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II. EMPIRISCHE FORSCHUNG (Kreuzer/Ruppitsch)

6. Strukturierung der empirischen Forschung (Kreuzer/Ruppitsch)

6.2 Biografische Daten der befragten UMFs (Kreuzer/Ruppitsch)

Wie bereits erwähnt, wurde eine Befragung mittels Leitfaden mit den UMFs anonym durch-geführt. Aufgrund dessen wurden die Jugendlichen mit Person 1 (P1) bis Person 12 (P12) betitelt. Die Fragen waren so konzipiert, dass das Interview nicht messbare Fakten bein-haltet und eine subjektive Schilderung der UMFs wiedergegeben wurde. In den Interviews ging es darum, dass die befragten Personen etwas über ihr Leben und ihre Eindrücke er-zählt haben. Im Fokus standen vorwiegend persönliche Erfahrungen, welche die UMFs während ihres Asylaufenthaltes in Österreich bzw. in den diversen Einrichtungen machten.

Es sollte beschrieben werden, wie die Jugendlichen ihre Zeit in den UMF-Unterbringungen

erleben bzw. erlebt haben. Die UMFs mussten nichts erzählen, was sie nicht erzählen woll-ten. Die Mehrheit der Interviews wurde in den jeweiligen Unterbringungseinrichtungen – in für uns vom Personal ausgewählten, ruhigen Räumlichkeiten – geführt. Wenige Interviews fanden aus zeitlichen Gründen sowie auch auf Wunsch einiger Jugendlichen an externen Orten wie öffentlichen Plätzen statt. Dabei haben wir darauf geachtet, dass sich auch hier die Jugendlichen ungestört unseren Fragen widmen können. Bei allen durchgeführten In-terviews waren beide Verfasserinnen anwesend. Abwechselnd hat eine Person die Befra-gung übernommen und die zweite Person hat sich zusätzlich Notizen gemacht oder bei Unklarheiten noch einmal genauer nachgefragt. Uns war es ein großes Anliegen, den UMFs eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und uns auch nach der Befragung durch eine kleine Aufmerksamkeit bei ihnen erkenntlich zu zeigen. Nach der Befragung hat jeder Ju-gendliche eine von uns verfasste, mit dem Universitätsstempel versehene Bestätigung für sein erbrachtes Engagement erhalten. Was die Jugendlichen dankend annahmen und ei-nige der UMFs sogleich in ihre Mappe ablegen wollten.

Person 1

Der Jugendliche mit der Kennzahl 1 stammt aus Afghanistan, ist 16 Jahre alt und seit ein-einhalb Jahren in Österreich. Bevor er in die UMF-Unterbringungseinrichtung kam, war er für sieben Monate in Traiskirchen und dann für weitere zwei Monate in einer Wohnung am Griesplatz in Graz untergebracht. Wie uns der Jugendliche geschildert hat, war die Zeit in Traiskirchen sehr schwierig und prägend für ihn. Er hat uns erzählt, dass er noch beide Elternteil sowie drei Geschwister hat, eine ältere Schwester, einen jüngeren Bruder sowie eine jüngere Schwester. Des Weiteren hatte er uns mitgeteilt, dass seine Familie nach lan-gen Strapazen nun auch endlich in Österreich angelangt sei. Jedoch haben sie sich zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht wiedergetroffen. Die befragte Person ist in Afghanistan vier Jahre regelmäßig und vier weitere Jahre unregelmäßig zur Schule gegangen, da er neben der Schule als Automechaniker arbeiten musste. Das Gespräch mit Person 1 war ein sehr angenehmes und intensives Gespräch, da der Jugendliche bereits über sehr gute Deutschkenntnisse verfügt. Die Befragung fand auf Wunsch des Jugendlichen nicht in der Unterbringung statt, sondern an einem externen Ort. Im Gesamten machte er einen gefes-tigten, aber auch manchmal verzweifelten Eindruck – nicht aufgrund der Befragung, son-dern weil er es leid war, nach so langer Zeit in Österreich noch immer auf seinen offiziellen Interviewtermin warten zu müssen. Er ist auf alle Themen offen eingegangen und hat uns jede Frage beantwortet. Unserer Meinung nach nutze er die Befragung, um über seine Ge-fühle und Ängste sprechen zu können. Das Interview dauerte circa 34 Minuten.

