pg PCDD/F-PCB-TEQ/g Frischgewicht119.

Die Gesamtgehalte (PCDD/F-PCB-TEQ) in Fischen mit niedrigem Fettgehalt (Kabeljau, Wittling, Seelachs) lagen unter 0,5 pg/g Frischgewicht, gleiches galt für Krebs- und Weichtiere. Fische mit Fettgehalten bis 5% (Rotbarsch, Seehecht, Scholle) und Forellen aus der Zucht zeigten meist Werte unter 1 pg/g Frischgewicht, Fische mit höheren Fettgehalten > 10% lagen bei 1 bis 3 pg/g Frischgewicht. (Abbildung 6-1) zeigt in einem Überblick die mittleren PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte in Abhängigkeit vom Fettgehalt. Dabei wird deutlich, dass bei Fettfischen je nach Herkunft sehr unterschiedliche Gehalte gemessen wurden und einige Proben den Höchstgehalt von 8 pg PCDD/F-PCB-TEQ/g Frischgewicht überschritten (Abbildung 6-2).

Bei einigen Fischarten (Hering, Makrele, Rotbarsch und Schwarzer Heilbutt) konnte eine fangplatzspezifische Abhängigkeit der TEQ-Gehalte nachgewiesen werden (Abbildung 6-2).

Rotbarsch und schwarzer Heilbutt aus dem Fanggebiet Tampen (nördliche Nordsee) hatten höhere Gehalte als entsprechende Fische aus Grönland und Nordnorwegen/ Barentssee.

Fettfische aus der Ostsee und dem Seegebiet südlich von Großbritannien (am Eingang des Kanals) waren höher kontaminiert als aus anderen Fanggebieten.

Bei den meisten Fischarten konnte kein wesentlicher Rückgang der PCDD/F-Belastung im Vergleich zu den Untersuchungsergebnissen der Jahre 1995/97 festgestellt werden.

Der Anteil der dl-PCB am Gesamtgehalt, ausgedrückt in TEQ, hängt von der Fischart und vom Fanggebiet ab (Abbildung 6-3). Bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. dem Hering aus der östlichen Ostsee und den Garnelen aus Asien, war der dl-PCB-Anteil generell höher als der PCDD/F-Anteil.

Jedoch können innerhalb einer Fischart und zwischen den Fischarten größere Schwankungen auftreten. So wurden für viele Fischarten wie z.B. Sprotten und Forellen Verhältnisse von ca. zwei bis vier Teilen dl-PCB-TEQ zu einem Teil PCDD/F-TEQ gefunden. Bei einigen Fischen war dieses Verhältnis allerdings noch deutlich größer. Dies zeigt, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen der PCDD/F- und der dl-PCB-Belastung gibt.

119 Die Werte liegen im Allgemeinen auch unter den neuen EU-Höchstgehalten von 3,5 ng TEQ Dioxin-TEQ und 6,5 ng Gesamt TEQ (Summe Dioxine und dl-PCB)/kg Frischgewicht (VO EG 1259/2011) (Europäische Kommission 2011a).

Der im Untersuchungszeitraum geltende EU-Höchstgehalt für die Summe aus dem PCDD/F- und PCB-TEQ ist als orange Linie eingezeichnet. Quelle: BMELV (2009)

Abbildung 6-1: PCDD/F- und dl-PCB-TEQ in Fischen, Krebs- und Weichtieren gruppiert nach dem Fettgehalt

PCDD/F-PCB-TEQ in Fischen mit Fettgehalten >10% in Abhängigkeit vom Fanggebiet (Für Sardine, Streifenbarbe und Farmlachs ohne Fanggebietsangabe). Quelle: BMELV (2009)

Abbildung 6-2: PCDD/F-PCB-TEQ in fettreichen Fischen in Abhängigkeit vom Fanggebiet

Eine besondere Situation liegt in der Ostsee vor. Seit längerem ist bekannt, dass fettreiche Fische aus der Ostsee wie Hering, Sprotte oder Wildlachs stärker mit PCDD/F und dl-PCB

belas-tet sein können als Fische aus anderen Fanggebieten (Assmuth & Jalonen 2005). Dies gilt insbe-sondere für Fische aus der zentralen und östlichen Ostsee (Karl & Ruoff 2007, Swedish EPA 2013). Wegen des von der EU ausgesprochenen Exportverbots für schwedische und finnische Fettfische wurde in der deutschen Studie (BMELV 2009) untersucht, ob und in welchem Ausmaß auch die Fanggebiete der deutschen Ostseefischerei betroffen sind.

