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II. EMPIRISCHE FORSCHUNG (Kreuzer/Ruppitsch)

7. Auswertung der empirischen Daten und Interpretation (Kreuzer/Ruppitsch)

7.2 Die pädagogischen Fachkräfte und das Team als Ressource

Nicht nur der Gedanke an eine bessere Zukunft, sondern auch professionelle Hilfeleistung gibt den Jugendlichen Kraft, schwierige Phasen zu überstehen. Pädagogische Ansätze,

Konzepte und Methoden sollten zur Stabilisierung und Normalisierung der neuen Lebens-situation beitragen und das Vorhandensein von BezugsbetreuerInnen sollte dabei eine große Stütze für die Jugendlichen sein. Da sie durch eine Ansprech- bzw. Bezugsperson an Sicherheit gewinnen und die BetreuerInnen der Unterbringungseinrichtungen ihnen be-nötigte Hilfestellungen zukommen lassen können.

In diesem Teil der Auswertung wurde der Fokus vor allem auf den zweiten Teil der genann-ten Hauptforschungsfrage – inwiefern die Unterstützung der Fachkräfte den Jugendlichen bei ihrer Lebensbewältigung sowie lebensweltlichen Orientierung hilfreich ist – gelegt. Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wurde mit den Jugendlichen sowie mit dem pädago-gischen Fachpersonal über Vertrauen, Kommunikation sowie den Umgang innerhalb der Unterbringungseinrichtung gesprochen. Des Weiteren wurden die Fachkräfte zu ihrer Aus-bildung im sozialen Bereich sowie ihren beruflichen Werdegang befragt, da sich die beruf-liche Qualifikation auf den Umgang und die professionelle Unterstützung auswirken kann.

a) Ausbildung im sozialen Bereich

Die Ausbildung im sozialen Bereich spielt für die Beantwortung unserer Forschungsfragen dahingehend eine bedeutende Rolle, da ein professioneller Umgang mit den UMFs nur dann möglich ist, wenn die Fachkräfte dementsprechend ausgebildet sind.

Vor allem die leitenden Personen sind sich einig, dass eine pädagogische Ausbildung in der Arbeit mit Jugendlichen, insbesondere mit UMFs, unabdingbar sei:

„Aus meiner Sicht ist es absolut notwendig und fahrlässig und unprofessionell und weiß nicht was noch alles, wenn man dies nicht hat. Da geht es um Soziale Arbeit mit Menschen in ganz schwierigen Lebensphasen und da kann ich zwar das Glück haben, dass ich Leute mit einem guten Bauchgefühl habe, aber die handeln dann trotzdem „nur“ aus dem Bauchgefühl heraus und nicht von wis-senschaftlich belegter Theorie“ (F5, 49-50).

Nach der Aussage dieser Einrichtungsleitung gibt es große Unterschiede zwischen Profes-sionisten und Leuten, die rein aus der Praxis herausarbeiten. Das soll aber nicht heißen, dass ehrenamtliche MitarbeiterInnen die Fachkräfte in ihrer Arbeit nicht unterstützen. Aber auch sie gehören professionell angeleitet – weil auch freiwillige MitarbeiterInnen über alle Eventualitäten, den Ablauf und die Strukturen in einer solchen Unterbringungseinrichtung Bescheid wissen sollten.

„[…] was rennt da ab bei den Jugendlichen, zu welchen Konflikten oder Missver-ständnissen kann es kommen und nicht diese Annahmen »jetzt bin ich eine Welt-retterin, die da irgendwie gut unterstützen möchte«, das geht halt oft schief“ (F5, 49-50).

Für eine optimale Begleitung gilt es, sich ständig in seiner Arbeit selbst zu reflektieren und sich ganz auf die Jugendlichen einzulassen. Die vorhandenen Unterschiede zwischen ös-terreichischen Jugendlichen und den UMFs sollen erkannt und wahrgenommen werden.

Auch deshalb ist ein gut ausgebildetes Team von Bedeutung. Vor allem muttersprachige Fachkräfte sind eine große Bereicherung für die Arbeit mit UMFs.

