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Innerkirchliche Richtungsstreitigkeiten

Im Dokument Religionsunterricht im Kanton Zürich (Seite 98-104)

DIE DISKUSSION UM DEN SCHULISCHEN RELIGIONSUNTERRICHT UM 1872

4.3 Innerkirchliche Richtungsstreitigkeiten

Neue theologische Strömungen, die sich auf die Erkenntnisse der historisch-kri-tischen Theologie beriefen und sich als theologisch-kirchlicher Liberalismus im schweizerischen Protestantismus auf vielfache Weise verbreiteten, führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts innerhalb der reformierten Landeskirche zu innerkirchlichen Richtungsstreitigkeiten.28 Folgende zwei Hauptrichtungen sind zu unterscheiden: Auf der einen Seite die Positiven29 und auf der anderen 25 Vgl. Schmid 1994, 207. Vgl. ebenfalls die Ausführungen im Unterkapitel 3.1 über den Wandel des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat. Die in der Schlussabstimmung angenommene Version des Kirchenartikels 63 wurde in Unterkapitel 3.1, Anm. 19 zitiert.

26 Alois Emanuel Biedermann (1819–1885) und Alexander Schweizer (1808–1888) waren die führenden Vertreter der liberalen Theologie und der Vermittlungstheologie. Sie stützten das liberale Repräsentativsystem und gehörten zum engsten Kreis Alfred Eschers. Interessant ist, dass Friedrich Salomon Vögelin theologisch gesehen ein Schüler Biedermanns war, sich aber politisch den Demokraten anschloss.

27 Vgl. Gebhard 2011.

28 Pfister 1984, 260.

29 Manchmal werden die Positiven auch Orthodoxe genannt, wobei mit Theodore M. Vial da r-auf hinzuweisen ist, dass der Begriff Orthodoxie in der Schweiz am passendsten r-auf die Zeit der Konsensus-Formel angewendet wird. Die Konsensus-Formel ist ein Glaubensbekenntnis, das 1675 gegen verschiedene Häresien verfasst worden war. Wenngleich sich die ‹Orthodoxen›

des 19. Jahrhunderts in Gegnerschaft zum theologischen Liberalismus an herkömmlichen Positionen festhielten, waren die Diskussionspunkte andere als im 17. Jahrhundert. Ein zen-traler Punkt im 19. Jahrhundert war die Orientierung am altkirchlichen Glaubensbekenntnis anstelle einer bekenntisfreien Kirche. Gemäss Vial ist die Orthodoxie des 19. Jahrhunderts das Resultat pietistischer und humanistischer Einflüsse auf die frühere Orthodoxie des 17. Jahr-hunderts (vgl. Vial 2004, 66).

Seite die Reformer bzw. theologisch Liberalen. Eine dritte Richtung bildeten die Vermittler, «eine Gruppe von Theologen und Laien, welche die Anliegen beider Seiten aufzunehmen und in die Glaubenslehre und in die Kirche einzubringen versuchte».30

In der folgenden Darstellung dieser theologischen Richtungsstreitigkeiten folge ich weitgehend Paul Schweizer. Gemäss Schweizer ist mit dem ‹Positiven›

«das Geschichtliche im christlichen Glauben»31 gemeint. Im Unterschied zur liberalen Theologie, die «das Prinzip des Christentums, das Geistige» betont, will die positive Theologie «die Tatsachen des Heils und der Heilsgeschichte als das Wesentliche und Unumstössliche»32 verstanden wissen. Die Heilsereignisse, von denen die biblischen Geschichten erzählen und die im Apostolischen Glaubensbekenntnis zusammengefasst sind – Inkarnation, Kreuzestod Jesu als Akt der Versöhnung, leibliche Auferstehung Christi, Christi Himmelfahrt als Herrschaftübernahme –, sollen als historische Tatsachen verstanden werden, das heisst, als in Zeit und Raum geschehene Ereignisse.33 Die von Hegel inspirierte liberale Theologie hingegen wollte «sich vom bloss Geschichtlichen lösen […], um sich der philosophisch-theologischen Spekulation hinzugeben».34

In Deutschland gab es zwischen der liberalen Theologie und der kirchlichen Pra-xis nur wenige Berührungspunkte. Die liberalen Christen fanden sich in Mino-ritätsgemeinden zusammen. In der Schweiz und insbesondere in Zürich war dies anders. Die liberale Theologie verbreitete sich auch in den Kirchgemeinden.