6.2.2.1 PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte in Ostseehering

Von den Ostseefischen ist der Ostseehering die wirtschaftlich wichtigste Ressource. Bei den Untersuchungen von Ostseeheringen auf dl-PCB und PCDD/F zeigten sich regionale Unter-schiede mit einer Zunahme der Gehalte an der Südküste von West nach Ost (Abbildung 6-3 und Abbildung 6-4) und erhöhte Werte an der schwedischen Küste (Abbildung 6-4). Wie Abbildung 6-3 zeigt, lagen in den Gebieten östlich von Bornholm die mittleren PCDD/F- und

dl-PCB-Gehalte in Heringen zum Großteil über dem damaligen EU-Höchstgehalt von 8 pg PCDD/F-PCB-TEQ/g (Karl & Ruoff 2007).

Während in der deutschen Studie bei den Fängen bis 2005 noch kein eindeutiger Zeittrend in den PCDD/F- oder dl-PCB-Konzentrationen zu erkennen war (Karl & Ruoff 2007; BMELV 2009), konnte in der detaillierten schwedischen Studie bis 2012 ein abnehmender Trend nachge-wiesen werden (Swedish EPA 2013). Auch das Fischmonitoring des Landesamt für Landwirt-schaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) Mecklenburg-Vorpommern von 2011 bis 2013 zeigt eine Abnahme der PCDD/F- und PCB-Gehalte im Hering im Vergleich zu den Mes-sungen um 2005 (vgl. Abbildung 6-3 und Abbildung 6-4). Eine Abnahme der PCDD/F- und dl-PCB-Kontamination in der Ostsee wird auch in den Zeitreihen von aktuellen Sedimentkern-studien gefunden (Assefa et al. 2014).

Quelle: Karl & Ruoff (2007)

Abbildung 6-3: Mittlere PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte im Heringsmuskel in Abhängigkeit von Fanggebieten in der Nordsee und Ostsee

PCDD/F-, PCB- und Gesamt-TEQ im Muskelgewebe von Heringen und Sprotten aus verschiedenen Fanggebieten der Ostsee im Zeitraum 2011 bis 2013. Die Zahl der untersuchten Fische ist in Klammern angegeben. Quelle: LALLF Mecklenburg-Vorpommern (2014a)

Abbildung 6-4: PCDD/F-, PCB- und Gesamt-TEQ in Heringen und Sprotten aus der Ostsee

6.2.2.2 PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte in Makrelen

In der Nordsee gab es nur bei Makrelen beim 90. Perzentil eine Überschreitung des EU-Höchst-gehalts von 8 pg TEQ/g. Dies war auf die relativ hohen PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte der Ma-krelen aus dem Ärmelkanal zurückzuführen (Tabelle 6-1; Abbildung 6-5). Nur in diesen Fang-gründen gab es EU-Höchstgehaltsüberschreitungen. Die Belastung von Fischen aus diesem See-gebiet ist offensichtlich generell höher als aus anderen FangSee-gebieten der Nordsee und westlich der Britischen Inseln. Auch in Proben von Heringen, Schollen und Kabeljau aus diesem See-gebiet wurden vergleichsweise höhere PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte gemessen, die jedoch den EU-Höchstgehalt nicht überschritten (BMELV 2009).

Durch die Überfischung der Ostsee konnten seit den 1970er Jahren Makrelen dort nicht mehr kommerziell gefangen werden (Mohr 1989). Nach Informationen aus der grauen Literatur und dem Internet werden jedoch seit etwa fünf Jahren wieder Makrelen in der Ostsee geangelt (z.B.

