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4. METHODE

4.3 M ESSMETHODEN

4.3.1 Intelligenz und Gedächtnis

Beteiligungsquote ist auf organisatorische Schwierigkeiten aufgrund von schulübergreifen-dem Unterricht zurückzuführen. Darüber hinaus beteiligten sich 102 von 152 Schülern des Kaiser-Karl-Gymnasium an der Untersuchung, 98 am Test in der Schule, 85 gaben das Frage-bogenheft ab. Das Alter betrug im Durchschnitt 18.1 Jahre, die Streuung 0.8, die Alterspanne lag zwischen 17 und 20 Jahren. Die relativ hohe Fehlquote in dieser Schule ist dadurch zu erklären, dass insgesamt 60 Schüler zur Zeit der Untersuchung Unterrichtsschluss hatten. Eine Untersuchung zu einem Zeitpunkt, an dem alle Schüler Unterricht hatten, war aus organisato-rischen Gründen von Seiten der Schule leider nicht möglich. Vom Gymnasium Marianum nahmen 83 von 97 Schülern an der Untersuchung teil, 82 am Test in der Schule, 73 gaben das Fragebogenheft ab. Das Durchschnittsalter betrug 17.3, die Streuung 0.8, die Schüler waren zwischen 16 und 19 Jahre alt. Von den Schülern, die an diesem Tag die Schule besucht hat-ten, erschienen alle zur Untersuchung. 95 der 97 Schüler des Gymnasiums Beverungen wur-den in die Untersuchung einbezogen, 91 nahmen am Test teil, 76 gaben das Fragebogenheft ab. Der Alterdurchschnitt beträgt 18.0 Jahre, die Streuung 0.7, die Altersspanne lag zwischen 17 und 20 Jahren.

Von den 464 Schülern, die an der Untersuchung teilgenommen haben, nahmen insgesamt 447 an der Untersuchung in der Schule teil, 399 gaben das Fragebogenheft ab. Der Alters-durchschnitt aller Schüler betrug 17.5, die gesamte Streuung 1.0, die Alterspanne lag zwi-schen 15 und 21 Jahren. Aufgrund der hohen Ausfallquoten im Gymnasium St. Leonhard und im Kaiser-Karl-Gymnasium sind diese Teilstichproben im Rahmen der Auswertung auf mög-liche Verzerrungseffekte zu prüfen.

Auch die Aufteilung der Einzelfähigkeiten erfolgte nach dem von THURSTONE entwickel-ten Prinzip der Primärfähigkeientwickel-ten, welches sieben verschiedene Bereiche vorsieht: reasoning, verbal comprehension, word fluency, number, space, perceptual speed und memory. Diesen Primärfähigkeiten werden zwei Generalfaktoren nach CATTELL (z.B. 1973a) als übergeordnet angenommen: kristalline und fluide Intelligenz, wobei die Annahme besteht, dass in jedem Fähigkeitsbereich kristalline und fluide Intelligenzanteile zu finden sind.

Vor diesem Hintergrund besteht das Testverfahren aus einem Grundmodul, welches in die Fähigkeitsbereiche verbale, numerische und figurale Intelligenz sowie Merkfähigkeit auf-geteilt ist. Diesen Fähigkeitsbereichen übergeordnet ist der Generalfaktor schlussfolgerndes Denken, welcher mit fluider Intelligenz assoziiert ist. Darüber hinaus gibt es ein Erweite-rungsmodul, welches eher auf kulturell bedingtes Wissen in den einzelnen Bereichen abzielt und als Faktor höherer Ordnung die Bestimmung der kristallinen Intelligenz ermöglicht. Den verschiedenen Fähigkeitsbereichen sind jeweils mehrere unterschiedliche Aufgaben zugeord-net, die gemeinsam den betreffenden Bereich abbilden. Es gibt Normen zu allen Fähigkeitsbe-reichen sowie für den Generalfaktor, aber auch zu allen Unteraufgaben. Den Autoren zufolge ist eine getrennte Auswertung der einzelnen Aufgaben nur zu Forschungszwecken sinnvoll.

Für die geplante Untersuchung erscheint das Testverfahren aufgrund der getrennten Auswer-tungsmöglichkeiten als gut geeignet.

