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3. Standortbedingungen in Westchina

3.1 Natürliche Lagebedingungen

3.1.1 Geographische Lage und Topographie

China zeigt sowohl bezüglich seiner physisch-geographischen als auch sozio-ökonomischen Merkmale große Unterschiede (STAIGER 2000). Die Überlappung der administrativen Grenzen mit anderen geographischen Erscheinungsformen macht einige der grundlegenden Charakteristiken Westchinas aus (SCHÄDLER 1998). Westchina (73°25‘ – 126°04‘ E, 20°54‘ – 53°23‘ N) liegt zum größten Teil westlich des 110° E Meridians und kann ungefähr in zwei Teile gegliedert werden. Zum einen in den „nahen Westen“ (Shaanxi, Sichuan), wo Bevölkerungsdichte und Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung denen in Zentralchina ähnlich sind. Der westliche Teil ist der „ferne Westen“, der Tibet und Xinjiang einschließt und stärkere „westliche“ Merkmale aufweist, wie zum Beispiel geringe Bevölkerungszahl, eher rückständige Wirtschaft und raue Umweltbedingungen, aber auch eine Vielzahl an natürlichen Ressourcen (YEUNG & JIANFA 2004). Westchina teilt fast 15.000 km seiner

Grenzen mit mehr als 10 Ländern und Regionen Zentral- und Südostasiens, einschließlich mit der Mongolei und Russland im Norden, Pakistan, Afghanistan, Tajikistan, Kyrgistan und Kasachstan im Westen und Nordwesten und Indien, Nepal, Bhutan, Myanmar, Laos und Vietnam im Südwesten (STAIGER 2000).

Abbildung 1: Administrative Gliederung Chinas und geopolitische Lage

Quelle: http://www.lib.utexas.edu/maps/middle_east_and_asia/china_pol01.jpg

Die Topographie Chinas kann allgemein in fünf Typen eingeteilt werden, nämlich in Berge (33 %), Hochebenen (26 %), Becken (19 %), Ebenen (12 %) und Hügel (10 %). Fast ganz Westchina liegt auf Bergen und Hochebenen. Die Qinghai-Tibet-Hochebene hat eine durchschnittliche Höhe von 4.000 m und wird auch das „Dach der Welt“ genannt. In dieser Region befinden sich die höchsten Bergketten Chinas, einschließlich der Kunlun-Berge, der Altun- und Qilian-Berge im Norden, der Bayan Har-, Tangula- und Gandise-Berge im Zentrum und den berühmten Himalaya im Süden. In Richtung Norden, Osten und Südosten der weltweit höchsten Hochebene fällt das Gebiet zur Hochebene der Inneren Mongolei

allmählich ab, der Ordos- und der Yunnan-Guizhou-Hochebene. Die dritte Landform in Westchina bilden die Beckenlandschaften: das Tarim-, Junggar-, Qaidam- und Sichuan-Becken. Die topographischen Unterschiede spiegeln sich nicht nur in den riesigen Höhenunterschieden wider, sondern auch in den enormen geomorphologischen Unterschieden zwischen den Becken, Hochebenen und Bergketten. Direkt nördlich der Qinghai-Tibet-Hochebene liegt Xinjiang in einem riesigen Becken auf geringer Höhe inmitten riesiger Wüstenflächen (YEUNG & SHEN 2004).

Im Westen grenzt Guangxi an die Provinz Yunnan, im Südwesten an Vietnam, im Norden an Guizhou und Hunan und im Osten an Guangdong. 68,3 % der Gesamtfläche machen Berge und Hügelgebiete aus, Hochebenen und Ebenen 29,7 %. Guangxi besteht aus einem Becken, das von Nordwesten nach Südosten hin langsam abfällt. Die Bergtäler dienen als Verkehrsadern nach Norden. Das Bergland im Süden Guangxis ist das Yunkai-Gebirge. Zur Küste hin geht die Landschaft in Hügel und schließlich in Ebenen über. Das nordwestliche Bergland mit Höhen um 1.500 m bildet die topographische Grenze zur Hochebene von Yunnan und Guizhou. Das nördliche Gebirgsland ist durch ein steiles Felsenrelief gekennzeichnet. Die Ebenen in Guangxi verteilen sich auf Gebirgsbecken und Flusstäler, vor allem im Einzugsgebiet des Yujiang und am Unterlauf des Hongshui in etwa 200 m Höhe. 50

% der Fläche Guangxis besteht aus Kalkstein, wodurch die Landschaft um Yangshuo und Guilin entlang des Lijiang ihr charakteristisches Aussehen bekommt (SCHÄDLER 1998).

