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3. Standortbedingungen in Westchina

3.3. Infrastruktur- und Infrastrukturdichte

3.3.1 Überblick

Westchina litt wegen unzureichender öffentlicher Ausgaben an einer schlechten Infrastruktur und deswegen unter langsamen Wirtschaftswachstum. Infrastruktur kann als „soziales Kapital“ gesehen werden, welches öffentliche Einrichtungen wie Straßen, Eisenbahnen, Dämme und Bewässerungskanäle, öffentliche Versorgung wie Energie, Telekommunikation, Leitungswasser, Müllabfuhr und Gasleitungen und Transportsektoren wie Häfen, Flughäfen und Wasserwege einschließt und aufrechterhält. Die Infrastrukturkapazität einer Region korreliert positiv mit der wirtschaftlichen Produktivität und ist somit die Antriebsmaschine für wirtschaftliches Wachstum (FULIN 2004).

Gegenwärtiger Status der Infrastruktur und Baupläne

Transport, Wasserversorgung, Kommunikation und der Aufbau der städtischen Infrastruktur stellen die Hauptsektoren des Infrastrukturaufbaus in Westchina dar. Der Transport hat dabei die höchste Priorität. Die Zentralregierung hat bereits mehr als 100 Milliarden RMB darin investiert.

Einige der Hauptinfrastrukturprojekte in Westchina sind das „Drei-Schluchten-Projekt“, die West-Ost-Gasleitung, die Sebei-Xining-Lanzhou-Leitung, das West-Ost-Energietransfer-Projekt, die Kraftwerke in Longtan und Gongboxia, die Bose Hydrojunktion und die Eisenbahnlinien zwischen Golmud und Lhasa, Chongqing und Huaihua, Nanjing und Xi’an, Neijiang und Kunming, Baotou und Xi’an, Xi’an und Ankang; auch der (Aus-)Bau der nationalen Autobahnstrecken, von Flughäfen und der Stadtbahn in Chongqing (YEUNG &

SHEN 2004).

Gemäß dem 11. Fünfjahresplan von 2006 bis 2010 werden die Investitionen in den Bau der Infrastruktur eine Summe von 10.000 Milliarden RMB erreichen.

In der nachfolgenden Tabelle sind die gegenwärtigen Initiativen für den Infrastrukturaufbau in Westchina dargestellt, welche in vier Hauptbereiche eingeteilt werden können.

Tabelle 27: Gegenwärtige Initiativen für den Infrastrukturaufbau in Westchina Konstruktion von Wasserspeicherungseinrichtungen auf den Feldern

Wasseraufbereitungstechnologien in den bewässerten Regionen auf dem Ordos-Plateau, am Gelben Fluss in Ningxia, in der Guanzhong-Ebene und im Heihe-Becken

gebietsspezifische Wasseraufbereitungstechnologien, Sprinklerbewässerung und Trickel-Bewässerung

Förderung von Recycling von Industriewasser und Speicherung von Binnenwasser, Abwasserbehandlung

Wasser- aufbereitungs- einrichtungen

Säuberung der Flüsse Tarim und Hei und Schutz der Wasserressourcen in den Oberläufen des Yangtse-Flusses und in den Ober- und Mittelläufen des Gelben Flusses

Bau der Bewässerungsprojekte in Zipingpu auf dem Minjiang, in Shapotou auf dem Gelben Fluss, in Ni’erji auf dem Neijiang und in Bose auf dem Youjiang

Lösung des Problems der Trinkwasserknappheit

Beschleunigter Bau der nationalen Autobahnhauptlinien, besonders der fünf Nord-Süd- und der sieben Ost-West-Strecken. Bis 2010 sollen diese neuen nationalen Autobahnen gebaut sein und große und mittelgroße Städte miteinander verbinden:

Evenhot (Innere Mongolei) – Hekou, Chongqing – Zhanjiang (Guangdong),

Suifenhei (Heilongjiang) – Manzhouli (Inner Mongolia), Dandong (Liaoning) – Lhasa, Qingdao (Shandong) – Yinchuan, Lianyungang (Jiangsu) – Korgas, Shanghai – Chengdu, Shanghai – Ruili, Hengyang (Hunan) – Kunming.

Aufwertung und Bau von acht Provinzautobahnen:

Lanzhou – Yunnan (Mohan), Baotou – Beihei, Altay – Kunjirap, Yinchuan – Wuhan, Xi’an – Korla, Chengdu – Zhangmu (Tibet)

Beschleunigung des Ausbaus der Haupteisenbahnlinien: Xi’an – Nanjing, Chongqing – Huaihua und Konstruktion von grenzüberschreitenden Verbindungen im Nord- und Südwesten

Verbesserung und Aufwertung der Flughäfen in Chengdu, Xi’an, Kunming, Lanzhou, Urumqi und Chongqing, beschleunigter Bau von Flughäfen in Touristengebieten.

