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2. Ergebnisse des 1. Projektabschnitts: Fragebogenbefragung von

2.10. Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum

Die Erwartungen und Wünsche der Lehrer/innen an das im November 2009 eröffnete Fachdidaktikzentrum für Naturwissenschaften und Mathematik an der PH Wien wurden offen abgefragt und die Antworten in einer inhaltsstrukturierenden Inhaltsanalyse (nach Mayring 2008, S. 89) nach vorheriger Definierung des Abstraktionsniveaus induktiv an den erhobenen Antworten im Zuge mehrerer Überprüfungsschleifen in folgende Bereiche kodiert.38

1. Fortbildungsveranstaltungen über Versuche

2. Vorträge, Fortbildung, Anregungen, Ideen (eher rezeptiv)

3. Treffen, Workshops, Materialerarbeitung, Materialtausch (eher aktiv) 4. Bibliothek: Materialien, Bücher, Medien, Verleih, Studium dort

5. Anlaufstelle, Ansprechpartner, Infos, Aussenden von inhaltlichen Infos 6. Fachdidaktikzentrum als außerschulischer Lernort

7. Sonstiges

8. Info von Kolleg/innen über das Zentrum selbst, über Angebote (ohne inhaltliche Infos) Die folgende Tabelle enthält Anzahl und Anteil der einzelnen genannten Bereiche von Wünschen und Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum. 35% der Befragten geben

38 Die Frage lautete: „Das Fachdidaktikzentrum für Naturwissenschaften und Mathematik an der PH Wien wurde offiziell im November 2009 eröffnet. Was würden Sie sich von diesem Fachdidaktikzentrum erwarten bzw.

wünschen?“

zumindest eine Erwartung an. Von diesen sind es 59%, die sich Vorträge, Fortbildung, Anregungen und Ideen erwarten. Weitere 16% erwarten eine Bibliothek, Unterrichtsmaterialien, Bücher und Medien, die vor Ort studiert oder auch entlehnt werden können. 13% wünschen sich vom Zentrum die Organisation und Durchführung von Treffen und Workshops zu Materialerarbeitung und Materialtausch. Für 10% soll das Zentrum eine Anlaufstelle sein, mit persönlichen Ansprechpartnern, sowie Informationen, die auch ausgesendet werden sollen. 9% der Lehrer/innen erwarten, dass im Fachdidaktikzentrum Versuche durchgeführt werden, 7% erwarten Informationen über das Zentrum selbst und über die Angebote und 4% erhoffen sich, dass das Zentrum zu einem außerschulischen Lernort wird.

Tabelle 68: Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum

Anteil an allen Befragten

Anzahl

Anteil an Befragten

mit Nennung Vorträge, Fortbildung, Anregungen, Ideen (rezeptiv) 20,9% 130 59,4%

Bibliothek, Materialien, Bücher, Medien, Verleih, Studium dort 5,5% 34 15,5%

Sonstiges 5,0% 31 14,2%

Treffen, Workshops, Materialerarbeitung, Materialtausch (aktiv) 4,5% 28 12,8%

Anlaufstelle, Ansprechpartner, Infos, Aussenden von inhaltlichen Infos 3,5% 22 10,0%

Fortbildungsveranstaltungen über Versuche 3,0% 19 8,7%

Info von Kolleg/innen über das Zentrum selbst, über Angebote (ohne

inhaltliche Infos) 2,6% 16 7,3%

Fachdidaktikzentrum als Außerschulischer Lernort 1,4% 9 4,1%

Summe der Nennungen 289

Anteil mit Nennung von Erwartungen 35,2% 219

Anteil ohne Nennung von Erwartungen 64,8% 404

Summe 100% 623

Reihung nach der Häufigkeit der Nennungen (Quelle: IST – Pädagogische Hochschule Wien)

Die Häufigkeit der genannten Erwartungen wird im nächsten Schritt nach einer Reihe von Merkmalen der Lehrpersonen und der Klasse aufgeschlüsselt. Die Anteile beziehen sich auf alle Lehrer/innen, die im Fragebogen zumindest eine Erwartung an das Zentrum angegeben haben.

Die befragten männlichen Lehrpersonen in der Stichprobe geben im Schnitt häufiger Erwartungen an als die Lehrerinnen (46%/36%). Zwar zeigen sich in der Stichprobe Unterschiede in den Erwartungen von Lehrerinnen und Lehrern, die Fallzahl bei den Männern beträgt jedoch lediglich 13 und sämtliche Zusammenhänge zwischen den Erwartungen und dem Geschlecht sind statistisch nicht signifikant.