Person 2

Auch Person 2 kommt ursprünglich aus Afghanistan, genauer gesagt aus der Provinz Maidan Wardak Nähe Kabul. Der Jugendliche ist 17 Jahre alt und seit circa sechs Monaten in Österreich. Er teilte uns mit, dass er nach seiner Flucht zunächst in Graz angekommen war, anschließend für eine Woche nach Traiskirchen musste, um dann nach kurzer Zeit an seinem jetzigen Wohnort untergebracht zu werden. In Afghanistan ist er seinen Angaben nach elf Jahre zur Schule gegangen und hat seine ganze Energie in seine Ausbildung ge-steckt. In Kabul lebte er getrennt von seiner Familie bei seinem Onkel und war dort bereits in jungen Jahren als Englischlehrer tätig. Aufgrund der sehr guten Englischkenntnisse des Jugendlichen sowie der kurzen Aufenthaltszeit in Österreich fand die Befragung auf Eng-lisch statt. Auch er wollte das Gespräch abseits der Unterbringungseinrichtung sowie ohne ÜbersetzerIn führen. Die Gesprächsatmosphäre war sehr angenehm und der Jugendliche machte auf uns einen überaus reflektierten und bedachten Eindruck. Im Zuge des Ge-sprächs nahm er auch immer mal wieder den Leitfaden auf Farsi zu Hilfe und bevor er eine Frage beantwortete, versicherte er sich, ob er die Frage auch richtig verstanden hatte. Nach kurzer Überlegung antwortete der Jugendliche sehr ausführlich und durchdacht. Er sprach offen über seine Familie, über seine Fluchtgründe sowie über seine Gefühle und sein der-zeitiges Befinden. Gegen Ende des Interviews öffnete er sich noch ein Stück mehr und fing an, von seinen Bedürfnissen sowie Wünschen zu sprechen. Dabei betonte er, wie sehr ihn die BetreuerInnen der Unterbringungseinrichtung doch helfen würden und wie gerne er in Österreich ein neues Leben beginnen würde. Durch seine expliziten Antworten ergab sich für uns ein umfassendes Bild der Lebenswelt des Jugendlichen. Das Gespräch dauerte, mit all den kurzen Denkpausen, etwa 40 Minuten.

Person 3

Er ist 17 Jahre alt und stammt aus Afghanistan. Seit einem Jahr und drei Monaten befindet er sich in Österreich, wobei er davon die ersten 2 Monate in Traiskirchen verbrachte. Sein Papa ist leider schon gestorben und er weiß auch nicht, ob seine Schwester, seine zwei Brüder und seine Mama noch leben oder wo sie sich zurzeit aufhalten. Dies macht ihn sehr traurig und er muss deshalb oft weinen. Er erzählt, dass er nach Österreich kommen musste, weil er in Afghanistan von den Taliban gesucht wird, da diese mit seinem Bruder geschäftliche Probleme (bezüglich Geldes) haben und somit ihn auch kidnappen wollen. In Afghanistan konnte er bereits 6 Jahre eine Schule besuchen. Er scheint ein sehr bemühter und vernünftiger Jugendlicher zu sein. Sein Deutsch ist nahezu perfekt und fast fehlerfrei.

Er ist sehr motiviert, möglichst schnell und gut Deutsch zu lernen, weshalb er von dem wenigen Geld, das er bekommt, einen Großteil für einen externen Deutschkurs ausgibt. Im Gespräch erzählt er uns, dass für ihn die Menschenrechte sehr wichtig sind und er sich

auch deshalb Österreich als Fluchtland ausgesucht hat. Im Aufnahmeland ist er bereits teilweise integriert und hat auch schon einige österreichische Freunde gefunden. Auch dies macht sich wiederum im Fortschritt des Spracherwerbes bemerkbar.

