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II. EMPIRISCHE FORSCHUNG (Kreuzer/Ruppitsch)

7. Auswertung der empirischen Daten und Interpretation (Kreuzer/Ruppitsch)

7.3 Herausforderungen für die UMFs sowie für die Fachkräfte

Die Jugendlichen wurden weiterst von uns befragt, mit welchen Herausforderungen sie in Österreich konfrontiert werden. Dazu zählten Themengebiete wie zum Beispiel die öster-reichische Rechtslage bzw. das System in Österreich, die Inklusion bzw. Integration, das Zusammenleben der Burschen in der Unterbringungseinrichtung, die Sprache sowie das Leben einer Bikulturalität. Dadurch wurde versucht die folgende Forschungsfrage zu beant-worten:

„Mit welchen Lebensherausforderungen müssen sich UMFs nach ihrer Ankunft in Ös-terreich auseinandersetzen?“

a) Die Rechtslage und das System in Österreich

Wie bereits zuvor erwähnt, beträgt der Betreuungsschlüssel in der Steiermark in den von uns untersuchten Unterbringungseinrichtungen, welche ausschließlich von Bund und Land finanziert werden, bei 1:15 mit einem Tagsatz von 62 Euro. Im Vergleich zu Wien und an-deren Bundesländern, wo ein Betreuungsschlüssel bei 1:10 und der Tagsatz bei 75 Euro liegen, schneidet die Steiermark als eines der am schlechtesten finanzierten Bundesländer ab.

„Die Steiermark ist ja das bei Weitem am schlechtesten finanzierte Bundesland, also österreichweit im UMF Bereich. Wir haben mit Abstand den geringsten Tagsatz. Wir sind das einzige Bundesland, das nur auf einen Tagsatz von 62 Euro ist. Alle anderen sind Minimum auf 75 Euro“ (F5, 21-21).

Die Landesregierung möchte, laut den Einschätzungen einer Fachkraft, keinen Betreuungs-schlüssel von 1:10. Im Vergleich zu österreichischen Jugendlichen, welche in Jugendhil-feeinrichtungen untergebracht sind, werden UMFs ganz klar benachteiligt und keinesfalls gleichgestellt, obwohl dies aber laut den Menschenrechten der Fall sein sollte. Die Öster-reichische Rechtslage stellt sich also erstranging als Herausforderung für die UMF-Unter-bringungseinrichtungen, und zweitranging für die Jugendlichen selbst, heraus. Für die UMFs ist es eher eine Schwierigkeit zu verstehen, wer für was zuständig ist und welches Amt welche Tätigkeiten erledigt. Dies wird von den Jugendlichen als auch von den Fach-kräften bestätigt:

„Die größte Herausforderung für die UMFs in Österreich ist das System zu ver-stehen. Das System und die unterschiedlichen Systeme zu verver-stehen. Was macht das BFA, was macht das Landesflüchtlingsbüro, was machen wir, was macht die Regionalbetreuung, was macht das Jugendamt? Das ist das eine.

Und zu verstehen, warum Dinge so lange laufen. Weil wir in einem funktionie-renden Staat leben und die Jungs aus nicht funktioniefunktionie-renden Staaten kommen“

(F4, 46-47).

Eine Leitungsperson erklärt auch, dass das System in Österreich oftmals zu vieles vorgibt, was den Jugendlichen nicht guttut. Als Beispiel wird ein sehr rascher Auszug aus der Un-terbringungseinrichtung genannt oder auch, dass sie sofort in eine Einrichtung für Erwach-sene müssen, sobald sie 18 Jahre alt sind. Die Aufenthaltsdauer der Jugendlichen in der Unterbringung selbst stellt sich durch die Gesetzeslage als eine Herausforderung für die Einrichtung heraus. Wenn zum Beispiel ein Jugendlicher mit 17,5 Jahren nach Österreich kommt, wird er einer Einrichtung für UMFs zugeteilt. Er wohnt dann dort nur ein halbes Jahr, denn nach den Vorschriften muss er, sobald er 18 Jahre alt ist, in eine Erwachsenenein-richtung. Diese Situation ist nicht nur für den Jugendlichen problematisch und belastend,

sondern auch für die Fachkräfte, denn eine pädagogisch wirkungsvolle Arbeit ist in einer solchen kurzen Zeit nicht möglich:

