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3. FRAGESTELLUNGEN UND HYPOTHESEN

3.1 F RAGESTELLUNGEN ZU ERFOLGREICHEN T EILNEHMERN AN J UGEND FORSCHT

Untersuchungen an erwachsenen Experten des mathematisch-naturwissenschaftlichen reichs sowie an hochleistenden Schülern haben ergeben, dass diese sich in verschiedenen Be-reichen von der Norm abheben. Einen wesentlichen Bereich stellen hierbei kognitive Fähig-keiten dar. In der Regel verfügen Naturwissenschaftler auch über eine überdurchschnittliche allgemeine Intelligenz, was in verschiedenen Studien nachgewiesen werden konnte. Bereits im Jugendalter konnten insbesondere überdurchschnittliche Fähigkeiten in den Bereichen des analogen Schließens sowie des räumlichen Vorstellungsvermögens beobachtet werden. Auch Frauen waren in ihren Fähigkeiten zum räumlichen Denken besser als die weibliche Norm.

Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, dass es auch unter Naturwissenschaftlern einen Zusammenhang zwischen Begabung und Geschlecht gibt, dieser jedoch weniger eindeutig ist.

Zunächst werden keine geschlechtsbezogenen Hypothesen formuliert, das Vorhandensein möglicher Geschlechtsunterschiede soll aber bei der Auswertung berücksichtigt werden. Die empirische Befundlage lässt es zu, folgende Hypothesen für die erfolgreichen Teilnehmer des Wettbewerbs Jugend forscht aufzustellen.

(1) H0-1: Erfolgreiche Teilnehmer des Wettbewerbs Jugend forscht unterscheiden sich in ihrer allgemeinen Intelligenz nicht von der Vergleichsgruppe.

H1-1: Erfolgreiche Teilnehmer des Wettbewerbes Jugend forscht verfügen über eine höhere generelle Intelligenz als die Vergleichsgruppe.

(2) H0-2: Es gibt keine Unterschiede hinsichtlich der räumlichen Begabung in beiden Gruppen.

H1-2: Die Wettbewerbsteilnehmer verfügen über eine höhere räumliche Begabung als die Schüler der Vergleichsgruppe.

Ein Zusammenhang zwischen herausragender Leistung im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich und Kreativität wird von vielen Autoren betont. Jugendliche und erwachsene Experten dieses Bereichs sehen Kreativität als maßgeblich für ihren Erfolg

an. Dieser Zusammenhang spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass Wissenschaftler oft von anderen Personen als besonders kreativ eingeschätzt werden. In vereinzelten Untersu-chungen ist es auch bereits gelungen, diesen Zusammenhang anhand von Testverfahren abzu-bilden. Dennoch kann der Versuch, diese überdurchschnittliche Kreativität in Form von Testwerten zu zeigen, bislang nicht als zufrieden stellend angesehen werden, wofür jedoch auch die unzureichenden Gütekriterien vieler Kreativitätstests verantwortlich sein könnten.

Auch über mögliche Geschlechtsunterschiede im Bereich Kreativität ist bei erfolgreichen Na-turwissenschaftlern bislang wenig bekannt. Zunächst soll daher folgender Frage nachgegan-gen werden:

(3) Geht mit erfolgreicher Wettbewerbsteilnahme auch eine höhere Kreativität einher?

Es wird vermutet, dass sich erfolgreiche Jugend-forscht-Teilnehmer von der Ver-gleichsgruppe durch eine höhere Kreativität abheben.

Eine Reihe von Untersuchungen dokumentiert Auffälligkeiten in nicht-kognitiven Persönlich-keitsmerkmalen bei Personen mit hohen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fähigkeiten.