„Ein österreichisches Kind/Jugendlicher ist so aufgewachsen Termine einzuhal-ten, […] ein afghanischer Jugendlicher ist das nicht gewohnt. Alleine das ist schon etwas, wo ich sage, die haben einen ganz anderen Zugang zu Verbindun-gen diesbezüglich, die man nicht in zwei Wochen lernt. Deshalb sind mutter-sprachliche Mittarbeiter eine riesen Ressource, die haben auch einen Stellen-wert, der eine eigene Rolle hat. Aber wir müssen in der Lage sein zu reflektieren, in welcher Rolle bin ich jetzt da und als was sehen mich die Jugendlichen und das kann ich nicht, wenn ich nicht ausgebildet bin. […]“ (F5, 49-50).

Generell kann gesagt werden, dass in allen drei Einrichtungen ein ausgebildetes pädago-gisches Team die Betreuung der UMFs übernimmt und Wert auf Vertrauen und einen har-monischen Umgang gelegt wird.

b) Kommunikation

Sich richtig auszudrücken, mit Mitmenschen zu kommunizieren stellt sich bereits in dersel-ben Muttersprache als oft schwierig heraus. Aber dann in ein fremdes Land zu kommen, die dortige Sprache nicht zu kennen und dennoch mit anderen Personen sprechen zu müs-sen, stellt Menschen vor noch größere Herausforderungen. Zu kommunizieren – egal ob mit Worten, Mimik oder Gestik – miteinander zu sprechen, sich ausdrücken zu können, sich Gehör zu verschaffen wird in allen drei Unterbringungseinrichtungen als sehr wichtig emp-funden. Um den Überblick bei 30 bis 40, manchmal auch mehr UMFs zu behalten und auf die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen zu können, ist eine Bezugsbetreu-ung notwendig. Jede/r BezugsbetreuerIn kümmert sich vorrangig um die Belange seines Schützlings, ist aber dennoch Teil eines Teams. Denn sollte es zu gröberen Schwierigkeiten kommen, dann wenden sich die BezugsbetreuerInnen meist an das ganze Kollegium und versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden. Wie uns eine Fachkraft mitteilte, kann es dann zu einer Art internen Intervention kommen, um das Schlimmste – einen Rauswurf aus der Unterbringungseinrichtung – zu vermeiden. Denn ein Rausschmiss würde gleichzeitig die Beendigung der Grundversorgung bedeuten bzw. bei noch minderjährigen Flüchtlingen würde sich das Jugendamt um den weiteren Verbleib des Jugendlichen kümmern.

„Wir machen relativ viele inoffizielle Intervisionen. Also einfach zusammensit-zen und darüber reden. Aber was gar nicht geht ist, wenn mit einem Jugendli-chen etwas gar nicht funktioniert, dann probieren wir im Team halt irgendwie gemeinsam eine Lösung zu finden. Was man macht, wenn es sehr in die Dis-ziplinäre geht, muss man halt darüber nachdenken, ob wir ihn rausschmeißen.

Was natürlich eine sehr schwere Entscheidung ist. […] dass wenn wir jetzt zum

Beispiel einen rauswerfen, dann fliegt er auch automatisch gleich aus der Grundversorgung. Das heißt, der steht praktisch auf der Straße. Wenn der jetzt noch minderjährig ist, dann ist das Jugendamt zuständig, was eh gut ist“ (F1, 85-86).

Dies zeigt erneut, wie wichtig eine gute, auf Vertrauen basierende Kommunikation innerhalb des pädagogischen Teams sowie mit den Jugendlichen ist. Die größte Klientengruppe be-steht in allen drei Unterbringungseinrichtungen aus Afghanen und dementsprechend gibt es in allen Einrichtungen muttersprachige MitarbeiterInnen. Für die syrischen, arabischen, somalischen UMFs werden bei größeren Anliegen zum Teil Dolmetscher zu Hilfe gezogen.

Jungs, die ebenso gut dolmetschen können, werden für einfache Dinge um Hilfe gebeten.

