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Kontakt mit Festen der Hindus

5. Teil. Europäische Kongregation im indischen Kontext

5.5. Multi- und interreligiöses Geschehen

5.5.3. Kontakt mit Festen der Hindus

Die erste im Haus eines Hindu gemietete Wohnung der Helferinnen in Kolkatas Vorort Barasat lag in einem Wohngebiet, das fast ausschließlich von Hindu-Familien1015 bewohnt war. Beim Einrichten eines christlichen Studyhouses wurde aus Rücksicht auf die Hinduumgebung bei der Haussegnung dezent vorgegangen.1016 Das wäre gar nicht notwendig gewesen, denn sowohl von hinduistischer als auch von christlicher Seite aus

identisch zu sein. In theistischer Tradition ist auch vom Herabsteigen Gottes als Avatar, als Manifestation des Göttlichen, die Rede. Rama und Krishna stehen an höchster Stelle. Hindus interpretieren Jesus als Avatar, vgl. Schwager, Relativierung, 82f. Jesus wird auch als Guru betrachtet, der anderen den Weg der Weisheit zeigt. Gott selbst ist der wahre Guru. Menschen als Guru werden geachtet, da sie den göttlichen Guru symbolisieren. In dem Sinn wird Jesus als authentischer Lehrer der Wirklichkeit, der Wahrheit und der Freiheit betrachtet, vgl. ebd., 81f. und vgl. FN Guru in Kapitel 5.4.5. Namensgebet – Namajapa.

1013 Vgl. I7, Luisa, Z377-388, S85f.

1014 Vgl. I7, Luisa, Z402-408, S86.

1015 Nicht nur bei christlichen Segnungen, auch bei der Erziehung der Mädchen waren die Helferinnen bestrebt, niemand zu verstören. Aus dem Blickwinkel der Helferinnen sind Hindu-Familien viel strenger bei der Erziehung ihrer Mädchen. Christliche Mädchen erleben sie als freier und kontaktfreudiger und mehr Initiativen ergreifend. Bei den ersten Mädchen, die nach Barasat kamen, war das besonders ausgeprägt. Sie setzten Handlungen, wie sich von der Terrasse aus mit Leuten zu unterhalten, private Telefongespräche in Abwesenheit der Schwestern zu führen oder sich von jungen Männern bis zur Haustüre begleiten zu lassen, die die Hindu-Umgebung als unpassend für Mädchen empfand. Die Helferinnen führten diesbezüglich zahlreiche Gespräche mit den Mädchen, damit ihr Studyhouse-Projekt nicht durch Fehlverhalten im schlechten Licht erscheint, vgl. TGB1, 08.12.1995, S240.

1016 Vgl. TGB1, 05.06.1995, S223.

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gesehen gab es keine Berührungsängste. Es herrschte bald freundlicher Kontakt zu den Nachbarn und als die Tochter des Vermieters heiratete, wurden die Helferinnen selbstverständlich zur mehrteiligen Hochzeitszeremonie mit all ihren Riten geladen.1017 Auch zu anderen religiösen Festen erfolgten Einladungen. Der Hinduismus, dieses vielgestaltige Kollektiv von Religionen, erkennt einander in Verschiedenheiten an1018 und machte den Helferinnen das Miteinander leicht.

Ein gemeinsam begangenes Fest gilt als vornehmster Ort der Begegnung, an dem Differenzen nicht aufgehoben, sondern bewusst betrachtet und gefeiert werden.1019 Die indische Bevölkerung liebt Festivitäten und liebt es, Gäste dazu einzuladen. Den Festen ist gemeinsam, dass sie farbenfroh und meist für westliches Empfinden betörend lautstark sind. Fr Romus sieht in der lauten Musik, dem vielen Licht und ausgelassenen Tanz das explodierende Leben aus Freude, da die Gottheit anwesend ist. Eine andere originelle Erklärung für die Lautstärke ist, dass dadurch mögliche böse Äußerungen übertönt werden und man sie so nicht anzuhören braucht.1020 Es wird zu Hause, auf der Straße, vor und in den Tempeln gefeiert. Die Feste sind oft mit Jahrmärkten verbunden.

In diesem Kapitel werden nur die Festivitäten erwähnt, die die Helferinnen selbst besuchten und über deren Eindrücke sie berichteten. Dazu gehört Biswa Karma, das für die arbeitenden Menschen gedacht ist und so viel wie „Arbeit des Schöpfers“ bedeutet.

