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2. Ergebnisse des 1. Projektabschnitts: Fragebogenbefragung von

2.4. Organisation von Lerngruppen

2.4.1. Lerngruppen und Dienstalter sowie Unterrichtsstiltyp

In einem weiteren Block des Fragebogens wurden insgesamt zwölf Statements mit verschiedenen Organisationsweisen von Lerngruppen präsentiert, für die die befragten Lehrer/innen die Häufigkeit des Vorkommens im eigenen Unterricht angegeben sollten.18

18 Die Frage lautete: „Wie organisieren Sie den Unterricht im Hinblick auf Lerngruppen?“, gefolgt von zwölf Statements, jeweils mit der 4-stufigen Antwortskala: „(fast) immer“, „häufig“, „manchmal“, „selten (oder nie)“.

Jeweils mehr als ein Drittel der Lehrer/innen stellen ihren Schüler/innen „(fast) immer“

unterschiedliche Materialien zur Verfügung (37%), wenden verschiedene didaktische Methoden an (36% und unterstützen die Kinder in ihrer Teamentwicklung (33%). Ein Viertel (26%) der Befragten differenzieren „(fast) immer“ die Aufgabenstellungen für die Schüler/innen und ein gutes Fünftel (22%) lässt die Schüler/innen (fast) immer im individuellen Tempo arbeiten. 12% der Lehrer/innen unterrichten die ganze Klasse (fast) immer gemeinsam, weitere 44% häufig.

Bei den weiteren Statements überwiegen Angaben der Kategorien „manchmal“ und „selten (oder nie)“. 49% der Lehrer/innen gestalten ihren Unterricht (fast) immer oder häufig offen, 51% manchmal oder seltener. Ein Drittel (33%) gibt an, geschlossene Unterrichtsformen (fast) immer oder häufig zu bevorzugen. Zu den Kriterien für die Gruppenbildung gibt etwa ein Drittel der Befragten (35%) an, zumindest häufig Gruppen von Schüler/innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zu bilden, während 29% Gruppen mit ähnlichen Fähigkeiten bilden und 22% nach anderen Kriterien. Die Gruppenbildung erfolgt schließlich nur bei 2%

der Lehrer/innen (fast) immer oder häufig nach Geschlecht, und bei 88% „selten (oder nie)“.

Tabelle 31: Organisation der Lerngruppen Ich stelle meinen Schüler/innen unterschiedliche Materialien

zur Verfügung. 36,8% 43,0% 19,3% 1,0% 100%

In meinem Unterricht wende ich verschiedene didaktische

Methoden an. 35,8% 52,4% 11,3% 0,5% 100%

Ich unterstütze die Kinder in ihrer Teamentwicklung und trainiere wichtige Kompetenzen, die für das effektive Gelingen von Gruppenprozessen notwendig sind.

33,4% 47,2% 18,0% 1,3% 100%

Ich differenziere die Aufgabenstellung für die Schüler/innen. 26,4% 46,5% 25,0% 2,1% 100%

Ich lasse jede/n Schüler/in in seinem/ihrem individuellen

Tempo arbeiten. 21,7% 53,7% 22,7% 2,0% 100%

Meinen Unterricht gestalte ich offen. 14,5% 34,7% 45,7% 5,1% 100%

Ich unterrichte die ganze Klasse gemeinsam. 12,3% 44,2% 34,7% 8,8% 100%

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen mit unterschiedlichen

Fähigkeiten. 6,5% 28,3% 52,8% 12,4% 100%

Ich bevorzuge geschlossene Unterrichtsformen. 5,0% 27,6% 47,0% 20,4% 100%

Ich bilde Gruppen nach anderen Kriterien. 5,0% 16,8% 55,2% 23,0% 100%

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen mit ähnlichen

Fähigkeiten. 2,8% 26,0% 53,9% 17,2% 100%

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen nach Geschlecht. 0,3% 1,3% 10,1% 88,2% 100%

Reihung nach der Häufigkeit der Nennung der Kategorie (Quelle: IST – Pädagogische Hochschule Wien)

Die Art und Weise der Organisation von Lerngruppen variiert insgesamt nur relativ schwach und überwiegend statistisch nicht signifikant zwischen Lehrer/innen mit unterschiedlich langen Laufbahnen. Einige Unterschiede und Besonderheiten einiger Altersgruppen lassen sich bei einigen Merkmalen dennoch ausmachen.