„Wenn es um die Einrichtung geht, also ein grundsätzlicher Wunsch von uns wär, dass die Klienten so lange wie möglich bei uns sind. Weil ganz aktuell ist es immer wieder ein Thema bei uns, dass Jugendliche zu uns kommen und beispielsweise nur 1-2 Monate bei uns sind, das ist oft so eine kurze Zeit, dass wir gar nicht viel anbieten können oder eine wirkliche Entwicklung ermöglich wäre. Die kommen ganz neu her, müssen sich erst einmal finden, brauchen eine gewisse Zeit sich einzugewöhnen und müssen dann gleich wieder wegge-hen. Das ist oftmals sehr sehr schade […]“ (F2, 81-86).

Es kann also demnach nur so gut es geht versucht werden, den Jugendlichen auf die wei-teren Schritte in Österreich so gut wie möglich vorzubereiten.

Eine weitere Herausforderung aufgrund der österreichischen Rechtslage macht sich im Be-reich der Arbeit bzw. Ausbildung ersichtlich. UMFs ohne Status dürfen in ÖsterBe-reich nicht arbeiten. Allerdings müssen die meisten jahrelang mit einem ungewissen Status leben. Sie dürfen daher nur einer Lehre in den Mangelberufen nachgehen. Hierbei schneidet die Stei-ermark besser ab als die anderen Bundesländer, da es vom AMS eine sehr lange Liste an Mangelberufen gibt. Dazu zählen zum Beispiel:

 Restaurantfachmann/-frau

 Koch/Köchin

 Gastronomiefachmann/-frau

 Einzelhandelskaufmann/-frau – Lebensmittelhandel

 Zimmer(er)/in

 Spengler/in

 Elektroinstallationstechniker/in

 Hotel- und Gastgewerbeassistent/in

 Zahnarztassistent/in

 Bäcker/in

 Industriekaufmann/-frau

Firmen nehmen aber ungerne UMFs auf, um ihnen eine Lehrstelle anzubieten, wenn die Unsicherheit überwiegt, ob diese Menschen überhaupt in Österreich bleiben können. Hinzu kommen auch noch die sprachliche Barriere sowie eine eher schlechte Schulausbildung im Heimatland, welche die Firmen zur negativen Entscheidung beeinflussen. UMFs ist es durch die gesetzlichen Vorgaben auch nicht erlaubt, ein Berufspraktikum zu machen. Die-ses würde einen Einblick in das Arbeitsleben in Österreich geben, könnte die Interessen der Jugendlichen wecken, könnte die Fähigkeiten und Kenntnisse der Burschen testen und

wäre auch gleichzeitig ein perfektes Sprachtraining. Allerdings wird ein Praktikum für UMFs vom Staat verboten, was zur Folge hat, dass sich der Berufseinstieg, nach Erhalt eines eventuell positiven Status als problematisch erweist. Nicht nur in der Berufswelt stellt sich dieses Problem bzw. diese Herausforderung heraus, sondern auch im Bereich der Schule und der Deutschkurse. Es werden vom Staat zu wenige Schulplätze und Deutschkurse zur Verfügung gestellt und somit können nicht alle UMFs eine Schule oder einen Kurs zum Spracherwerb besuchen. Diese Problematik wird nicht nur von den Fachkräften, sondern vor allem von den Jugendlichen selbst häufig erwähnt und als belastende Situation be-schrieben.

„Nein, ich habe keine Schule. Die Politik hat für uns die Schule verboten. Ich bin jetzt 17 Jahre alt, also darf ich nicht in die Schule“ (P8, 49-49).

Als eine weitere Herausforderung sehen die Jugendlichen das Asylverfahren an sich. Die äußerst langen Wartezeiten auf den Interviewtermin als auch die Ungewissheit, ob man in Österreich bleiben kann oder nicht, belasten die Jugendlichen sehr. Die Fachkräfte be-schreiben diese Situation ebenfalls als stark herausfordernd für die UMFs - vor allem der Punkt, sich damit abzufinden, dass es gerade so ist, wie es ist.