Das Fest ist dem Gott Vishwakarma, dem göttlichen Architekten, dem Schöpfer der Welt, geweiht. An Straßenecken werden kleine Tempel, Pandals1021 genannt, aufgebaut. Es

1017 Vgl. TGB2, 25.01.1997, S282f.

1018 Es gibt keinen Stifter, keine kirchliche Organisation, kein Glaubensbekenntnis, keine Propheten. Dem Hinduismus fehlt der Absolutheitsanspruch. Hindus suchen nach dem übergreifenden Zusammenhang und sind der Ansicht, dass es wegen der Vielfalt der menschlichen Individuen unterschiedliche Wege geben muss, auf denen die Menschen zum gleichen Ziel unterwegs sind. Die Vielfalt betrifft die Oberfläche.

Dahinter steht das Bestreben aller, Zugänge zum Absoluten, zum verschieden definierten „Heil“ zu öffnen, vgl. Hierzenberger, Hinduismus, 7f. und vgl. FN Hinduismus in Kapitel 4.2.2. Herkunftsreligion: „Wenn ich sterbe, lass meine Kinder taufen – ihr könnt sonst nicht überleben.“

1019Vgl. Küster, Interkulturelle Theologie, 114.

1020 Vgl. Baumann, Knigge, 171.

1021 Hier noch eine ausführlichere Beschreibung der Pandals, ohne die keines der indischen Feste auskommt. Die Baukonstruktion Pandal kann vorübergehend oder auch bleibend aufgestellt werden, um sowohl religiöse als auch andere Feste darin zu feiern. Pandals werden, wie bereits erwähnt, aus Bambus und Stoff aufgebaut. Größere Konstruktionen ahmen bekannte Bauwerke nach. Helferinnen und Mädchen besuchen und bewundern sie mit Vergnügen, da sie täuschend echt aussehen. Schon den Weg zu einem

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sind mit Stoff überzogene Bambusgestelle, in denen Götterstatuen aufgestellt werden.

Anlässlich des Festes werden viele kleine Handwerksbetriebe dekoriert. Für die arbeitenden Menschen sind ihre Werkzeuge von Bedeutung, deshalb werden diese verehrt. Bunte Lichterketten leuchten, aus Lautsprechern tönt laute Musik. Gefeiert wird vor allem in der Nacht.1022

Die wichtigsten indischen religiösen Feste richten sich nach dem Mondkalender1023. Je nach Region gibt es in Indien unterschiedliche kalendarische Berechnungen, wobei zwei Systeme dominieren: Nach dem einen beginnt der Monat am Tag nach dem Neumond und endet mit dem nächsten Neumond. Beim anderen, vor allem in Regionen Nordindiens gebräuchlich, beginnt der Monat am Tag nach dem Vollmond und endet beim nächsten Vollmond. So kann ein bestimmtes Fest je nach Region und Berechnungssystem1024 auf zwei verschiedene Monate fallen.1025

größeren Pandal betritt man durch einen Torbogen aus bunten Lämpchen. Der Weg selbst ist mit Ornamenten und Bildern geschmückt. Jeder dieser Tempel hat ein Komitee, das Geld sammelt, um ihn besonders schön auszustatten. Es gibt auch Wettbewerbe, welcher Ortsteil den schönsten Pandal baut.

Menschenmengen bewegen sich von einem zum nächsten. Dazu dröhnt Filmmusik aus Lautsprechern, vgl.

TGB1, 30.09.1995 und 01.10.1995, S237.

1022 Vgl. TGB1, 18.09.1995, S235 und vgl. TGB2, 17.09.1996, S272.

1023 Das Jahr hat 12 Mondmonate. Letztere sind kürzer als die Sonnenmonate. Um das Mondjahr an das Sonnensystem anzupassen, schalten Hindus zusätzliche Tage und jedes dritte Jahr einen zusätzlichen Mondmonat ein. Jeder Mondmonat ist in zwei Hälften gegliedert. Die „helle Monatshälfte“ sind die 15 Tage des zunehmenden Mondes bis zum Vollmond, die „dunkle Monatshälfte“ die Tage vom abnehmenden Mond bis zum Neumond. Die Mondtage (tithi) werden mit Zahlen bezeichnet. Der 15. Tag heißt Vollmond (purnima) und der 30. Tag Neumond (amavasya). Der Tag beginnt und endet mit dem Sonnenaufgang, vgl.