Eine leitende Person beschreibt, dass dieser Austausch und die gegenseitige Hilfeleistung unter den Jugendlichen als wichtiger Lernprozess gesehen werden kann. Allgemein sind sich die Fachkräfte einig, dass ein Austausch im Team sowie mit den Jungs sehr bedeutend ist, weil je mehr das ganze Team, inklusive Jugendliche, an einem Strang zieht, desto bes-ser ist es für die Entwicklung und Integration der UMFs. BezugsbetreuerInnen sollten für die Jugendlichen bei deren Lebensbewältigung eine wichtige Stütze sowie eine Anlaufstelle bei auftauchenden alltäglichen Problemen sein. Bei der Frage nach Kommunikationsprob-lemen wurde uns allgemein die Antwort geben, dass es sich zwar in manchen Situationen bzw. bei manchen Themen als schwierig erweist »richtig« zu kommunizieren, aber dennoch in allen Unterbringungseinrichtungen versucht wird – trotz Sprachbarrieren – bestmöglich auf die Bedürfnisse der Jugendlichen einzugehen. Sollten Schwierigkeiten auftauchen, kön-nen die UMFs mit ihren BezugsbetreuerInkön-nen jederzeit sprechen. Die meisten Jugendlichen nehmen dieses Angebot auch dankend an. Vereinzelt fühlen sich andere aber nicht genug von ihrer/m BezugsbetreuerIn betreut und würden sich mehr Zeit mit ihrer/m BetreuerIn wünschen:

„Wenn ich traurig bin, dann bin ich gerne alleine. Und sonst gehe ich nicht zu meinem Betreuer, sondern zu dem anderen, der ist immer am Lachen und fröh-lich und hat Zeit, das hilft mir besser“ (P4, 68-69).

„We have lots of Betreuer. Some are good but some of them are not working for us. One Betreuer is also from Österreich. One of my friends went to the office and she said „Geh weg!“. That is not good“ (P12, 77-78).

Im Falle des Jugendlichen P12 könnte es sich aber auch um ein Kommunikationsproblem handeln, da er noch nicht so gut Deutsch spricht und sich vielleicht durch die fehlenden Sprachkenntnisse sowie Sprachbarriere nicht von allen BeutreuerInnen gut betreut fühlt.

Den Fachkräften aller Einrichtungen nach gibt es zum Teil muttersprachliche BetreuerIn-nen, oder es werden DolmetscherInnen zu Hilfe gezogen, sollte es bei wichtigen Angele-genheiten zu Kommunikationsproblemen kommen. Sollten tiefgreifende Probleme beste-hen, können die Jugendlichen in allen drei Unterbringungseinrichtungen auf psychologi-sche Hilfe zurückgreife.

„Also, es ist überhaupt so, bei wichtigen Dingen haben wir einen Dolmetscher.

Farsi ist jetzt nicht das Problem, weil wir da eh zwei Leute im Team haben, aber wenn es jetzt bei den Syrern um Arabisch geht oder bei den Somali, dann brau-chen wir einen Dolmetscher. Wenn es um genaue Sabrau-chen geht halt“ (P1, 61-62).

Das Wesentliche, was eine gute Betreuung ausmacht, da sind sich alle befragten Fach-kräfte einig, ist der Kontakt zu den Klienten sowie das Erlernen der deutschen Sprache. Je mehr die Jugendliche Deutsch als Fremdsprache beherrschen, desto offener und kommu-nikativer werden sie gegenüber ihren BetreuerInnen. Denn nach der Ankunft in Österreich und den anfänglichen Monaten in den jeweiligen Unterbringungseinrichtungen können die BetreuerInnen zunächst nur auf oberflächliche Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen, denn für tiefgründige Gespräche reicht oft der Wortschatz nicht. Deshalb sind anfangs die muttersprachigen BetreuerInnen eine wichtige Anlaufstelle für alle Jugendlichen. Die Jungs erzählten, dass es öfters einfacher ist, über gewisse Probleme oder komplexere Themen in der eigenen Sprache zu sprechen. Aber zugleich wenden sich einige der befragten Jugend-lichen gezielt oftmals an die deutschsprachigen BetreuerInnen, da das Üben der neuen Sprache sehr wichtig für sie sei. Allgemein stellt das die Fachkräfte vor kleine Hürden, da sie das Gefühl haben, dadurch nicht ihr ganzes Potential ausschöpfen zu können und den Jugendlichen nicht die Unterstützung geben zu können, die sie benötigen.