Transportein- richtungen

Bevorzugter Bau von Navigationseinrichtungen in den Oberläufen des Yangtse- und des Perl- Flusses. Bau von Kanälen, die die westlichen und östlichen Regionen miteinander verbinden.

Der 11. Fünfjahresplan will die Beschleunigung der Energieversorgung durch die südlichen Korridore (Kunming-Nanning-Guiyang) sowie den Bau eines Energienetzwerks und den verstärkten Transfer von Elektritzität nach Guangdong fördern.

Energieein-richtungen

Bau des West-Ost-Gasleitungsprojekts vom Tarim-Becken zum Yangtse-Delta, allmähliche Aufnahme der Öl- und Gasproduktion in Qaidam, Shaanxi, Gansu, Ningxia, Sichuan und Chongqing.

Beschleunigung des Baus der drei West-Ost- und des Nord-Süd-Breitbandtransfernetzwerkes entlang der euro-asiatischen Kontinentalbrücke und des Yangtse-Flusses; des Guiyang-Kunming-Netzwerks und des Nanning-Huhot-Netzwerks.

Verbesserung und Bau von Haupttransfernetzwerken optischer Kabel, Mikrowellen- und Satelliten-Kommunikation innerhalb der Provinzen und autonomen Regionen, verbesserter Kundenzugang zu den Netzwerken.

Entwicklung von Festnetz-Telefonnetzwerken und Handy-Netzwerken, verbesserte Computer-Informationsnetzwerke und Entwicklung von öffentlichen Dienstleistungsinformationsplatt-formen und elektronischem Handel, Fernbildung und telemedizinischer Fürsorge.

Kommunika- tionseinrich-tungen

Stärkung der Postdienstleistungszentren in den Provinzhauptstädten und Aufwertung der städtischen Postnetzwerkeinrichtungen, Erhöhung der Lieferungsgeschwindigkeiten und der Dienstleistungen in städtischen und ländlichen Gegenden.

Quelle: Eigenentwurf, Daten: YEUNG & SHEN 2004

Transport und Kommunikation

Vor der Aufnahme der „Go-West“-Strategie waren Transport- und Kommunikationseinrichtungen in Westchina sehr unterentwickelt. Im Jahr 2000 wurden bezüglich der Entwicklung der Eisenbahnlinien bedeutende Fortschritte gemacht. Die Xi’an-Ankang-Eisenbahnlinie wurde fertiggestellt und die Chengdu-Kunming-Linie höher elektrifiziert. Zusätzlich wurde die Baoji-Lanzhou-Strecke doppelgleisig ausgebaut und mit dem Bau der Ningxia-Xi’an- und Chongqing-Huaihai-Linien begonnen. Die Qinghai-Zhangmu-Linie wurde fertiggestellt und ist die weltweit höchste Eisenbahnstrecke.

Westchinas Autobahnnetz weist insgesamt noch eine große „Leere“ auf. Das nationale Autobahnnetz besteht aus fünf Nord-Süd- und sieben Ost-West-Hauptlinien und soll bis 2010 weitreichend ausgebaut werden. Die Bedeutung von Autobahnen gegenüber Eisenbahnlinien ist in jeder Hinsicht groß, da der Transport über Autobahnen viel flexiber ist, sowohl bezüglich der Nachfrage als auch bezüglich der Kundenerreichbarkeit. Sichuan ist eine der wenigen Provinzen mit mehr als 1.000 Autobahnkilometern.

Für den Luftverkehr wurden Urumqi, Xi’an und Kunming als Hauptzentren bestimmt. Ihre Einrichtungen wurden erweitert und Zubringerflughäfen gebaut. Das gesamte regionale Luftverbindungsnetz wurde rationalisiert. Im Jahr 2000 bekamen 18 Flugstrecken und Zubringerflughäfen in Westchina Priorität für weitere Entwicklung. Diese sollen Investitionen in Höhe von 7,2 Milliarden RMB erhalten.

Für die Nutzung und Entwicklung des Wirtschaftspotenzials in Westchina spielen außerdem Kommunikation und Telekommunikation eine grundlegende Rolle. China baut ein nationales Netzwerk mit acht Nord-Süd- und acht Ost-West-Faserkabeln auf, welches sehr zur Entwicklung Westchinas beitragen wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung der Transporteinrichtungen in Westchina auf Sichuan, Chongqing, Yunnan, Shaanxi und Xinjiang konzentriert war, insbesondere auf den Autobahnbau, da von 1990 bis 1998 in diesen Regionen 87 % des neuen Autobahnbaus erfolgte. Gansu, Ningxia, Qinghai und Guizhou hatten auf der anderen Seite eine schwächere Infrastrukturbasis und erfuhren eine langsamere Entwicklung (YEUNG &

SHEN 2004).