Bischofberger, Feiern, 23. In der dunklen Hälfte lauern Gefahren. Unbefriedete Totengeister und Dämonen treiben ihr Unwesen. Ahnen warten auf ihre rituelle Speisung. Die Verehrung in der Zeit gilt Göttern, die die Gefahren bannen, wie es Shiva und Durga tun. Die helle Monatshälfte ist Glück verheißend, deshalb werden in diesem Zeitraum von Hindus göttliche Geburtstage und Dankesfeste gefeiert. Die Rituale sollen die Beziehung zu den Göttern, aber auch zu den Ahnen oder Dämonen pflegen, vgl. Malinar, Hinduismus, 161f.

1024 Jährlich erscheint ein internationaler Shap calendar of Religious Festivals, der hilft, sich in den verwirrenden Berechnungen zurecht zu finden. Die Infos im Kalender werden von der Shap-Arbeitsgruppe für Weltreligionen zusammengestellt. Man erhält auch kurze Beschreibungen zu den Festen, vgl.

https://www.shapcalendar.org.uk [abgerufen am 18.09.2019].

1025 Vgl. Bischofberger, Feiern, 23f.

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Für die Feste werden in großen Mengen Götterstatuen aus ungebranntem Lehm angefertigt, bunt bemalt und in den Pandals, auf der Straße oder zu Hause aufgestellt. Die Hindus sind davon überzeugt, dass für die Zeit der Festlichkeiten die Gottheiten in den Figuren wohnen und sie diese so direkt verehren können. Ist das Feiern vorüber, werden die Stauen in einem nahegelegenen Fluss oder Teich versenkt, wo sie sich auflösen. Gibt es kein Gewässer in der Nähe, werden sie achtlos am Straßenrand liegen gelassen.1026 Zu den größten Festen in Bengalen zählt die Durga-Puja. Die Festivitäten dauern laut Mondkalender vom 1. bis zum 9. Tag der hellen Hälfte, September/Oktober. Die gefeierte Tat der Göttin ist die Tötung des Büffeldämons Mahisa. Der Sieg über den Dämon rettet die Welt, sichert die sozio-kosmische Ordnung und verschafft reiche Ernte.1027 Die Göttin steigt real in ihre Statue herab, ist anwesend und wird mit Räucherstäbchen und Trommeln verehrt. Nachdem die Göttin den Dämon besiegt hat, kehrt sie wieder in das Universum zurück. Der Anblick der im Fluss Hughli, einem Nebenarm des Ganges, in Richtung Meer schwimmenden Gipsfiguren, Blumengirlanden, Tontöpfen und Bananenblatttellern ist den Helferinnen inzwischen sehr vertraut.1028

Im Vorfeld der Feiertage sind Hindus auch dann finanziell belastet, wenn sie keine Pandals bauen, denn zu den Pujas müssen die Verwandten neu eingekleidet werden. Das bekommen die Helferinnen auf die Weise zu spüren, dass die Musiklehrer besonders viele Stunden mit den Mädchen ausmachen möchten, um mehr Geld zu verdienen.1029

Zur Vorbereitung auf das Fest der Göttin Durga gibt es Mohaloya, einen Tag des Gebetes.

Er beginnt um 300 früh, ab 400 gibt es im Radio und ab 600 im Fernsehen dazu Beiträge.

Für den Wohnungsvermieter in Barasat war es nicht vorstellbar, die Durga-Geschichten im TV nicht mitzuverfolgen. So lud er Schwestern und Mädchen zu sich ein.1030

Die Musiklehrer der Mädchen waren die Ersten, die die Helferinnen zu sich nach Hause baten, um gemeinsam die Loki-Puja, eine Feier zu Ehren der Göttin Lakshmi, zu begehen.