Eine Leitungsperson erklärt, dass die Jugendlichen durch die rechtlichen Vorgaben zum Großteil fremdbestimmt leben müssen. Daher verweist eine weitere Leitungsperson eben-falls auf die Wichtigkeit, den Jugendlichen zu vermitteln, was ihre Rechtsansprüche sind und wie sie diese durchsetzen können, in einem Rechtsstaat wie unserem. Es muss ihnen beigebracht werden, was sie selbst beeinflussen können, und was eher weniger.

Viele der Jugendlichen gaben als Herausforderung, welche abhängig von der österreichi-schen Rechtslage ist, an, dass der Betrag, den sie monatlich ausbezahlt bekommen, zu gering sei und sie nicht über die Runden kommen würden. Sie müssten dies hauptsächlich alles für Lebensmittel ausgeben und die Freizeitaktivitäten würden dadurch zu kurz kom-men, da zum Beispiel der Wunsch, in einem Boxverein mitzumachen, zu teuer wäre und somit nicht umgesetzt werden kann.

b) Inklusion und Integration als Hauptziel

Laut den Aussagen aller Fachkräfte stellt sich heraus, dass die Inklusion der Jugendlichen in die Gesellschaft als eines der Hauptziele der Unterbringungseinrichtungen gesehen wer-den kann. Ein Teil der Integration findet – wenn die Burschen neu ankommen – in der Ein-richtung selbst statt. Dort zeigen sich bereits große Unterschiede, denn manche Burschen sind gut in die Gruppe der Jugendlichen aufgenommen bzw. integriert worden, andere wie-derum gelten als Außenseiter und ihnen wird mit großer Abwehr begegnet. Bei vielen ist es der Fall, dass sie, wenn sie neu in die Einrichtung kommen, alte Bekannte, welche sie in

Traiskirchen kennengelernt haben, nun wieder treffen und somit automatisch in die beste-hende Gemeinschaft eingegliedert werden. Von den Fachkräften wird es als sehr wichtig empfunden, gleich anfangs in diese Gruppe der Unterbringungseinrichtung hineinzufinden und Anschluss zu bekommen. Erleichtert kann dieser Einstieg durch die muttersprachlichen BetreuerInnen werden. Dies kann aber zum Beispiel auch über das Zimmer bzw. die neuen Zimmerkollegen, über den Tagesablauf wie zum Beispiel gemeinsame Aktivitäten (Kochen, Basteln, Sport, usw.), oder über den Deutschkurs geschehen. In einer Organisation wird dies zum Beispiel durch einen wöchentlichen, fixen Ausflug mit den BetreuerInnen und Ju-gendlichen zusammen zum Billard und anschließendem Kebap essen gefördert. In einer anderen Einrichtung wird ein Mal pro Woche zusammen gekocht, was von der Fachkraft als ein sehr gruppenförderndes Ereignis gesehen wird.

Eine Unterbringungseinrichtung versucht durch den Einsatz des Inklusions-Chart (IC_flü), welches bereits im theoretischen Teil dieser Masterarbeit beschrieben wurde, eine best-mögliche Integration zu erzielen. Durch das Chart kann eine Exklusion in bestimmten Be-reichen festgestellt und dem entgegengewirkt werden. Die Fachkraft verweist aber auch darauf, dass eine Inklusion auch sehr von den finanziellen Ressourcen abhängig ist. Es kann dadurch nur eine Inklusion in bestimmten Funktionssystemen angestrebt werden.

„Und das ist der Hintergrund, zu schauen, wo sie an diesen Funktionssystemen teilhaben können, weil sie ja per se exkludiert sind und wie kann man diese Exklusion quasi umkehren. Und das geht einerseits als Gruppe und anderer-seits individuell“ (P5, 39-40).