Person 4

Er ist 17 Jahre alt und sein Heimatland ist Somalia. Seit September 2014 befindet sich der Jugendliche in Österreich - davon verbrachte er 6 Monate in Traiskirchen und seit 10 Mo-naten wohnt er in der jetzigen Unterbringungseinrichtung. Seine Mutter, sein Vater, seine 3 Schwestern und seine 3 Brüder befinden sich noch in Somalia. Dort konnte er 8 Jahre in eine Schule gehen, wo er auch Englisch lernte. Auch hier in Österreich geht er jetzt täglich zur Schule. Deutsch zu lernen empfindet er als eine sehr große Herausforderung. Im Ge-spräch antwortete er in einem Mix aus Englisch und Deutsch, wobei er die Fragen, welche in einem einfachen Deutsch gestellt wurden, Großteils verstand. Seine Flucht von Somalia bis Österreich dauerte ca. 6 Monate und gestaltete sich hauptsächlich zu Fuß oder mit Autos oder dem Boot.

Person 5

Der 17 Jahre alte Junge stammt aus Afghanistan und ist bereits seit eineinhalb Jahren in Österreich. Am Anfang musste er sich auch in Traiskirchen aufhalten, jedoch gab er über die genaue Zeitdauer keine Angaben. Sein Vater ist während der Flucht verschwunden, seine Schwester lebt mit ihrem Mann und ihrem Kind in London und seine Mutter befindet sich in Deutschland. Er wurde von ihr während der Flucht von den Schleppern getrennt, konnte sie dann nicht mehr finden, jedoch nach einiger Zeit wieder ausfindig machen. Ein Zusammenleben mit seiner Mutter ist für ihn sehr wünschenswert, aber er möchte zuerst noch in Österreich seine Schule fertigmachen. Seine Flucht dauerte ca. 2 Monate und er musste das Heimatland verlassen, weil seine Eltern beide bei der Armee gearbeitet haben und es dann Probleme mit den Taliban gab. Zuvor hatte er mit seiner Familie eigentlich ein schönes Leben im Heimatland und es fehlte ihm an Nichts. Hier in Österreich hat er vor allem durch die Schule schon viele Freunde gefunden, mit denen er in seiner Freizeit viel unternimmt. Er spricht bereits fließend Deutsch und versteht alles einwandfrei. Der 17-jäh-rige wirkte eher etwas schüchtern und war am Anfang ein wenig aufgeregt, was sich aber mit der Zeit im Gespräch zu einer lockeren Atmosphäre entwickelte. Seine Antworten waren jedoch eher kurz und prägnant.

Person 6

Der 17-jährige Afghane befindet sich seit einem Jahr in Österreich, wovon er ein Monat in Traiskirchen verbrachte. Seine Eltern, sein Bruder und seine zwei Schwestern leben noch im Heimatland. Er hatte die Möglichkeit, in Afghanistan 3 Jahre zur Schule zu gehen und

anschließend arbeitete er 7 Jahre im Iran. Als Fluchtgrund nannte er die ungerechte Be-handlung der Afghanen im Iran. Sie bekommen dort keinen Ausweis, können keine Schule besuchen, dürfen nicht arbeiten (arbeiten aber illegal, weil sie das Geld brauchen) und sind ständig Gewalt – egal ob körperlicher oder psychischer – ausgesetzt. Sein Fluchtweg zog sich über 3 bis 4 Monate entlang. Dafür, dass er schon eine lange Zeit in Österreich ist, sind seine Deutschkenntnisse im Vergleich zu anderen sehr schlecht. Er kann sich kaum äußern und versteht viele Fragen nicht oder erst nach langem Erklären. Auch die Inter-viewsituation war eher angespannt und er wirkte teilweise desinteressiert. Die Antworten waren kurz und prägnant, wahrscheinlich auch wegen der sprachlichen Barriere, und die Fragen wurden häufig einfach mit Ja oder Nein beantwortet.

