• Keine Ergebnisse gefunden

Kompetenzprofil der Kursleitung

Im Dokument Was kann Bildung bewirken? (Seite 84-88)

Um einen Kurs erfolgreich leiten zu können, braucht es neben der Methoden-, Fach- und Sozialkompetenz sowie der didaktischen Kompetenz die persönliche Kompetenz in Form von Empathie und Authentizität (vgl. Nuissl/Siebert 2013: 46). Was hinzukommt, Kompetenzen sind nur dann effektiv und nachhaltig, wenn sie

emotional gespurt sind. Beispielsweise reicht es als soziale Kompetenz nicht aus Wissen über Kommunikation und Interaktion zu verfügen, denn es erfordert dazu die Freude an Kommunikation, die Sympathie für GesprächspartnerInnen und Aufgeschlossenheit gegenüber anderen (vgl. Siebert 2011: 44f.). Die Anforderungen an ErwachsenenbildnerInnen haben sich ähnlich wie die Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren verändert. Dazu gehört beispielsweise der Einsatz moderner Techniken, Erwartungen an hoher Qualität, mehr Beratung und Marketing oder der Umgang mit heterogenen Gruppen (vgl. Nuissl/Siebert 2013: 50).

Um ein entspanntes Kursklima zu schaffen, kann die Kursleitung den Kursteilnehmenden auf verschiedenen Ebenen entgegenkommen. Einerseits durch emotionale Zuwendung, durch einfühlsames Verstehen und andererseits durch Authentizität. Durch Mitteilung der persönlichen Gefühle, Einstellungen sowie Absichten wird die Echtheit der Kursleitung wahrgenommen (vgl. Nuissl/Siebert 2013: 77f.). Drei Interviewpartnerinnen schätzten während des Kurses die Authentizität und Ehrlichkeit der Kursleiterin (vgl. KT 1, Z. 101/KT 3, Z. 105/KT 5, Z.

190-192):

„Ich glaube einfach, das ganze steht mit einer guten Referentin. Einfach gut zu reden, mitreißen können, authentisch sein und man braucht ein bestimmtes Potenzial an Impulsivität, sage ich jetzt einmal und das alles hast du.“ (KT 5, Z. 190-192)

Eine weitere Kursteilnehmerin äußert sich diesbezüglich:

„Und zur Frage der Kursleiterin, sie lebt das was sie predigt. Die Authentizität zieht sich durch vom Anfang bis zum Ende.“ (KT 1, Z. 97-98)

Zu den förderlichen Persönlichkeitsmerkmalen von Kursleitenden gehören Authentizität und Empathie. Unter Authentizität versteht man, dass die Kursleitung es einerseits schafft zu den Lernenden eine Beziehung aufzubauen und andererseits auftretende Spannungen auszuhalten. Die Kursleitung zeigt pädagogische Autonomie, indem sie eigene Bildungsziele und –ansprüche definiert, die möglicherweise gegen die widerständischen Ansprüche der Lernenden sind. Zudem darf sie ein positives und ebenso kritisches Feedback zum Lernerfolg glaubwürdig,

überzeugend und annehmbar dem Lernenden übermitteln. Empathie zeigt eine Kursleitung dann, wenn sie sich vorstellen kann, dass die Lernenden etwas für sie gut Verständliches nicht wissen oder verstehen können (vgl. Harmeier 2010: 57).

Alle fünf Interviewpartnerinnen empfanden die Übermittlung und Aufbereitung des Kursinhaltes locker und entspannt. Bemerkenswert fanden sie die Abwechslung von Theorie und auflockernden emotionalen Geschichten usw., sodass man nie das Gefühl hat, dass es langweilig oder zu theoretisch wird. Eine Interviewpartnerin empfand es angenehm, dass wir in der Früh nicht gleich mit trockener Theorie gestartet haben, sondern ein paar Minuten dem Glückstagebuch widmeten. Aufgrund dessen kam viel Persönliches zu Tage, was sich sowohl positiv auf die Gruppenentwicklung als auch auf die Persönlichkeitsentwicklung ausgewirkt hat. Die Kursleiterin hat oftmals auch von sich was preisgegeben, wodurch sie ein Teil der Gruppe war (vgl. KT 4: 100-105).

Eine der Wiedereinsteigerinnen war erleichtert, dass die Kursleiterin nicht so streng und steif war wie die ehemaligen LehrerInnen in ihrer Schulzeit (vgl. KT 3, Z. 99-100). Die Mischung aus Theorie, Praxis und Reflektion war im Kurs eine gute Kombination (vgl. KT 5: 69-72). Überzeugend und motivierend wirkte die Kursleiterin auf drei Interviewpartnerinnen. Der Kurs wurde als bunt und lebendig wahrgenommen, wodurch vermutlich einiges hängenblieb (vgl. KT 1, Z. 102-106/KT 2, Z. 82-83/KT 3, Z. 99-103/KT 4, Z. 100-104/KT 5, Z. 67-72):

„Ja, du warst einfach ehrlich, locker und nicht so versteift auf den Kursstoff. Du machst es so richtig, dass dann echt auch was hängenbleibt und nicht so ein Blabla, da hinein und da hinaus, wo dann eh kein Mensch so richtig nachdenkt. Und du bist so voll überzeugend und kannst eben begeistern.