Einige Autoren sehen solche Merkmale sogar als maßgeblich für die Etablierung dieser Fä-higkeiten an. Der Zusammenhang mit leistungsnahen Persönlichkeitsmerkmalen konnte schon mehrfach nachgewiesen werden. Jedoch konnten in einigen Studien auch in weniger leis-tungsnahen Persönlichkeitsbereichen, wie z.B. Dominanz, Sensitivität, Introversion und Au-tonomie Besonderheiten bei mathematisch-naturwissenschaftlich hochleistenden Personen gezeigt werden. Unter anderem wurde hierfür das Persönlichkeitskonzept von CATTELL (s.o.) herangezogen. Da die Studien zum Teil schon älter sind und auf unterschiedlichen Untersu-chungkonzeptionen beruhen, lassen sich die Ergebnisse nur schwer vereinheitlichen, so dass in diesem Bereich bislang nur Vermutungen über Abweichungen aufgestellt werden können.

Eine genauere Spezifizierung, in welchen Bereichen Abweichungen zu erwarten sind, ist nach derzeitigem Kenntnisstand noch nicht möglich, so dass dieser Bereich anhand folgender Frage explorativ untersucht werden soll.

(4) Unterscheiden sich erfolgreiche Wettbewerbsteilnehmer in ihrem Persönlichkeitspro-fil von den Schülern der Vergleichsgruppe?

Es wird vermutet, dass zwischen Jugend-forscht-Teilnehmern und der Vergleichs-gruppe in einem oder mehreren Persönlichkeitsbereichen Unterschiede zu verzeich-nen sind.

Das Geschlechtsverhältnis von Personen, die sich für den naturwissenschaftlichen Bereich interessieren, ist unausgewogen. Gerade im wissenschaftlichen Bereich finden sich deutlich mehr Männer als Frauen. Gleiches gilt auch für die Teilnahme am Wettbewerb Jugend forscht. Einigen Untersuchungen zufolge lassen sich zwischen Männern und Frauen, die sich im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich etabliert haben, nur geringe Geschlechts-unterschiede feststellen. Dies gilt sowohl für den kognitiven als auch für den nicht-kognitiven Bereich, wobei auch gegenteilige Ergebnisse berichtet werden. Im nicht-kognitiven Bereich verfügen möglicherweise insbesondere Frauen, aber auch Männer über mehr gegenge-schlechtliche Geschlechtsmerkmale als die Norm.

Aufgrund der Ergebnisse derartiger Studien kann also die Vermutung aufgestellt werden, dass es unter Naturwissenschaftlern mehr Personen mit androgyner Geschlechtsrollenorientie-rung geben könnte als unter nicht wissenschaftlich tätigen Personen, auch wenn nicht direkt das Konzept der Androgynie untersucht wurde. Unterstützt wird diese Annahme dadurch, dass ein Zusammenhang zwischen Androgynie und Kreativität aufgezeigt werden konnte und mathematisch-naturwissenschaftliche Fähigkeiten und Kreativität assoziiert sein sollen. Hier-bei handelt es sich jedoch eher um eine spekulative Annahme, die gegebenenfalls eine ge-trennte oder vergleichende Auswertung der Geschlechter erfordern kann. Zunächst werde ich folgender Frage nachgehen:

(5) Gibt es einen Zusammenhang zwischen mathematisch-naturwissenschaftlichem Leistungsvermögen und Androgynie? Geht eine erfolgreiche Wettbewerbsteilnahme also auch mit androgyner Geschlechtsrollenorientierung einher?

Es wird vermutet, dass es unter den Wettbewerbsteilnehmern mehr Personen mit einer androgynen Geschlechtsrollenorientierung gibt als in der Vergleichsgruppe.

Ein letzter Bereich, der bei der Untersuchung der Jugend-forscht-Teilnehmer besondere Be-rücksichtigung finden soll, ist die Interessenvielfalt der Jugendlichen. In früheren Untersu-chungen an Teilnehmern dieses Wettbewerbs wurden die Jugendlichen als besonders vielfäl-tig interessiert beschrieben, was sich nicht allein auf den naturwissenschaftlichen Bereich beschränkte. Es werden daher folgende Hypothesen formuliert:

(6) H0-3: Es gibt keine Unterschiede in der Zahl der Interessen zwischen der Wettbewerbsgruppe und der Vergleichsgruppe.

H1-3: Die Wettbewerbsteilnehmer weisen eine größere Zahl an Interessen auf als die Schüler der Vergleichsgruppe.