Im Norden grenzt Yunnan an Tibet und Sichuan, im Osten an Guangxi und Guizhou. Der Norden ist mit Gipfeln über 3.000 m höher als der Süden, welcher sich nur auf 1.500 m bis 2.200 m erhebt.22 Yunnan kann in zwei Großlandschaften gegliedert werden. Der Westteil Yunnans wird vom Hengduan-Gebirge und seinen Ausläufern geprägt, wobei sich im Süden des Hengduan mehrere steile Gebirge befinden, die meist um 4.000 m hoch liegen. Nach Süden hin strömen Flüsse leicht fächerförmig auseinander und die Gebirge verlieren an Höhe.

Die Landschaft geht dort in eine unter 2.000 m Höhe gelegene Hochebene über. In diesem Gebiet gibt es tropische Regenwälder. Östlich des Yuanjiang-Flusses befindet sich die Ostdian-Hochebene, der Hauptteil der Yunnan-Guizhou-Hochebene. Auch sie besteht aus Kalkstein und ist durch bizarre Steinwälder, Höhlen und unterirdische Flusstäler charakterisiert. Am berühmtesten ist der Steinwald (shilin) im Kreis Lunan, südwestlich von Kunming. Zwischen den Bergen befinden sich einige größere Becken wie das Kunming-Becken (1.072 qkm), das Dali-Kunming-Becken (601 qkm) oder das Baoshan-Kunming-Becken (173 qkm), welche auch am dichtesten besiedelt sind. Yunnan wird jedoch oft von Erdbeben heimgesucht, besonders in den Gürteln Qiaojia-Gejiu, Zhongdian-Dali und Tengchong-Lincang (SCHÄDLER 1998).

80 % der Fläche Guizhous sind tief zerschluchtetes Bergland. Im Norden grenzt Guizhou an Sichuan, im Westen an Yunnan, im Osten an Hunan und im Süden an Guangxi. In der Mitte Guizhous verlaufen zwei ausgedehnte Gebirge von Südwest nach Nordost. Im Norden fällt das Dalou-Gebirge mit Höhen um 1.500 m nach Nordwesten hin steil zum Sichuan-Becken ab. In diesem Teil der Hochebene befinden sich einige kleine Becken und Flusstäler, die

22 http://www.china.org.cn/de-xibu/yunnan-de.htm, S. 1

landwirtschaftlich genutzt werden und dicht besiedelt sind. Der Südteil der Hochebene wird von einem Kalksteingebirge gebildet.

Sichuan liegt im Südwesten Chinas, ist im Westen höher als im Osten. Es grenzt an Guizhou, Hunan und Hubei im Südosten, im Nordosten an Shaanxi, im Norden an Gansu, im Nordwesten an Qinghai, im Westen an Tibet und im Südwesten und Süden an Yunnan.

Sichuan kann in zwei Großlandschaften gegliedert werden, in das östliche Sichuan-Becken und in die Westsichuaner Hochebene und Berglandschaft. Die Ebenen haben einen Anteil von 9,4 %, das Hügelland von 9,9 %, die niedrigen und mittleren Berggebiete von 51,2 % und die Hochebenen von 22,5 % an der Gesamtfläche. Das Sichuan-Becken, eines der vier großen Becken Chinas, erstreckt sich auf 35 % der Gesamtfläche Sichuans und liegt durchschnittlich 250 bis 700 m über dem Meeresspiegel. Am Südwestrand des Beckens erhebt sich eines der vier im Buddhismus heiligen Gebirge, das berühmte E’mei-Gebirge (3.099 m). Die Hochebene in Westsichuan liegt meist über 3.000 m über dem Meeresspiegel und die Gipfel über 4.500 m sind vergletschert. Die Höhenunterschiede zwischen Tälern und Gebirgen nehmen von Norden nach Süden allmählich zu und erreichen 2.000 m, im Westen bis zu 3.000 m (SCHÄDLER 1998).

