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Kursmaßnahme Kiwi als Forschungsfeld

Im Dokument Was kann Bildung bewirken? (Seite 51-54)

Seit Oktober 2014 bin ich bei der Lavanttaler Beschäftigungsinitiative für die Erwachsenenbildung in den Bereichen individuelles Jobcoaching, Intensivworkshops und der Kursmaßnahme Kiwi, Kursinnovation und Weiterbildungsinitiative unter dem Motto‚ Qualifizierung zum Wiedereinstieg zuständig. Das Forschungsinteresse bezieht sich auf die Kursteilnehmenden. Es handelt sich, wie bereits erwähnt, um die Zielgruppe der Wiedereinsteigerinnen.

Bei der Kursmaßnahme Kiwi – Kursinnovation und Weiterbildungsinitiative handelt es sich um eine Maßnahme in Kooperation mit dem BFI Berufsförderinstitut Wolfsberg und dem AMS Kärnten, Regionalstelle Wolfsberg. Zielgruppe sind Frauen, die nach ihrer Karenzzeit wieder ins Berufsleben einsteigen möchten. Die Kursteilnehmerinnen werden in Abstimmung mit dem Arbeitsmarktservice Regionalstelle Wolfsberg der Kursmaßnahme zugeteilt. Der Titel der Kursmaßnahme wurde 2018 auf Qualifizierung zum Wiedereinstieg (mit Nachbetreuung) abgeändert.

Aufgrund der jahrelangen internen Kurzbezeichnung Kiwi wird in dieser Arbeit der Einfachheit halber ausschließlich diese Kurzbezeichnung verwendet.

Die Kursmaßnahme Kiwi, die sich jeweils über einen Zeitraum von vier Wochen erstreckt, bietet ein sehr umfangreiches Programm. Zentrale Aufgabe des Kurses ist es neben der Arbeit an der Einstellung zu sich selbst, dem Umfeld und der Arbeitswelt, das Erarbeiten eines Persönlichkeitsprofiles um den Arbeitseinstieg zu erleichtern. Neben der Unterstützung bei der Erstellung von qualitativ hochwertigen Bewerbungsunterlagen soll die Vorbereitung für Bewerbungsgespräche durch Rollenspiele und einem Feedback Sicherheit für Bewerbungssituationen in der Praxis schaffen. Praxisrelevantes Wissen über arbeitsrechtliche Grundlagen, EDV-Qualifizierung, Ernährung, Work-Life-Balance, kreative, musikalische oder künstlerische Betätigung stehen ebenso am Kursprogramm, wie Betriebsbesichtigungen in den unterschiedlichsten Sparten für eine optimale Vernetzung mit der Lavanttaler Wirtschaft und zum Kennenlernen der verschiedenen Branchen. Ein Praktikum im Ausmaß von drei Tagen soll den Wiedereinsteigerinnen ermöglichen, einen praktischen Einblick in unterschiedliche Berufsfelder zu bekommen und Betriebe kennen zu lernen. Zu den unterschiedlichen Sparten gehören: Kleinkind- und Altenbetreuung, Verwaltung und Büro, Reinigung,

Einzelhandel, Produktion und Gastronomie (vgl. Lavanttaler Beschäftigungsinitiative 2016: 4).

6.2.1 Kursinhalt

Wie bereits erwähnt besteht die Zielgruppe des Kurses aus Wiedereinsteigerinnen, die sich im Kurs vor allem mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auseinandersetzen. Die Organisation der Kinderbetreuung unter Einbeziehung der Väter, sozial- und familienrechtliche Grundlagen, Reflexion der verschiedenen Rollen, die Frauen zugeschrieben werden, Zeit- und Familienmanagement und Mobilität sind unter anderem Inhalte der Kursmaßnahme (vgl. Arbeitsmarktservice Kärnten 2018: 98).

Der Kiwi-Kurs, an dem durchschnittlich zwölf Wiedereinsteigerinnen teilnehmen, besteht aus acht Modulen. Die Abfolge der Module wird bei den Kursen ähnlich gestaltet, jedoch werden die Betriebsbesichtigungen und die Einteilung von externen ReferentInnen unterschiedlich zusammengestellt, da der Bedarf an die jeweilige Kursgruppe angepasst wird. Die einzelnen Module setzen sich inhaltlich wie folgt zusammen:

 Modul 1: Begrüßung und Kennenlernen der KursteilnehmerInnen, Vorstellung der Institutionen LBI, AMS, BFI, Rahmenbedingungen, Kurserwartungen und – ablauf

 Modul 2: Status quo der Kursteilnehmerinnen, Selbstwert, Einstellung und Motivation

 Modul 3: Arbeitsmarktsituation und berufliche Chancen, Job- und Internetrecherche, Förderungs- und Unterstützungsmöglichkeiten, Aus- und Weiterbildung, eAMS-Konto usw.