„[…] Mit den muttersprachigen Betreuern ist es da halt auch einfacher, da kommt viel mehr von den Jugendlichen. Das ist halt schon ein Problem, die Kommunikation. Man kann halt auch nicht sein volles Potential ausschöpfen, weil die Kommunikation limitiert ist. Das ist schon schwierig“ (F3, 73-74).

In diesem Fall ist es notwendig, dass sich die Fachkräfte nicht entmutigen lassen und versuchen, für die Jugendlichen auf andere Art und Weise Hilfestellung zu leisten.

„[…] Aber dann muss man halt kreative Wege finden, das Ganze zu meistern“

(F3, 73-74).

Auch für die befragten Jugendlichen ist der Austausch mit ihren BetreuerInnen sehr wichtig.

Da sie ohne ihre Familien hier in Österreich leben und noch nicht volljährig sind, brauchen sie Personen, zu denen sie aufblicken können, mit denen sie über ihre Probleme und An-liegen sprechen können. Zwar sind Freunde (aus den jeweiligen Unterbringungen, aber auch bereits neu gewonnene) für die UMFs eine große Stütze, dennoch brauchen sie Be-zugspersonen, die sich mit ihren Sorgen, Ängsten und auch Erfolgen auseinandersetzen und ihnen in allen Belangen unterstützend zur Seite stehen. Allgemein sind sich die Ju-gendlichen sowie die Fachkräfte einig, dass die Kommunikation untereinander gut klappt.

Vereinzelt sind die Jugendlicher der Meinung, dass sich die BetreuerInnen zu wenig mit ihren Anliegen und Wünschen auseinandersetzen und auch nicht die Familie ersetzen kön-nen:

„Ja. Sie ist nicht meine Mutter. Ein bisschen Sprechen ja, aber das machen nur zwei oder drei Betreuer“ […] (P1, 85-87).

Dies lässt sich auch wieder auf Kommunikationsschwierigkeiten, aber auch auf Frustration wegen des langen Wartens zurückführen. Manche der UMFs sprechen, wenn sie traurig sind, nur mit anderen Jugendlichen oder gehen auf ihr Zimmer, um in Ruhe über alles nach-denken zu können. Viele möchten sich einfach nur austauschen und das Gefühl haben, sich mitteilen zu dürfen. Da ist es egal, ob es sich um eine Fachkraft oder einen Freund handelt. Die meisten der Jugendlichen sprechen durchwegs positiv über das Team und ihre BetreuerInnen. Sie erwähnen, dass sie mit all ihren Sorgen und Wünschen zu den Betreu-erInnen oder auch zur Leitung gehen können und ihnen in den meisten Fällen weitergehol-fen werden kann:

„If we have a problem we can talk generally. We can get a meeting and our chef will come and we can discuss all together to solve the problem” (P2, 104-105).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es zwar aufgrund der Sprache manchmal zu Kommunikationsschwierigkeiten kommen kann, diese Hürden aber durch die Zusammen-arbeit im Team mit den Jugendlichen und mit DolmetscherInnen überbrückt werden kön-nen.

Sich gegenseitig zu respektieren, sich auszutauschen – manchmal auf kreative Art und Weise – wirkt sich auf die Jugendlichen in ihrer Lebensbewältigung sowie Lebensweltori-entierung positiv aus. Doch dafür müssen die Jugendlichen sowie die Fachkräfte im Stande sein sich gegenseitig zu vertrauen. Denn neben Kommunikation spielt das Vertrauen eine ebenso wichtige Rolle.