Häufig waren es sogar die positiven Christen, die in die Minderheitsposition gerieten. In Deutschland kam es zu Spaltungen zwischen wissenschaftlicher Theologie und kirchlichem Amt. In der Schweiz hingegen wurde die liberale Theologie von liberalen Pfarrern auch von der Kanzel verkündet. Gemäss Paul Schweizer haben dies die beiden Zürcher Theologen Alexander Schweizer und Alois Emanuel Biedermann ermöglicht.35 In seiner Abhandlung über Friedrich Salomon Vögelin – Theologe, Pfarrer, Politiker, Sozialreformer, Kunst- und Kulturhistoriker – arbeitete Walter Betulius überzeugend auch dessen Rolle im Liberalisierungsprozess der Zürcher Kirche heraus. Vögelin war ein Schüler Biedermanns und gilt als einer der ersten Pfarrer, die das an der Universität längst verbreitete und diskutierte theologisch liberale Denken auch von der Kanzel predigten und somit unters Volk brachten. Der Protest blieb nicht aus.36 Vögelin stellte jedoch nicht bloss die bisher im Volk massgebende Glaubenslehre 30 Pfister 1984, 265.

31 Schweizer 1972, 31 f.

32 Ebd., 112.

33 Ebd.

34 Ebd., 8.

35 Vgl. ebd.

36 Vgl. Betulius 1956, 25 f.; Pfister 1984, 262 f.; Campi 2008, 72.

in Frage, sondern griff auch die bestehende kirchliche Ordnung an, indem er das Glaubensbekenntnis im Gottesdienst nicht mehr verwendete, noch bevor die Geistlichkeitssynode von 1868 entschieden hatte, sich von der Verbindlichkeit des Apostolikums zu lösen.37

Ein grosser Streitpunkt zwischen Liberalen und Positiven war die ‹Wunder-frage›, die aus einem unterschiedlichen Naturverständnis resultierte.38 Die libe-ralen39 Theologen versuchten den christlichen Glauben mit dem Verständnis der modernen Naturwissenschaften in Übereinstimmung zu bringen und betrach-teten die Natur als einen geschlossenen Kausalzusammenhang. Die biblischen Wundererzählungen wurden als Bruch der Kausalgesetze verstanden, den man auf dem Hintergrund eines modernen wissenschaftlichen Weltbildes nicht für möglich erachten konnte. Deshalb hielt man aus liberaler Sicht die biblischen Wunder für unmöglich bzw. tat sie als Legenden oder Mythen ab.40 Demgegen-über lehnten die positiven Theologen ein solch mechanisches Naturverständnis zu Gunsten eines Raumes, der für Gottes Wirken offen ist, ab. Man betonte die Freiheit Gottes, der, wenn er will, ins gewöhnliche Naturgeschehen eingreifen kann. Allerdings wurde ein solch wunderbarer göttlicher Eingriff nicht als eine Durchbrechung der Naturgesetze verstanden, die es als solche aus positiver Perspektive gar nicht gibt, sondern als Geschehnisse höherer Ordnung. Gottes Eingriff geschieht nie gegen die Naturordnung, sondern immer im Einklang mit der Natur, was aber vom Menschen nicht ganz verstanden werden kann, da man Gottes Eingreifen als göttliches Geheimnis betrachtete.41

Hinsichtlich des Gottesverständnisses betonten die liberalen Theologen die Im-manenz Gottes und weniger seine Transzendenz. Obwohl – oder gerade weil – auch sie davon ausgingen, dass Gott von der Welt wesentlich verschieden ist, sahen sie ihn dennoch als ihr «einwohnend» an. Gemäss Pfarrer Heinrich Lang,42 einem der Führer der theologisch-liberalen Bewegung, unterscheidet sich Gott 37 Vgl. Campi 2008, 72.