Die Häufigkeit der genannten Erwartungen hängt überwiegend nur relativ schwach mit dem Dienstalter der Lehrer/innen zusammen. Junglehrer/innen mit bis zu fünf Dienstjahren erwarten im Vergleich am häufigsten Vorträge und Fortbildung (64%), während Lehrer/innen

mit sechs bis zehn Dienstjahren39 diese seltener als die anderen Gruppen wünschen (50%), aber vergleichsweise öfter Treffen und Workshops zur Materialerarbeitung (27%). Ein stärkerer Zusammenhang zeigt sich zwischen dem Dienstalter und dem Wunsch nach Versuchen am Fachdidaktikzentrum. Dieser wird in den niedrigsten und höchsten Dienstaltersklassen selten genannt (Anteile zwischen 0 und 7%), bei Lehrer/innen mit 11 bis 20 Dienstjahren dagegen aber weit häufiger (18%/21%). Dieser Zusammenhang ist auch statistisch signifikant (χ²(5)=14,34; V=0,26; p=0,01).

Nach der unterrichteten Schulstufe analysiert, zeigt sich, dass Vorträge und Fortbildung vermehrt in 4. Klassen (70%) erwartet werden, Bibliothek, Unterrichtsmaterialien und Medien verstärkt in 3. Klassen (27%). Lehrer/innen in Mehrstufenklassen haben im Schnitt etwas häufiger Erwartungen angegeben, als andere Lehrer/innen (44% zumindest eine Erwartung vs. 34-38% in anderen Klassen), und erwarten häufiger als Lehrer/innen anderer Schulstufen, dass das Fachdidaktikzentrum zu einer Anlaufstelle werden soll, mit Ansprechpartner/innen und Informationsangebot (22%).40

In Integrationsklassen werden im Schnitt etwas öfter Erwartungen formuliert als in anderen Klassen (41%/36%), wobei im Vergleich seltener Bibliotheken (3%/17%) und Versuche (0%/10%) genannt werden.

Lehrer/innen aus Klassen, die ihren Unterricht nicht so durchführen können, wie sie es gerne würden, geben mehr Erwartungen an, als die Vergleichsgruppe, bei denen dies möglich ist (46%/34%). Dieser Zusammenhang ist statistisch signifikant (χ²(1)=7,1 V=0,18 p<0,01).

Diese Lehrer/innen erwarten häufiger als andere Lehrer/innen eine Bibliothek mit Unterrichtsmaterialen, etc. (25%/11%; χ²(1)=12,7; V=0,15; p<0,01), Treffen und Workshops (17%/11%) und Informationen über das Zentrum (10%/6%).

Bei den Befragten nimmt der Wunsch nach Treffen und Workshops zu Materialerarbeitung und -tausch, tendenziell mit der Zahl der besuchten Fortbildungsveranstaltungen zum Sach- und Mathematikunterricht zu (0 Veranstaltungen: 8%; 3 und mehr Veranstaltungen: 19%).

Auch der Wunsch nach Informationen über das Zentrum ist in der Gruppe mit drei und mehr Fortbildungsveranstaltungen am stärksten (14%).

Mit sinkender Zufriedenheit mit der Ausstattung der eigenen Schule mit Materialien für den Sachunterricht nimmt der Wunsch nach Treffen und Workshops (sehr/eher unzufrieden:

18%), der Wunsch nach Informationen über das Zentrum (11%), die Erwartung, dass das Fachdidaktikzentrum ein außerschulischer Lernort sein sollte (6%) zu, während der Wunsch

39 Fallzahl <30

40 Fallzahl <30

nach Versuchen mit sinkender Zufriedenheit schwächer wird und bei Lehrer/innen, die mit der Ausstattung ihrer Schule sehr oder eher unzufrieden sind, ein Minimum erreicht (4%).

Auch die soziale Zusammensetzung der Klasse hat einen Einfluss auf die vorgebrachten Erwartungen der Lehrer/innen: Vorträge und Weiterbildung werden in Klassen mit mehr als 75% Kindern mit sprachlichen Verständnisschwierigkeiten weit öfter genannt, als in Klassen mit einem Anteil von bis zu 25% (76%/53%). Auch die Zahl der „sonstigen“ Erwartungen fällt höher aus (24%, 13%). Mit der durchschnittlichen Bildungsherkunft in der Klasse steigt der Anteil der „sonstigen Erwartungen“ (von 9% bis auf 24%), sowie auch die Häufigkeit des Wunsches nach Versuchen (von 4% auf 12%) und nach einer „Anlaufstelle“ am Zentrum (von 4% auf 18%). In Klassen mit großen finanziellen Problemen ist der Anteil von Lehrer/innen mit Erwartungen an das Zentrum im Vergleich am höchsten: In Klassen, in denen mehr als die Hälfte der Kinder finanzielle Schwierigkeiten hat, haben 52% der Lehrer/innen Erwartungen an das Zentrum: 67% erwarten Vorträge, 19% eine Bibliothek und Unterrichtsmaterialien und 19% Treffen und Workshops.