In Westchina bestehen generell gesehen drei Infrastrukturkorridore, für welche die Regierung mehrere Entwicklungsstrategien entworfen hat und die in der nachfolgenden Tabelle dargestellt sind.

Tabelle 28: Entwicklungsstrategien für die drei Infrastrukturkorridore Westchinas Korridor Strategische Entwicklung für den Ausbau der

Infrastruktur

Integrierte Transportstrecken, basierend auf Eisenbahnen, erstklassigen Autobahnen, Energie-Leitungen und Luftfrachtnetzwerken,

aktive Anhebung des Niveaus von Kultur, Bildung und medizinischen Einrichtungen,

Verbesserung des Umweltschutzes und der Infrastruktur;

Verstärkung der Bemühungen, die Desertifikation entlang der Transportrouten in dürrebetroffenen Gebieten zu verhindern und Verbesserung der „Sand-Management-Einrichtungen“.

Unterstützung des Nordwestens bezüglich nationaler Sicherheit und Energietransferstrategien,

Verbesserung der Transportdienst-leistungen auf der euro-asiatischen Landbrücke für die Entwicklung eines für Asien und Europa logistischen nützlichen Gebiets,

Förderung der sozialen Entwicklung von ethnischen Minderheitsgebieten.

Chengdu- Chongqing

Stärkung des Baus von städtischer logistischer Infrastruktur, Bereitstellung von Plattformen für Informationsnetzwerke zur Förderung der regionalen Entwicklung,

Anhebung des Niveaus von städtischen öffentlichen Dienstleistungen mit Betonung der Vereinheitlichung städtischer Straßensysteme,

Entwicklung von Eisenbahnlinien, welche die zentralen und östlichen Regionen und Wasserrouten entlang des Yangtse Flusses verbinden,

Verbesserung der medizinischen Einrichtungen der Dörfer entlang dieser Routen.

Weitere Verbesserung existierender Infrastruktur und Förderung lokaler nachhaltiger Umweltprojekte,

Förderung des Status von Chengdu und Chongqing als Brückenköpfe für die strategische Entwicklung Westchinas.

Kunming- Nanning- Guiyang

Aufbau Kunmings als Zentrum des Fracht-Netzwerkes im Südwesten,

Anhebung der Kapazität des Südwestens bezüglich Land-See-Transportstrecken und Seehäfen entlang der Küste Guangxis, um logistische Dienste anzubieten,

Beschleunigung des Baus von Bewässerungseinrichtungen in kleinen Flussbecken und Verbesserung der ökologischen Umwelt,

Planung des internationalen Beihai-Fengsheng-Yinzhou-Logistikzentrums und städtischen Logistikparks.

Aufbau eines neuen

Wachstumszentrums für Logistik- Unternehmen,

Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in Armutsgebieten entlang der Transportstrecken.

Quelle: Eigenentwurf, Daten: YEUNG & SHEN 2004

Tabelle 29: Länge der Transportstrecken nach Regionen in den Jahren 2001 und 2004 (in Kilometern) Quelle: Eigenentwurf, Daten: STATISTICAL YEARBOOK OF CHINA 2002 und 2005

Bis auf Qinghai hat die Länge der Eisenbahnstrecken in allen anderen Regionen in Westchina abgenommen. Dies lässt sich dadurch erklären, dass ein Großteil der Eisenbahnstrecken von den Lokalregierungen betrieben wird und nicht-profitable Strecken daher stillgelegt wurden.

Obwohl die Zentralregierung in neue Strecken investiert, hat sich die Länge des Eisenbahnnetzes daher insgesamt verkleinert. In Qinghai wurde jedoch von der Regierung in Beijing in den Aufbau der Golmud-Lhasa-Strecke investiert, was dort zu einem Anstieg der Eisenbahnkilometer führte.

Bezüglich der Straßen- und Autobahnstrecken kann festgestellt werden, dass in den meisten Regionen ein rapider Ausbau erfolgte. Von 2001 bis 2004 hat sich die Länge der Strecken in den meisten Regionen Westchinas verdoppelt, nur Chongqing wies einen geringeren Anstieg auf. In Yunnan und Ningxia erfolgte eine Verdreifachung der Streckenlänge, in Xinjiang eine Verfünffachung und in Qinghai sogar eine Versiebenfachung.