38 Vgl. Schweizer 1972, 112.

39 Es ist anzumerken, dass die liberale Theologie keinen monolithischen Block bildete und sich längst nicht in allen Punkten einig war. Ein Punkt der Uneinigkeit betraf zum Beispiel das Schriftverständnis. Eine verbreitete Ansicht innerhalb der liberalen Theologie war, dass die Bibel nicht als Wort Gottes verstanden wurde, sondern als ein von Menschen verfasstes Buch;

von Menschen, die Gott auf eine besondere Weise erfahren hatten. Der theologisch Liberale Heinrich Hirzel vertrat jedoch wie sein Lehrer Alexander Schweizer eine dynamische Inspi-rationslehre (vgl. Schweizer1972, 102 f.).

40 Vgl. Schweizer 1972, 100.

41 Vgl. ebd., 112.

42 Heinrich Lang (1826–1876) flüchtete 1848 aus Deutschland in die Schweiz. Ab 1863 war er Pfarrer in Meilen im Kanton Zürich, ab 1871 Pfarrer in St. Peter in Zürich. Von 1872 bis 1876 amtete er als Zürcher Kirchenrat. Er war der erste Präsident des Schweizerischen Vereins für freies Christentum. Publizistisch betätigte er sich als Redaktor der Zeitschrift Zeitstimmen aus der reformirten Kirche der Schweiz (1859–1871) (vgl. Kuhn 2007b).

von der Welt durch seine Geistigkeit. Sein Einwohnen in der Welt begründete er mit seiner Allgegenwart. Lang lehnte ausdrücklich den Deismus, den Theismus wie auch den Spinozismus ab. Die Frage, wann und wie Gott die Welt erschaffen habe, erachteten die liberalen Theologen nicht als eine theologische, sondern als eine naturwissenschaftliche Frage. Als theologische Fragen zugelassen wurden jedoch Fragen nach dem Woher und dem Wozu.43 Bei den positiven Theologen sieht Paul Schweizer einen mystischen Zug, insofern ein «Ineinandergreifen von Transzendenz und Immanenz»44 vorwiege, wobei in positiven Laienkreisen mehr die Überweltlichkeit Gottes betont worden sei.

Ein weiterer entscheidender Trennungspunkt zwischen der liberalen und der positiven Theologie war die unterschiedliche Beantwortung der Frage nach Jesus Christus. Zentrales Merkmal der liberalen Christologie war die Betonung der Menschlichkeit Christi. Jesus wurde als der erste Christ gesehen, der vorbild- und prophetenhaft nach christlichen Prinzipien gelebt hatte. Dementsprechend war die Suche nach dem sogenannten historischen Jesus, das heisst dem irdi-schen Jesus, ein wichtiges Anliegen der liberalen Theologie.45 Dieses Anliegen verfolgte auch der bereits genannte, umtriebige Friedrich Salomon Vögelin. Sein Wirken beschränkte sich nicht bloss auf das Predigen von der Kanzel. Mit einer Gruppe von aufklärerischen Lehrern aus Uster entwickelte er ein Lehrbuch mit dem Titel: Die Geschichte Jesu und der Ursprung der christlichen Kirche. Für das Volk und die höheren Volksschulen dargestellt.46 Dieses Lehrbuch hatte zum Ziel, die von David Friedrich Strauss inspirierte liberale Theologie auch in der Schule zu vermitteln.47 Die Versuche der Liberalen, Jesus die Göttlichkeit zu nehmen und ihn als blossen Menschen, als Propheten, zu verstehen, wurden von den Positiven abgelehnt. Für sie war der Glaube an die historische Realität des biblischen Jesus zentral.48

Das Bemühen der Positiven ging dahin, das traditionelle Christentum zu erhal-ten, dessen Integrität sie durch die von den Liberalen verursachte Verweltlichung 43 Vgl. Schweizer 1972, 101 f.