Wenn du sagst, man kann das schaffen, warum nicht. So voll motivierend eben.“ (KT 3, Z. 102-106)

Die meisten Menschen erinnern sich an ihre Schulzeit, in der sie vor allem von einem/einer begeisterungsfähigen sowie begeisterten LehrerIn unterrichtet wurden.

Diese LehrerInnen haben den Lehrstoff verkörpert, indem sie emotional engagiert waren (vgl. Siebert 2011: 92).

„Ich glaube einfach, das ganze steht mit einer guten Referentin. Einfach gut zu reden, mitreißen können, authentisch sein, begeistern können. Man braucht ein bestimmtes Maß an Impulsivität, sag ich jetzt einmal. Und das alles hast du.“ (KT 5, Z. 190-192)

Laut zwei Wiedereinsteigerinnen, ist die Kursleiterin auf alle Teilnehmerinnen ohne Vorurteile eingegangen, zeigte viel Gefühl und hat trotzdem Parole geboten (vgl. KT 2, Z. 86-87/KT 5, Z. 82). Das Begegnen auf Augenhöhe mit Respekt und Wertschätzung fanden drei Interviewpartnerinnen wertvoll (vgl. KT 2, Z. 84-85/KT 4, Z. 107-108/KT 5, Z. 184):

„Und jetzt überspitzt gesagt, du bist die Lehrerin und wir die Schülerinnen. So ein Verhältnis haben wir im Kurs nie gehabt. Es war zum einen alles lockerer, angenehmer und du bist uns immer auf Augenhöhe begegnet.“ (KT 4, Z. 105-108)

Eine weitere Kursteilnehmerin behauptete:

„Und als Kursleiterin muss man jedem respektvoll begegnen, das machen vermutlich die wenigsten, die meisten sortieren aus.“ (KT 5, Z. 192-194)

8.5.1 Interpretation

Anhand der Interviewpartnerinnen soll eine Kursleitung im Umgang mit Kursteilnehmerinnen im Wesentlichen folgendes beachten:

 Begegnung den Kursteilnehmerinnen gegenüber auf Augenhöhe mit Respekt und Wertschätzung

 individuelles Eingehen auf das Individuum

 den Kursstoff lebendig und sinnvoll gestalten

 Platz für Persönliches lassen

 die Kursleitung sollte authentisch sein

 indem die Kursleitung über ihre eigenen Erfahrungen berichtet, wird sie ein Teil der Gruppe

 die Kursleitung soll motivierend, überzeugend und mit Begeisterung lehren

TrainerInnen, die im AMS-Kontext tätig sind, sollten aufgrund ihrer Zielgruppe zudem noch über folgendes Kompetenzprofil verfügen: Psychische Belastbarkeit (Lösung von Konflikten in der Gruppe, Helfen bei Problemen der TeilnehmerInnen), Physische Ausdauer (oft sehr intensive und zeitlich lange Seminare und Gruppensitzungen), Stressbelastbarkeit, gutes schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen (Vermittlung der Lerninhalte, Verfassen von Unterrichtsmaterialien und Skripten), Selbständigkeit (Eingehen auf unerwartete Gruppenprozesse), Lernfähigkeit (Aneignung von neuesten Techniken der Kommunikation, Gruppendynamik usw.) und Merkfähigkeit (Erinnerung an thematische Schwerpunkte und Probleme mit den TeilnehmerInnen im vorangegangenen Kurs) (vgl. Bundesministerium für Wissenschaft, Bildung und Forschung 2018: o.S.).

In dieser letzten Kategorie wurden bereits einige Punkte erfasst, die sich teilweise in der Ergebnisdarstellung der Lehrforschung wiederholen, indem es darum geht, welche günstigen Bedingungen vorherrschen sollten, damit transformatives Lernen überhaupt möglich ist.

Im nächsten Kapitel werden pro einzelnen Fall vertiefende Fallinterpretationen durch das intensive Befassen mit den Transkripten erstellt. Ziel dieser Fallinterpretationen ist es, vorhandene Hypothesen zu überprüfen, neue aufzustellen und/oder zu neuen theoretischen Überlegungen zu gelangen (vgl. Schmidt 2013: 481ff.).

Im Dokument Was kann Bildung bewirken? (Seite 84-88)