Die von den Autoren berichtete Reliabilität des Verfahrens ist zufrieden stellend. Für alle Skalen werden nach einer Homogenitätsschätzung mit Cronbachs Alpha Werte zwischen .87 und .96 angegeben. Auch die Validität des IST 2000-R ist als befriedigend anzusehen. Korre-lationskoeffizienten mit anderen Intelligenztests bewegten sich in mittlerer bis großer Größen-ordung (s. AMTHAUER ET AL., 2001, S. 42).

4.3.1.1 Figurale Intelligenz

Für die geplante Untersuchung ist der Bereich der figuralen Intelligenz von besonderer Be-deutung. Auf die übrigen Intelligenzbereiche muss verzichtet werden, da für die Erhebungen vor Ort nur jeweils ein Zeitfenster von 45 Minuten zugestanden worden war. Der Bereich der figuralen Intelligenz umfasst drei verschiedene Aufgabentypen: Figurenauswahl, Würfel und Matrizen. Die Aufgabentypen Figurenauswahl und Würfel erfassen jeweils zwei Bereiche räumlicher Begabung, die im Verlauf des Kapitels genauer dargestellt werden. Der Untertest Matrizen arbeitet zwar auch mit figuralem Material und benötigt keine verbalen Fähigkeiten, misst jedoch nicht räumliche Begabung im engeren Sinne. Im IST 2000-R dient diese Unter-aufgabe vor allem als Markierungsvariable für die übergeordnete fluide Intelligenz und wurde

den Autoren zufolge hauptsächlich deshalb dem figuralen Intelligenzbereich zugeordnet, da-mit vergleichbar zu anderen Testbereichen auch in diesem Bereich drei Unteraufgaben zur Verfügung stehen (AMTHAUER ET AL., 2001, S.19). In die geplante Untersuchung wird diese Unteraufgabe mit einbezogen, da, um einen Hinweis für die generelle Intelligenz der Proban-den zu erhalten, das VorhanProban-densein einer Markierungsvariablen mit einer hohen Ladung auf dem fluiden Bereich genereller Intelligenz sinnvoll ist.

Bei dem Untertest Matrizen hat der Proband die Aufgabe, eine logische Folge sich ver-ändernder Figuren zu erkennen. Dafür werden ihm drei oder mehr Figuren vorgegeben, die sich einer unbekannten Regel entsprechend zueinander verhalten. Zusätzlich werden jeweils fünf verschiedene Figuren angeboten; der Proband hat die Aufgabe die Figur auszuwählen, welche nach der erkannten Regel die Folge der vorgegebenen Figuren logisch richtig fortsetzt.

Für den Untertest Matrizen werden Reliabilitätsschätzungen um .70 angegeben. Für die Bear-beitung stehen maximal 10 Minuten zur Verfügung.

Abbildung 4: Übungsaufgabe für den Untertest Matrizen

Die Aufgabengruppe Figurenauswahl erfasst einen Bereich räumlicher Begabung, den GUILFORD als Visualization oder auch Veranschaulichung bezeichnet (s. ROST, 1977, S. 70).

Visualization wird von FRENCH (1963, S.47) als die Fähigkeit einer Person bezeichnet, ein Bild von einer räumlichen Vorlage zu manipulieren und es in andere visuelle Anordnungen zu überführen. In der Aufgabengruppe Figurenauswahl erhält der Proband die Aufgabe, ver-schiedene Teile einer zerschnittenen Figur gedanklich zusammenzusetzen und so festzustel-len, welche Figur aus einer Reihe Referenzfiguren sich aus den einzelnen Teilen konstruieren lässt. Insgesamt gibt es 10 Referenzfiguren und 20 zerschnittene Figuren, die diesen Refe-renzfiguren zugeordnet werden sollen.

Für diese Untergruppe werden Reliabilitätsschätzungen um .80 angegeben, die Trenn-schärfe der einzelnen Items liegt bei mindestens .20. Die Bearbeitungszeit beträgt sieben Mi-nuten.

Abbildung 5: Übungsaufgabe für Untertest Figurenauswahl3

Die Aufgabengruppe Würfel hingegen misst den Faktor räumliche Orientierung (spacial rela-tions and orientation nach GUILFORD, s. ROST, 1977, S. 69). Dieser Faktor misst die Fähig-keit, sich die Lage von Gegenständen im Raum vorstellen, die ganze Gestalt erkennen und als Ganzes manipulieren zu können. Beim Untertest Würfel erhält der Proband die Aufgabe, ei-nen Würfel mit einer Reihe von Referenzwürfeln a, b, c, d, e zu vergleichen und durch menta-le Rotation festzustelmenta-len, um welchen der Referenzwürfel es sich bei dem zu bearbeitenden handelt. Auch hier gibt es 10 Referenzwürfel zu denen 20 Vergleichswürfel zugeordnet wer-den sollen.

