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Kursteilnehmerin 5

Im Dokument Was kann Bildung bewirken? (Seite 92-95)

8.6 Fallinterpretationen

8.6.5 Kursteilnehmerin 5

Die letzte Interviewpartnerin hat eine andere Ausgangslage. Ihr Interview wurde bewusst erst zwei Jahre nach Kursende durchgeführt. Sie ist 36 Jahre alt, verheiratet und ist Mutter von drei Kindern. Die Zwillinge sind drei Jahre alt und ein das älteste Kind ist fünf Jahre alt. Sie verfügt über eine Bürolehre und weitere acht Jahren Berufserfahrung in der Bürosparte im selben Betrieb. Der Kurs wurde ihr von ihrer AMS-Beraterin vorgeschlagen. Ohne große Erwartung, was ihr dieser Kurs schon bringen sollte, besuchte sie den Kiwi-Kurs.

Ihre damalige Ausgangssituation war für sie nicht einfach. Als Mutter von drei kleinen Kindern war sie gestresst, abgehetzt und sie fühlte sich zudem asozial, arbeitslos zu sein. Aufgrund der langen Karenzzeit hatte sie das Gefühl, dass sie ausschließlich nur mehr Mutter war, für sich zu wenig Zeit hatte, was sich negativ auf ihr Selbstbewusstsein auswirkte.

Der Kurs brachte sie in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken. Die intensive Auseinandersetzung im Modul 6 mit ihr selbst und ihren Stärken, dem Pinguin-Prinzip, machten ihr bewusst was alles in ihr steckt. Die emotionalen Anekdoten, Liedtexte und Übungen lösten einiges in ihr aus. Ihr wurde dadurch bewusst, dass sie nicht auf sich selbst vergessen darf. Heute ist sie selbstbewusster und steht wieder mit beiden Beinen im Leben. Beruflich geht sie ihren Weg und hat gute Wege der Vereinbarkeit Kinder und Job gefunden. Häufig denkt sie zwei Jahre danach

immer wieder an die Körperhaltung, an das Erscheinungsbild und was ein Lächeln bewirken kann.

9 Ergebnisdarstellung der Lehrforschung

Nachdem ich mich seit über drei Jahren intensiv mit meiner Arbeit als Kursleiterin auseinandersetze, stieß ich im Laufe dieser Zeit immer wieder auf anregende Literatur. Zum einen machte es für mich Sinn, meine Arbeit als Trainerin zu reflektieren und zum anderen wollte ich herausfinden, was ich in meiner Tätigkeit als Trainerin beachten bzw. wissen soll.

Aus diesem Grund wählte ich für die Erforschung meiner Lehrtätigkeit die Methode des Forschungstagebuches nach Altrichter und Posch, welches unter Punkt 7.2.2 dargestellt ist. Als Beobachterin mitten im Forschungsfeld hielt ich meine Erfahrungen regelmäßig fest. Daraus ergab sich, dass ich zum einen durch meine Beobachtungen auf Erkenntnisse stieß, die ich dann in der Literatur wiederfand.

Oder es lief umgekehrt, durch das ständige Recherchieren, stieß ich auf Dinge, die ich dann als Beobachterin im Kurs aufgrund des neuen Wissens eher wahrnahm.

Infolge dessen habe ich die Erkenntnisse aus dem Forschungstagebuch, die zur Erforschung der Lehrtätigkeit dient, mit den Erkenntnissen aus der Literaturrecherche gefüttert.

Damit wurde mein zweites Anliegen, wie transformative Lernprozesse gefördert bzw.

beeinflusst werden, größtenteils beantwortet. Die Thematik des Lehrens, vor allem im nicht freiwilligen Kontext ist meiner Meinung nach so komplex, dass es ein ständiger Lernprozess ist, der viel mit Erfahrungswissen und Reflektion der Lehrtätigkeit zu tun hat.

Der folgende Musterauszug aus dem Forschungstagebuch, welches in der Kiwi-Kursmaßnahme im Jänner 2017 erfasst wurde, gibt einen kurzen Einblick wie von der Kursleitung aufgezeichnet wurde:

Datum Kursinhalt/-situationen/Eindrücke (Kursteilnehmerin = KT)

Meine Aufgaben/Reaktion/Reflexion

12.01.2017 Start PW 33/Eröffnung

KT überwiegend offen und positiv dem Kurs gegenüber eingestellt.

Eine KT ist die Ausnahme, wurde lt. AMS-Beraterin schon des Öfteren zum Kiwi Kurs angemeldet und hat sich immer wieder geweigert diesen zu besuchen. Diesmal ist sie dabei und die allererste Frage am ersten Kurstag von ihr lautet, ob sie schon um 10.00 Uhr gehen darf.

Bei Vorstellung der einzelnen KT – packen die ersten drei schon sehr aus – erzählen aus ihrem Leben – gesundheitliche Probleme – Rest hört gespannt zu.

Eine Energetikerin sowie Lebens- und Sozialberaterin stellt sich vor und erzählt vom Räuchern und der Wirkung von energetischen Übungen – Gruppe lauscht und bleibt über die Kurszeit hinweg im Seminarraum (d.h. bis 12.20 Uhr).

Den Tag davor – geräuchert, Literaturecke, Pinnwand hergerichtet, frische Blumen.

Bin diesmal sehr unsicher, was auf mich zukommt.

Meine Fragen, die ich mir immer am ersten Kurstag stelle, welche KT sind im Kurs? Sind diesmal Frauen dabei, die überhaupt nicht wollen und mit Widerstand gegen mich und der Gruppe arbeiten?

Bin ich dem Ganzen gewachsen?

Ich reagiere auf die KT, indem ich sie bitte diese Frage direkt ihrer AMS-Beraterin zu stellen, die die Kurseröffnung macht.

Diese macht gleich eine klare Ansage, dass die KT eine Bestätigung bringen soll und der Termin von großer Wichtigkeit sein sollte (kein Frisörtermin – Gruppe lacht).

Für mich ein Zeichen, dass sich die KT wohl fühlen.

Gehe gelassen und relaxt am 1. Kurstag aus der Gruppe und es stellt sich Freude und Neugierde bezügl. des zweiten Kurstages ein.

14.01.2017 Styling und Foto sowie Modul 3

Die KT sind durch das Stylen sehr abgelenkt, schlechte Konzentration.

In der Pause sucht eine KT das Gespräch mit mir. Sie vertraut mir an, dass sie große Probleme mit Menschen hat. Insbesondere fühlt sie sich in der Gruppe sehr unwohl und eingeengt. Aus diesem Grund ist sie unsicher ob sie die Kursteilnahme bis zum Kursende überhaupt schafft.

Für mich ist es sehr anstrengend meine Inhalte (aus Modul 3) vorzutragen, es herrscht große Unruhe, …

Wir kommen im Gespräch auf die Lösung, dass sie ab jetzt immer einen Randplatz bekommt. Hier hat sie nur einen Sitznachbarn und zudem sitzt sie in der Nähe der Tür, was ihr vermutlich mehr Sicherheit gibt.

Abbildung 6: Auszug aus dem Forschungstagebuch (Kursmaßnahme Kiwi im Jänner 2017)

Um transformative Lernprozesse zu unterstützen, sollten günstige Faktoren gegeben sein bzw. auf bestimmte Aspekte Rücksicht genommen werden. Infolge dessen bekommen die Teilnehmenden die Möglichkeit sich zu reflektieren und Veränderungsprozesse können ausgelöst werden.

10 Günstige Bedingungen sowie beeinflussende Faktoren des

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