 Modul 4: Erstellen und Weiterleiten von Bewerbungsunterlagen mit Deckblatt, Lebenslauf und Bewerbungsanschreiben

 Modul 5: Theorie und Praxis des Vorstellungsgesprächs sowie Grundlagen der Kommunikation und Körpersprache

 Modul 6: Kompetenzbilanz, Erstellen eines persönlichen Kompetenzprofils und individuellen Karriereplans mit Festsetzen der Rahmenbedingungen, Berufsbezeichnung, mögliche Ausbildung bzw. Zusatzqualifikationen, Vereinbarkeit Familie und Job

 Modul 7: Bewerbungsresümee, Stärkung Selbstbewusstsein

 Modul 8: Reflexion Einzelcoaching, Feedback, Evaluierung und Ausblick (vgl.

Arbeitsmarktservice Kärnten 2018: 98).

Ergänzt werden die Module durch ein dreitägiges Betriebspraktikum und ein abschließendes simuliertes Bewerbungsgespräch mit ausführlichem Feedback. Die einzelnen Module werden zudem durch diverse Fachinputs aus den Bereichen EDV, Handel, serviceorientiertes Denken und Handeln, Erfolgsgeschichten, Best Practice, Leben im Plus (Schuldenprävention, Finanzen), Gesundheit und Arbeit abgerundet (vgl. Arbeitsmarktservice Kärnten 2018: 98).

6.2.2 Kursauftrag bzw. –ziel

Neben einer optimalen Arbeitsaufnahme, einer eventuellen Berufsum- bzw.

Neuorientierung, ist das Ausarbeiten eines persönlichen Kompetenzprofils und individuellen Karriereplans mit konkreten Schritten ein weiteres Ziel des Kurses.

Viele Wiedereinsteigerinnen wollen bzw. können nach ihrer Karenzzeit nicht mehr in den erlernten Beruf einsteigen bzw. bei ihrem/r letzten ArbeitgeberIn vor der Karenzzeit arbeiten. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. Einige Kursteilnehmerinnen, die beispielsweise alleinerziehend sind, können aus organisatorischen Gründen nicht mehr einen Vollzeitjob ausüben. Ein weiterer Grund ist die Situation der Kinderbetreuung, die teilweise eine Vollzeitbeschäftigung nicht ermöglicht. Die Kinderbetreuung wird im Lavanttal durch die Institutionen Kindergarten, Krabbelstube, Tagesmutter zeitlich begrenzt angeboten. Frauen, die beispielsweise im Einzelhandel eine Arbeit suchen oder in der Produktion im Schichtbetrieb beschäftigt sind, sollten jedoch zeitlich flexibel arbeiten können.

Mitunter sind persönliche Gründe, wie Unzufriedenheit im alten Job oder Probleme mit dem/der ArbeitgeberIn oder KollegInnen, Gründe für eine berufliche Um- bzw.

Neuorientierung.

Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit dem empirischen Teil dieser Arbeit, in dem versucht wird, die Lernprozesse der Wiedereinsteigerinnen bezugnehmend auf die Theorie des transformativen Lernens nach Mezirow zu interpretieren. Die für die Auswertung genutzten Daten stammen aus Interviews mit den Kursteilnehmerinnen.

7 Methodisches Vorgehen

Aufgrund meiner Forschungsfrage entschied ich mich, sowohl die Lernprozesse aufseiten der Kursteilnehmerinnen als auch die Lehrprozesse meiner Person als Kursleiterin zu untersuchen. Einerseits sollten Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Lernprozesse bezugnehmend auf die Theorie des transformativen Lernens sowie des Deutungslernens bei den einzelnen Individuen nach einem Kursmonat erzielt worden sind. Andererseits sollten vor allem Erkenntnisse über die damit verbundenen Faktoren, die transformative Lernprozesse ermöglichen bzw.

fördern, erlangt werden.

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