Lübecker Angler 2009). Von staatlichen Stellen gibt es noch keine Untersuchungen zu PCDD/F- und PCB-Gehalten in Makrelen aus der Ostsee. Das LALLF Mecklenburg-Vorpommern teilte mit, dass ausschließlich in der Nähe der Wismarer Bucht Makrelen gefangen werden und dass dies Zufallsfänge sind (LALLF Mecklenburg-Vorpommern 2014b). Die Makrelen gelangen hier spora-disch mit entsprechenden Salzwasserströmungen in die westliche Ostsee, würden aber in öst-licher Richtung nicht über die Darßer Schwelle hinausgehen (LALLF Mecklenburg-Vorpommern 2014b). Da diese Makrelen adult aus der Nordsee eingewandert sind, ist hier wahrscheinlich auch nicht mit dem Schadstoffmuster der Ostsee zu rechnen. Für die Fischer gibt es deshalb auch keine Ostseefangquote, wenn etwas angelandet wird, wird dies von der Nordseequote abgezogen (LALLF Mecklenburg-Vorpommern 2014b).

Quelle: BMELV (2009)

Abbildung 6-5: Fangplätze der untersuchten Nordsee-Makrelen

Tabelle 6-1: PCDD/F und dl-PCB in Makrelen aus der Nordsee

Poolproben aus n = 10 - 20 Fischen; n.b. nicht bestimmt. Quelle: BMELV (2009)

6.2.2.3 PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte in Dorschleber

Die Fischprodukte mit der höchsten PCDD/F- und dl-PCB-Belastung auf dem deutschen Markt sind die Dorschleber und der Aal. Aufgrund der hohen Gehalte und des relativ geringen Ver-zehrs, hatte die EU-Kommission 2008 den PCDD/F-Höchstgehalt für Fischleber von 8 auf 25 pg TEQ/g120 erhöht (Foodwatch 2008, Europäische Kommission 2008). In der Auswertung des Audits des „Food and Veterinary Office“ (FVO) der EU-Kommission zu PCDD/F und PCB in Ostseefisch (4.-8. Juni 2012) wurde im Ergebnisprotokoll der Kommission verlangt, dass die Behörden dafür sorgen sollen, dass weder Fisch noch Fischereierzeugnisse, insbesondere Dorschleber, Lachs und Fischöl, aus der Ostsee in Verkehr gebracht werden, deren PCDD/F- und/oder PCB-Gehalte die festgelegten Höchstgehalte überschreiten (European Commission 2012).

Um dies in Bezug auf die Dorschleber umzusetzen, untersuchte das LALLF Mecklenburg-Vor-pommern im Zeitraum 2008 bis 2012 insgesamt 26 Dorschlebern auf PCDD/F und dl-PCB. In allen 21 Proben aus der Ostsee wurde der Höchstgehalt von 20 pg TEQ/g FG120 für die Summe von PCDD/F und dl-PCB, wie auch der Höchstgehalt von 200 ng/g FG für die Summe der Indi-kator-PCB überschritten (Tabelle 6-2). Bei einem durchschnittlichen Summengehalt von 98,4 pg PCDD/F-PCB-TEQ/g FG – wie er in den Dorschlebern aus der Ostsee in dieser Studie nachge-wiesen wurde – wird die für den Menschen tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) von 14 pg TEQ/kg Körpergewicht und Tag bei einem einmaligen Verzehr von 200 g Dorsch-leber für 48 Wochen voll ausgeschöpft (LALLF Mecklenburg-Vorpommern 2013). Im Gegensatz dazu blieben alle fünf aus dem Handel stammenden Stichproben von Dorschlebern mit dekla-rierter Herkunft aus dem Atlantik, sowohl beim PCDD/F-PCB-TEQ als auch den Indikator-PCB unter den gesetzlich festgelegten Höchstgehalten (LALLF Mecklenburg-Vorpommern 2013).

120 Höchstgehalt 20 pg TEQ/g FG seit 2012 (Europäische Kommission 2011).

Tabelle 6-2: Summe der PCDD/F- und dl-PCB-Gehalte und Indikator-PCB in Dorschleber aus Ostsee und Atlantik

Quelle: LALLF Mecklenburg-Vorpommern (2013)

6.2.3 PCDD/F und PCB in Speisefischen und Krabben aus deutschen Oberflächengewässern

Im Dokument 114/2015 (Seite 159-166)

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