Dieses Fest findet zu Neumond im Oktober/November statt. Die Riten und Gebete in der

1026 Vgl. TGB1, 20.09.1995, S236 und vgl. Malinar, Hinduismus, 163.

1027 Vgl. ebd. 275.

1028 Vgl. TGB1, 21.09.1995, S236.

1029 Vgl. TGB1, 23.09.1995, S236.

1030 Vgl. TGB2, 12.10.1996, S272.

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Familie vollzog die Frau des Hauses. Zur Feier gehört immer reichliches gemeinsames Essen.1031

Zeitgleich, ebenfalls zu Neumond im Oktober/November, finden Festlichkeiten zur Verehrung der Göttin Kali1032 statt. Wieder werden phantasievolle Pandals gebaut. Auch

1031 Vgl. TGB2, 09.11.1996 und 10.11.1996, S274.

1032 Am Flussufer des heiligen Ganges-Armes Hughli breitet sich eine große Kali-Tempelanlage aus, vgl.

Kapitel 7.4. Bildmaterial, Abb. 31. Jede Helferin, ob europäisch oder asiatisch, kommt in Indien mit ihr in Berührung, denn die Göttin Kali genießt in Bengalen besondere Verehrung. Beim Betreten des Geländes werden selbstverständlich respektvoll die Schuhe, sowie Fotoapparate und Mobil-Telefone abgegeben. Der Bereich quillt von Menschen über. Diejenigen, die ein Gelübde ablegen wollen, sind orange gekleidet.

Schon vor dem Eingang, entlang der Straße, ist es möglich, Blumenkörbchen als Opfergabe zu kaufen.

Kalis Blumen sind dunkelrot. Die blutrünstige Göttin verkörpert nicht nur, aber auch, die dunkle Seite, vgl.

TGB1, 14.07.1995, S226 und TGB HF, 22.07.2016, S190. Kali, auf Sanskrit „Die Schwarze“, ist die Göttin des Todes und der Zerstörung, aber auch die der Erneuerung. Sie wird mit mehreren Armen, einer Kette aus Schädeln und einem Rock aus abgeschlagenen Armen dargestellt. Auf der Stirne ist das Dritte Auge abgebildet, vgl. FN Drittes Auge in Kapitel 5.4.6. Ein Punkt mit Sandelholzpaste, ihre Zunge ist weit herausgestreckt. Ihre zerstörerische Wut richtet sich gegen Dämonen und Ungerechtigkeit. Früher wurden Kali Ziegen, heute rote Blumen als Opfer dargebracht, um sie günstig zu stimmen, vgl. Hardon, Religionen, 72. Eine besondere Vorliebe für die Göttin Kali hatte auch Shri Ramakrishna, vgl. FN Ramakrishna in Kapitel 5.3.1. Kapellen und Oratorien, der als Priester des Kali-Tempels nicht nur von der Begegnung mit Jesus Christus berichtete, sondern auch von einem visionären Erlebnis mystischer Ekstase, als sich ihm die Göttin als unendlicher Ozean des Bewusstseins offenbarte, vgl. Hardon, Religionen, 77.

Die Kali-Tempel Anlage ist von vielen kleinen Shiva-Tempeln umgeben, die alle gleich aussehen. In jedem ist ein runder, schwarzer Steinsockel mit einem Linga, dem phallischen Symbol. Frauen können dort um Fruchtbarkeit, genauer genommen um die Geburt eines Sohnes, bitten. Sie besprengen das Linga mit Wasser und ziehen an einem Strick, damit eine Glocke läutet und Shiva aufmerksam wird, vgl. TGB HF, 22.07.2016, S191. Auch Shiva, Kalis Mann, hat sein großes Fest. Es wird vom 13. zum 14. Tag der dunklen Hälfte des Monates Februar/März als Nacht des großen Shiva begangen. Die Nacht ist die von Shiva bevorzugte Zeit, um auf der Erde zu wandeln. Das Fest ist durch Wachbleiben gekennzeichnet, um Linga zu verehren. Linga (Sanskrit: Zeichen) ist das Symbol, in dem sich alle Form auflöst, denn Göttliches ist formlos. Linga ist das Zeichen der unbegrenzten Schöpferkraft Shivas, das hauptsächlich mit den Gaben der Kuh, mit Milch, Sauermilch, Butter und Dung verehrt wird. Alle drei Stunden werden von den Brahmanen die fünf Gaben der Unsterblichkeit, nämlich Quark, eingesottene Butter, Honig, Zucker und Blätter des Bilva-Baumes geopfert. Dazu werden Mantras gesprochen und Hymnen gesungen. Um bei der Linga-Puja der Brahmanen anwesend zu sein, strömen viele Menschen zu den örtlichen Shiva-Tempeln, vgl. Bischofberger, Feiern, 31f. Warum dienen zur Verehrung Shivas primär die Gaben der Kuh? Kühe sind Symbole der Mütterlichkeit. Diese Tiere zu verehren und ihre Gaben weiter zu reichen, ist gleichzeitig ein Akt der Anbetung der Mutter Erde, vgl. Hierzenberger, Hinduismus, 89.