Dass sie im Unterricht (fast) immer verschiedene didaktische Methoden anwenden, geben Lehrer/innen in den ersten fünf Dienstjahren öfter an, als alle anderen Lehrer/innen (43% /

Ø36%). Unterschiedliche Materialien werden in von Lehrer/innen mit 11 bis 20 Dienstjahren am häufigsten zur Verfügung gestellt (45%) von Lehrer/innen mit mehr Dienstjahren seltener (30%). Die Häufigkeit der Differenzierung von Aufgabenstellung nimmt tendenziell mit steigendem Dienstalter etwas ab (82% / 68%). Der gemeinsame Unterricht der ganzen Klasse wird bei Lehrer/innen zu Beginn ihrer Laufbahn und bei mehr als 20 Dienstjahren etwas öfter genannt als im Schnitt. Ähnlich liegt dies bei der offenen Gestaltung des Unterrichts: 18% der Junglehrer/innen geben an, ihren Unterricht (fast) immer offen zu gestalten, der Anteil der Nennungen von „(fast) immer“ und „häufig“ erreicht bei Lehrer/innen mit 6 bis 10 Dienstjahren ihren Höhepunkt (64%) und klingt mit steigendem Dienstalter auf 41% (>25 Jahre) ab – in dieser Altersgruppe wird auch am öftesten geschlossenen Unterrichtsformen der Vorzug gegeben (40%), was in den anderen Gruppen weniger oft der Fall ist, am seltensten bei Lehrer/innen mit 6 bis 15 Dienstjahren (23%). Auffällig bei der Praktik der Gruppenbildung nach unterschiedlichen Fähigkeiten ist der Anteil der Junglehrer/innen mit 1 bis 5 Dienstjahren: 46% geben an, dies (fast) immer oder häufig zu tun, aber nur 26% der Lehrer/innen mit 16 bis 20 Dienstjahren.

Tabelle 32: Organisation der Lerngruppen nach Dienstalter

Anzahl der Dienstjahre

Ich unterstütze die Kinder in ihrer Teamentwicklung und trainiere wichtige Ich lasse jede/n Schüler/in in seinem/ihrem

individuellen Tempo arbeiten.

Meinen Unterricht gestalte ich offen. 18%

31%

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten.

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen mit ähnlichen Fähigkeiten.

Ich bilde Gruppen nach anderen Kriterien. 8%

19%

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen nach Geschlecht.

Ausgewiesen sind die Häufigkeiten der genannten Kategorien „(fast) immer“ und „häufig“, als oberer bzw. unterer Wert in den Zellen; Reihung nach der summierten Häufigkeit der Kategorien „(fast) immer“ und „häufig“

# Die Signifikanztestung der Gruppenunterschiede erfolgte aufgrund des ordinalen Skalenniveaus mittels Kruskal-Wallis-Test auf Gleichheit der zentralen Tendenz; */** statistisch signifikant (p<0,05/ p<0,01)

(Quelle: IST – Pädagogische Hochschule Wien)

Die Unterrichtsstiltypen unterscheiden sich bei neun der zwölf Aspekte der Organisation von Lerngruppen statistisch signifikant. Am häufigsten wenden die offenen Unterrichtstiltypen 1 und 4 verschiedene didaktische Methoden an (44%, 45% „(fast) immer“), weit seltener der eher „geschlossene“ Typ 3 und der offene Typ 5 (27%, 22%). Die Teamentwicklung der Kinder unterstützt Typ 1 mit Abstand am häufigsten (52%), Typ 5 am seltensten (17%).

Lehrer/innen der offenen Unterrichtsstiltypen stellen den Schüler/innen weit öfter unterschiedliche Materialen zur Verfügung (60%, 49%, 47%) als jene der geschlossenen Typen (25%, 16%). Typ 1 lässt die Schüler/innen im Vergleich am öftesten in ihrem individuellen Tempo arbeiten (33%) und differenziert auch am häufigsten die Aufgabenstellungen für die Schüler/innen (44%), was bei den beiden geschlossenen Unterrichtsstiltypen seltener geschieht (18%). Letztere unterrichten weit häufiger die ganze Klasse gemeinsam (77%, 69%), als die offenen Typen, wobei Lehrer/innen des Typs 5 am seltensten die Klasse gemeinsam unterrichten (17%, wobei bei „(fast) immer“: 0%).

Definitionsgemäß geben die Lehrer/innen der drei offenen Unterrichtsstiltypen öfter an, ihren Unterricht offen zu gestalten als jene der zwei geschlossenen Typen („(fast) immer“: 28%, 22%, 25% vs. 5%, 1%) und seltener, geschlossene Unterrichtsformen zu bevorzugen („(fast) immer“: 1%, 1% 0% vs. 8%, 9%). Gruppen von Schüler/innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten werden tendenziell öfter bei den offenen Unterrichtstypen gebildet („(fast) immer“

und häufig: 43%, 37%, 39% vs. 27%, 31%).