Person 7

Dieser Jugendliche kommt aus Ägypten und ist zum Zeitpunkt der Befragung bereits 18 Jahre alt und aufgrund seines Alters nicht mehr in der UMF-Unterbringungseinrichtung un-tergebracht. Da er aber erst seit kurzem dort ausgezogen war und wegen der langen Zeit (zwei Jahre), welche er in der Einrichtung verbracht hatte, interessierten uns seine Ansich-ten und seine Meinung obwohl er zum Zeitpunkt der Befragung nicht mehr in der Unterbrin-gungseinrichtung wohnte. Den befragten Jugendlichen haben wir als eine sehr ruhige und zurückhaltende Person wahrgenommen, der uns mit abschweifendem Blick oder auf den Boden blickend die gestellten Fragen beantwortet hatte. Er spricht, obwohl er schon über zwei Jahre in Österreich ist, gebrochenes Deutsch und es war sehr schwierig, ihm akustisch in allen Punkten zu folgen. Auf seinen Wunsch hin fand das Gespräch an einem externen Ort statt und es war kein/e DolmetscherIn anwesend. Trotz gewisser sprachlicher sowie Verständnisbarrieren war der Jugendliche sehr bemüht, uns seine Lebensgeschichte sowie derzeitige Lebenssituation zu schildern. Auch er ist in seinem Heimatland elf Jahre zur Schule gegangen und hat nebenbei als Mechaniker gearbeitet. Die Schule, die er besucht hatte, war eine Militärschule, aber keine »zum Kämpfen«, sondern eine »Ingenieur-Militär-schule«, wie er es uns geschildert hatte. Er hat uns erzählt, dass er eigentlich nach Frank-reich wollte, aber aufgrund der Anstrengung und Müdigkeit hat er es »nur« bis nach Öster-reich geschafft. Es war ihm ein großes Anliegen, uns nähere Details über seine Flucht-gründe mitzuteilen und er sprach dabei sehr ausführlich und detailliert. Während des Ge-sprächs betonte er auch mehrmals, wie sehr er sich eine Rückkehr in seine Heimat wün-sche, dies aber aufgrund der derzeitigen politischen Lage unmöglich für ihn sei. Er sprach auch sehr offen über sein alltägliches Leben in der Unterbringungseinrichtung sowie über seine Erfahrungen, Erlebnisse und Bewältigungsstrategien. Das Gespräch dauerte circa 25 Minuten und trotz akustischen Problemen war es sehr spannend ihm zuzuhören. Wir er-hielten wertvolle Informationen wie Sichtweisen des Jugendlichen für unsere Auswertung.

Person 8

Der befragte Jugendliche ist 17 Jahre alt, kommt aus Afghanistan – der Hauptstadt Kabul – und ist seit einem Jahr und sechs Monaten in Österreich. Er hat uns erzählt, dass als er in Österreich angekommen war, er zunächst für dreieinhalb Monate nach Traiskirchen in ein »großes Camp« gekommen war. Mit aufrechter Haltung und stolzem Blick teilte er uns weiter mit, dass er dann am 22. Jänner 2015 in die Steiermark, in seine derzeitige Unter-bringung, umziehen durfte. Das Gespräch fand in der Unterbringungseinrichtung, in einem uns zur Verfügung gestellten Raum, statt. In dieser Räumlichkeit konnten wir ungestört mit dem Jugendlichen sprechen. Auch er spricht sehr offen, in einem guten und verständlichen Deutsch über sein Leben in Afghanistan, seine Familie, über die Probleme in seinem Hei-matland, seine Flucht sowie über sein neues Leben in Österreich. Der Jugendliche ist sie-ben Jahre in der Nähe von Kabul zur Schule gegangen und hat nach der siebten Klasse begonnen, seinem Vater im Weinbau zu helfen. In der gesamten Zeit der Befragung gab es keine sprachlichen Probleme und der Jugendliche nahm auch nie die ins Farsi übersetz-ten Fragen zur Hilfe. Uns gegenüber ist eine sehr ruhige Persönlichkeit gesessen, die sehr höflich unsere gesamten Fragen beantwortet hat. Wenn er eine Frage dann doch einmal nicht verstanden hatte, hat er sehr freundlich nachgefragt und gleich darauf geantwortet.