c) Vertrauen als Basis

Die UMFs sollten mit allen Problemen, Sorgen, Anliegen und Wünschen zu Teammitglie-dern der jeweiligen Einrichtungen kommen können. Die Jugendlichen und Fachkräfte müs-sen eine Basis finden bzw. schaffen, auf der sie sich vertrauen und sich gegenseitig res-pektieren können. Auch wenn es für sie einmal unangenehm ist, sollten sie mit den Betreu-erInnen oder LeitBetreu-erInnen sprechen können. Die befragten Fachkräfte sind sich einig, dass es wichtig ist, Vertrauen zu den Jungs aufzubauen und auf jeden Jugendlichen individuell einzugehen. Zwar wird mehrfach betont, wie wichtig der Gruppenzusammenhalt ist, jedoch jeder der Jugendlichen ein eigenständiges Individuum ist und jeder einzelne muss das Ge-fühl haben, mit allen Ängsten und Sorgen nicht alleine zu sein. Die meisten der Jugendli-chen haben bereits jetzt ein gutes Verhältnis zu ihren Bezugs- aber auch zu den anderen BetreuerInnen und der Leitung aufbauen können und vertrauen dem Team der jeweiligen Unterbringungseinrichtungen. Ein Jugendlicher erwähnt, dass er mehr Vertrauen zu den

weiblichen als männlichen Betreuern hat und ein weiterer betont, dass er seiner Bezugsbe-treuerin wie seiner Mama vertraue. Ein wirklich sehr schönes Zeichen, dass sich die Ju-gendlichen vereinzelt so wohlfühlen und sich ganz fallen lassen können.

„[…] Es geht eben auch viel über die Beziehung, das ist glaub ich auch das Um und Auf, dass du mit den Burschen arbeitest und dass sie Vertrauen aufbauen.

Wenn sie ein gesundheitliches Problem haben zum Beispiel, dass sie einem dann das im Vertrauen sagen auch wenn es für sie vielleicht gerade etwas un-angenehm ist. Auf jeden individuell einzugehen, schon auch als Gruppe zuse-hen, weil Peergroup auch wichtig ist, aber das jeder auch ein Individuum ist.

[…]“ (P3, 100-100).

Die Jugendlichen sind sich einig, dass sie den BetreuerInnen sowie dem gesamten Team der jeweiligen Unterbringungseinrichtungen vertrauen können. Manche der Jungs können sich mehr den weiblichen Fachkräften öffnen, da sie als Mutterersatz für sie fungieren. Ein Jugendlicher konnte zum Beispiel so großes Vertrauen in das gesamte Team aufbauen, dass er sich gerne mit allen MitarbeiterInnen austauscht:

„Ja, mit wirklich jedem kann ich sprechen. Mit Betreuern, mit Zivildiener, mit Nachdienst, mit jedem kann ich sprechen“ (P3 71-73).

Manch andere Jugendliche konnten noch nicht so großes Vertrauen ihren Bezugsbetreue-rInnen sowie zu den anderen Fachkräften aufbauen und besprechen daher ihre Sorgen mit außenstehenden Personen (Freunden, PatInnen, etc.).

„Ja, ich habe [Vertrauen], aber nicht mit allen. Ich kenne auch noch eine Frau und ich habe sie jede Woche besucht und mit ihr geredet über meine Probleme.

Und sie hat mitgeholfen und geantwortet, was ich machen soll“ (P7, 84-85).

Im Zusammenhang mit der Thematik Vertrauen lässt sich demnach festhalten, dass Ver-trauen die Basis für eine gute Kommunikation und auch für einen harmonischen Umgang miteinander darstellt. Wie Menschen miteinander umgehen, erschließt sich zum Teil dar-aus, in welchem Verhältnis sie zu ihrem jeweiligen Gegenüber stehen und ob sie diesem vertrauen und es respektieren.

d) Alltäglicher Umgang in der Unterbringungseinrichtung

Wie mit den Jugendlichen gearbeitet werden kann, hängt mit vielen Faktoren zusammen.

Zum größten Teil und da sind sich die befragten Fachkräfte einig, ist es eine Ressourcen-, Vertrauens- und Kommunikationsfrage. In zwei der drei Unterbringungseinrichtungen wün-schen sich die Fachkräfte insgeheim einen höheren Betreuungsschlüssel bzw. würden sich alle drei Einrichtungen höhere Tagsätze erhoffen, um mit den Jugendlichen besser und effektiver arbeiten zu können. Wie viele Jugendliche ein/e BezugsbetreuerIn bekommt, hängt von der jeweiligen Stundenanzahl, welche sie/er angestellt ist, sowie den jeweiligen Aufgabenbereichen ab.