Auch für diese Untergruppe werden Reliabilitätsschätzungen um .80 angegeben, die niedrigste Trennschärfe einzelner Items liegt bei .22. Für die Bearbeitung dieses Untertests sind neun Minuten vorgesehen.

3 Die Übungaufgabe für diesen Aufgabentyp ist deutlich einfacher als die tatsächlichen Testaufgaben. Die Lösungen sind zu Demonstrationszwecken in Schreibschrift eingetragen.

Abbildung 6: Übungsaufgabe für den Untertest Würfel

Da die Aufgabengruppen Figurenauswahl und Würfel verschiedene Aspekte räumlicher Be-gabung messen und die Aufgabengruppe Matrizen nicht räumliches Vorstellungsvermögen erfasst, ist es sinnvoll, für die einzelnen Aufgabengruppen getrennte Gruppenvergleiche vor-zunehmen. Dadurch wird eine differenziertere Beantwortung der Fragestellung ermöglicht.

4.3.1.2 Gedächtnis

Zur Erfassung der Gedächtnisfähigkeiten werden die ebenfalls im IST 2000-R enthaltenen Aufgaben zur verbalen und figuralen Merkfähigkeit durchgeführt. Zwar werden von BRANDLER und RAMMSAYER (2003) nur bei verbalen Gedächtnisfähigkeiten Auffälligkeiten zugunsten der Musiker berichtet, um aber differenzieren zu können, ob es sich um gute Ge-dächtnisfähigkeiten allgemein oder um eine Besonderheit rein im verbalen Gedächtnisbereich handelt, wird figurale Merkfähigkeit als Vergleichsmaß mit erhoben. Die Erfassung der ver-balen Gedächtnisfähigkeit erfolgt durch den IST 2000-R nicht direkt, indem den Probanden Wörter dargeboten werden, die anschließend schlicht reproduziert werden sollen. Das Ein-speichern der Wörter erfolgt nach Kategorien geordnet und die Person bekommt hinterher die Aufgabe, sich über den gegebenen Anfangsbuchstaben an das Wort zu erinnern und an-zugeben, aus welcher Kategorie es stammt. Weder ist es also möglich, vom Sinn losgelöste Worte zu reproduzieren, noch ist eine freie Wiedergabe erlaubt. Der Proband ist gezwungen, die gespeicherte Information abzurufen und vor der Reproduktion zu transformieren. Es ist also davon auszugehen, dass durch den Untertest verbale Merkfähigkeit neben reinen Ge-dächtnisfähigkeiten auch Arbeitsgedächtniskapazitäten nach BADDELEY (1997) mit abgefragt werden. Hat der Proband z.B. in der Einspeicherungsphase das Wort Karotte aus der Katego-rie Gemüse gelernt, wird in der Abrufphase nur der Anfangsbuchstabe (K) präsentiert, gefolgt

von einer Aufzählung der in der Einspeicherungsphase enthaltenen Kategorien. Die Aufgabe gilt als gelöst, wenn der Proband die richtige Kategorie benannt hat (Gemüse).4

Insgesamt werden dem Probanden 13 verschiedene Wörter aus 5 verschiedenen Katego-rien dargeboten, von denen 10 in der Abrufphase abgefragt werden. Für die Einspeicherung steht eine Minute zur Verfügung, für die Abrufphase sind maximal zwei Minuten vorgesehen.

Die von den Autoren berichteten Gütekriterien sind zufrieden stellend.

Bei dem Untertest figurale Merkfähigkeit wird die Fähigkeit überprüft, sich komplexe Figuren zu merken und anschließend wieder zu erkennen. Der Proband hat eine Minute Zeit, sich 13 Paare komplexer, nicht sinnhafter Figuren zu merken. In der Abrufphase soll inner-halb von drei Minuten zur jeweils vorgegebenen einen Figur die dazugehörige zweite aus ei-ner Reihe von vier Distraktoren wieder erkannt werden. In diesem Untertest sind die berichte-ten Reliabilitätsmaße ebenfalls zufrieden stellend. Auch im Gedächtnisbereich findet die Auswertung beider Aufgabengruppen getrennt statt, da dies auch hier eine differenziertere Beantwortung der Fragestellung ermöglicht.