Tabelle 69: Erwartungen an das Fachdidaktikzentr. nach Merkmalen von Lehrperson u. Klasse

Vorträge, Fortbildung, Anregungen, Ideen (rezeptiv) Bibl., Materialien, cher, Medien, Verleih, Studium dort Sonstiges Treffen, Workshops, Material- erarbeitung, -tausch (aktiv) Anlaufstelle, Ansprechpartner, Infos, Aussenden inhaltl. Infos Versuche Info von Kolleg/innen über das Zentrum, über Angebote Außerschulischer Lernort ist Fachdidaktikzentrum Anteil mit mind. einer Nennung n

Geschlecht weiblich 59% 15% 15% 13% 10% 9% 7% 4% 36% 206 Angegeben sind die Anteile für Lehrer/innen, die zumindest eine Erwartung angegeben haben. Beträge in Klammern bedeuten Anteile innerhalb von Gruppen mit weniger als 30 Fällen.

(Quelle: IST – Pädagogische Hochschule Wien)

Im nächsten Schritt werden die Zusammenhänge zwischen den Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum und den Aspekten der Unterrichtsgestaltung untersucht. Die folgende

Tabelle gibt die relativ schwachen, aber statistisch signifikanten Zusammenhänge wieder.

Die Anteile beziehen sich dabei auf Lehrer/innen die zumindest eine Erwartung an das Zentrum angegeben haben.

Je öfter die Lehrer/innen offene Lernumgebungen bereitstellen, in denen die Schüler/innen die Lerninhalte frei wählen können, desto geringer sind die Erwartungen an Vorträge, Fortbildung etc. (manchmal/selten/nie: 66%/ (fast) immer: 49%; Somers d=-0,13; p=0,04) – diese Erwartungen nehmen aber mit der Häufigkeit, in der den Schüler/innen ein fixer Arbeitsplatz vorgegeben wird, zu (manchmal: 11%/ (fast) immer: 24%; d=0,13; p=0,02). Der Wunsch nach einer Bibliothek, nach Materialien und Büchern am Fachdidaktikzentrum nimmt mit steigendem Grad der Anleitung im Unterricht zu: Lehrer/innen, die ihren Schüler/innen öfter genau mitteilen, was diese wie bearbeiten sollen (manchmal: 4%/ (fast) immer: 23%;

d=0,17; p<0,01) und Lehrer/innen, die ihren Schüler/innen alle Inhalte genau vorzeigen und erklären (manchmal: 10%/ (fast) immer: 25%; d=0,15; p<0,01), verlangen weit öfter nach einem solchen Angebot, als andere Lehrer/innen. Der Wunsch nach Treffen und Workshops zu Materialerarbeitung und -tausch steigt tendenziell mit der Offenheit des Unterrichts, der Häufigkeit, in der die Lehrer/innen die Schüler/innen die Reihenfolge der zu erarbeitenden Aufgaben selbst wählen lassen (manchmal: 4%/ häufig: 25%/ (fast) immer: 10%; d=0,13;

p<0,01) und mit der sie eine Lernumgebung vorbereiten, in der die Schüler/innen die Lerninhalte frei wählen können (manchmal: 10%/ (fast) immer: 21%; d=0,12; p=0,02). Die Häufigkeit der Nennung von Versuchen als Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum ist bei Lehrer/innen, die öfter Stationenbetrieb durchführen tendenziell häufiger (manchmal: 7%/

häufig: 16%; d=0,10; p=0,04). Die Erwartung, dass das Zentrum ein außerschulischer Lernort sein sollte, wird fast ausschließlich von Lehrer/innen genannt, die den Schüler/innen

„häufig“ den Zeitrahmen vorgeben (11%) und von Lehrer/innen, in deren Unterricht die Schüler/innen relativ selten Lernweg und die Art und Weise der Erschließung der Lerninhalte selbst wählen (7%).

Tabelle 70: Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum nach Aspekten der Unterrichtsgestaltung

Erwartung an das

Zentrum In meinem Unterricht…

selten (oder nie) manchmal häufig (fast) immer Gesamt

Somers alle Inhalte vor und erkläre sie genau.