Der Jugendliche scheint uns eine sehr hilfsbereite, aufgeschlossene Person zu sein, da er uns erzählt hatte, dass wenn ein anderer Junge Probleme hat oder zum Arzt muss und noch nicht so gut Deutsch spricht, er probiert, diesem zu helfen oder diesen sogar begleitet.

Demzufolge hat er sich schon gut integriert und versucht jeden Tag »besser und besser Deutsch zu lernen«. Das Gespräch war knapp aber aufschlussreich und dauerte 17 Minu-ten.

Person 9

Der Jugendliche mit der Kennzahl 9 kommt aus dem Iran, sagt aber von sich, dass er Af-ghane sei, weil sein Vater afghanischer Herkunft ist. Er selbst wurde im Iran geboren und war noch nie in Afghanistan. Der Jugendliche ist 17 Jahre alt und ist seit circa einem Jahr und drei Monaten in Österreich. Die ersten drei Monate, genauer gesagt 23 Tage, hat er wie viele andere der UMFs in Traiskirchen verbracht und seit einem Jahr ist auch er in der Steiermark, in einer der Einrichtungen für UMF untergebracht. Er erzählt uns über seine Familie, seine zwei Schwestern und seinen kleinen Bruder und dass er im Iran neun Jahre zur Schule gegangen ist. Aufgrund seines fast akzentfreien Deutsch haben wir angenom-men, dass er bereits in der Schule die deutsche Sprache erlernt hatte. Aber in seiner Schule haben die Kinder und Jugendlichen Persisch, Arabisch sowie Englisch als Fremdsprachen gelernt. Der Jugendliche berichtete uns von der Problematik, die er mit der Regierung in seinem Heimatland hatte, da er als Afghane im Iran geboren war. Auch dieses Interview

wurde in für den Jugendlichen bekannten Räumlichkeiten der Unterbringungseinrichtung durchgeführt. Er war sehr offen und ging auf all unsere Fragen ein, wobei wir merkten, dass er gewisse Unsicherheiten durch Scherze versucht hat zu überspielen. Gegen Ende des Gesprächs formulierte er realistische Wünsche und betonte, dass »nicht immer alle Wün-sche erreicht werden können«. Was uns sehr erstaunt hatte, war, dass er ab und zu im Dialekt antwortete und sehr bemüht war, ohne die Fragen auf Farsi zu Hilfe zu nehmen, unserem Gespräch zu folgen. Dieses Interview war nach etwa 15 Minuten zu Ende.

Person 10

Auch dieser 17-jährige Jugendliche kommt ursprünglich aus Afghanistan, wuchs dann im Iran auf, wo er bis zu seiner Flucht auch lebte. Er ist seit Oktober 2013 in Österreich und war, bevor er in die Steiermark sowie in seine jetzige Unterbringung kam, einen Monat in Traiskirchen untergebracht. Durch seine guten Deutschkenntnisse konnte das Gespräch ohne sprachliche Hilfsmittel durchgeführt werden. Der Jugendliche war sehr verhalten und wirkte auf uns eher schüchtern. Während unserer Befragung war der Jugendliche spürbar angespannt und auch seine Antworten waren kurz gehalten. Wir empfanden die Ge-sprächssituation als generell etwas schwieriger und hatten das Gefühl, dass er sich – trotz bekannter Räumlichkeit – etwas unwohl fühlte. Um Kommunikationsprobleme auszuschlie-ßen und diese Barriere zwischen dem Befragten und uns zu lösen, haben wir versucht, dem UMF dennoch ein gutes Gefühl zu vermitteln, indem wir nicht länger bei kurz beantworteten Fragen nachbohrten. Während des Interviews gab es keine gröberen Verständnishürden und der Jugendliche beantwortete alle Fragen kurz und bündig. Auf die Fragen nach seiner Familie wirkte er sehr bedrückt und am Ende der Befragung teilte er uns auch mit, wie sehr er sich nach drei Jahren Österreich wünsche, seine Familie zu sehen. Durch die doch sehr knappe Beantwortung der Fragen dauerte das Gespräch nur 12 Minuten.