Bezüglich der Inklusion wurden die Jugendlichen auch befragt, ob sie denn schon österrei-chische Freunde gefunden haben. Leider konnten nur wenige diese Frage mit Ja beantwor-ten. Wenn man bedenkt, dass die meisten der Jugendlichen im Durchschnitt schon ca. ein Jahr in Österreich sind, ist dieses Ergebnis nicht sehr erfreulich und es sollte genau dort angesetzt werden und eine Lösung für eine bessere Inklusion gefunden werden. Jene, die mit Ja antworteten, kannten diese Freunde durch die Schule oder durch Vereine, bei denen sie mitwirken. Es gaben jedoch alle Jugendlichen an, neue Freunde in Österreich gefunden zu haben – allerdings sind dies größtenteils Personen aus dem Heimatland, welche entwe-der in entwe-der gleichen Einrichtung wohnen oentwe-der welche sie in entwe-der Stadt, beim Bahnhof, beim Deutschkurs bei ISOP kennengelernt haben oder noch alte Bekannte aus Traiskirchen sind.

Dabei wurde erwähnt, dass es manchmal auch hilfreich ist, Freunde gefunden zu haben, welche dieselbe Sprache sprechen. Es wurde aber auch der Wunsch geäußert, häufiger mit ÖsterreicherInnen Kontakt zu haben und somit auch die deutsche Sprache zu lernen.

Der Wunsch, österreichische Freunde zu finden, wurde von fast allen Jugendlichen aus-drücklich erwähnt:

„Ich mag österreichische Menschen, weil ich möchte Deutschsprechen üben.

Es ist viel besser. Ich habe sehr viele Freunde aus Afghanistan – so viele“

(P1, 104-105).

c) Das Zusammenleben vieler gleichaltriger Burschen

Es kann von den Fachkräften als auch von den Jugendlichen ein Funktionieren des Zusam-menlebens im Großen und Ganzen festgestellt werden. Trotz normaler Reibereien, welche bei Jugendlichen eben vorkommen, herrscht in den Wohnhäusern, wie bereits zuvor er-wähnt, eine positive, meist fröhliche Atmosphäre. Vor allem durch die verschiedenen Nati-onen und Herkunftsländer wird, laut des Eindrucks mehrerer Fachkräfte, ein nettes und akzeptables Zusammenleben erzeugt:

„Ja. Weil viele Menschen aus Iran, Irak, Afghanistan, Somalia, Afrika und wir sprechen mit vielen und können ein paar Worte der anderen Sprache lernen und das macht viel Spaß“ (P3, 54-57).

Die Jugendlichen akzeptieren sich untereinander und unternehmen auch viel zusammen, wie zum Beispiel Fußball spielen, kochen, in die Stadt gehen usw. Da das Zusammenleben einer großen Anzahl von Jugendlichen als eine Herausforderung wahrgenommen wird und die oft fehlende Privatsphäre thematisiert wurde, so ist es wichtig, dass genügend Raum für einen Rückzug ermöglicht wird:

„Ja, es sind sehr viele Jugendliche und alle sind anders, weißt du. Ich bin ich und du bist du. Das ist schwierig“ (P1, 90-91).

Von den Fachkräften und auch von den Jugendlichen wird die Lage der Unterkunft in die-sem Zusammenhang erwähnt, da die meisten, wenn ihnen das Zusammenleben einmal zu viel wird, gerne raus an die frische Lust und in die Natur gehen:

„Freiraum ist grundsätzlich sehr sehr wichtig und ich glaube, da haben wir ein riesen Glück, dass unser Areal so groß ist. Das Umgebungsareal bietet einfach immer die Möglichkeit sich draußen zu bewegen“ (F2, 117-118).

Die Umgebung bietet also einen Freiraum, wenn das Bedürfnis besteht, einmal alleine sein zu wollen. Bei allen drei Unterbringungseinrichtungen befindet sich gleich in der Nähe ein Wald, welcher von vielen Jugendlichen als beliebter Rückzugsort genannt wird. Auch in der Unterbringung selbst ist es wichtig, Freiräume zu schaffen. In einer Einrichtung nennen die Jugendlichen einen Aufenthaltsraum, den Freiraum draußen (um das Haus herum), den Fitnessraum, den Schulraum und den TV Raum als Möglichkeiten, sich seinen eigenen Raum zu schaffen und somit eventuell Konflikte zu vermeiden. Die Jugendlichen der zwei anderen Einrichtungen würden sich mehrere Rückzugsräume wünschen. In einer dieser

Einrichtungen erzählt ein Jugendlicher, dass es nur zwei Wohnzimmer gibt, wobei sich in einem auch die Küche befindet und dass dort eigentlich immer andere Personen auch sind.