Versuche arbeiten die Schüler/innen in

einem Stationenbetrieb. (0,0%) 6,6% 15,5% (0,0%) 8,7% d=0,10

Angegeben sind die Anteile für Lehrer/innen, die zumindest eine Erwartung angegeben haben. Beträge in Klammern bedeuten Anteile innerhalb von Gruppen mit weniger als 30 Fällen.

*/** statistisch signifikant (p<0,05/ p<0,01) (Quelle: IST – Pädagogische Hochschule Wien)

Die Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum unterscheiden sich auch nach den konstruierten Unterrichtsstiltypen. Die Prozentangaben beziehen sich dabei auf jene Lehrer/innen innerhalb der Unterrichtsstiltypen, die zumindest eine Erwartung an das Zentrum angegeben haben.

Typ 1 (offener, stark individualisierter Unterricht mit überdurchschnittlicher Schüler/innenautonomie) hat im Schnitt am meisten Erwartungen (43% geben zumindest eine Erwartung an), erwartet relativ selten rezeptive Formen der Fortbildung (z.B. Vorträge), relativ häufig eine Bibliothek und Materialien (17%) und mit Abstand am häufigsten eine Anlaufstelle (15%). Auch die Forderung nach Versuchen ist bei diesem Typ relativ stark (12%).

Typ 2 (geschlossener, gering individualisierter Unterricht mit mittlerer Schüler/innenautonomie) hat im Vergleich am seltensten Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum (29%) und wünscht sich etwas überdurchschnittlich häufig Vorträge und Fortbildung (rezeptiv) (63%), sowie Bibliothek und Materialien (18%) und auch Treffen und Workshops (16%), etwas seltener aber Versuche (8%). Im Vergleich am öftesten äußert Typ 2 den Wunsch nach einem außerschulischen Lernort am Zentrum (8%).

Typ 3 (geschlossener, gering individualisierter Unterricht mit wenig Schüler/innenautonomie) hat durchschnittlich oft Erwartungen (36%), nennt relativ häufig Vorträge und Fortbildung (68%), sowie Bibliothek und Materialien (18%) und im Vergleich am seltensten Treffen und Workshops (8%), sowie Versuche (6%).

Typ 4 (offener, mittel individualisierter Unterricht mit geringer Strukturierung, höchste Schüler/innenautonomie) hat im Vergleich selten Erwartungen bezüglich Vorträge und Fortbildung (54%), sowie am seltensten nach Bibliothek und Unterrichtsmaterialien (4%). Der Wunsch nach Treffen und Workshops ist bei diesem Typ im Vergleich am stärksten ausgeprägt (17%), wie auch der Wunsch nach Informationen über das Fachdidaktikzentrum und der bestehenden Angebote.

Typ 5 (offener, mittel individualisierter Unterricht mit sehr geringer Strukturierung, hoher Schüler/innenautonomie) hat überdurchschnittlich häufig Erwartungen an das Zentrum (39%) und fordert von allen Typen am häufigsten Vorträge und Fortbildung (71%), sowie auch Versuche (14%).

Tabelle 71: Erwartungen an das Fachdidaktikzentrum nach Unterrichtsstiltyp

Typ 1: offener, stark individualisierter Unterricht mit überdurchschnittlicher Schüler/innenautonomie Typ 2: geschlossener, gering individualisierter Unterricht mit mittlerer Schüler/innenautonomie Typ 3: geschlossener, gering individualisierter Unterricht mit wenig Schüler/innenautonomie Typ 4: offener, mittel individualisierter Unterricht mit geringer Strukturierung, höchste Schüler/innenautonomie Typ 5: offener, mittel individualisierter Unterricht mit sehr geringer Strukturierung, hoher Schüler/innenautonomie Vorträge, Fortbildung, Anregungen, Ideen (rezeptiv) 52% 63% 68% 54% 71%

Bibl., Materialien, Bücher, Medien, Verleih, Studium dort 17% 18% 18% 4% 14%

Sonstiges 13% 13% 11% 8% 7%

Treffen, Workshops, Materialerarbeitung, -tausch (aktiv) 13% 16% 8% 17% 14%

Anlaufstelle, Ansprechpartner, Aussenden inhaltl. Infos 15% 8% 8% 8% 7%

Versuche 12% 8% 6% 8% 14%

Info von Kolleg/innen über das Zentrum, über Angebote 5% 5% 8% 17% 0%

Außerschulischer Lernort ist Fachdidaktikzentrum 2% 8% 6% 4% 0%

Anteil mit mind. einer Nennung 43% 29% 36% 32% 39%

(Quelle: IST – Pädagogische Hochschule Wien)