Person 11

Er ist mit 17 Jahren nach Österreich gekommen und hatte hier bereits seinen 18. Geburts-tag. Er wurde im Iran geboren, aber dadurch, dass seine Eltern Afghanen sind, bezeichnet er sich selbst auch als Afghane, der im Iran gewohnt hat. Seine Familie, welche aus Mama, Papa, 3 Schwestern und 1 Bruder besteht, befindet sich noch im Heimatland. Als Flucht-gründe nannte er, dass er im Iran nicht sicher war und dass er aufgrund seiner Abstammung häufig geschlagen wurde. Außerdem erzählte er, dass Afghanen, die im Iran wohnen, keine Rechte haben, keinen Ausweis bekommen und deshalb auch nicht zur Schule gehen oder arbeiten können. In Afghanistan ging er bereits 3 Jahre in die Schule und im Iran konnte er sich durch 3 Jahre bezahlten Privatunterricht im Haus der Eltern weiterbilden. Sein Weg nach Österreich dauerte 4 Monate, in welchen er Großteils zu Fuß, aber auch mit Bus, Zug und Boot unterwegs war. Nicht nur im Heimatland, sondern auch während der Flucht hatte

er schlimme Erfahrungen gemacht, an welche er sich noch sehr detailliert erinnern kann. In Österreich angekommen, verbrachte er dann die ersten 4 Monate in Traiskirchen. Mittler-weile befindet er sich genau 1 Jahr in Österreich und hat endlich seinen Termin für das lang ersehnte Interview bekommen. Seine Deutschkenntnisse sind sehr gut, er kann sich prob-lemlos verständigen und versteht alles. Er geht hier täglich zur Schule und ist sehr bemüht, die deutsche Sprache möglichst schnell zu erlernen. Auch die österreichische Kultur möchte er verstehen und an ihr teilhaben.

Person 12

Er ist 16 Jahre alt und aus Afghanistan. Aufgrund der Situation in Afghanistan ist er bereits mit seiner Familie nach Pakistan geflohen und lebte bereits viele Jahre dort. Seine Mama, sein Papa, seine Schwester und sein Bruder leben noch immer in Pakistan. Er musste nach Österreich fliehen, da er in seinem Heimatland aufgrund der Zugehörigkeit zu einer be-stimmten Gruppe verfolgt wird. Auch gab es Probleme und Auseinandersetzungen mit einer bestimmten Person, welche seiner Familie mit seinem Tod gedroht hatte. Er musste im Heimatland viele tragische Schicksale miterleben und erzählte, dass die Bilder noch öfters in seinen Träumen erscheinen. In Pakistan konnte er 4 Jahre in die Schule gehen, danach

Er ist 16 Jahre alt und aus Afghanistan. Aufgrund der Situation in Afghanistan ist er bereits mit seiner Familie nach Pakistan geflohen und lebte bereits viele Jahre dort. Seine Mama, sein Papa, seine Schwester und sein Bruder leben noch immer in Pakistan. Er musste nach Österreich fliehen, da er in seinem Heimatland aufgrund der Zugehörigkeit zu einer be-stimmten Gruppe verfolgt wird. Auch gab es Probleme und Auseinandersetzungen mit einer bestimmten Person, welche seiner Familie mit seinem Tod gedroht hatte. Er musste im Heimatland viele tragische Schicksale miterleben und erzählte, dass die Bilder noch öfters in seinen Träumen erscheinen. In Pakistan konnte er 4 Jahre in die Schule gehen, danach