44 Ebd., 115.

45 Vgl. ebd., 106.

46 Vögelin 1867, III.

47 Wie in Kapitel 6 noch deutlich werden wird, spielte Vögelin in der Diskussion um den schu-lischen Religionsunterricht eine zentrale Rolle. In einem Aufsatz (Katzenstein 2017) zeige ich anhand einer Analyse von Vögelins Predigten und Reden auf, dass sein Denken trotz seiner aufklärerischen, theologisch liberalen Ausrichtung sowie seiner radikal-demokratischen poli-tischen Gesinnung antimoderne, gesellschaftlich dedifferenzierende Züge aufweist. Die enge Freundschaft zwischen Vögelin und Johann Caspar Sieber, dem Initiator des Unterrichts-gesetzes, das 1872 vors Volk kam, mag als Ausdruck einer fast symbiotischen Verhältnisbe-stimmung von Kirche und Schule gesehen werden, die interessanterweise von zwei Männern vertreten worden war, die beide die Schule von der Vorherrschaft der Kirche befreien wollten.

48 Schweizer 1972, 116.

in Frage gestellt sahen. Da sich die Positiven jedoch nicht von der Landeskirche abspalten wollten, sahen sie sich genötigt, zwischen Kirche als Institution und Kirche als Glaubensgemeinschaft, zwischen ecclesia und ecclesiola, zu unter-scheiden und die ecclesiola in der ecclesia zu stärken.49 Diesem Zweck diente die 1837 gegründete Evangelische Gesellschaft des Kantons Zürich. Sie ging aus ei-nem Kreis um Georg Gessner (1765–1843), dem damaligen Antistes der Zürcher Kirche, hervor. Theologisch gesehen stand Gessner der Erweckungsbewegung und der bibel- und bekenntnisorientierten Richtung nahe. Er hatte sich 1839 auch gegen die Wahl von David Friedrich Strauss an die Universität Zürich ge-wandt. Vorbild für die evangelische Gesellschaft in Zürich war diejenige in Basel:

Gleichgesinnte sollten in der Landeskirche gesammelt und missionarische und diakonische Aufgaben übernommen werden.50 Als Bekenntnisgrundlage wurde das Apostolische Bekenntnis und die Zweite Helvetische Konfession gewählt.51 Die Evangelischen Gesellschaften verstanden sich jedoch nicht als kirchliche Gegengesellschaften, sondern innerhalb der Landeskirche als Gegenbewegun-gen zu den bibelkritisch-rationalen StrömunGegenbewegun-gen.52 Das Publikationsorgan der Evangelischen Gesellschaft war das Evangelische Monatsblatt,53 das 1951 von der Zeitschrift Der Kirchenfreund, welche die Anliegen der Positiven für die gesamte deutschsprachige Schweiz vertrat, abgelöst wurde.54 Fast zur selben Zeit wie die Evangelische Gesellschaft wurde 1839 der Christliche Verein zur Erhaltung des evangelisch-reformierten Christenglaubens in den Volksschulen gegründet. Anlass für diese Gründung war die Berufung des liberalen Theologen 49 Vgl. ebd., 111.

50 Die 1858 gegründete Kranken- und Diakonissenanstalt Neumünster und die 1886 eröffnete Herberge Zur Heimat gingen auf Anregungen der Evangelischen Gesellschaft zurück (vgl.

Pfister 1984, 196).

51 Vgl. Pfister 1984, 195.

52 Vgl. ebd., 188; Fritsche & Lemmenmeier 1994, 154. 1847 gab sich die Evangelische Gesell-schaft neue Statuten. Präsident war Hans Kaspar Usteri. Als Förderer der Evangelischen Gesellschaft stand jedoch Diethelm Salomon Hofmeister (1814–1893) im Vordergrund, der mehrere öffentliche Ämter innehatte: Erziehungsrat, Vorsteher der Schulpflege der Stadt Zürich (1861–1874), Präsident der Blinden- und Taubstummenanstalt Zürich. An seiner Seite standen Johann Peter Lange – vehementer Gegner von Strauss – und Auguste Ebrard, beides Neutestamentler der Universität Zürich. Des Weiteren sind die zwei Nichttheologen Hans Heinrich Spöndlin (Rechtsanwalt und Mitbegründer des Evangelischen Seminars Unter-strass) und Ulrich Stutz (Geologe) zu nennen. Auf dem Land trat eine Vielzahl von Pfarrern und Kirchengliedern der Evangelischen Gesellschaft bei. Die Evangelische Gesellschaft grün-dete auch Minderheitsgemeinden mit eigenen Predigern, z. B. Uster 1866 oder 1873 St. Anna in Zürich (vgl. Pfister 1984, 195 f.).