Im Norden Shaanxis liegt die Lösshochebene auf einer Höhe zwischen 800 und 1.300 m und macht etwa 45 % der gesamten Provinzfläche aus. Im Zentrum befindet sich die Guanzhong-Ebene und im Süden das Qinling-Bashan-Gebirge. Die Guangzhong-Guanzhong-Ebene erstreckt sich von Baoji im Westen bis Tongguan im Osten. Sie liegt auf etwa 450 m und ist ein bedeutendes Agrargebiet aufgrund ihrer fruchtbaren Lössablagerungen. An der Ostseite senkt sich das von einigen Becken durchsetzte Bergland ab. Im Norden der östlichen Ausläufer erhebt sich der Huashan, einer der fünf „heiligen Berge“ Chinas.

Gansu liegt am Oberlauf des Gelben Flusses an den Ausläufern der Tibetischen und Mongolischen Hochebene in einer wüstenreichen Region. In Gansu treffen die Qinghai-Tibet-Hochebene, die Hochebene der Inneren Mongolei und die Lösshochebene aufeinander. Gansu lässt sich in fünf Großlandschaften aufteilen. Erstens in die Südgansu-Berglandschaft, welche sich auf einer Höhe zwischen 2.000 und 4.000 m erstreckt und von Osten nach Westen zur Qinghai-Tibet-Hochebene ansteigt. Nördlich davon befinden sich die Mittel- und die Ostgansu-Lössebene. Die für den Ackerbau so wichtige Lössschicht erreicht hier maximal 40 m. Weite Teile der Lösshochebene sind von Erosion betroffen. Westlich der Gansu-Lösshochebene erstreckt sich in einer Höhe zwischen 3.000 und 4.500 m als südliche Grenze zu Qinghai der Gebirgszug des Qilian, der aus einer Reihe zumeist parallel in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Bergketten besteht. Das Beishan-Bergland im Nordwesen Gansus liegt auf einer Höhe von durchschnittlich 2.000 m und bildet die Südwestgrenze zur innermongolischen Hochebene. Zwischen dem 38. und 40. Breitengrad erstreckt sich in ostwestlicher Ausdehnung zwischen dem Qilian-Gebirge und den Wüstenregionen der mongolischen Hochebene in Höhen um 1.500 m ein 1.000 km langer und 100 km schmaler Korridor, der nach seiner geographischen Lage Hexi, also westlich des Gelben Flusses, oder als Gansu-Korridor bezeichnet wird. Hier findet die größte Getreideproduktion Gansus statt.

Weite Teile westlich von Zhangye sind Wüstengebiete und Salzsümpfe. Die Oasen an den

drei abflusslosen Flüssen sind sehr fruchtbar und wichtige landwirtschaftliche Anbaugebiete Gansus (YEUNG & SHEN 2004).

Ningxia bildet nach den Stadtstaaten und Hainan die kleinste Verwaltungseinheit auf Provinzebene in China. 16 % der Fläche bestehen aus Gebirge, 27 % sind Ebenen, 38 % Hügel, 18 % Stufenland und 2 % Wüste. Das über 200 km in Nord-Süd-Richtung auf einer Höhe von über 2.000 m verlaufende Helan-Gebirge ist die Westgrenze Ningxias zur Alashan-Hochebene der Inneren Mongolei. Im Süden der Provinz ragt über der Lösshochebene (in einer Höhe von etwa 2.000 m) das Liupan-Gebirge empor, dem sich im Nordwesten als Grenze zu Gansu das Quwu-Gebirge anschließt. Der Nordosten des südlichen Berglandes Ningxias ist Teil der Lösshochebene und weist deren typische Formenvielfalt auf. Die Lössschicht kann im Süden eine Mächtigkeit bis zu 100 m erreichen und ist stark von Erosion betroffen. Die Ebene erstreckt sich in einem schmalen Streifen von maximal 40 km bis in den äußersten Norden Ningxias. Die Yinwu-Ebene im Westen des Gelben Flusses durchzieht ein Bewässerungssystem und ist heute ein bedeutendes Getreideüberschussgebiet des Nordwestens (YEUNG & SHEN 2004).