Er wählt als seinen Rückzugsort in der Einrichtung das Badezimmer, weil er nur dort, laut seinen Angaben, ungestört alleine sein könnte. Einige erzählen, dass sie lieber alleine wä-ren, wenn sie traurig sind oder lernen möchten:

„Es ist schwierig aber auch lustig. Wenn ich traurig bin, dann brauche ich Ruhe.

Ein bisschen ruhig sein und nachdenken“ (P1, 65-66).

Beim Zusammenleben stellt auch die Anzahl der im Zimmer lebenden Personen eine Her-ausforderung dar. Eine Fachkraft merkt an, dass es in einem Einzelzimmer kaum Probleme gibt, aber je mehr Jugendliche in einem Zimmer sind, desto mehr Schwierigkeiten treten auf. Auch die Sauberkeit in den Zimmern kann daher als Auslöser für Konflikte gesehen werden. Die Jugendlichen als auch Fachkräfte geben dabei zusätzlich die Lautstärke als Problematik an. Jeder der Burschen hat ganz natürlich individuelle Ansprüche bezogen auf den Lärm und die Sauberkeit. Innerhalb der Gruppe der Burschen variiert dies sehr. Einige Jugendliche gaben an, dass sie erst hier in der Einrichtung putzen lernen mussten, da dies zu Hause meist von der Mutter übernommen wurde. Dies galt als große Herausforderung als auch das Einhalten des vorgegebenen Putzplans.

Durch die große Anzahl an Bewohnern in den Unterbringungseinrichtungen konnte festge-stellt werden, dass sich sehr gerne Kleingruppen innerhalb dieser Großgruppe bilden. Die Mehrzahl der Jugendlichen stammt aus Afghanistan, welche sich allein schon aufgrund der kulturellen Ähnlichkeiten und der gemeinsamen Sprache besser verstehen. Daraus lässt sich die Wichtigkeit des Bezugs zur eigenen Kultur schließen. Es geht dabei um eine Bikul-turalität, was so viel bedeutet wie beide Teile / beide Kulturen leben zu können und eine Akzeptanz für sich selbst zu entwickeln, Österreicher und Afghane in einer Person zu sein.

Eine Fachkraft empfindet es als äußerst schwierig, eine Zusammengehörigkeit zu erzeu-gen, weil es einfach sehr viele Jugendliche auf einem begrenzten Platz sind. Da ist es also einerseits platztechnisch nicht möglich und andererseits ist es nur bedingt möglich, dass jeder für jeden die gleiche Sympathie empfindet. Allerdings ist auch aufgefallen, dass sich die älteren Jugendlichen gerne um die jüngeren oder auch die neu angekommenen küm-mern, was sie auch als sehr positiv empfindet. In einer der Organisationen wird ein metho-discher Ansatz umgesetzt, um den Problemen des Zusammenlebens entgegenzuwirken.

Es wurde ein sogenannter Bewohnerbeirat von den Jugendlichen selbst gewählt. Dieser, ebenfalls ein UMF, der in derselben Unterbringungseinrichtung wohnt, kann von den ande-ren Jugendlichen kontaktiert bzw. angesprochen werden, wenn es irgendwelche Probleme

gibt. Er geht dann mit dieser Information zur Leitungsperson und bespricht mit ihm zusam-men mögliche Lösungsansätze. Der Bewohnerbeirat wird auch zu Teamsitzungen des Per-sonals mit eingeladen, um dort die Probleme und Sorgen der Bewohner zu thematisieren und Lösungen zu suchen. Dies hat sich als sehr positive Methode bewährt und unterstützt ein friedliches Zusammenleben der UMFs.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz einiger Herausforderungen bezüglich des Zusammenlebens die meisten Jugendlichen angegeben haben, dass es Großteils lustig ist, Spaß macht und sie gegenseitig voneinander profitieren.

d) Sprache und Kommunikation als Barriere

Als die größte Herausforderung wird von den Jugendlichen sowie auch von den Fachkräften als erstes sofort die Sprache genannt. Die meisten empfinden das Erlernen von Deutsch als sehr schwierig, aber machen gute, rasche Fortschritte. Eine Fachkraft meint aber, die sprachliche Herausforderung wird immer vorhanden sein und stellt vor allem in Österreich eine zusätzliche Schwierigkeit dar, aufgrund des Dialekts.