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die Innenräume werden mit Girlanden und sogar mit Kristalllustern dekoriert. Im Mittelpunkt stehen die Gips- oder Lehmstatuen der Göttin. Kalis Fest dauert 10 Tage.

Ihre Pujas werden von Prozessionen, Tänzen und Geschenken begleitet. Die Rituale sind immer alltagsbezogen: Götterbildnisse werden geschmückt, gespeist, bekleidet, gebadet und angebetet. In den Tempeln herrscht buntes Treiben, erstaunlich laut und wenig pietätvoll.1033 Schon Tage vor dem Feste gehen Burschen von Haus zu Haus, um Essensspenden zu sammeln, nämlich Reis, Erdäpfel und Hülsenfrüchte. Daraus wird der Eintopf Kitchari zubereitet und an die Besucher der Pandals verteilt. Eine andere Vorbereitung auf das Kali-Fest, die die Helferinnen mitverfolgten, war das Leeren und Weiß-Tünchen eines öffentlichen Mistablageplatzes, um dort die Figur eines Dämons aufzustellen.1034

Ein Fest, das von den indischen Mädchen begeistert wahrgenommen wird, ist Rakhi oder Raksa Bandhana, nach dem Mondkalender zu Vollmond im Juli/August gefeiert.

Traditionsgemäß ist es ein Tag der geschwisterlichen Verbindung. Durch das Umbinden eines Baumwoll- oder Seidenbandes an das Handgelenk erbitten die Schwestern von ihren Brüdern oder Cousins Schutz vor Unheil und Gefahr.1035 Frauen und Mädchen haben aber auch das Recht, jeden anderen Burschen oder Mann auf diese Weise zu

„binden“, damit sie Rakhi-Bruder und Rakhi-Schwester werden. Das Knüpfen des Bandes ist mit der Gabe einer Süßigkeit verbunden. Dieser Feiertag ist besonders im Norden von Indien populär.

Im Studyhouse Barasat knüpften die Mädchen zuerst den Schwestern ein Rakhi-Band1036, dann allen Mädchen untereinander. Natürlich bekamen auch die zu dem Zeitpunkt

Abschließend Zusatzinformationen zu den oben erwähnten Mantras: Sie gehören zu den ältesten Praktiken indischer Religionen und können vielfältig gedeutet werden. Mantras sind Formeln zur Anrufung und Vergegenwärtigung göttlicher Mächte. Da in ihnen Macht und Wahrheit gebündelt sein sollen, wird Mantras große Wirksamkeit zugesprochen. Sie sind machtvolle, auf Realität und Wahrheit ritueller Sprache basierende Eingriffe in die Wirklichkeit und erfordern Einweisung in ihren Gebrauch. Mantra-Texte und deren Verwendung beim Ritual gehören zum Wissen brahmanischer Priester, vgl. Malinar, Hinduismus, 180 und vgl. FN Mantra in Kapitel 5.4.5. Namensgebet – Namajapa.

1033 Vgl. Hierzenberger, Hinduismus, 97.

1034 Vgl. TGB2, 11.11.1996, S275.

1035 Vgl. Malinar, Hinduismus, 275.

1036 Rakhi ist ein Zeichen für Liebe und Frieden, das Gefühle auf erotischer Ebene ausschließt. So organisierte Rabindranath Tagore beispielsweise im Jahr 1905 eine Raksa Bandhana-Feier zwischen verfeindeten Hindus und Moslems, um die Geschwisterlichkeit zum Ausdruck zu bringen, vgl. TGB2,

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erreichbaren leiblichen Brüder Band und Süßigkeit. Als die Idee verwirklicht wurde, den beiden Priestern des benachbarten Minor Seminarys stellvertretend für die Seminaristen je ein Band mit Begleitbrief zu überreichen, war die Freude und Überraschung dort sehr groß.1037

28.08.1996, S269 und vgl. FN Tagore in Kapitel 4.5.1. Weitergabe der Liebe: „Ich fühle, dass ich unser Charisma lebe.“

1037 Vgl. TGB2, 28.08.1996, S269.

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