Qinghai liegt im Süden Nordwestchinas. Es ist das Quellgebiet des Gelben Fluss und des Changjiang-Flusses. Im Norden und Osten grenzt Qinghai an Gansu, im Nordwesten an Xinjiang, im Südwesten an Tibet und im Südosten an Sichuan. Ein Großteil Qinghais besteht aus Hochebenen und Bergland in Höhen zwischen 2.500 und 4.500 m. Die Bergketten Qilian und Altun bilden den Norden und Nordwesten Qinghais. Das Altun-Gebirge bildet die Grenze zwischen dem Tarim- und dem Qaidam-Becken. Die schneebedeckten Gipfel des sich im Osten erstreckenden Qilian-Gebirges versorgen die Land- und Viehwirtschaft im Qaidam-Becken mit Wasser. Der Westteil des Qilian besteht aus mehreren parallel zueinander verlaufenden Gebirgsketten und Flusstälern. Zwischen dem Altun- und Qilian-Gebirge im Norden und dem Kunlun-Gebirge im Süden liegt das Qaidam-Becken mit einer Fläche von 240.000 qkm. Im Südosten ist wegen seiner Lössböden und guten Bewässerungsbedingungen ein wichtiges Agrargebiet. Außerdem besitzt es wegen des Reichtums an Bodenschätzen für die wirtschaftliche Entwicklung Qinghais eine große Bedeutung (siehe 3.1.5).

Geographisch liegt Xinjiang, das mit 5.400 km die längste Außengrenze zu den Nachbarstaaten unter den chinesischen Provinzen hat, an der Nahtstelle zwischen China und Zentralasien. Xinjiang grenzt an Russland, die Mongolei, Kasachstan, Kyrgistan und Tajikistan, Afghanistan, Pakistan, Indien, Tibet sowie im Osten an die Provinzen Qinghai und Gansu. Etwa 38 % der Fläche Xinjiangs nehmen Gebirge ein, Hochebenen und Hügellandschaft jeweils 5 %, intramontane Becken 6 % und Ebenen 45 %. Die Ebenen bestehen zu mehr als 60 % aus Sand- und Geröllwüste. Xinjiang besteht im Wesentlichen aus drei großen in Ost-West-Richtung verlaufenden Bergketten und den zwischen diesen liegenden Becken. Das Tianshan-Gebirge umfasst mehrere parallel zueinander in Ost-West-Richtung verlaufende Gebirgsketten mit dazwischen liegenden Becken- und Tallandschaften.

Die bekanntesten Becken sind im Osten das Hami- und das Turpan-Becken, das mit 154 m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt Chinas ist, und im Westen das Ili-Tal. Das Altay-Gebirge im Norden ist bewaldet und verläuft auf einer Höhe von 2.000 bis 3.000 m von Nordwest nach Südost. Die Gebirgskette im Süden umfasst die Gebirge Karakorum, Kunlun,

Altun und den Pamir. Zwischen dem Altay- und dem Tianshan-Gebirge erstreckt sich im Norden das Junggarische Becken (über 200.000 qkm), welches die Form eines Dreiecks hat und durchschnittlich auf 500 m liegt. Südlich des Tianshan breitet sich das 500.000 qkm große Tarim-Becken auf einer Höhe von etwa 1.000 m aus. Dies ist außer im Osten von allen Seiten von Gebirgen umgeben. In der Beckenmitte liegt mit 320.000 qkm die größte Wüste Chinas, die Taklamakan-Wüste (SCHÄDLER 1998).