Die Jugendlichen finden es einerseits gut, dass sie in der Einrichtung mit den anderen Bur-schen die eigene Sprache sprechen können, da sie den ganzen Tag in der Schule oder im Deutschkurs Deutsch sprechen müssen und dies als ermüdender Prozess wahrgenommen wird. Auch Probleme lassen sich leichter in der eigenen Sprache besprechen und lösen.

Andererseits sind aber alle der befragten Burschen gewillt, mit österreichischen Personen zu sprechen, um ihr Deutsch ständig zu verbessern. Was auch ersichtlich wurde, ist, dass jene Burschen, die zuvor Englisch gelernt hatten und sich somit in englischer Sprache ver-ständigen können, langsamer Deutsch lernen und auch weniger motiviert sind die Sprache zu erlernen als die, die kein Englisch können.

Generell denken alle der Jugendlichen, soweit der deutschen Sprache mächtig zu sein, um Probleme bzw. Herausforderungen (zum Beispiel Arztbesuche oder einen bestimmten Ort finden) bereits alleine lösen zu können:

„Ich kann noch nicht so gut sprechen aber, wenn ich ein Problem habe, dann kann ich mein Problem schon lösen. Ein bisschen gut sprechen kann ich schon“

(P8, 62-62).

Weiters stellte sich heraus, dass jene UMFs, welche bereits österreichische Freunde ge-funden hatten, ein wesentlich besseres Deutschniveau aufwiesen als jene, die häufiger mit Landsleuten der eigenen Sprache Kontakt haben:

„Die Sprache ist kein Problem. Ich habe viele österreichische Freunde“ (P9, 77-78).

Allerdings sind alle Jungs fest davon überzeugt, die Sprache so schnell wie möglich zu erlernen und nahezu perfekt zu beherrschen, um hier in Österreich leben zu können:

„Ja, man muss lernen, weil, wenn man da wohnen will, muss man die Sprache lernen. Das ist wichtig“ (P9, 87-88).

e) Das Ausleben zweier Kulturen

Wie bei fast jeder Person, die neu in ein fremdes Land kommt, kommt es auch bei den UMFs anfangs zum klassischen Kulturschock. Sie müssen sich erst mal an Alles gewöhnen und herausfinden, wie in Österreich die Dinge funktionieren. Eine Fachkraft bezeugt zwar gewisse Ressourcen, die die Jugendlichen mitbringen, um das Leben zu meistern, aller-dings ist es eine große Herausforderung für sie, sich damit abzufinden, dass alles nicht so einfach ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Sie müssen viele Sachen von Anfang an neu lernen, wie zum Beispiel ‚Wie grüßt man in Österreich?‘. Die Jugendlichen empfinden es als schwierig zwei Kulturen zu leben, da diese zum Teil sehr different zum Heimatland sind, aber sie geben auch an, dass sie die, für sie neue Kultur sehr wohl auch gerne lernen

Wie bei fast jeder Person, die neu in ein fremdes Land kommt, kommt es auch bei den UMFs anfangs zum klassischen Kulturschock. Sie müssen sich erst mal an Alles gewöhnen und herausfinden, wie in Österreich die Dinge funktionieren. Eine Fachkraft bezeugt zwar gewisse Ressourcen, die die Jugendlichen mitbringen, um das Leben zu meistern, aller-dings ist es eine große Herausforderung für sie, sich damit abzufinden, dass alles nicht so einfach ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Sie müssen viele Sachen von Anfang an neu lernen, wie zum Beispiel ‚Wie grüßt man in Österreich?‘. Die Jugendlichen empfinden es als schwierig zwei Kulturen zu leben, da diese zum Teil sehr different zum Heimatland sind, aber sie geben auch an, dass sie die, für sie neue Kultur sehr wohl auch gerne lernen