Tabelle 33: Organisation der Lerngruppen nach Unterrichtsstiltyp

Typ 1: offener, stark individualisierter Unterricht mit überdurchschnittlicher Schüler/innenautonomie Typ 2: geschlossener, gering individualisierter Unterricht mit mittlerer Schüler/innenautonomie Typ 3: geschlossener, gering individualisierter Unterricht mit wenig Schüler/innenautonomie Typ 4: offener, mittel individualisierter Unterricht mit geringer Strukturierung, höchste Schüler/innenautonomie Typ 5: offener, mittel individualisierter Unterricht mit sehr geringer Struktur- ierung, hoher Schüler/innenautonomie Gesamt p*

In meinem Unterricht wende ich

Ich unterstütze die Kinder in ihrer Teamentwicklung und trainiere wichtige

Meinen Unterricht gestalte ich offen. 28%

47%

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten.

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen mit ähnlichen Fähigkeiten.

Ich bilde Gruppen nach anderen Kriterien. 5%

19%

Ausgewiesen sind die Häufigkeiten der genannten Kategorien „(fast) immer“ und „häufig“, als oberer bzw. unterer Wert in den Zellen; Reihung nach der summierten Häufigkeit der Kategorien „(fast) immer“ und „häufig“;

* Die Signifikanztestung der Gruppenunterschiede erfolgte aufgrund des ordinalen Skalenniveaus mittels Kruskal-Wallis-Test auf Gleichheit der zentralen Tendenz; */** statistisch signifikant (p<0,05/ p<0,01)

(Quelle: IST – Pädagogische Hochschule Wien)

2.4.2. Lerngruppen und sprachliche Verständnisschwierigkeiten

Im folgenden kurzen Abschnitt werden die einzelnen Items zur Organisation von Lerngruppen mit dem prozentuellen Anteil von Kindern mit sprachlichen Verständnisschwierigkeiten in der Klasse korreliert. Aufgrund des ordinalen Skalenniveaus der Items wird der Spearmansche Rangkorrelationskoeffizient rho berechnet. Die Werte von rho sind relativ gering, die Zusammenhänge erweisen sich aber in fünf von zwölf Fällen als statistisch signifikant:

Mit steigendem Anteil von Kindern mit sprachlichen Verständnisschwierigkeiten nimmt die Tendenz, „Gruppen von Schüler/innen mit ähnlichen Fähigkeiten“ zu bilden zu (rho=0,20;

p<0,01). Die Offenheit des Unterrichts geht zurück (rho=-0,15; p<0,01), die Bevorzugung geschlossener Unterrichtsformen nimmt zu (rho=0,14; p<0,01). Es wird öfter die ganze Klasse gemeinsam unterrichtet (rho=0,11; p=0,01) und es werden tendenziell etwas häufiger Gruppen nach Geschlecht gebildet (rho=0,10; p=0,03).

Tabelle 34: Organisation von Lerngruppen und Anteil von Kindern mit sprachlichen Verständnisschwierigkeiten

Organisation von Lerngruppen rho

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen mit ähnlichen Fähigkeiten. 0,20 (p<0,01**)

Meinen Unterricht gestalte ich offen. -0,15 (p<0,01**)

Ich bevorzuge geschlossene Unterrichtsformen. 0,14 (p<0,01**)

Ich unterrichte die ganze Klasse gemeinsam. 0,11 (p=0,01*)

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen nach Geschlecht. 0,10 (p=0,03*)

Ich bilde Gruppen von Schüler/innen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. 0,06 (p=0,14) Ich stelle meinen Schüler/innen unterschiedliche Materialien zur Verfügung. -0,06 (p=0,18)

Ich bilde Gruppen nach anderen Kriterien. 0,04 (p=0,40)

Ich unterstütze die Kinder in ihrer Teamentwicklung und trainiere wichtige Kompetenzen, die

für das effektive Gelingen von Gruppenprozessen notwendig sind. -0,03 (p=0,55) Ich differenziere die Aufgabenstellung für die Schüler/innen. 0,03 (p=0,53) Ich lasse jede/n Schüler/in in seinem/ihrem individuellen Tempo arbeiten. 0,01 (p=0,78) In meinem Unterricht wende ich verschiedene didaktische Methoden an. -0,01 (p=0,87) Ausgewiesen ist der Spearmansche Rangkorrelationskoeffizient rho für die Korrelation zwischen dem Anteil von Kindern mit sprachlichen Verständnisschwierigkeiten [%] und den Items zur Gruppenorganisation, Skala: „selten (oder nie)“ (1), „manchmal“ (2), „häufig“ (3), „(fast) immer“ (4)]; Reihung nach dem Betrag von rho

*/** Korrelation statistisch signifikant (p<0,05/ p<0,01) (Quelle: IST – Pädagogische Hochschule Wien)