„[…] zum einen richtet sich das bei uns nach der Prozentanzahl, wie viele Pro-zente der jegliche Betreuer hat. Wobei man sagen muss, es gibt niemanden unter 50% als Bezugsbetreuer, weil wir festgestellt haben unter 50% funktioniert das nicht gut. Hängt aber auch zusätzlich noch von den Aufgabengebieten ab.

Weil es zum Beispiel sein kann, dass einer zum Teil Aufgabengebiete hat, die ihm zeitlich so einschränken, dass er nicht so viele Jugendliche betreuen kann.

Das versuchen wir intern auch zu berücksichtigen“ (P2, 21-24).

Der niedrige Betreuungsschlüssel sowie die Ressourcenfrage können sich auch auf die Betreuung der Jugendlichen negativ auswirken. Da zu wenig Zeit bleibt bzw. Geld vorhan-den ist, um auf die individuellen Bedürfnisse der Jungs eingehen zu können. Für manche der Jugendlichen ist dies spürbar und wirkt sich negativ auf ihren Gemütszustand aus. Ein Jugendlicher äußert sich dazu, dass er es als sehr schwierig empfindet, dass alle vier Stun-den die BetreuerInnen wechseln und ihm so der Bezug fehlt. Allerdings besteht im Allge-meinen ein sehr harmonischer und freundschaftlicher Umgang zwischen den Jugendlichen und ihren BetreuerInnen:

„Not all the time because my Betreuer has a lot of work but sometimes he can afford me like ‚Now I have time and we could go outside if you want to‘. We are in one team. […]” (P2, 84-87).

„If we have a problem we can talk generally. We can get a meeting and our chef will come and we can discuss all together to solve the problem” (P2, 84-87).

„[…] wenn ich ein Problem habe, dann helfen mir die Betreuer. Wenn ein Brief kommt und wir nicht wissen was drin steht, dann helfen sie uns“ (P3, 94-95).

Auch der Umgang mit weiblichen MitarbeiterInnen stellt in allen Unterbringungseinrichtun-gen kein Problem dar. Wir befragten die Jungs auch bezüglich des Geschlechts der Be-treuerInnen, wobei sich aber herausstellte, dass es für sie keinen Unterschied mache, ob der/die BetreuerIn männlich oder weiblich ist. Sie beschrieben es als situationsabhängig, an welche/n BetreuerIn sie sich wenden würden, aber die meisten Jugendlichen würden bei Problemen oder Anliegen den/die eigene/n Bezugsbetreuer bevorzugen. Mit der Zeit und dem Aufbau von Vertrauen wurde der Umgang untereinander immer harmonischer und familiärer. Wie bereits beim Punkt Vertrauen erwähnt wurde, ist der Umgang sehr offen gehalten, die Jugendlichen sprechen nicht nur mit ihren BezugsbetreuerInnen sondern auch mit anderen BetreuerInnen, MitarbeiterInnen oder mit anderen Jugendlichen:

„F2: Jeder Jugendliche hat da ein bisschen andere Systeme, die ihn stützen bzw. helfen. Bezugsbetreuer haben bei uns grundsätzlich alle Jugendlichen.

Das ist grundsätzlich mal die größte Stütze. Aber abgesehen davon kann man bei uns sagen, dass es relativ offen ist. Die Jugendlichen kommen zu unter-schiedlichen Kollegen und Kolleginnen, ich bin mir sicher, dass die Jugendli-chen mehrere Personen als Ansprechpartner haben, denen sie ihre Anliegen mitteilen können“ (F2, 11-112).

Da sich die UMFs nicht nur mit ihren BezugsbetreuerInnen unterhalten und oft mit ihren

Da sich die UMFs nicht nur mit ihren BezugsbetreuerInnen unterhalten und oft mit ihren