Für die regionale Entwicklung ist insbesondere die Dichte der Transportinfrastruktur entscheidend, welche nachfolgend tabellarisch dargestellt ist.

Tabelle 30: Dichte der Transportinfrastruktur nach Regionen im Jahr 2000 Eisenbahn

33 Durchschnittswert aller Kategorien, Chongqing und Sichuan wurden zusammengefasst, keine Daten für Guangxi erhaeltlich

Ningxia 0.11 1.09 (2) 2 0.13 0.19 2.32 5.92 6.06 3 Sichuan u.

Chongqing

0.03 0.42 (6) 6 0.18 0.16 1.33 1.98 8.80 4

Yunnan 0.02 0.49 (5) 5 0.14 0.02 0.45 2.32 24.06 1 Guizhou k. A. 0.97 (3) 3 0.15 k. A. 0.42 1.41 8.03 5 Qinghai k. A. 0.15 (7) 7 k. A. k. A. 0.25 0.75 1.10 7 Xinjiang k. A. 0.14 (8) 8 0.03 k. A. 0.34 0.79 0.86 8 Nationaler

Durchschn.

0.05 0.61 0.17 0.21 1.59 2.88 7.82

Quelle: Eigenentwurf, Daten: CHINA TRANSPORTATION AND COMMUNICATION YEARBOOK 2001

Wie aus der Tabelle erkenntlich wird, ist die Transportdichte in Qinghai und Xinjiang am schlechtesten. Insbesondere bei den erstklassigen Straßen liegt Westchina weit hinter dem nationalen Durchschnitt zurück. Während die Zentralregierung für die Haupteisenbahnverbindungen verantwortlich ist, können die Lokalregierungen in lokale Eisenbahnverbindungen investieren. Trotzdem ist das nationale Eisenbahnsystem dominierend. Auf ihm findet 95,6 % des Transports der gesamten Eisenbahnfracht statt. Die beste Transportdichte des lokalen Eisenbahnnetzes und der erstklassigen Straßen weist Ningxia auf. Shaanxi hat das dichteste staatliche Eisenbahnnetz, gefolgt von Ningxia und Guizhou. Sichuan, Gansu, Yunnan, Qinghai und Xinjiang liegen unter dem nationalen Durchschnitt. Yunnan hat ein vergleichsweise dichtes Straßennetz, allerdings sind die Straßen nur vierter Klasse und es ist fraglich, ob schneller Gütertransport auf diesen Straßen möglich ist. Xinjiang, Gansu und Qinghai haben die schlechtesten Verkehrsnetze und liegen grundsätzlich unter dem nationalen Durchschnitt.

Tabelle 31: Frachtverkehr (auf Schiene, Straße, Wasser) nach Regionen im Jahr 2001 (in 10.000 t)

Region Insges. Eisenbahn Anteil (in %) R. StraßenAnteil (in %) R. Wasserwege Anteil (in %)

Beijing 30.608 2.601 8.49 28.007 91,5 4.879 0,01 Shanghai 50.880 1.080 2.12 28.869 56,73 20.931 41,15 Guangxi 29.982 4.211 14.04 6 23.747 79,2 8 2.024 6,76 Chongqing 28.210 1.772 6.28 10 24.600 87,2 2 1.838 6,52 Sichuan 51.977 6.353 12.22 8 43.218 83,14 6 2.406 4,64 Guizhou 16.344 3.875 23.70 2 12.114 74,11 9 355 2,19 Yunnan 52.781 3.450 6.53 9 49.189 93,19 1 142 0,27 Shaanxi 31.364 4.318 13.76 7 26.964 85,97 3 82 0,27 Gansu 23.639 3.423 14.48 5 20.179 85,36 5 37 0,16 Qinghai 5.042 737 14.61 4 4.305 85,39 4 - 0 Ningxia 6.822 2.128 31.19 1 4.694 68,81 10 - 0 Xinjiang 20.918 3.955 18.90 3 16.963 81,1 7 - 0 Quelle: Eigenentwurf, Daten: STATISTICAL YEARBOOK OF CHINA 2002

In Yunnan und Sichuan war der Frachttransport am höchsten, nahezu neunmal so hoch wie in Qinghai. Nur in Guangxi, Chongqing, Sichuan und Guizhou erfolgte ein Teil des Frachttransportes über Wasserwege. In Ningxia fand fast ein Drittel des Frachttransports per Eisenbahn statt, dies war der höchste prozentuale Anteil in Westchina. In Yunnan und Chongqing spielte der Frachttransport mit der Eisenbahn eine vergleichsweise geringe Rolle.

3.3.2 Verkehrsinfrastruktur