53 Paul Schweizer schreibt, das «Evangelische Monatsblatt» sei von 1867 an erschienen (vgl.

Schweizer 1972, 112). Dies muss ein Versehen gewesen sein, da er im Literaturverzeichnis als Erscheinungsdauer des Evangelischen Monatsblattes die Jahre 1845–1858 angibt (vgl. ebd., 271) und immer wieder aus dem Evangelischen Monatsblatt zitiert mit Angaben aus früheren Jahren.

54 Schweizer 1972, 111 f.

David Friedrich Strauss an die Universität Zürich, sowie «die Verhältnisse im Staatsseminar Küsnacht».55 Bald nach der Gründung des Christlichen Vereins wurde dieser durch die Wirren des sogenannten Züriputsches von seinen Zielen abgelenkt und war die kommenden 30 Jahre nicht mehr aktiv. Erst 1868 wurde der Verein wieder zum Leben erweckt. Auf Initiative des Juristen Hans Hein-rich Spöndlin (1812–1872) wurde 1869 das Freie Evangelische Lehrerseminar Zürich-Unterstrass gegründet. Als Kontrast zum staatlichen Lehrerseminar in Küsnacht hatte diese private Institution zum Ziel, die Lehrer im Geist des positiv-biblischen Christentums auszubilden. Aus den Kreisen des Christlichen Vereins gingen weitere Schulgründungen und Anstalten hervor, zum Beispiel die Freie Schule Zürich oder die Anstalt für Epileptische.56

Neben den Liberalen und Positiven gab es auch noch eine Gruppe von Theo-logen, die zwischen diesen beiden Richtungen zu vermitteln versuchten. Zu diesen sogenannten Vermittlern gehörten der Schleiermacher-Schüler Alexander Schweizer, den Paul Schweizer zu den «Linksvermittlern» zählt, Theodor Keim, von 1860 bis 1873 Professor für Neues Testament an der Universität Zürich, Pfarrer Georg Finsler, von 1866 bis 1895 letzter Antistes der Zürcher Kirche, und Johannes Hirzel, Pfarrer in Bauma von 1846 bis 1878. Die beiden Letzteren zählt Paul Schweizer zu den «Rechtsvermittlern».57 Die Zeitschrift der Vermittler war das vom Basler Vermittlungstheologen Rudolf Hagenbach redigierte Kirchen-blatt. Gemäss Paul Schweizer bestand das Anliegen der Vermittlungstheologen darin, «zwischen dem Historischen des Christentums und den gegenwärtigen Zeitanschauungen» bzw. «zwischen dem sogenannten objektiv Gegebenen und der subjektiven Aneignung des Glaubensgutes»58 zu vermitteln.

Neben diesen Richtungsbildungen innerhalb der Landeskirche gab es zudem verschiedene Freikirchen, die, aus dem Ausland kommend, auch in der Schweiz immer mehr Fuss fassten: die Methodisten (Beginn in Zürich 1856), die Baptis-ten (Gründung in Zürich 1849), die Heilsarmee (seit 1882). Auch die Pilgermis-sion St. Chrischona nahm gemäss Pfister teilweise freikirchliche Züge an.59 Der klassische Pietismus (zumindest derjenige des 18. Jahrhunderts) war in Zürich gemäss Paul Schweizer nicht so gewichtig. Mit dem Fraumünsterpfarrer Hans Kaspar Ulrich, der 1768 gestorben war, sei «auch der Herrnhutische Geist in Zürich erloschen».60

55 Zurlinden 1915, 129.

56 Vgl. ebd.

57 Vgl. Schweizer 1972, 125 f.

58 Ebd., 125.

59 Vgl. Pfister 1984, 270 ff.

60 Vgl. Schweizer 1972, 17.

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